LEO SAT DX - die extreme Version

EA6/EA4NF in Fromentera  -  Credits EA4NF
EA6/EA4NF in Fromentera - Credits EA4NF

Philippe, EA4NF, befindet sich derzeit auf Formentera. Er ist ein begeisterter Satelliten Operator, der vor allem auf den tiefliegenden Satelliten qrv ist. Er hat konsequent sein Satelliten DXCC Diplom über die tieffliegenden Satelliten gearbeitet, was durchaus nicht einfach ist.

Auch macht Philippe immer wieder durch extreme DX Verbindungen auf sich aufmerksam. Einige Distanzrekorde über Satellit durfte er schon verbuchen, welche am Rand der Footprints der Satelliten stattgefunden haben.

 

Wer sich so intensiv mit der Satellitenbetriebsart auseinandersetzt, entwickelt mit der Zeit ein Gefühl für Phasenlage und Dopplereffekte. Viel technische Unterstützung benötigt Philippe also nicht. Doch das ist Philippe nicht genug. Er sucht weiter nach den extremen Möglichkeiten, eine Satellitenverbindung zu Stande zu bringen.

Schon seit einiger Zeit ist er daran, Satellitenverbindungen nur mit einer Teleskopantenne und Handfunkgerät zu bewerkstelligen. 

Selber hatte ich das schon versucht und das funktioniert tatsächlich. Sogar mit einer Gummi-Antenne konnte ich Signale über einen tieffliegenden Satelliten senden. Allerdings nur, wenn absolut niemand auf dem Satellit qrv ist, ich die volle Leistung des Transponders zur Verfügung habe und der Satellit nicht allzu weit von mir entfernt ist.

 

Die grosse Schwierigkeit ist, die Antenne in der richtigen Position zur Phase des Satelliten zu halten. Neben der Beherrschung der Polarisationseffekten ist man gut beraten, wenn man auch die Antennenkonfigurationd der Satelliten kennt. Hier ein Beispiel: Während die Antennen bei SO-50 für die Up- und Downlinkfrequenz in der Phase um 90° versetzt installiert sind, benutzt AO-91 für Up- und Downlink ein und dieselbe Antenne und ist somit in derselben Phasenlage. Genau diese Kenntnis und Erfahrungen nutzt Philippe aus und stellt schon fast täglich mit der Teleskopantenne eine Satelliten QSO nach dem Anderen her.

 

EA4NF hat bereits so viel Erfahrung mit dieser Ausrüstung gesammelt, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, auch mit einer solche Ausrüstung das 100 DXCC Gebiete zu arbeiten. Nun, das ist jetzt schon ein sehr ehrgeiziges Ziel und ich war schon beinahe dazu geneigt zu behaupten, dass dies kaum möglich ist. Philippe hat mir und der ganzen Satelliten Community das Gegenteil bewiesen. Ein unglaubliches QSO hat er diese Woche zustande gebracht, wie folgendes Bild zeigt:

Unglaubliche Distanz, welcher EA6/EA4NF mit einer Teleskopantenne zurücklegte (Natürlich "nur" bis zum Satellit  -  Credits EA4NF
Unglaubliche Distanz, welcher EA6/EA4NF mit einer Teleskopantenne zurücklegte (Natürlich "nur" bis zum Satellit - Credits EA4NF

Dieses Transatlantik QSO mit VE1CWJ zeigt das Potential der FM-Satelliten. Nun bin ich überzeugt, dass sein Ziel durchaus erreichbar ist. Doch es braucht dazu auch erfahrene QSO-Partner, und niemand, welcher die Verbindung stört.

Philippe hatte Glück, dass der Footprint von AO-91 nicht über Zentraleuropa lag. So waren die "Big Guns" auf dem Satelliten nicht QRV.

 

"Big Guns" haben eigenes QSO zu Nichte gemacht!

Am 24.09. war ich mit HB9RYZ zu Gast bei der USKA Sektion in Thun. Wir durften den anwesenden Mitgliedern den Amateurfunkdienst über Satelliten demonstrieren. Mit meinem Kombi FT-817/818 versuchte ich ein QSO mit EA6/EA4NF über AO-91 herzustellen. Philippe konnte ich mit seiner Teleskopantenne sehr gut hören (Ich nutzte eine Alaska Arrow Antenne). Ich rief Philippe und ich konnte mein Signal vom Satelliten gut zurück hören. Doch dann kam eine "Big Gun" Station auf die QRG und rief Philippe ebenfalls. Sein Signal war so laut, das in der Folge der Empfänger des Satelliten erst einmal zugestopft wurde und vermutlich auch die AGC des Transponders einsprang. Leise Signale konnten so nicht mehr zum Transponder durch dringen Die "Big Gun" Station rief unentwegt nach Philippe. Und obwohl Philippe zu diesem Zeitpunkt die kürzeste Distanz zum Satelliten hatte, hörte ich sein Signal nicht mehr. Nur einige Wortfetzen. Ein erfahrener OM mit Hamspirit hätte sofort die Aussendung eingestellt und erst einmal abgewartet was passiert.

 

Die Anwesenden bei HB9T lernten somit folgendes über den Satellitenbetrieb:

- Zu viel Leistung ist schlecht

- Vollduplex ist unabdingbar

- QRP würde tatsächlich funktionieren, wenn auch der Hamspirit eingehalten wird.

- Einige Satelliten Operatoren benötigen Nachhilfeunterricht.

 

Meine Mission zu HB9T verbuchte ich somit als Erfolg. Wenn die anwesenden Mitgilieder der Satellitenvirus packt, werden sie sicher nicht solche Fehler begehen, wie sie es an diesem Tag erleben durften/mussten.

 

Einer meiner ersten Blogbeiträge nannte ich "Wie man einen Satelliten in die Knie zwingt". Dieser darf gerne kommentiert, kopiert, übersetzt und weiter verbreitet werden. Nebst der Vernichtung von interessanten QSOs wird auch ein weiterer negativer Punkt beschrieben, wenn man den Satelliten mit zu viel Leistung beglückt.

 

EA4NF hat mit den Widrigkeiten gelernt umzugehen. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er die 100 DXCC Gebiete auch nur mit einer Teleskopantenne über Satellit arbeiten wird.

 

Philippe: Grossartige Leistung! Recht herzliche Gratulation zu Deinem fantastischen QRP Satelliten DX mit VE1CWJ!

 

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