Die Sonnenstube der Schweiz - aber auch nicht immer ;-) Aber an diesem verlängerten Wochenende hat es endlich geklappt.
Mit dem Zelt auf den Campingplatz? - das haben wir schon seit über 15 Jahren nicht mehr gemacht. Also haben wir ein verlängertes Wochenende im Tessin gebucht. Genauer auf dem TCS-Campingplatz "Bella Riva" in Cordevio. Zelten ohne Zelt geht nun grad gar nicht und so haben wir kurzerhand ein neues Zelt gekauft. Ein kurzer Testaufbau zu Hause und ab ging's am Donnerstag-Abend ins Ticino. Einen Tag zuvor, haben wir aber noch im Tauchshop Luzern unsere bestellten Tauchflaschen abgeholt. (Mittwoch 22:30 Uhr - super Service)
Der Gotthard war trotz kurz bevorstehendem Beginn der Sommerferien staufrei. Und so waren wir auch schon etwas früher als geplant am Campingplatz angekommen. Offiziell wäre die Reception schon seit einer Stunde geschlossen. Doch der Schalter war immer noch besetzt und wir konnten die Formularitäten auch gleich erledigen.
Das Zelt war rasch aufgestellt und eingerichtet. Als Belohnung gab's im Restaurant eine Pizza. Hundemüde legten wir uns bei sternenklarer Nacht auf die Matten, versuchten das Teenager-gequassel noch eine Zeit lang zu ignorieren, dann aber schlug die Müdigkeit endgültig zu und wir schliefen seit Jahren wieder einmal im Freien.
Das Gate des Campingplatzes öffnete "erst" um 08.00 Uhr. Kurz die Dusche besucht und schon waren wir unterwegs Richtung Bignasco. Unterwegs machten wir aber noch einen Kaffi-Zwischenstopp, kauften uns Sandwiches und verdrückten die bis zur Ankunft am Tauchplatz Wolfsrachen. Wir waren die Ersten an diesem wunderschönen Freitag Morgen.
Als wir am Zusammenbauen unserer Geräte waren, tauchten schon die ersten Badegäste auf, die sich als ehemalige Basenbesitzer einer Tauchdestination in Belize entpuppten. Ein Hurricane machte dem Schweizer Paar ein Strich durch die Pläne und mussten ihre Träume dort begraben. Wir rüsteten uns aus, checkten uns gegenseitig und kraxelten den Hang hinunter bis zum Einstieg.
Die Maggia begrüsste uns mit kristallklarem Wasser. So dauerte es nicht lange, bis wir unsere Flossen angezogen hatten und gemeinsam im Becken 1 des Wolfsrachen abtauchten.
Der Tauchplatz ist uns vertraut und wir fanden uns unter Wasser sofort wieder zurecht. Nach einer hellen Passage, wo das Sonnenlicht noch ins Wasser eindrang, folgte auf Höhe der Brücke eine kurze, dunkle und mystische Phase. Dann noch einige abgerundete Felswindungen weiter und schon waren wir am Ende des Becken 1 angelangt. Die Sonne schien auch hier wieder ins Wasser und wir konnten einige Forellen beobachten.
Nun folgte ein Gekraxel über die Felsen. Seit unserem letzten Besuch hat die Maggia einiges Gestein verschoben. So konnten wir nicht unseren gewohnten Weg einschlagen. Wir mussten uns den neuen Weg ersuchen. Es kam aber schlimmer: Der Fels war im Gegensatz zu den vergangenen Jahren extrem glitschig. Es wurde zu einer Tortur. Ein Ausrutscher von Michi war nochmals glücklich ausgegangen.
Irgendwie schafften wir es dann doch zum Becken 2 und tauchten ab. Das zweite Becken ist tiefer als das erste, dafür weniger lang. Interessant ist dann der Übergang ins dritte Becken, ein kleiner Topf, der aus einem Wasserfall gespiessen wird. Viele Forellen waren dort anzutreffen und das Schauspiel war interessant. Wir drehten um und tauchten durch das zweite Becken wieder zurück. Die Solen unserer Füsslinge waren mit Algen voll. Eine Rutschpartie über den Felsen forderte unser Gleichgewichtssinn und Koordinationsvermögen.
Belohnt wurden wir dann aber wieder im Becken 1, als wir zum Einstieg zurück tauchten: Das wunderschönes Lichtspiel an den Felsen waren einmalig.
Nach den Tauchgängen machten wir erst einmal eine Pause im Schatten am Flussrand. Wir schauten den Badegästen zu, die inzwischen in grösserer Zahl eingetroffen waren, und dösten anschliessend noch eine Weile.
Unsere Geräte hatten noch sehr viel Luft übrig. Nichts sprach gegen einen weiteren Tauchgang im Becken 1. Die Sonne stand perfekt. Also schnallten wir unsere Geräte an, und tauchten im kühlen Nass ab. Nun gelangen auch ein paar Fotos, da das Licht dafür optimal war. Aber wir mussten eingestehen, dass wir ein wenig aus der Übung gekommen waren. Wir beliessen es mit dem Becken 1 und vermerkten im Logbuch: "...vermutlich das letzte Mal im Becken 2 und 3 getaucht..."
Der Hunger meldete sich. Also hielten wir Ausschau nach einer echten Tessiner Grotto. Am Strassenrand entlang der Maggia waren einige anzutreffen. Die waren aber schon fast überlagert. Auch hatten wir hie und da feststellen müssen, dass das Flair einer Grotto durch zu viel Kommerzialisierung ein wenig fehlte. Wir fanden aber unsere Grotto. Irgendwo innerhalb einer Ortschaft. Unter den Weinreben genossen wir so manch lokale Köstlichkeiten. hmmmm
Die Verzasca steht schon lange auf unserer Wunschliste. Da wir keine Flusstaucher sind, haben wir uns vorab im Internet über die Tauchplätze informiert. Es waren einige Sicherheitshinweise vermerkt. Aus der Ferne betrachtet, schätzten wir die Risiken aus unserer Unerfahrenheit konservativ hoch ein. Wir mussten uns die Tauchplätze vor Ort anschauen. Also haben wir am Samstag in der Früh unser vierrädriger Fury gesattelt und sind ins Verzascatal losgefahren.
Vorbei an der berühmten Verzasca-Staumauer, wo sich heute noch wagemutige Zeitgenossen mit einem Gummiseil im Stil von James Bond hinunter stürzen, sind wir schon bald an den Tauchplätzen Posse 1 und Posse 2 angekommen. Zu viele Taucher waren schon vor Ort und so fuhren wir gleich weiter zur Römerbrücke.
Wir hatten Glück und ein paar wenige Parkplätze waren an diesem Tauchplatz noch frei. Wasser und Sonnencreme eingepackt und schon standen wir an der Klippe zum Tauchplatz. Unten zog die Verzasca in aller Ruhe eine wunderschöne Bahn durch den Felsen. Die Taucher waren im kristallklaren Wasser gut zu sehen. Wenn die Wellen nicht wären - sie hätte ausgesehen, als würden sie im Tal durch die Luft fliegen.
Wir kraxelten den Felsen hinunter und schauten uns die Szenerie vor Ort an. Wir beobachteten die anwesenden Taucher eine Zeitlang, konnten gut erkennen, wie der Strömungsverlauf der Verzasca war und wo sich der sichere Ein- und Ausstieg befand. Da es in den Tagen nicht geregnet hat und auch kein Regen für diesen Tag zu erwarten war, entschlossen wir uns den Tauchgang durchzuführen. Die Risiken waren für uns absolut kalkulierbar, nichts sprach gegen ein Bad im kühlen Nass.
Zurück bei unserem vierrädrigen Fury, haben wir uns ausgerüstet. Das öffentliche WC war direkt am Parkplatz, was uns Tauchern natürlich sehr entgegen kam. Vollgepackt mit Tauchausrüstung, Wasser und Fotoapparate, pflügten wir unseren Weg durch die Touris, welche die Römerbrücke belagerten. Ein Reisebus ist gerade angekommen. Wenige der Touris kraxelten hinunter zum Felsen an den Fluss, sondern suchten schon beim ersten Anzeichen von Schweiss die Nähe der Klimaanlage im Bus. Andere meinten, dass sie gerne mit uns tauschen wollten und bei dieser Hitze gerne in den Fluss tauchen gehen würden. Wir dachten uns: "über die Felsen kraxeln bis zum Fluss hinunter dürfen die gerne mit uns tauschen...- aber das Tauchen selbst geben wir natürlich nicht her"
Bis zwei, drei grössere Überwindungen, war der Weg zum Tauchplatz auch gar nicht schlimm. Wir deponierten unseren Seesack mit Badetüchern, Wasser und sonstigen Zubehör und stiegen ins kühle Nass ein. Die Strömung drückte ein wenig an der Einstiegstelle, was aber absolut kein Problem war. So haben wir uns nochmals kurz gegengecheckt und tauchten gemeinsam zum ersten Mal in der Verzasca ab.
Wie geplant tauchten wir flussaufwärts mit dem Ufer an der linken Schulter. So konnten wir den Strömungsschatten vor der Römerbrücke wunderbar ausnutzen und genossen dabei ein herrliches Lichtspiel. Dann kam die Felsverengung, wo sich auch die Römerbrücke befand, und mussten dann in der Gegenströmung weiter tauchen. Wir rechneten mit grösserer Gegenwehr des Flusses. Und wenn man die Erwartungshaltung schon so tief setzt, ist dann das Erlebnis umso schöner. So flösselten wir immer weiter flussaufwärts und bestaunten die Felswindungen. Doch mit jedem Flossenschlagmerkten wir, dass die Gegenströmung immer mehr zunahm. Geschickt nutzten wir die verschiedenen Strömungsschatten aus und kamen so ein gutes Stück weiter... bis es dann wirklich nicht mehr gelang, dagegen anzukämpfen.
So folgte unweigerlich der gemütliche Teil des Flusstauchens: Wir konnten uns mit der Strömung hinuntertreiben lassen und bestaunten derweil eine unglaublich bizarre Felslandschaft auf welcher sich die gebrochenen Sonnenstrahlen spielerisch reflektierten. Ab und zu begleitete uns eine Forelle auf dem Weg flussabwärts. Aber auch hier halten die Unterwasserbewohner nichts von einer Karriere als Fotomodell. So fotografierten wir uns halt gegenseitig und versuchten die Unterwasserwelt auf unseren Datenchips zu verewigen. (Was das im Digitalzeitalter auch immer heissen mag... :-)
Nach der Römerbrücke schwenkten wir ins Lee ein und flösselten gemütlich mit dem Ufer auf der rechten Schulterseite zum Ausstieg. Ist die Verzasca ruhig wie an diesem Tag, birgt der Fluss nur sehr wenige Gefahren. Diese Risiken hat man mit einer vernünftigen Tauchgangsplanung sehr gut im Griff.
Auf dem Felsen genossen wir eine Oberflächenpause. Man muss sich aber dort vor der Sonne in acht nehmen und immer genügend Wasser trinken. Die Mittagsonne heizt unweigerlich alles auf. Schattenplätze gibt es kaum. Auf der Römerbrücke haben sich ein paar mutige? Springer angesammelt, die von dort aus unter grossem Applaus des Publikums (ohne Gummiseil) in die Verzasca sprangen. Einige machten dabei eine super Figur, andere sahen weniger gut aus - autsch...
Wir beobachteten die Szenerie eine Zeitlang und brachen dann auf zum zweiten Tauchgang. Da die Römerbrücke-Springer immer noch am Vorführen ihrer Kunststücke waren, tauchten wir an der "Einschlagstelle" am Grund entlang, damit wir nicht noch eine Schlagzeile in der Zeitung provozierten (Springer trifft Taucher) Unter Wasser konnten wir dann sehen, dass die Springer etwa 2m tief ins Wasser eintauchten. (Sprunghöhe etwa 12-15m) Wir filmten diese Szenerie und setzten den Tauchgang wie beim ersten fort.
Die knappe halbe Stunde genossen wir sehr unter Wasser. Nach dem Austauchen machten wir uns dann sofort auf den Rückweg zu unserem Auto. Der Weg muss man bewusst wählen und kleine Schritte machen. Dann ist die Belastung nicht sehr gross.
Eine Gelati als Belohnung
Wir verliessen das Verzascatal und suchten in der Nähe unseres Zeltplatzes eine Gelateria auf. Die Auswahl an Aromen ist nicht zu klein und nicht zu gross - da es hausgemacht ist, war es fast egal welche Sorte man wählte. Das Eis war/ist der Hammer. Nebenbei verewigten wir unsere Tauchgänge fein säuberlich im Logbuch und genossen den Platz im Schatten.
Zum Zeltplatz zurück wollten wir nicht - das war einfach zu heiss um dort herumzuschmoren. Uns zog es wieder ans Wasser. Wir fuhren einige Kilometer Flussaufwärts und entdeckten ein gemütliches Plätzchen am Ufer. Wir rollten unsere Liegematten am Schatten aus und dösten im Rausch unserer Stickstoffmüdigkeit daher.
Wie sollte es auch anders sein: Daniela nahm natürlich noch ein Bad im Fluss - ohne Neopren. brrr. Aber anscheinend hat das ihr gut getan.
Hunger? na klar! Auf zu unserer Grotto. Das Essen war wieder super fein. Zum Schluss gab es ein feiner Espresso und es wurde Zeit für die Rückreise zum Zeltplatz. Im Gesellschaftsraum wurde das WM-Fussballspiel um Platz 3 gezeigt. Das wollten wir nicht verpassen.
Deutschland hat gewonnen. Es war ein spannendes Spiel. Die Holländer auf dem Campingplatz interessierte das weniger. Die waren schon nervös genug vor dem bevorstehendem Finalspiel. Für uns war es ein perfekter Tag und wir legten uns nachts um 23.30 Uhr auf die Matten bei ca. 25 Grad Wärme...
Wir standen früh auf, nahmen eine gemütliche Dusche, räumten unser Zelt ab und verstauten alles im Auto. Kurz nach 08.00 Uhr checkten wir aus, assen noch eine Banane und düsten los Richtung Bignasco. Auch heute waren wir wieder die ersten am Tauchplatz. Klar - der Fluss lag auch noch zum Zeitpunkt total im Schatten. Auf der Brücke genossen wir die Szenerie und begutachteten nochmals den Tauchplatz aus der Vogelperspektive. Ein gute halbe Stunde lang waren wir alleine. Doch dann fielen die Taucher gleich im Rudel ein: Zwei Gruppen - eine aus Deutschland, die andere aus bella Italia. Und beide Gruppen mussten zeigen, dass sie das lautere Organ besassen. Ob die Anwohner das am Sonntagmorgen lustig finden? Natürlich wurde auch gleich überall parkiert. Naja - wir waren ja schon da, hatten ordnungsgemäss parkiert - alles andere ist nicht unsere Baustelle.
Wir zogen uns rasch um, da wir vermuteten was danach folgen würde. Als die ersten Sonnenstrahlen die Maggia erhellten, tauchten wir auch als erste Gruppe im Wolfrachen ab. Schon begrüssten uns die ersten Forellen und wir flösselten gemütlich durch das Becken. Am Ende angekommen, drehten wir um. Becken 2+3 kamen für uns nicht mehr in Frage. Im Flachwasserbereich ging es dann flussabwärts zurück. Unterwegs begegneten wir der ersten Gruppe, die wohl ein Wettrennen veranstaltet haben - oder auf den Zug mussten - oder was auch immer sich beeilen musste.
Die Oberflächepause war genial und wir konnten die Maggia dabei so richtig geniessen. Die italienische Gruppe machte sich zum Abtauchen bereit. Der Guide hatte noch deutsche Tauchtouristen dabei und erklärte ihnen in gebrochenem Deutsch den bevorstehenden Tauchgang. Er gab sich alle Mühe und briefte sehr gut. Im Gegensatz zu ersten Gruppe, hatten wir den Eindruck, dass diese kaum vom Fleck kam. Der Strand füllte sich mit weiteren Badegästen und nach einer Weile kamen die ersten Taucher von ihrer Tour zurück.
Wir machten uns bereit zu unserem Abschlusstauchgang. Die meisten Taucher der anderen Gruppen waren schon zurück als wir abtauchten. Tja, die Wühlmäuse haben ganze Arbeit geleistet. Das Wasser war schon merklich trüber als beim ersten Tauchgang, obwohl die Sonne nun richtig schön reinstrahlte. Trotzdem war die Sicht immer noch sehr gut. Da unsere Akkus der Fotoapparate schon am Tag zu vor leeg waren, tauchten wir an diesem Tag so richtig fotofrei. Zur Abwechslung auch wieder mal schön. Und wieder war dieses wunderschöne Lichtspiel zu sehen. Einfach einzigartig.
40 Bar zeigte das Finimeter von Michi. Höchste Zeit, den Tauchgang zu beenden. Wir waren auch schon beim Ausstieg angelangt und tauchten langsam auf. Wir packten unseren Seesack und kraxelten den Hang hoch zum Parkplatz. Unsere Tauchausrüstung war schnell verstaut. Noch rasch umziehen und schon waren wir unterwegs flussabwärts. Es war kurz nach 13.00 Uhr als wir bei einer der vielen Grotto's hielten und uns kulinarisch mit Costine verwöhnten. Doch das Maggiatal verliessen wir nicht, ohne noch ein feines Gelati in "unserer" Gelateria genossen zu haben.
Dann hiess es aber definitiv: Zelte abbrechen und auf nach Hause. Der Gotthard war quasi staufrei und wir mussten nur 10 Minuten warten. Aber schon am Südportal hatte es dicke Wolken und heftige Blitze schossen quer durch die Landschaft. Nach dem Tunnel begrüssten uns fette Regentropfen. Aber schon nach Altdorf war die Sonne wieder für uns da.
Fazit:
Nach 15 Jahren wieder mal auf einem Zeltplatz war ein Erlebnis. Das 3er-Zelt war aber schon fast ein wenig zu klein. Das müssen wir optimieren. Taucherisch haben wir wieder viel erlebt und gelernt. Das holen wir bestimmt wieder einmal nach - schon bald.