El Hierro - Unsere Vulkaninsel 2012

Seit über 10 Jahren reisen wir regelmässig auf unsere Insel El Hierro. Dass es eine Vulkaninsel ist, ist allgemein bekannt. Doch wenn die Erde täglich dutzendmal bebt und die Insel sich unter dem Druck der Magmakammer um über 10cm erhebt, kann man nicht mehr "nur" über El Hierro schreiben - nein, der Zusatz Vulkaninsel verleiht diesem Reisebericht eine besondere Note.

 

Ein spannendes Abenteuer


Die Reise hatten wir schon lange geplant und auch gebucht. Fällt doch unser 10 jähriges Tauchbrevet-Jubiläum in diese Zeit. Gar keine Frage, dass wir unsere Ferien bei Jutta und Günter von Fan Diving El Hierro verbringen.

 

Anreise:

Mit der Edelweiss flogen wir von Zürich nach Tenerife Süd. Der Flug war absolut frei von Turbulenzen und schon fast ein wenig langweilig. Zur langen Weile sorgte der Ausfall des Bordunterhaltungssystems. Zum Glück leben wir im Zeitalter von iPhone, MP3 etc. Die etwas mehr als 4h Flugzeit waren somit rasch vorrüber.

In Teneriffa angekommen, wollten wir standesgemäss unseren Mietwagen buchen. Doch Pustekuchen: Wer in der Hauptreisezeit den Mietwagen nicht vorreserviert, hat da keine Chance. Also bemühen wir doch das Taxi zum Hotel...

Durch die Ereignisse der vergangenen Monaten auf El Hierro und die daraus resultierende pseudo Panik in den Medien, riss der Touristenstrom zur Insel ab, was auch zu Lasten der Fährverbindungen zwischen Teneriffa und El Hierro ging. So konnten wir auch dieses mal erst Tage zuvor sicher sein, ob wir mit der Fähre oder mit dem Flieger von Teneriffa nach El Hierro übersetzen konnten. Gebucht haben wir daher schon im Voraus wieder das Hotel Vincci Golf in San Miguel, da schon klar war, dass weder Fähre noch Flieger am selben Tag einen Anschluss nach El Hierro sicherstellen konnten. Das Hotel liegt in der Nähe des Flughafens und etwa 20 Fahr-Minuten vom Fährhafen Los Cristianos entfernt. Durch ein Sonderangebot von Expedia konnten wir uns ausnahmsweise die Junior-Suite leisten, was wir natürlich in vollen Zügen genossen. Dass gleich nbenan ein Quartier mit über 20 Restaurants befindet, haben wir erst dieses Jahr festgestellt. Wir gönnten uns Tapas und Tortillas.

Als müssten wir zur Arbeit, riss der Wecker uns schon früh Morgens zum Bett raus. Nach einer kleinen Verpflegung packten wir unsere sieben Sachen und checkten aus. Punkt 06:30 Uhr wartete auch schon wie vereinbart das Taxi auf uns.

 Die Tickets für die Fähre haben wir über die Hotel-Reception gebucht. So mussten wir nicht mit den Massen am frühen Morgen am Schalter des Fährhafens anstehen. Durch die Streichung mehrer Verbindungen war der Andrang auf die wenig verbleibenden Kursen logischerweise recht hoch. Punkt 08:00 Uhr hiess es "Leinen los" und die Benchijigua Express der Fred Olsen machte sich auf die Reise.

Mit knappen 50'000 PS flitzte der Trimaran über den Atlantik nach La Gomera. Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter Richtung El Hierro, wo wir nach 2 Stunden und 15 Minuten nach Abfahrt in Teneriffa anlegten. Günter, der Leiter der Tauchbasis Fandiving, erwartete uns bereits und die Begrüssung war wie immer herzlich. Rasch das Gepäck im Auto verstaut und die letzte Etappe nach La Restinga wurde in Angriff genommen. Im Hauptort Valverde legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein, wo wir uns mit den wichtigsten Lebensmittel für den nächsten Tag eindeckten.

Pünktlich zum Mittagessen waren wir in La Restinga angekommen: Unsere zweite Heimat hat uns wieder :-)

 

 

Die Unterwasserwelt - Bereits ein erster Tauchgang am ersten Tag

Michi liess es sich nicht nehmen, und ging am Nachmittag in den Hafen zum Tauchen während Daniela sich erst einmal einen ordentlichen Entspannungsschlaf gönnte. Der Hafen - hier hat unser Tauchabenteuer vor 10 Jahren angefangen. Und da Michi ein paar Monate zuvor schon mal hier abtauchte, konnte er gleich feststellen, wie sich die Unterwasserwelt nach dem Vulkanausbruch weiterentwickelt hat. Damals hatte es noch hunderte von Seehasen und eine ganz spezielle Algenart. (siehe Bericht vom April 2012). Das ist nun alles verschwunden. Dafür ist überall Jungfisch zu finden.

Die Sichtweiten sind zum Teil erheblich besser geworden. Bei unseren Tauchgängen mit 20 Meter Sichtweite sprachen wir von leicht trüben Gewässer. 40 Meter und mehr haben wir immer wieder angetroffen.

Die Tauchgänge waren wieder herrlich: Barrakuda-Schwärme, jagende Thunfische und Zackenbarsche bei gigantische Fischschulen von Jungfischen, aber auch die übergrossen Langusten und vielen Muränen waren zu entdecken. Zitter-, Stachel- und Adlerrochen waren immer wieder Begleiter auf unseren Tauchgängen. Auch die Makrowelt liess nicht lange auf sich bitten: Hohlkreuzgarnelen und Gelbschleimschnecke, beide extrem schwierig zu fotografieren, waren im Riff und im Hafen von La Restinga vertreten. Speziell waren in diesem Jahr an zwei Tauchplätzen die kleinen Schwärme von Schnepfenfische. Auch das plötzliche Auftreten von Leuchtquallenschwärme waren sehr Erfahrungsreich.

 

Selbst die Ausfahrten zu den Tauchplätzen waren immer wieder ein Spektakel. Schon am zweiten Tauchtag begegneten wir einer Schule Delfinen. Und fast bei jeder Ausfahrt wurden wir von fliegenden Fischen begleitet, die bis 200m Distanz neben oder vor unserem Boot knapp über der Wasseroberfläche flogen. Dann konnten wir wieder Seeadler und die Sturmmöwen bei der Jagd beobachten.

 

Die Tauchpause hat uns dann "bestraft": Ausgerechnet an unserem ersten Tag der Entspannung, haben unsere Tauchkollegen gegen Schluss ihres Tauchgangs zwei Mantas beobachten können. Leider nur kurz, aber sie waren da. Wind und Welle liessen wie gesagt nicht zu, die Ost-Küste von El Hierro zu betauchen. Leider trifft das auch auf die Tauchplätze am Leuchtturm und Playa Verodal zu. Noch nie waren wir da zum Tauchen. Und die kürzliche Sichtung eines Hammerhais durch Jutta an einem dieser Tauchplätze, lässt der Wunsch nicht weniger werden. Ganz klar: Wir müssen so bald wie möglich wieder nach El Hierro fliegen. :-)

 

Hoppla - was schüttelt denn da?

Eigentlich waren wir darauf vorbereitet, dass die Insel unruhig sein könnte. Doch wenn das Bett früh morgens schüttelt und ein Knall durch das Haus geht, wird man schon etwas unruhig: El Hierro bebt.

Es sind die Beben, welche durch einen Magmasee in etwa 20km Tiefe hervorgerufen werden. Schon vor einem Jahr bebte sehr oft auf dieser Insel. Die sogenannten Schwarmbeben kündeten grösseres an. Der gemessene Tremor, quasi der Magmafluss, wurde immer stärker, was schlussendlich in einem unterseeischen Vulkanausbruch endete. Wir waren damals in den USA, und machten uns schon richtig sorgen. (siehe Reisebericht).

Letzten April hat sich Michi schon mal auf die Insel gemacht um die Auswirkungen des Unterwasservulkans auf die Unterwasserwelt zu erkunden. Nun, drei Monate später, konnte er nochmals einen Vergleich ziehen. Sein Fazit: Absolut fantastisch, wie die Mutter Natur auf den Vulkan reagiert hat. Das Leben ist förmlich explodiert. (Und nicht tot, wie es die Zeitungen schrieben).

Täglich haben wir nun im Internet die Bebenaktivitäten, Magmafluss und Verformung der Insel angeschaut. Es ist sehr faszinierend und lehrreich, wenn man in einem aktiven Gebiet seine Ferien verbringen darf. Günter, hatte die Gelegenheit, einen Kurs in Vulkanologie zu besuchen. Geleitet wurde dieser vom Forschungsteam, welche den Unterwasservulkan Sekunde für Sekunde beobachteten. Günter geizte nicht und jede Ausfahrt zum Tauchplatz wurde ab sofort auch zu einem praxisnahen Anschauungsunterricht in Vulkanologie und Geologie. Kenne keine Tauchbasis, die was ähnliches bieten könnte.

 

Fiesta del Carmen

Carmen ist die Schutzpatronin der Fischer. Und jedes Jahr findet mitte Juli dazu ein Fest statt. Anfänglich nur ein Wochenende, dauern die Festivitäten inzwischen über eine ganze Woche lang. Manchmal sind es kleinere Veranstaltungen, manchmal etwas grössere, die sogar in einem Feuerwerk enden - oder es wird von Mitternacht bis Sonnenaufgang ein Konzert veranstaltet, was Jutta dazu veranlasste, uns sicherheitshalber für eine Nacht in eine ruhigere Gegend auszuquartieren.

Erwähnenswert ist neben dem kurzen, aber heftigen Feuerwerk im Hafen, die kleine Prozession, an welchem nebst der traditionellen Folkloregruppe sogar Inselregierung und hochrangigen Vertreter von Militär und Marine teilnehmen, auch das grosse Parilla-Essen am Hafen, welche auf traditionelle Weise zubereitet und gratis verteilt wird. Da die Fischer noch bis August 2012 einem kommerziellen Fangverbot unterliegen, nutzten sie die Gelegenheit um den Gratis-Thunfisch nach Monaten Inaktivität, zu fangen. Das Fangverbot wurde nach dem Vulkanausbruch ausgesprochen, da man nicht wusste, wie fest die Fischbestände geschädigt oder gar vergiftet wurde. Der Thunfisch, ein pelagischer Fisch, ist nicht standorttreu und zieht an der Insel vorbei. Das Fangverbot ist aus dieser Sicht im Bezug auf Thunfisch nicht logisch. Dazu kommt, dass die Herreños eine nachhaltige Fangmethode verfolgen. Die Fische werden noch mit der Angel gefischt. Kein Netz oder Schleppangeln kommen hier zur Anwendung. Daher sind die Fischer hier auch frustriert, dass sie die Thunfischschwärme den Fischfabriken auf hoher See überlassen müssen.

Interessant war auch die Begegnung der Kinder/Jugend-Mannschaften von El Pinar und Valverde bei einem Lucha Canaria Ringkampf. Wie das genau funktioniert und aussieht, hat Michi auf der Vereinswebseite des Judo und Ju-Jitsu Club Sursee dokumentiert. 

 

 

Kraftorte:

In esoterischen Kreisen spricht man von Kraftorten, welche dem Menschen wieder neue Energie verleihen soll. Auch auf El Hierro soll es gemäss mehreren Quellen einen solchen Kraftort geben. Wir haben, ohne die Esoterik dafür bemühen zu müssen, unsere ganz persönlichen Kraftorte gefunden. Orte, an welchen man die Natur in seiner ganzer Ausprägung spüren und erleben darf.

Einer davon ist der Charco Manso. Eine äusserst schroffe und karge Lavalandschaft am Meer. Die Wellen prallen ungebremst auf die Küste und verleihen dem Lavafelsen seine unverwechselbare Form von Steilklippen, Naturbrücken und natürlich den Lavabecken in denen man mit Vorsicht Baden gehen kann. Die Wellen fliessen in sämtliche Hohlräumen und Lavakanälen des Charco Manso. Das verleiht diesem eine Art Lebendigkeit: Überall schnaubt und zischt es durch die Spalten und Ritzen: El Hierro atmet. Und ab und wann ist dann die Welle so gross, dass es zu regelrechten Wasserfontänen bis 10 Meter Höhe reicht. Hier erlebt man die Energie und Kräfte der Natur hautnah.

 Ein anderer unserer persönlichen Kraftorte ist in der Hochebene zu finden: Auf der Krete vom Mirador de la Peña, nähe der Steilwand hunderte von Meter über dem Meer, erlebt man die Natur wieder auf eine andere Weise: Keine Zivilisationsgeräusche weit und breit. Die baumfreie, hügelige Graslandschaft lässt eher an Irland erinnern, als an den fast subtropischen Bereich im Atlantik. Das Golfotal liegt uns zu Füssen und wir hören die Meeresbrandung in einem stetigen, leisen rauschen. Einzig der Schrei der Greifvögel unterbricht die mystische Ruhe und lässt sie noch geheimnisvoller werden.

Ein paar Kilometer weiter, findet man sich in einem Pinienwald wieder.  Die Piniennadeln verbreiten einen sehr angenehmen Duft, durchkreuzt von der Omnipräsenten Düften des Wacholders. Ein paar Schritte weiter finden wir uns in einem Lorbeerwald wieder. Und überall an diesen Orten hoch über dem Meer: absolute Ruhe.

Um diese Orte erreichen zu können, mieteten wir uns ein Auto.Um dieses zu erhalten, mussten wir zum Flughafen. Daher starteten wir mit dem Inselbus unsere Inseltour. Dazu mussten wir zweimal umsteigen. Für die 1,5 Stunden Reise mussten wir sage und schreibe etwas mehr als 4 Euro berappen - für zwei Personen.  In Wanderführer wird daher oft auf den Öffentlichen Verkehr verwiesen, der die Wanderrouten da und dort kreuzt. Für unsere Individual-Touren ist der ÖV nicht geeignet.

 

Ein anderer Kraftort: Die neue Wind-Wasser Energieanlage:

Von der Projektidee bis zur Umsetzung konnten wir nun dieses Unterfangen der Insel über Jahre beobachten. Es ist bisher das professionellste, was wir an Ingenieurskunst auf El Hierro entdecken konnten. Seit Jahren bereitet El Hierro mit einem grossen Heizölkraftwerk den Strombedarf für die Insel auf. Unmengen Russ wird in die Atmosphäre geschleudert. Schon vor den grossen CO2-Debatten haben die Bewohner auf El Hierro gemerkt, dass dies kein nachhaltiger Ansatz ist. Sie wollten mit den Elementen arbeiten, die sie tagtäglich in Hülle und Fülle zur Verfügung haben: Wind und Wasser. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten wurde dann ein Wind-Wasser Kraftwerk erstellt. Dieses besteht aus mehreren Windrädern und zwei Wasserbecken, welche in unterschiedlichen Höhenlagen mit einer Leitung verbunden sind.

Der fast stetige vorhandene Passatwind treibt die Windräder an. Nebst dem Strom für das Netz von El Hierro, wird auch eine Pumpstation damit betrieben, welche Wasser vom Unteren Becken zum oberen Becken antreibt. Ist der Energiebedarf sehr hoch oder weht der Wind mal gerade nicht, wird mit Wasserkraft der zusätzliche Strom produziert, indem das Wasser vom oberen Becken durch die Rohre und Turbinenstation in das untere Becken abgelassen wird.

Ein sehr spannendes Projekt, dass in dieser Region absolut grossen Sinn macht. Die langfristigen Vision ist, dass kein fossiler Brennstoff, auch nicht für Fahrzeuge, mehr genutzt werden muss. Dazu wurde heute schon symbolisch Elektroautos und verschiedene Ladestationen auf der Insel installiert. Ob dies auf der sehr rauen Insel Erfolg haben wird, wird sich zeigen. Die Anlage soll noch dieses Jahr (2012) ans Netz gehen.

 

Eine neue Funkantenne für die Tauchbasis:

Die Tauchbasis liegt ganz an der Südspitze der Insel. Ein paar kleine Hügel versperren die Sicht in Richtung dem Mare de las Calmas, in welchem die meisten Tauchgänge stattfinden. Das Mobilfunknetz ist von dort nicht erreichbar. Und bedingt durch die Hügel konnte das Handfunkgerät in der Basis erst wenige Kilometer vor Eintreffen erreicht werden. Ein Zustand, der ein Funkamateur, welcher zugleich auch dem Tauchsport sein Leben schenkt, nicht so stehen lassen kann.

So hat Michi die Zeit zwischen den beiden Besuchen auf El Hierro dazu genutzt, eine Aussenantenne für die Tauchbasis zu bauen. Mit dem Programm Radio-Mobil wurde zuerst die theoretisch zu erwartende Funkabdeckung berechnet. Und das Ergebnis liess aufhorchen: Fast an jedem Tauchplatz beste Signale.  Da für komplexe Antennengebilde zu wenig Entwicklungzeit zur Verfügung stand, konzentrierte Michi sich auf einfache Bauformen. Mehrere Antennen wurden gebaut und getestet. Geblieben ist eine der simpelsten Bauformen überhaupt: Eine seriell gespiessene J-Antenne. Verpackt in einem für das Fluggepäck tauglichen, UV-Festen Elektroinstallationsrohr, wurde die Antenne mit auf die Insel geschleppt. Inklusive 40 Meter verlustarmes, UV-Festes Koaxial-Kabel. Die Antenne wurde an einem ausgedienten Fernsehmast moniert.

Bei der Testvorbereitung dann der grosse Schreck: Im Gegensatz zur Internetrecherche, hatte das Handfunkgerät ein ganz anderer Antennenanschluss. Somit hatte Michi nicht den richtigen Adapter dabei. Doch improvisieren geht über studieren: Für den Test wurde einfach der Antennenstecker an die Antennenbuchse gehalten. Der Test war relativ erfolgreich: Die Signale vom ersten Tauchplatz im Mar de las Calmas waren verrauscht aber verständlich. Wie wir dann im Nachhinein aber festgestellt hatten, haben wir beim Test den falschen Kanal (einer mit automatisch kleiner Sendeleistung) gewählt. Mit einem Kanal mit grosser Sendeleistung und dem richtigen Antennenadapter, werden die Signale sicher noch besser werden.

Der Reiz ist natürlich da, eine noch bessere Rundstrahlantenne zu entwickeln, welche das Zielgebiet ganz sicher erreichen kann. Und alles muss so gebaut werden, dass es UV-Fest, windfest (der Wind weht in La Restinga stetig und ab und zu heftig) und natürlich leicht in den bestehenden Reisekoffer mitgenommen werden kann.

 

Letzter Abend und Tschüss:

Die Zermonie gleicht sich fast Jahr für Jahr: Letzter Tauchgang, alles ausspülen und gut trocknen lassen. Am nächsten Morgen Koffer packen und nochmals alle Rückreisedaten prüfen. Dann das Auschecken bei der Tauchbasis und ein herzliches und wehmütiges Verabschieden. Am Nachmittag eine Inseltour mit einem feinen Nachtessen in einer unseren Lieblingrestaurants. Spät nachts heimkehren, unruhig schlafen und dann früh aus den Federn. Auto gepackt und quer über die Insel zum Flughafen.

Etwa so hat sich das auch bei dieser Reise abgespielt. Nur, dass wir unsere Henkersmahlzeit auf der Insel im Restaurant La Peña genossen haben. Ein Restaurant, ca. 630m über dem Meer, auf der Kante einer senkrechten Felswand gebaut, welche fast bis zum Meer hinunter reicht. Dieses wunderschöne Restaurant wurde vom kanarischen Künstler César Manrique entworfen und gebaut. Seine Kunst bewunderten wir schon auf seiner Heimatinsel Lanzarote. Seit Jahren wollten wir dort einmal ein feines Nachtessen geniessen. Dieses Jahr haben wir uns das nun fest vorgenommen und wurden nicht endtäuscht. In gepflegter Atmosphäre genossen wir ein traditionelles kanarisches Gericht und genossen einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Davon werden wir noch lange zehren.

 

Da die Fährverbindungen keine Rückreise an einem Tag zuliessen, sind wir mit der Binter Canarias nach Teneriffa nord geflogen. Dort haben wir, bereits als Stammkunden registriert, bei Cicar ein Auto gemietet. Eine Woche zuvor hatte es auf Teneriffa im Nationalpark heftig gebrannt. Unsere traditionelle Transferroute in den Süden war in Gefahr. Wir konnten jedoch erfreut feststellen, dass die Strassen wieder freigegeben worden sind.

Auf der Passstrasse Richtung Teide Nationalpark trafen wir bei fast jedem Aussichtspunkt die Feuerwehr an, die Feuerwache hielt. Ein ermüdender Job. Stundenlang starren sie in die Hänge und versuchen irgendwelche Rauchschwanden ausfindig zu machen. Leider war das Wetter leicht diesig, und so war der Pico Teide nicht in seiner vollen Pracht zu bewundern. In einem Restaurant Nähe der Passhöhe kehrten wir in ein Restaurant ein, genehmigten uns eine Kaffee und schrieben die letzten Ansichtskarten.

Über das Waldbrandgebiet führte unsere Strecke dann weiter Richtung Süden zum Flughafen. Schlimm, wenn man diese verbrannten Bäume sieht. Das Feuer muss wie wild gewütet haben, wenn man die verkohlten Baumstrünke so ansieht. Das Feuer frass richtige Schneisen den Hang nach oben. Stellenweise konnten wir noch eine qualmende Stellen erkennen. Der Helikopter der Feuerwehr war im Einsatz um auch diesen den Garaus zu machen.

Da wir etwas zu früh dran waren, hielten wir an einer Strassenecke an. Nochmals ein letztes Mal kanarische Küche. Wow, war das lecker. Und uuii, wir hätten doch nicht die Knoblauchversion bestellen sollen. Unsere Armen Mitreisenden nachher im Flieger...

Per Navi haben wir nun auch einen vertrauenerweckenden Briefkasten gefunden. Irgendwo in einem Bergdorf. So haben wir die Ansichtskarten auf die Reise geschickt, mit der Hoffnung, dass die Empfänger nicht mehr 2 Monate wie beim letzten Mal darauf warten müssen.

Am Flughafen angekommen, checkten wir als einer der ersten Passagieren ein (hat es noch nie in unserer Karriere gegeben), und gaben unser Mietauto beim Autovermieter ab, der sich über den zusätzlichen ¼ Tankfüllung freute, die er uns nicht rückerstatten mussten. Dafür hatten wir das Fahrzeug zu einem Spezialpreis - fast wie immer.

 

Ausser ein kleiner Rüttler vor der spanischen Küste war unser Rückflug mit der Edelweiss sehr entspannend und pünktlich. Um 22.40 Uhr setzte der Flieger in Zürich auf und der Pilot wollte uns wohl demonstrieren, wie weit die Landebahn noch reicht. Auf jeden Fall wurden wir von der Kraft der Bremsen auf sehr realistischer Weise überzeugt. Naja, üben üben üben, wer ein Flugkapitän werden will - es war der junge Copilot der uns nach Hause geflogen hatte. Da hat er ja bis auf die eindrucksvolle Vollbremsung auch perfekt erledigt.

Gepäck fassen nach Hause fahren und Ferien schluss und vorbei? Beinahe - vorher versuchten dem stehengebliebenen Auto einer Berner Familie wieder Leben einzuhauchen. Doch trotz gutem Zureden - das Auto wollte nach wochenlangen rumstehen einfach nicht erwachen. Vielleicht hätten wir noch ein paar Minuten warten sollen. Aber so nachts um 0.00 Uhr will man eigentlich nur noch nach Hause. So haben die Berner dem TCS angerufen und wir nahmen die Schlussetappe auf den Zürcher Autobahnen in Angriff.

Nur noch den einen Koffer mit der Schmutzwäsche haben wir ausgeladen. Hundemüde sind wir um 01.00 Uhr morgens ins Bett gefallen und beendeten unsere schöne El Hierro Ferien im Land der Träume.