CAS-5A kurz vor dem Start - Seitensprung auf Kurzwelle

Alan, BA1DU, berichtet, dass der Satellit CAS-5A heute von einer "Sea Launch Plattform" gestartet werden soll.

Nun sind auch die geplanten Bahndaten bekannt: CAS-5A soll in einen Retropolaren Orbit mit einer Inklination von 97° geschossen werden. Die Orbithöhe beträgt ca. 550km.

 

Dazu hat er über Twitter 2 Mitteilungen versendet:

Welchen Status die übrigen geplanten Satelliten mit Kurzwellentransponder habe ist mir bisher nicht bekannt.

 

Nachfolgend der damalige Blogeintrag mit der ersten Ankündigung:

Blogeintrag vom 07.09.2020:

 

In den letzten Jahrzehnten wurde der Amateurfunkdienst über Satellit durch Frequenzen ab 145 MHz und höher dominiert. Das war nicht immer so - und soll sich nun schon bald wieder ändern.

Symbolbild CAS-7 (Credits: CAMSAT - Gunters Space Page)

 

Bei den Chinesen kann man in den letzten Jahren sehr gut beobachten, wie sie die letzten 50 Jahre Raumfahrtgeschichte im Schnellzugstempo per copy/paste replizieren. Davon betroffen sind allerdings eher die Missionsziele und nicht zwingend die verwendete Technologie. Denn die entspricht dem heutigen Stand.

 

Die CAMSAT hat im Frühling 2020 den Start von CAS-7A und CAS-7C für den 15.09.2020  bekannt gegeben. Das ist also nun schon in den nächsten Tagen der Fall. Das Projekt wurde schon vor einigen Jahren angekündigt und anscheinend immer wieder verschoben. Viel erfährt man von den Chinesen nicht.

Noch ist es ruhig um den bevorstehenden Start. Wie in den meisten Fällen der chinesischen Raumfahrtereignissen, werden die nächsten Informationen wohl erst nach dem Start veröffentlicht. Auch gut - so bleibt die Spannung hoch. 

 

Update vom 20.09.2020: Anscheinend ist ein Start erfolgt, jedoch mit anderen Nutzlasten. Bisher gibt es keine aktuellen Informationen aus China

 

Update vom 29.09.2020: Wie inzwischen vermutet wurde, musste  der Start von CAS-7A leider auf den kommenden Mai verschoben werden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir bleiben gespannt. Hier die entsprechende Meldung dazu von AMSAT-UK: 

 

Während CAS-7C einen fast schon zum Standard gehörenden V/U Transponder als Payload mitführen wird, fällt die Konfiguration bei CAS-7A besonders ins Auge: Erstens besitzt dieses gleich mehrere Transponder und zweitens: Bei zweien Transpondern wird Kurzwelle verwendet. Einer teilweise, der andere komplett. Womit wir grundsätzlich beim Thema Copy/Paste währen. Das gab es alles schon einmal. Wie wir weiter unten sehen, werden die Chinesen ihrem Ruf (Kopierweltmeister) diesbezüglich aber nur zum Teil gerecht.

 

Nun, uns Funkamateure stört das überhaupt nicht. Wir freuen uns, denn einen Kurzwellentransponder gab es schon lange nicht mehr. Und Erfahrungsberichte aus der Vergangenheit gibt es wenige.

 

Es waren die Russen, welche zu Beginn der 80er Jahren im letzten Jahrhundert mit den Missionen ISKRA-1 bis ISKRA-3 reine Kurzwellentransponder in den Orbit brachten. Besonderheit am Rand: ISKRA-2 war der erste Amateurfunksatellit, der von den Kosmonauten Anatoli Beresowoi und Walentin Lebedew, aus der Raumstation Salyut-7 in einer Höhe von knapp 350km Höhe ausgesetzt wurde:

 

Viel ist leider nicht über die ISKRA-Missionen bekannt. Viel Zeit hatten die Funkamateure für die Experimente damals nicht, denn nach wenigen Monaten sind die Satelliten wegen Reibung an der Restatmosphäre bereits wieder verglüht. Die Russen legten aber später nochmals mit der Flotte der Radio Sputniks nach. Besonders RS-10/11 und RS-12/13 stachen dabei hervor. Diese schon fast legendäre Satelliten mit Kurzwellentransponder wurden Anfang der 90er gestartet. Sie hatten mehrere Transponder von 15 bis 2m an Bord. Mit Ihnen gelangen auch Verbindungen über die F-Schicht der Atmosphäre, während sich die Satelliten selbst noch unterhalb des Horizonts der Beobachter befanden.

 

Die chinesischen Satelliten sind von der Transponder Konfiguration ähnlich aufgebaut wie die damaligen RS-Flotte. Geplant ist ein Sonnensynchroner Orbit mit einer Inklination von 98°. Die Bahnhöhe soll 500km betragen. Die Transponder besitzen eine Bandbreite von 30kHz und die Frequenzen wurden, so viel ich weiss zum ersten mal bei den chinesischen Satelliten, durch die IARU koordiniert und sieht folgendermassen aus:

 

 

Kurzwellen Lineartransponder:

Uplink: 21.245 – 21.275 MHzKorrektur vom 24.09.2020: 21.395 - 21.425 MHz (Siehe Kommentare - Danke Thomas, HB9SKA) 

Downlink: 29.435 – 21.465 MHz

CW-Bake: 29.425 MHz

 

Kurzwelle zu UHF Transponder:

Uplink: 21.245 – 21.275 MHz  - Korrektur vom24.09.2020: 21.395 - 21.425 MHz (Siehe Kommentare - Danke Thomas, HB9SKA) 

Downlink: 435.3575 – 435.3725 MHZ

CW-Bake: 435.430 MHz

 

VHF/UHF Linear Transponder:

Uplink: 145.865 – 145.895 MHz

Downlink: 435.3575 – 435.3725 MHz

CW-Bake: 435.430 MHz

 

VHF/UHF FM Transponder:

Uplink: 145.950 mhZ

Downlink: 435.455 MHz

4,8k/9.6k GMSK Telemetry: 435.480 MHz

 

Und als "Supplement" hat der Satellit eine Kamera an Bord, welche die Bilddaten mit 1 Mbps auf 10.460 GHz in GMSK sendet. Da haben all die schon einen Vorteil, welche ihr QO-100 Setup auf einem Azimuth/Elevations-Rotor installiert haben. 

 

Das sind also sehr interessante Projekte, mit welchen uns die Chinesen uns schon bald (hoffentlich) beglücken werden.

 

Als ich meine UKW-Lizenz 1995 erhalten habe, waren die RS-Satelliten im Kurzwellen-Mode für mich Tabu. Nicht, dass ich nicht wollte, aber das senden war für meine Lizenzklasse auf Kurzwelle verboten. Selbst beim Betrieb über Mode A-Transponder (2m/10m) musste ich (noch kurze Zeit) die Finger lassen, obwohl ich meine Aussendungen im 2m-Band beschränkte. RS-15 habe ich dann später noch eine Zeitlang nutzen können.

In Erinnerung habe ich jedoch, wie die Kurzwellen-Amateure von den RS-Satelliten schwärmten, da diese so leicht zu arbeiten seien und  sogar Mobilbetrieb möglich war. Gut  - für den Mobilbetrieb über Satellit braucht es bei VHF und höher schon etwas KnowHow. Nicht aber bei Kurzwelle.

 

Was sicher ein grosser Vorteil des Kurzwellen-Transponders sein wird, ist der geringe Doppler-Effekt. Beim geplanten Orbit, mit einer Flughöhe von 500km, beträgt die Frequenzabweichung durch den Dopplereffekt ca. 700 Hz. Das reduziert sich dann aber bei 10m auf ca. 500Hz. Das ist aus Sicht Operating sehr einfach zu handhaben und bedarf daher nur ein wenig Grundkenntnisse. Ein Vorteil ist es aber schon, wenn man sich vorher mit dem Dopplereffekt und anderen Signaleffekten etwas auseinandergesetzt hat. Das hilft ganz bestimmt.

 

Für die Bodenstationen wird das Thema Antennen ein sehr interessantes Thema werden. Sinnvoll ist sicher die Verwendung von NVIS-Antennen, welche steilstrahlend sind. Da das Thema NVIS-Antennen seit einigen Jahren stark von den "Notfunkern" bewirtschaftet wird, findet man im Netz einige Bauanleitungen dazu. Und ganz ehrlich: Wer kann seine Antenne schon so hoch aufbauen, dass sie auch flaschstrahlend ist? Ich glaube, dass die meisten Funkamateure bereits (gewollt oder ungewollt) über eine NISV-Antenne verfügen,

Aus meinen Anfangszeiten im Amateurfunk kann ich mich gut daran erinnern, dass Kreuzdipole, welche Lambda 1/4 über Grund aufgehängt, sehr für den Kurzwellen Satellitenbetrieb empfohlen wurden. Aber auch mit vertikalen Rundstrahlern wird es sicher funktionieren, da die Polarisationseffekte diese sowieso in alle Richtungen drehen werden.

Da der Kurzwellen Linear-Transponder nicht invertiert ist, sollte man den Satelliten mit einem KW-Transceiver ganz einfach im Splitt-Betrieb arbeiten können. Aber Vorsicht, auch hier gilt: Nicht zu viel Sendeleistung verwenden! Ansonsten zwingt man den Satelliten in die Knie.

Ich bin gespannt, wer es schaffen wird, den Satelliten im Voll-Duplex Modus von seinem eigenen Standort aus arbeiten zu können. Das wird nicht einfach sein, 15m und 10m im Nahfeld so selektiv trennen zu können. Da haben bestimmt die DX- Natürlich kann man auchauf einen "lokalen" Web-SDR Zugreifen. In meinem Fall werde ich zur Überwachung meines Signals den Web SDR auf der Rigi nutzen. 

 

Spannende Experimente zeichnen sich am Horizont ab. Ich hoffe, dass auch andere Satellitenbauer den Mut haben, etwas exotische Transponder Frequenzen zu wählen. Das würde den Druck auf 2m und 70cm entschärfen und das Potential von brachliegenden Frequenzen nutzen.

 

Ausblick: Spass mit Füchsen (oder ähnlich) habe ich schon länger in Vorbereitung. Doch erhalte ich in den letzten Tagen einige Anfragen über den Crossband-Betrieb der ISS. Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln..

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