Royal Clipper 2011

Eine Kreuzfahrt? - Niemals!

Der Gedanke, auf einem Hotelschiff mit ein paar tausend weiteren Gästen zu sein, behagte uns nicht.

 

Als Taucher sucht man eher eine familiäre Atmosphäre und eine gewisse Individualität. Eine Kreuzfahrtschiff könne ja sowas niemals bieten, waren wir der festen Überzeugung.

 


 

Prolog

Erstens kommt es anders als zweitens man denkt. Ursprünglich war für diesen Frühling eine Kombination aus Japan und Thailand geplant. Da unser vorhaben zu diesem Zeitpunkt nicht mit den Vorstellungen unserer Arbeitgeber übereinstimmte, disponierten wir um. Tsunami in Japan und Unwetter in Thailand – es scheint Bizarr – aber das Schicksal wollte es nicht, dass wir genau zu diesem tragischen Zeitpunkt diese Reiseziele besuchen würden.

Unser Ferien-Gott hatte mit uns etwas anderes im Sinn. Nach tagelanger Recherchen wurde Daniela fündig. Doch Fangen wir von vorne an.

 

Anreise

Kaum haben wir die Buchung bestätigt, erhielten wir von Star-Clippers ein merkwürdiges Paket. Die Tickets kann es ja noch nicht sein. Unsere Überraschung war gross, als wir ein wunderbares Bildband über die Schiffe der Star-Clippers in den Händen hielten. Wow – so können wir uns richtig auf die Ferien freuen.

Ein kleiner Dämpfer verlieh uns dann die Gepäcksregelungen der Airlines. Die Tarife der Airlines sind auch im 2011 undurchsichtig. Für Taucher wird es immer schwieriger, eine eigene Ausrüstung in die Ferien mitzunehmen. Obwohl die Airlines jährlich zahlreiche Tauchdestinationen anfliegen, scheinen sie nicht zu merken, wie die Nerven der Tauchtouristen auf Probe stellen. Auf jeden Fall mussten wir am Flugplatz Basel, alle ersetzbaren Utensilien fortwerfen, damit wir die Gepäckslimite erreichten und so keine Zusatzkosten von CHF 250 in Kauf nehmen mussten. (Es ging um knapp 5 Kilo Übergewicht bei 2 Personen...)

Auch diesen Ärger verdauten wir. Unsere Bombardier hob fast pünktlich in Basel ab und setzte uns wieder in Frankfurt sanft auf. Seltsamer Weise mussten wir in Frankfurt nochmals sämtliche Sicherheit-Checks über uns ergehen lassen, bevor wir die Boeing 767 nach Bridgetown, Barbados besteigen konnten.

Es war ein gemütlicher Flug. Bridgetown begrüsste uns mit Temperaturen um 27 Grad. Star-Clippers hat alles perfekt organisiert. Wir wurden mit den neusten Informationen zu unserem Transfer am Ausgang begrüsst. Danach fuhr auch schon das speziell für uns reservierte Taxi vor, dass uns dann zum Hotel brachte.

Das Hotel liegt auf der Strecke vom Flughafen Richtung Schiffshafen.

Da wir nur Transfer-Passagiere waren, erkundeten wir das Ressort nur oberflächlich. Bei unserer Rückkehr werden wir hier ein paar Tage verweilen und können uns dann alles genauer anschauen. Wir packten alles schon mal um, damit wir an Bord unseres Schiffes rasch alles verstauen können. Nach einem leckeren Nachtessen legten wir uns hundemüde aufs Ohr und schliefen trotz lauter Reggea-Musik der Liveband rasch ein.

Wir schliefen gut aus, genossen ein herrliches Frühstücks-Buffet , kauften noch die notwendige Utensilien wieder ein (die wir ja zuvor in Basel fortschmeissen mussten) und checkten dann an der Reception aus. Da unser Taxi erst ein paar Stunden später abholen konnte, genossen wir noch eine schöne Zeit unter Palmen am Strand und freuten uns auf das bevorstehende Abenteuer mit der Royal-Clipper.

 

Einschiffen

Das Taxi kam Pünktlich und nahm uns und ein paar weitere Gäste mit Richtung Hafen. Am Hafeneingang wurden unsere Pässe kontrolliert. In der Ferne konnte wir schon einen ersten Blick auf die fünf Masten der Royal Clipper erhaschen, das hinter dem Hafengebäude am Kai belegt war.

Beim Hafengebäude hievte der Taxifahrer unser Gepäck aus dem Kofferraum, zeigte und den Weg und wünschte uns eine schöne Reise. Im Hafengebäude hat sich eine grosse Schlange vor dem „Schalter“ der Royal-Clipper gebildet. Über 200 Passagiere freuten sich auf die Reise. Zuerst gaben wir aber unser Gepäck beim Gepäckslaster ab und reihten uns anständig zuhinderst in der Reihe ein.

Lange mussten wir nicht warten, schon stand Gustav vom Sport-Team uns gegenüber, mit welchem wir noch ein paar schöne Momente erleben werden. Das wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Gustav überreichte uns ein Formular mit dem bekannten Haftungsausschuss bei den Sportanlässen.

Ein halbe Stunde später erreichten wir in unserer Schlange den Verpflegungsstand, wo Wasser, Fruchtsäfte und Ananas-Schnitten serviert wurden. Dann ging es aber schon Schlag auf Schlag weiter. Unsere Pässe wurden uns wie schon vorab angekündigt abgenommen, die Kreditkarte hinterlegt und eine Bordkarte in Form einer Kreditkarte überreicht. Mit dieser werden wir uns nun die ganze Woche Zugang zu unserem Zimmer verschaffen können, werden uns an der Gangway An- und Abmelden und unsere speziellen Getränke und andere Dienstleistungen damit vorfinanzieren.

Es waren vor allem deutsche und amerikanische Passagiere an Bord. Aber auch Vertreter aus England, Schweden, Frankreich, Italien, Spanien, Russland und Haiti haben wir später auf unserer Reise kennen gelernt.

Wir gingen zum Hafengebäude hinaus, überquerten die Strasse und standen vor der 132m langen Royal-Clipper. Wow. Die Royal-Clipper wirkte aber zum Zeitpunkt etwas klein, da sie von mehreren Kreuzfahrtschiffen flankiert war, die mehrere Tausend Passagiere an Bord nahmen. Wir schossen von der Szenerie ein paar Fotos und begaben uns Erwartungsvoll zur Gangway.

 

Willkommen an Bord

Noch auf festem Boden begrüssten uns zwei Crewmitglieder, die einen kurzen Blick auf unsere Bordpässe werfen wollten. „Sorry – no Visitors“ stand auf einem Schild neben der Gangway. Anscheinend wurden die Beiden abkommandiert, hier schon mal eine erste Triage vorzunehmen, wer an Bord kommen durfte und wer nicht.

Mit unserem übergrossen Handgepäck zwängten wir uns die dafür etwas zu schmale Gangway hoch. Unsere Koffer waren zum Zeitpunkt bereits an Bord. An Bord wurden wir von einem weiteren Crew-Mitglied begrüsst, der nun der Strichcode auf unserer Bordkarte einscannte und wir nun definitiv Zugang zur Royal-Clipper erhielten.

Gleich neben der Gangway befindet sich die Open-Air Tropical-Bar Wir haben also noch keinen Schritt Richtung Zimmer unternommen, schon hat man uns ein Begrüssungscocktail serviert. Dazu konnten wir von einem üppigen Buffet leckere Häppchen und frischen exotischen Früchten laben.

Unsere Zimmer befanden sich auf dem Commodore-Deck. Das unterste Deck für die Gäste, das knapp über das Wasserlinie lag. Ein Crew-Mitglied weisste uns den Weg dort hin. Ein herrliches Zimmer mit zwei Bullaugen zum Meer und einem Marmor-Badezimmer. Rasch haben wir unsere Zimmer bezogen und alles sicher in den zahlreichen Schubladen verstaut. Im Fernseh lief ein Film über die Entstehung der Royal-Clipper. So bekam man als Passagier schon mal etwas von dem Spirit mit, den man nun die nächsten Tagen erleben darf. Aus einem der beiden Bullaugen konnten wir sehen, wie die grossen Kreufahrtdampfer ablegten und den Hafen verliessen.

 

Einweisung in der Tropical-Bar

Die Reiseleiterin hat alle Gäste in die Tropical-Bar eingeladen, um die wichtigen Informationen über die bevorstehende Reise kund zu tun. Wir lauschten den Info’s und Weisungen, die sie gleich auf englisch, deutsch und französisch vor trug. So erfuhren wir, dass wir von einem japanischen Fernseh- und einem deutschen Radiosender begleitet werden. Auch, dass es am nächsten Tag eine vorgeschriebene Notfallübung geben wird und unser Schiff erst um 22.00 Uhr Ortszeit ablegen wird. Vorher sollten wir ein ausgiebiges Nachtessen geniessen, da mit vollem Magen die Gefahr von Seekrankheit geringer ist, als mit Nüchternem. Auch sollten wir uns auf etwas Wellengang Richtung Grenada gefasst machen, da wir quer über den Übergang vom Atlantik in die Karibik fahren werden.

 

Erste Erkundung

Nun wollten wir also unser Schiff kennen lernen. So zogen wir nach der Infoveranstaltung los und gingen gleich Mitschiff aufs Oberdeck. Hier am Mittel-Mast begrüsste uns eine Bar und ein Pool mit Glasboden. Unter dem Pool befand sich das Atrium, dem grossen Speisesaal und der Piano-Bar. Aber nun erst einmal das Oberdeck: Wir gingen weiter Richtung Brücke. Kurz davor beim Hauptmast war der zweite Pool. Das auf der Brücke und weiter vorne beim Bug einige Leute waren, begaben wir uns Richtung Achtern, dem hinteren Teil des Schiffes. Hier fanden wir ein Sonnendeck mit vielen Liegestühlen und einem weiteren Pool. Die vielen Seile, Takelagen, Winden, Klampen usw. waren sehr beeindruckend.

Nun das Innere des Schiffes: Das Atrium mit der Piano-Bar und dem Speisesaal sind atemberaubend. Alles ist in royalem Blau und rot gehalten und stilvollen Kolonialmöbel ausgestattet. An der Decke hatte man Blick zum Glasboden des grossen Pools. Auf dieser Ebene waren auch die Luxus-Kabinen anzutreffen. Nur die Eigner-Kabinen befinden sind auf Achtern, ein Deck tiefer.

Auf der Ebene des Clipper-Decks, also eine Etage tiefer, befand sich der Sloop-Shop, in welchem das eine oder andere Mitbringsel und Souvenir gekauft werden konnte. Aber auch Sonnencreme und andere Dinge, die man so vergessen kann, konnte man hier erstehen. Auch eine grosse Anzahl der Kabinen sind hier anzutreffen.

Auf der Ebene des Commodore-Decks, also dort wo sich unsere Kabine befand, waren fast ausschliessich Kabinen anzutreffen. Mitschiff gab es für Gäste noch eine Weitere Treppe in die die Tiefe des Schiffes: Captain Nemo Lounge. Unterhalb der Wasserlinie fanden wir ein grosszügiges Fitnesscenter und ein Wellnessbereich mit zwei Massagekabinen und einem Spa.

 

Zeit fürs erste Nachtessen:

Gegessen wird ständig an Bord dieses Schiffes: Neben den sechs offiziellen Mahlzeiten gab es bei der Piano-Bar auch einen Früchtestand und grosse Kannen mit Kaffee und heissem Wasser für die zahlreichen Teesorten.

Da es nur zwei Zweiertische an Bord gibt und diese immer rasch belegt waren, ass man jeden Abend an einem anderen Tisch mit anderen Tischnachbarn. So lernte man stets neue Leute kennen. Ok, da gab es auch feste „Runden“ von Deutschen Passagieren und ein Tisch mit Schweden, die sich ihre Zusammengehörigkeit nicht nehmen liessen. Auch gut..

Am ersten Abend lernten wir Shila aus Tahiti kennen. Da sie zur Zeit in Florida lebt, hatten wir so einigen Gesprächsstoff für den Abend. Aber das Highlight war die Menükarte: Wenn man wollte und konnte, hätte man eine Tour durch 10 Gänge zusammenstellen können. Niemand war dazu im Stande und so blieb stets die Qual der Wahl aus den Zahlreichen Leckereien zu wählen. Der Koch machte es einem nicht leicht.

 

 

Conquest of Paradise

Zehn Minuten bevor unser Schiff vom Quai ablegte haben wir uns hinter der Brücke bereit gestellt. Vor uns das grosse Steuerruder mit einige Anzeigen zur nautischen Navigation. Die Ozeanriesen haben noch bei Tageslicht abgelegt. So war unser majestätische Schiff alleine im Hafen und wartete auf die Abenteuer auf See.

Kurz nach Zehn erschien Captain Sergey auf der Brücke. Anscheinend gab es eine Verzögerung und wir konnten noch nicht sofort ablegen. Doch dann hiess es Leinen los und die Royal-Clipper schwenkte langsam unter Motorkraft vom Hafenquai weg. Als die Royal-Clipper genügend Abstand hatte, gab Captain Sergey über Funk den Befehl, die Segel zu setzen. Dazu waren an jedem Mast ein Team von drei Crew-Mitgliedern positioniert, welche die Segel mit Hilfe den Wintschen nach und nach setzten. Gleichzeitig ertönte das Lied von Vangelis „Conguest of Paradise“, dass die Titelmelodie zum gleichnamigen Film war. Knappe 20 Minuten dauerte die Zeremonie, bis dann auch die letzte Wintsche abgestellt wurde und wir fast lautlos Richtung Grenada segelten. Nur der Hauptgenerator lief, der die Stromversorgung sicherstellte.

Wir waren hundemüde und legten uns ins Bett. Wie angekündigt war der Wellengang beträchtlich. Zeitweise gerieten die Bullaugen unserer Kabine unter die Wasserlinie. Etwas unruhig schliefen wir dann aber doch ein. Jedoch nicht alle Passagiere waren so Seefest wie wir beide und mussten in den kommenden Stunden etwas leiden.

 

1. Tag an Bord der Royal Clipper

Der Jetlag hatte uns immer noch im Griff. Daher waren wir schon vor der Weckzeit wach. Die Royal-Clipper schaukelte immer noch heftig, so dass wir zeitweise durch die Bullaugen für Sekunden die Unterwasserwelt bestaunen konnten.

Der Hunger trieb uns dann aber Richtung Atrium. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig gedeckt und lässt keine Wünsche offen. Übrigens wäre dies schon die zweite Mahlzeit, die an diesem Tag angeboten wird. Das Early-Morning Frühstück haben wir ausgelassen. Das zweite Frühstück reicht völlig aus und würde bei gesundem Menschenverstand für den ganzen Tag reichen. Im Urlaub gelten jedoch (leider) andere Gesetze. Die Waage wird es danken.

Nach dem Frühstück hatten wir unser Meeting mit dem Sportsteam. Alexandra, die Leiterin des Sportsteam, erwartete uns mit den notwendigen Formularen. Schon für den Nachmittag wird uns der erste Tauchgang auf Union-Island angeboten. Wir hatten uns dann gleich für alle Tauchgänge auf dieser Tour eingetragen. 17 Taucher liessen sich registrieren. Doch nur knapp die Hälfte konnten dann zum Tauchen mitkommen, da die restlichen entweder nicht fit genug waren, der Tauchattest fehlte, die Lizenzkarten zu Hause vergessen wurde, oder weil man der englischen Sprache nicht mächtig war. Alexandra hatte Zugriff auf die PADI-Datenbank und konnte so fehlende Lizenzen nachsehen. Tauchatteste mussten aber per Fax eingefordert werden.

 

Notfallübung

Wie es das internationale Schifffahrtsgesetz verlangt, muss innert den ersten 24 Stunden eine Notfallübung durchgeführt werden. Die Übung wurde grosszügig angekündigt. Man wusste genau um welche Uhrzeit was zu tun war. Viele Passagiere waren schon vor dem Alarmzeitpunkt mit der Schwimmweste in der Tropical-Bar. Wir warteten brav in unserer Kabine. Es sollte ja keine Alibiübung sein. Als der Alarm losging, packten wir unsere Schwimmwesten und gingen zur Tropical-Bar. Wir trafen als einer der letzten Passagiere ein, obwohl wir keine Sekunde getrödelt haben. Hier wurde zuerst eine Anwesenheitskontrolle durchgeführt, danach das Verhalten in den verschiedenen Notfallszenarien erklärt.

Und wenn dann doch mal etwas geschieht?

Kurz vor der Alarmübung suchte die Reiseleiterin über die Lautsprecher einen Arzt an Bord. Wir dachten uns, dass dies zur Übung gehören würde. Nach der Notfallübung trafen wir nochmals in der Tropical-Bar ein, wo uns der Captain und seine Offiziere vorgestellt wurde. Der Captain nahm sich für den ersten Teil kurz Zeit, um sich und seine Brücken-Offiziere vorzustellen, liess sich dann aber entschuldigen, da er wegen eines Notfalls den schnellsten Weg nach Grenada berechnen muss.

Es war ein medizinischer Notfall. Genaueres war uns nicht bekannt. Hubschrauber flogen an diesem Tag nicht, so dass der Patient an Bord nach Weisung der Ärzte an Land erst versorgt werden musste. Captain Sergey liess alle Segel setzen und die Motoren unter Volllast setzen. Mit 15 Knoten pro Stunden, düsten wir Richtung Grenada.

Da die Brücke offen ist, bekommt man vom Geschehen einiges mit. Captain Sergey koordinierte den weiteren Verlauf mit der Küstenwache von Grenada. Diese fuhr uns von Grenada aus entgegen. Kurz vor dem Zusammentreffen holte die Mannschaft blitzartig die Segel ein. Alles lief schnell un präzise. Das Boot der Küstenwache kam Längsseits und übernahm den Patienten. Zwei Crewmitglieder begleiteten den Patienten nach Grenada.

 

Schnorcheln statt Tauchen

Inzwischen wurde auch schon das Mittagsbuffet gedeckt. Jeder Tag steht unter dem Motto eines Landes. Heute war es Italien. Klar, dass ein Teller Spaghetti nicht fehlen durfte. Wir erfuhren dann, dass Union-Island an diesem Tag nicht mehr angefahren werden konnte. Da wir durch den Notfall schon zu weit vom Kurs abkommen mussten. Als Ersatz wählte Captain Sergey eine Bucht in der nahe gelegenen Insel Carriacou aus. Da das Sportsteam hier über keine Tauchdestinationen verfügt, wurde der geplante Tauchgang abgesagt. Jedoch bestand die Möglichkeit vom Strand aus zu Schnorcheln.

Mit lautem Getöse brasselten die Ankerkette ins Meer. Nachdem sich der Captain versichert hatte, dass der Anker richtig sass, gab er das erste Tender-Boot frei. Im Halbstundentakt wurde ein Pendelverkehr zwischen Strand und Royal-Clipper eingerichtet. Wir genossen zuerst noch auf dem Sonnendeck ein paar ruhige Stunden unter weissen Segeln, bevor auch wir unsere Schnorchelausrüstung packten und uns mit dem Tender an Strand bringen liessen.

Das Sportsteam hat für die Gäste Surfbrett, eine Segel-Jolle, Kanuboote und das Zodiac für Wassserski bereit gestellt. Wir zogen Masken und Flossen an. Die Bucht bot leider kein einzig grosser Felsblock. Lediglich Seegraswiesen liessen uns auf einige Unterwasserbewohner hoffen. Ein paar einzelne Fische waren es zuerst. Wir wollten schon aufgeben, bis wir einen Schlangen-Aal entdeckten. Schade – kein Fotoapparat dabei. Wir beobachteten das Tier in etwa 3m Tiefe. Ab und zu tauchten wir runter. Ohne Blei war dies jedoch relativ schwierig.

Nach 45 Minuten hatten wir genug und liessen uns vom Tender wieder zurück zur Royal-Clipper bringen. Um 17.00 Uhr gab es dann auch schon ein Lunch in der Tropical-Bar mit feinen Früchten, Sandwiches und anderen Leckereien.

Vor Sonnenuntergang liess Captain Sergey den Anker lichten und setzte die Segel Richtung Grenada.

Wir erforschten noch ein wenig das Schiff, bevor wir dann uns für das Dinner am Abend zu recht machten. Keine Shorts – sportlich, elegante Kleidung wurde verlangt. Begleitet von Pianoklängen, die live auf dem weissen Flügel gespielt wurden, liessen wir es uns beim Abendessen wieder gut gehen.

Die See war schon viel ruhiger. Ein gemächliches Schaukeln stellte sich ein, dass uns nun in den nächsten Tagen begleiten wird. Ein aufregender Tag an Bord neigte sich dem Ende entgegen. Der geplante Reisebericht konnte nur noch in Stichworten festgehalten werden – die Müdigkeit siegte und wir schliefen fest ein.

 

Grenada und der erste Tauchgang

Der zweite Tag begann wie der erste: Ein ausgiebiges Frühstück beglückte unsere Waage. Wir kreuzten schon die ganze Nacht vor der Küste von Grenada, da wir ja schon in der Nähe waren. Nach dem Frühstück fuhren wir dann in die Bucht. Ein Lotse kam zu uns an Bord, liess sich einen Café servieren und beobachtete die Kommandos unseres Kapitäns. Er legte zu keinem Zeitpunkt Widerspruch ein. Wenige hundert Meter vom Ufer entfernt wurden die Anker gesetzt. Der Lots verabschiedete sich. Die lokalen Behörden gaben das Schiff frei . Die Ausflüge konnten nun starten. Drei Touren wurden angeboten: Eine sportliche Wanderung, eine Bustour mit Besuch bei Wasserfällen und eine Fahrt mit dem Katamaran inkl. Luxus-BBQ am Strand. Wir nahmen an keiner der Touren teil. Am Nachmittag stand Tauchen auf dem Programm. Das hatte für uns den grössten Reiz.

Die meisten Passagiere sind nun mit dem Tender an Land gefahren. Wir hatten das Schiff fast für uns alleine. Sogar am Mittags-Buffet (heute französische Küche) waren nur wenige Personen zu Gast.

Wir trafen uns pünktlich auf Achtern bei der Marina-Plattform. Das ist der hinterste Teil des Schiffes, der herunter geklappt werden kann, und so das Anlegen der Zodiacs ermöglichte. Wir machten unsere Ausrüstung bereit. Anstatt des Zodiacs wurden wir von einem ortskundigen Guide von „Ecodive“ mit seinem eigenem Boot und Tanks abgeholt. An Bord wurden die Geräte zusammengestellt, noch ein paar Haftungsausschlüsse unterzeichnet und ein kurzes Briefing kund getan. Die 2x200 PS wurden dann unter Last gesetzt und so erreichten wir unseren Tauchplatz innert fünf Minuten.

Der Tauchplatz ist sehr einfach zu betauchen, verfügt über ein Wrack, ein paar Korallenfelder und einige Skulpturen, die ein Künstler eigens für den Tauchplatz angefertigt hatte und versenken liess. Knapp eine Stunde dauerte der Tauchgang, der von Gustav vom Sportsteam ebenfalls begleitet wurde. Nicht atemberaubend, aber ein guter Easy-Tauchgang für den Einstieg.

Auf der Rückfahrt konnten wir die Royal-Clipper bestaunen. Ein wunderschöner Anblick. Kaum zu glauben, dass wir an Bord dieses wunderschönen Schiffs sein durften. Zurück an der Marina-Plattform konnten wir unsere Ausrüstung dem Sports-Team übergeben, die dafür sorgten, dass alles gut entsalzen wird. Wir freuten uns schon auf den nächsten Tag.

Wieder lauschten wir den Klängen von Vangelis, als die Segel Richtung Tobago Cays gesetzt wurden. Der Tag schloss eine Steelband aus Grenada ab, die ihr Kunst in der Tropical-Bar zum Besten gab.

 

Ein Paradis: Tobago Cays

Als der Wecker uns zu einem weiteren ereignisreichen Tag aus dem Land der Träume holte, war die Royal Clipper immer noch unter voller Fahrt. Mit verschlafenen Augen sahen wir zu den Bullaugen unserer Kabine aufs Meer hinaus. Das Wasser wurde von den starken Winden stark aufgewühlt. Unruhig war es deswegen aber nicht. Nach dem Frühstück erreichten wir die Tobago Cays. Ein Naturreservat mitten in der Karibik. Ein lautes brasseln beendete die Maschinengeräusche: Der Anker wurde gesetzt. Um uns türkis blaues Wasser. Erwartungsvoll begaben wir uns zur Marina-Plattform. Alexandra und Gustav konnten uns jedoch keine gute Nachricht verkünden: Die Wellen am Aussenriff sind zu hoch und somit ist ein Tauchen dort viel zu gefährlich. Sie stellten uns dafür für den nächsten Tauchtag zwei Tauchgänge in Aussicht.

Wir packten unsere Schnorchelausrüstung und liessen uns mit dem Tender an Land bringen. Das Reservat ist bekannt durch seine zahlreichen Schildkröten unter Wasser und Leguane über Wasser. An einem schattigen Plätzchen deponierten wir unsere Utensilien und stürzten uns mit der Ausrüstung ins Wasser. Der Wellengang war auch im Innenriff heftig. Trotzdem konnten wir viele Korallen und ihre Bewohner erforschen und fotografierten fleissig.

Das Küchen-Team der Royal-Clipper hatte am Strand ein BBQ aufgestellt. Auch ausserhalb ihrer Küche geizten sie nicht mit Auswahl an Köstlichkeiten. Sogar eine Bar wurde aufgestellt, an welche so mancher Drink gemixt wurde. Einheimische haben neben uns eine eigene Küche aufgebaut, in welcher sie frische Lobster zubereiteten und den Zahlreichen Inselbesucher zum Kauf anboten.

Nach dem Mittagessen unternahmen wir einen kurzen Fussmarsch von 200 Metern quer über das Eiland, zogen unsere Schnorchelausrüstung an und erforschten das Riff. Diese Seite war nun viel interessanter und wir konnten eine unglaubliche Artenvielfalt ausmachen. Die Schildkröten wollten sich aber nicht zeigen, dafür besuchte uns ein Barrakuda und beobachtete unser tun.

Frühzeitig fuhren wir mit dem Tender wieder zur Royal-Clipper und genossen den Nachmittags-Lunch in der Tropical-Bar. Mit dem Nachtessen wurde das Ende eines herrlichen Tages eingeläutet. Gespannt waren wir schon auf den nächsten Tag. Eine Überraschung erwartete uns in der Kabine: Neben dem „Schoco-Kisses“ waren unsere Handtücher in Form eines Elefanten gefaltet. Wir schossen ein paar Fotos und legten uns aufs Ohr und liessen uns von der Royal-Clipper in den Schlaf schaukeln.

 

Nächster Halt: St. Vincens

Das Grollen der Ankerketten beendete das sanfte Wiegen der Royal-Klipper und es wurde ruhig. Ein Blick aus unserem Bullauge verriet, dass wir nun bei St. Vincent angekommen waren. Wir welzten uns noch ein wenig im Bett, bevor wir uns dann definitiv hinter das Frühstücks-Buffet machten. Heute mussten wir uns jedoch zurückhalten, denn schon um 09.30 Uhr versammelten wir uns an der Marina-Plattform zum Tauchen. Da ist ein voller Magen nicht förderlich.

Mit dem Zodiac fuhren wir hinter die Peer, hinter welcher ein Mast eines Wracks aus dem Wasser schaute. Daran befestigten wir unser Boot. Der Tauchplatz hiess „3 Wrecks“. Der Anschein unter Wasser war wirklich 3 Wracks. Es sind tatsächlich aber nur zwei. Eines der dreien ist bei einem Sturm fortgeschwemmt worden. Von den übrigen beiden Wracks ist eines so auseinander gebrochen, dass es unter Wasser immer noch nach drei Wracks aussieht.

Die Wracks waren mit vielen Korallen bewachsen. Zum Teil konnte man sogar in die Wracks hinein tauchen. Viele Langusten waren zu sehen. Beim Austauchen entlang des Mast, an welchem unser Boot befestigt war, konnte man unendlich viele Dinge aus der Makrowelt bestaunen. Wir fuhren wieder zurück zur Royal-Clipper und luden an der Marina-Plattform unser Boot aus.

Am geplanten Mastklettern konnten wir leider nicht teilnehmen. Zu viele Teilnehmer haben sich eingeschrieben. Das Mastklettern wurde am Hauptmast durchgeführt und man konnte immerhin eine Höhe von 10 Metern mit gesicherten Leinen erklimmen. Auch das japanische Fernsehteam liess es sich nicht nehmen und kraxelte samt Equipment zur Plattform hoch.

Am Mittags-Buffet stand heute spanische Küche auf dem Programm. Wir fühlten uns nun doppelt in den Ferien. Derweil segelten wir bereits zur nächsten Destination. Der Kurs wurde auf die kleine Insel Bequia gesetzt.

 

Moonhole and Boulder – Bequia Island

Über den Ankern gibt es jeweils eine Beobachtungskanzel für die Crew, um zu prüfen, ob der Anker richtig gesetzt wurde. In dieser Kanzel haben wir es uns bequem gemacht und genossen die einmalige Aussicht. Wir hatten ordentlichen Wellengang. Uns kamen kleine Autofähren entgegen, die wie ein Spielball von den Wellen hin und her geschaukelt wurden. Da loben wir doch die ausgezeichneten Stabilisatoren, welche die Royal Clipper stabil auf dem Wasser hielten.

Kurz vor Bequia mussten wir unser romantisches Plätzchen räumen, damit ein Cremitglied dem Captain genaue Informationen über das Setzen des Ankers geben konnte. Dieses mal schossen wir während des Ankersetzens ein paar Fotos. Willkommen bei Port Elizabeth, Bequia Island.

Wie immer, wenn wir ein Etappenort erreicht hatten, dauerte es nicht lange, bis wir von zahlreichen Schiffen umkreist werden. Die imposante Royal Clipper wird sofort zur Attraktion. Erst recht, als wir zum zweiten Tauchgang an diesem Tag die Marina-Plattform geöffnet haben. Doch wir mussten zur Gangway umdisponieren. Der Anker der Royal Clipper griff nicht sauber auf dem sandigen Untergrund. Der Steuermann musste unser Schiff mit Hilfe der Motoren ruhig halten, was hinten bei der Plattform zu gefährlichen Strömungen führte.

Gustav holte uns an der Gangway mit dem Zodiac ab. Die kompletten Tauchausrüstungen waren an Bord verstaut. Wir brauchten keine 10 Minuten, waren wir am Ankerplatz in einer kleinen Bucht angelangt. In der Bucht waren Bau-Ruinen, die wie Relikte aus Fred Feuerstein aussahen.

Moonhole and Boulder nennt sich dieser Tauchplatz. Nach dem Abtauchen erlebten wir ein atemberaubendes Korallenparadis. Uns hätten 10 m2 für die gesamte Stunde ausgereicht um uns an der Makrowelt auszutoben. Aber wir folgten Gustav, da wir am Aussenriff, wo die Strömung etwas stärker ist, auf Grossfisch hofften. Leider hatte es keine Strömung und so konnten wir uns wieder der Makrowelt widmen. Wir waren von der Artenvielfalt absolut begeistert. Dieser Tauchplatz gehört zu den besten, die wir je betaucht haben.

Pünktlich zum Nachmittags-Lunch waren wieder an Bord der Royal-Clipper. Danach wohnten wir kurz einem Vortrag des hauseigenen Meeresbiologen Mariano Peruzzo bei. Mariano erzählt jeden Abend, angereichert mit Bildern  und grossartigem Humor, etwas aus der Unterwasserwelt.

 

Träume werden wahr

Kurz vor Auslaufen von Port Elizabeth erschien der Kapitän auf der Brücke und erklärte einem 9-jährigen Mädchen, wie man das Steuerruder bedienen muss, damit man das Schiff aus dem Hafen steuern kann. 

Wind und Wetter liessen es dann auch zu, dass zum ersten mal ein Kind, das grösste Segelschiff der Welt unter Anweisung von Kapitän Sergey aus dem Hafen steuerte. Das unter grossem Applaus der anwesenden Passagiere.

Pirats of Carribean war das Motto des Abendprogramms. Jeder Gast sollte sich dabei schon als Pirat verkleiden und so zum Nachtessen erscheinen. Dem anschliessenden Krabben-Rennen, bei welcher man mit 5 Euro Wetteinsatz auf eine Krabbe setzen konnte, nahmen wir nicht mehr teil. Zu Müde waren wir und schliefen schon bald unter dem sanften Wiegen der Royal Clipper ein.

 

Euroland – Bonjour Martinique

Merkwürdig ruhig war es, als der Wecker uns aus dem Schlaf holte. Motoren und Generatoren summten nur noch leise, keine Welle brachte unser Schiff mehr aus der Ruhe: Wir haben im Hafen von Fort de France, Martinique angelegt.

Nach dem Frühstück haben wir uns unter der heissen karibischen Sonne zum ersten mal auf unserer Reise wieder zivilisierten Boden betreten. Es blieb bei einem Spaziergang von knapp einer Stunde. Die Royal-Clipper blieb nur einen halben Tag im Hafen und wir hatten kein Bedürfnis nur zum Shoppen die Insel zu erkunden.

Die Crew der Royal Clipper machte sich daran, das Schiff von Ballast zu befreien und nahmen da und dort Reparatur- und Malerarbeiten vor. Von Gustav erfuhren wir, dass die Royal-Clipper nach unserer Tour sich auf Trans-Atlantik Reise begibt und zum ersten mal dabei keine Gäste an Bord haben wird. Diese Reise wird als „Wet-Dok“ genutzt, um das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Alle Teppiche sollen dabei ebenfalls ersetzt werden.

Wir gönnten uns eine Thai-Massage im Wellnessbereich der Royal Clipper. Das Ambiente ist dort fabelhaft, da dieser Bereich unterhalb der Wasserlinie befindet und man durch die Bullaugen ins Meer hinaus spähen kann. Während unserer Behandlungen legte unser Schiff ab und verliess den Hafen von Port de France.

 

Martinique-Strand

Orientalisch wurde das Mittagessen zusammengestellt. Während wir die Qual der Wahl der vielen Köstlichkeiten hatten, wurde bereits der Anker in einer wunderschönen Bucht von Martinique gesetzt.

Wir genossen zuerst noch eine Stunde an Deck, bevor wir einer der Tender zum Strand nahmen. Mit dabei natürlich unsere Schnorchelausrüstung. Der Strand bestand zum grössten Teil aus Sand. Doch wir erspähten am Rand einen felsigen Bereich. Und in der Tat, wir konnten wunderschöne Schwämme entdecken, dazwischen Röhrensaibellen und einige grosse Drachenkopffische. Dazu gesellten sich da und dort auch einige Schnecken und natürlich viele Riff-Fische.

Im Anschluss gönnten wir uns in einem Strand-Restaurant eine Erfrischung und liessen die Seele ein wenig baumeln. Der Tender zurück zum Schiff war schon recht ordentlich voll. Vermutlich wollten alle vom Lunch in der Tropical-Bar profitieren. Es ist schwierig, diese köstlichen Häppchen zu ignorieren.

 

Captains-Dinner

Wir hatten davon gehört, dass dies zu jeder Kreuzfahrt gehört. Auf der Royal Clipper ist dieser Anlass durchaus sehr familiär, da sich die gut 200 Passagiere schon bald einmal alle kannten. Uns, wie auch den anderen „Tauchgästen“ war es nicht möglich, elegante Abendkleider mit auf die Reise zu nehmen. Wir waren also nicht die einzigen die „nur“ sportlich elegant erschienen. Aber das machte dem stilvollen Abend keinen Abbruch.

Die Menükarte schien vor kulinarischen Highlights schier zu explodieren. Es war bisher schon immer ein Problem, aus der Karte etwas zusammen zu stellen, ohne dass man überbordete. Doch heute war es besonders schwierig.

Vor dem Nachtisch hielt Captain Sergey seine Ansprache. Wobei er dem jungen Mädchen, das Tags zuvor unter seiner Anleitung die Royal Clipper aus der Bucht steuerte, ein grosses Zertifikat überreichte: Das jüngste Mädchen, das jemals dieses Schiff steuerte.

Er liess es sich anschliessend nicht nehmen, mit jedem Passagier anzustossen und ein paar Worte zu wechseln. So auch bei uns, was uns sehr beeindruckte. Er wünschte uns noch einen schönen Rest unserer ersten Kreuzfahrt.

Was wir stark vermissen werden, war die Star-Clippers Eistorte, die zum Nachtisch gereicht wurde. Wow war die lecker...

Ein Grossteil der Gäste fand sich um 22.00 Uhr in der Tropical-Bar ein. An diesem Abend fand die Talent-Show statt, an welcher Crew und Passagiere teilnehmen konnten. Eröffnet wurde der Reigen durch den Captain persönlich, der mit seiner Gitarre ein russisches Lied zum Besten gab.

Crew und Passagiere tauschten sich danach mit schönen, lustigen und herrlichen Beiträgen gegenseitig ab. Doch irgendwann holte uns die Müdigkeit ein und wir legten uns in unserer Kabine aufs Ohr

 

Letzter voller Tag an Bord

Die Royal Clipper lag schon in der Marigot Bay bei St. Lucia vor Anker, als unser Wecker sich wieder einmal bemerkbar machte. Einen Landgang haben wir auch heute nicht geplant. Schnorcheln und Relaxen stand für uns klar im Vordergrund. Für den Schnorcheltripp, welcher durch den Marine-Biologen Mariano begleitet wird, mussten wir uns noch in einer Liste eintragen. Wir hatten Glück – wir waren Nummer 25 und 26 auf der Liste von insgesamt 30, die zu diesem Ausflug in den Naturschutzpark zugelassen sind. Anschliessend gönnten wir uns nochmals eine ausgedehnte Massage.

Mit dem Mittagessen wurde der Anker gelichtet und die Segel Richtung Soufriere, St. Lucia gesetzt. Die Fahrt dauerte knapp 2 Stunden. Dabei wurden wir von einem Helikopter verfolgt. An Bord ein Kameramann, der für das Japanische Fernsehteam die Royal Clipper filmte. Eigentlich war der Helikopter sehr eindrücklich. Nach einer halben Stunde nervten der Rotorenlärm aber doch, und wir waren froh, als dieser abdrehte.

Wir nahmen Platz im Tender, der uns zum Marinapark vor Soufriere führte. Zum Schnorcheln mussten wir aus gesetzlichen Gründen aufblasbare Schwimmwesten tragen. Diese half auch der Crew die Schnorchler zu finden, falls diese irgendwo abdriften sollten. Wir nutzten die uns gegebenen 45 Minuten voll aus. Es gab viel zwischen und an den Korallen zu entdecken. Das Fotografieren war wegen dem fehlenden Blei etwas schwierig. Vor allem jene Motive, die im Flachwasser waren. Diese Tiefe konnten wir kaum halten. Was aber tiefer als 2-3 Meter war, ging dann aber recht ordentlich. In knapp 10 Meter Tiefe entdeckten wir eine Hummer-Falle. Einen Blick aus der Nähe verriet, dass der Fallensteller bisher kein Glück hatte.

Zurück an Bord wechselten wir die Unterwasserkamera mit der Überwasser-Ausrüstung und begaben uns zur Gangway. Eines der grössten Highlights stand auf dem Programm: Foto-Tender. Zwei Tender umkreisen die Royal Clipper unter vollen Segeln mit der atemberaubenden Kulisse von St. Lucia – das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Noch nie haben wir das Schiff aus dieser Perspektive bewundern können. Was normalerweise den Beobachtern von Land aus gegönnt war, konnten wir nun selber auch mittels den Tender erleben. Majestätisch präsentierte sich die Royal Clipper im Abendlicht. Jede Sekunde war dabei ein neuer Eindruck, ein neues Motiv. So kamen zum Schluss über 100 Fotos zusammen. Eines schöner als das Andere. Der Captain fragte nach Schluss der Aktion über Funk nach „are the passenger satisfacted?“ worauf unser Bootsführer antwortete: „yes they are“ und alle applaudierten im Hintergrund.

Wir waren bereits in der Kabine, als über die Bordlautsprecher bekannt gegeben wurde, dass eine weitere Führung durch den Maschinenraum angeboten wird. Die erste haben wir verpass, die zeitgleich mit dem Foto-Tender statt fand. Also Kamera eingepackt und auf zur Bibliothek, wo uns der Chef-Ingenieur Alexander Ryabov erwartete. Alexander informierte uns über alles was uns erwarten wird. Er könne während der Tour keine Fragen beantworten. Wir würden uns dort unten nicht verstehen. Wie recht er hatte: Die Hitze und Feuchtigkeit im Maschinenraum trieb den Schweiss in Sekunden aus den Poren und die Motoren und Kompressoren erzeugten einen höllen Lärm. Wir zwängten uns durch die enge Gänge zwischen den Installationen und irgendwie waren alle froh, als wir wieder nach draussen gehen konnten.

Ohne die Motoren könnte man mit der Royal Clipper keine planbaren Kreuzfahrten durchführen. Das Motto ist schon, so viel Segeln wie möglich. Aber wenn es das Wetter nicht zulässt, dann geht es ohne Motoren nicht.

Unser Tauchmaterial haben wir inzwischen von der Basis abgeholt. Anzüge, Jacket und Atemregler wurde vom Sports-Team gereinigt, desinfiziert und getrocknet. Ein super Service. Am Abend fanden wir Taucher uns nochmals in der Piano-Bar ein. Dort erhielten unsere Logbücher auch die offiziellen Stempel der Star-Clippers und wir tauschten noch gegenseitig diverse Tauchtipps aus.

 

Ausschiffen in Barbados

Die Überfahrt von St. Lucia nach Barbados war wieder von hohen Wellen begleitet. Der Übergang von der Karibik in den Atlantik hat auch auf dieser Strecke wieder für Action gesorgt. Wir hatten uns aber an die Schaukelei derart gut gewohnt, dass uns diese nichts mehr anhaben konnte. Captain Sergey liess die Royal Clipper schon früh morgens an der Mole von Bridgetown belegen, als wir uns zum Bett rausquälten. Unsere Koffer, die wir im Gang bereits gestellt hatte, wurden bereits schon in der Nacht abgeholt und an Land gebracht. Nochmals genossen wir das ausgezeichnete Frühstücks-Buffet der Royal-Clipper, bevor wir beim Zahlmeister unsere Rechnung beglichen. Dann drehten wir zum Abschied nochmals eine Tour durch das Schiff und besuchten nochmals das Sonnendeck. Überall war die Mannschaft bereits mit den Renovationsarbeiten beschäftigt. Ob Rost weggeklopft, gemalt oder Lack abgeschliffen. Das Schiff hat sich zur einer kleinen Baustelle gewandelt. Jedes Crew-Mitglied hat uns aber nochmals zugewunken oder hat sich sogar persönlich bei uns verabschiedet.

Schweren Herzens checkten wir bei der Gangway aus und schritten diese hinunter zur Mole. Nochmals einen Blick zurück zu diesem atemberaubenden Schiff – dann war unsere Tour mit der Royal-Clipper definitiv beendet. Nicht aber unsere Ferien.

 

Barbados – Tauchen und Relaxen

Mit dem Taxi hat alles prima geklappt und wir waren pünktlich in unserem Hotel angekommen. Das Hotel selbst war aber noch nicht so weit und wir mussten mit dem Einchecken noch vier Stunden zuwarten. Wir durften jedoch bereits schon die Liegestühle am Strand benutzen und uns am Strand-BBQ bedienen.

Am nächsten Morgen fragten wir bei der Reception nach, mit welcher Tauchbasis sie zusammen arbeiten würden. Sie empfahl uns „Barbados Blue“. Sie buchten für uns gleich noch für den Nachmittag einen Tauchgang und ein Taxi, dass uns dort hinbringen wird.

Barbados Blue ist beim Hotel Hilton auf Barbados angesiedelt. Die Crew dort ist sehr locker drauf. Nachdem unsere Lizenzen kontrolliert und Haftungsausschlüsse unterschrieben waren, machten wir auch schon unsere Ausrüstung parat und beluden das Tauchboot.

Die Ausfahrt dauerte nicht lange. Das Natur-Reservat befindet sich ein paar hundert Meter neben der Basis. Die Schnorchler an Bord wurden als erstes ins Wasser gelassen. Sie haben vor allem die zahlreichen Schildkröten im Visier. Wir Taucher durften dann 50 Meter weiter weg ins Wasser hüpfen und dabei endlos viele Schiffwracks bestaunen. Die Schiffwracks waren wirklich spannend. Leider war die Sicht nicht besonders gut.

Wir buchten trotzdem für den nächsten Tag den 12:00 Uhr Tauchgang. Barbados Blue bietet drei Tauchgänge pro Tag an. Wobei der letzte immer im Marina Reservat statt findet.

 

Voices oft the Sea

Was wir am nächsten Tag erlebten, hätten wir nicht im Traum damit gerechnet: Bei der Ausfahrt sahen wir, wie die Fluke eines Wales in den Fluten verschwand – Wow – herrlich. Doch leider zu weit weg für uns um ihm hinterher zu fahren. Wir ankerten beim Tauchplatz Accra. Uns präsentierte sich ein herrlicher Korallengarten, den wir zuerst 15 Minuten lang erforschten. Danach überquerten wir ein grosses Sandfeld und gelangten dann an ein weiteres Riff. Von da an geschah etwas unglaubliches, was uns bis zum Austauchen begleitete. Walgesang! Obwohl wir noch Schiffwracks und Korallengärten vor uns hatten konnten wir nicht davon ablassen, diesen magischen Klängen zu zuhören.

 

Letzter Tauchgang

In den Tropen braucht die Tauchausrüstung etwas länger, bis sie reisefertig getrocknet ist. Daher haben wir schon drei Tage vor Abreise unseren letzten Tauchgang unternommen. Old Fort nennt sich der Tauchplatz an welchem wir unsere Köpfe ein letztes Mal unter die Meeresoberfläche streckten. Wir hielten uns noch an der Strömungsleine fest, als unser Guide aufgeregt Richtung offenes Meer hinaus zeigte: Knapp 50 Meter vor uns war ein Wal! G erlaubte uns, zu ihm hinüber zu schwimmen. Die Strömung machte uns aber einen Strich durch die Rechnung und wir entfernten uns mehr und mehr von diesem Säugetier. Wir waren froh, als wir noch den hinteren Teil der Strömungsleine schnappen konnten.

Aus der Ferne beobachteten wir den Wal. Es schien, als liege er ruhig im Wasser. Nur sein Rücken war zu sehen. Irgendwann waren wir dann aber zu weit weg und begannen mit unserem Tauchgang. Dieser war sehr schön und wir konnten einiges entdecken. Das Highlight war dann ein Stechrochen auf der Sandfläche. Vom Wal war leider nichts zu sehen oder zu hören.

Mit Süsswasser spülten wir unsere Ausrüstung dann ordentlich bei der Basis aus. Obwohl wir nur drei Tauchgänge bei Barbados Blue unternahmen, hatten wir uns schon wie alte Freunde verabschiedet. Gegenseitiger Respekt zahlt sich immer aus.

Ein letztes mal riefen wir das Taxi, dass uns zurück zum Hotel brachte. Das war übrigens auch mit ein Grund, warum wir nicht noch weitere Tauchgänge unternahmen. Das Taxi kostete uns pro Strecke 20 US $. Das wird dann mit der Zeit recht teuer. Und ausserdem wollten wir in den letzten Tagen noch ein wenig am Strand ausspannen, bevor es wieder zurück in die Heimat ging.

 

Zurück in die Heimat:

Unsere Tauchausrüstung trockneten wir auf dem Balkon unserer Hotelanlage. Den Rückflug von Condor haben wir uns auch inzwischen rück bestätigen lassen. Am Tag des Rückflugs checkten wir zum letzt möglichen Zeitpunkt bei der Reception aus. Auf unser Taxi mussten wir noch einige Stunden warten, da unser Flug erst am Abend geplant war. So haben wir natürlich das Klima am Strand noch mal so richtig inhaliert und verabschiedeten uns vom Meer. Natürlich viel uns der Abschied nicht leicht.

Das Taxi war pünktlich da und brachte uns zum Flughafen. Neu für uns: Das Check-In befindet sich quasi im Freien. Warum denn auch in einer Halle? Die Temperaturen sind hier das ganze Jahr über deutlich im Plus Bereich. Noch ein kleiner Snack und dann ab ins Flugzeug.

Das Motto beim Boarding hiess: Hinsetzen wo es gerade Platz hat. Den Passagieren, welche aus Deutschland ankamen und im Flieger auf den Weiterflug nach St. Lucia wartete, war die Reisemüdigkeit deutlich ins Gesicht geschrieben. Eine halbe Stunde später setzte unser Flieger bereits auf der besagten Insel auf.

Alle Passagiere mussten den Flieger verlassen, da dieser nun gründlich gereinigt und für den Rückflug bereit gemacht werden musste. Wir mussten in den Transferbereich wo wir unsinnigerweise nochmals eine Sicherheitskontrolle über uns ergehen lassen mussten. Die Kontrollen wurden sehr oberflächlich durchgeführt. Niemand fragte nach Taucherlampen und Notebook.

Nach Eineinhalbstunden durften den Flieger wieder besteigen. Ein Nachtflug bestand uns nun vor. Trotz beengten Sitzverhältnissen konnten wir ein paar Stunden schlafen und erwachten erst wieder über London. Und so war auch Frankfurt nicht mehr weit. Nicht ganz pünktlich setzte unsere Boeing 767 auf.

Bei unserem Transferaufenthalt, der einige Stunden dauerte, genossen wir ein leckeres Eis, machten zum x-ten Mal eine Sicherheitskontrolle mit (bei welcher wieder einmal ein Sprengstoffabstrich bei unserem Tauchgepäck notwendig wurde…) und begaben dann uns schlussendlich zum Gate zu unserem letzten Flug nach Basel.

Ein Bus fuhr uns zum Aussenplatz wo die Maschine der Lufthansa auf uns wartete. Der Flieger war nur leicht besetzt, so konnten wir unsere Sitzplätze auswählen. Es war ein kurzweiliger Flug in relativ geringer Flughöhe. So konnten wir die Landschaften aus der Vogelperspektive auf unserer Reiseroute begutachten. Der Touchdown in Basel war auf die Minute genau.

Erlebnisreiche Ferientage gingen so nun zu Ende. Wir verstauten unsere Utensilien zu Hause und freuten uns schon auf den nächsten Kurzurlaub der uns vermutlich nach St. Tropez zum Wracktauchen führen wird.