New York 2013 - letzte Etappe auf Michis Tour 2013

Nein - Grossstädte mag Michi eigentlich gar nicht. Unter Zwischenstopp in New-York war eigentlich auch nur ein zähneknirschender Notnagel, da sonst die Flüge nach Puerto Rico, Martinique und Kourou in dieser Zusammenstellung viel zu teuer geworden wären.

Aber ja, bekanntlich ist es erstens anders als zeitens man denkt...


Schon vor meinem Wecker bin ich erwacht und es war auch gut so. Denn ich musste mich nun festlegen, von welchen Dingen ich mich nun trennen möchte, damit ich die Gewichtsgrenze für das Check-In in Fort de France einhalten kann. 2,5 kg mussten es sein. So flogen Haargel, Duschmittel und weitere Entbehrlichkeiten  in den Müll. Sogar einen Teil meiner selbstgebauten Antenne wurde geopfert: Viel Gewicht, wenig Materialkosten, etwas Herzblut.

Es war stockfinster, als ich das Anoli Village verliess. Die ganze Nacht hatte es heftig geregnet. Im Moment schienen die Wettergötter mit mir Mitleid zu haben und legten mit dem „Liquid Sunshine“ eine Pause ein. Es war um diese Zeit kaum Verkehr auf den Strassen, was mir sehr entgegenkam. Ich hatte 45 Minuten Reserven eingerechnet, da ich wusste, dass die Gegend um den Flughafen staugefährdet ist. Immer wieder regnete es zwischendurch auf dem Weg zum Flughafen von Fort der France.

Ihr kennt doch sicher alle die Verkehrsmeldungen“…das Stauende liegt hinter einer Kurve…“. Genau eine solche Meldung hätte ich gut gebrauchen können. Auf jeden Fall zeigte sich, das Bremsen und Bereifung meines Micras völlig in Ordnung waren, als ich in die Eisen stieg – wow – der Puls ging kurz in die Höhe. Und da sah ich den Schlamassel: Stau ohne Ende. Ich hatte keine Ahnung, wie weit es noch bis zum Flughafen war. Nervös schaltete ich mein Navi ein und gab als Enddestination den Flughafen Fort de France ein. Ein paar Sekunden später das Ergebnis: 5 km bis zum Ziel. Meine 45 Minuten Zeitreserven werden nun wohl aufgebraucht werden. Ich wusste, ich konnte die Situation beruhigt angehen, da ich für die nächsten Meilensteine bis zum Abflug ebenfalls Zeitreserven eingeplant hatte. Um 06:50 Uhr war ich bei der Tankstelle angelangt, welche sich unmittelbar neben der Autovermietung befand. Ich tankte den Micra voll und fuhr anschliessend zum Car-Return. Füünf vor sieben. Ich hatte also noch genau 5 Minuten meiner geplanten Zeitreserven übrig. Was ich nicht wusste: Die Autovermietung öffnete erst um 07:00 Uhr.

Als erster konnte ich meinen Mietwagen zurückgeben. Der Angestellte machte eine Sichtprüfung über Schäden und Sauberkeit. Zufrieden quittierte er mir den Empfang. Diese Quittung gab ich im Office ab und bestieg den Bus der Autovermietung der mich zum Flughafen brachte.

Es war schon viel Betrieb. Es waren vor allem Flüge zu den anderen karibischen Destinationen, die am Morgen durchgeführt werden. So also auch meiner. 

Ich ging zu einem der unbesetzten Check-In Schalter und stellte mein Koffer auf die Waage: 24,5kg! Das kann nicht sein. Doch dann erinnerte ich mich. Ich hatte noch im Appartement meine Wasserflasche und ein Apfel reingesteckt. Schnell raus damit und das Gewicht neu geprüft: 23,3 kg. Ok, dann hoffen wir mal auf die Toleranz des Bodenpersonals.

Ich ging zum Check-In. Der Security-Beauftrage der American Eagles prüfte meinen Reisepass und setzte einen Haken auf der Passagierliste. Keine Fragen zu meinem Reisegepäck…! Ess wird mir wohl niemand die Frage beantworten können, warum die Sicherheitsbestimmungen nicht in allen Ländern gleich gelten.

Am Check-In wurde ich sehr freundlich begrüsst. Zum leichten Übergewicht meines Reisegepäcks wurde kein Wort verloren. Die Mitarbeiterin der American Airlines bestätigte mir sogleich meinen Weiterflug von Puerto Rico nach New York und Checkte das Gepäck bis dort gleich durch. Sie wies mich aber darauf hin, dass ich das Gepäck in Puerto Rico wegen der Einreise auf US-Territorium beim Bagage-Claim abholen müsste und nach dem Zoll beim Drop-Off wieder abgeben kann. Ebenfalls bestätigte sie mir auch gleich den Flug für den nächsten Tag von New York nach Zürich. Ich musste praktisch keine Frage stellen. Alle wichtigen Informationen wurden mir schon pro Aktiv vermittelt. Das nenne ich Kundenservice.

 

Als nächstes schrieb ich Daniela ein SMS, damit sie wusste, dass alles reibungslos verlief. Ich vertilgte meinen Apfel und trank die Wasserflasche leer. Und begab mich zur Ausreise. Ist es eigentlich Vorschrift bei Beamten, ja kein Lächeln im Gesicht zu haben? Auf jeden Fall schaute die Beamtin hinter der Glaswand mich sehr ernst an, als ich ihr meinen Reisepass zur Kontrolle übergab. Natürlich mit einem Lächeln im Gesicht und einem netten Bonjour meinerseits. Sie prüfte meinen Pass und gab mir diesen zurück. Ich konnte nicht anders und bedankte mich lächelnd und wünschte ihr einen schönen Tag – hey und da war’s! Ein kleiner Ansatz eines Lächelns. Und das wirkte dann schon viel sympathischer…

Beim Security-Check ging es rasch vorwärts. Jedoch nicht bei mir. Ich hatte einige Funkutensilien darin verpackt, die beim Röntgen wohl Alarm schlugen. Auf jeden Fall wurde mein Handgepäck daraufhin von einem sehr freundlichen aber bestimmten Beamten durchsucht. Ich erklärte ihm, was es mit den Gegenständen auf sich hatte. Er war zufrieden und wünschte mir einen guten Flug.

Ausser eines Duty-Free Shops hatte nichts geöffnet. Also kein Kaffee vor dem Abflug. Die Wartezeit überbrückte ich mit eMail Schreiben. Ich hatte haufenweise positive Reaktionen von zahlreichen Funkamateuren aus der ganzen Welt auf meine Aktivitäten erhalten. Teilweise berichteten sie auch, mit welchen bescheidenen Mitteln diese Funkverbindung zu Stande kam. Es war mir ein Anliegen, diese Mails nicht unbeantwortet zu lassen und schrieb ihnen zurück.

Das Boarding meines Flugs nach San Juan, Puerto Rico, begann. Man muss wissen, dass der Turbo-Proper, ein ATR-72, nicht viel Bewegungsraum im Mittelgang zuliess. Daher war es wichtig, dass die Passagiere in Reihefolge der Sitzreihen das Flugzeug betreten. Sehr bestimmt wurde beim Boarding darauf hingewiesen und die Boadingkarten geprüft. Als wir dann zum Flieger rüber liefen, kam es mir vor, wie wenn Mama Ente mit ihren kleinen Kücken einen Ausflug machte. Geordnet in Reih und Glied folgten wir der Mitarbeiterin der AA zum Flugzeug. Kurz davor mussten alle Passagiere, welche ein „grösseres“ Handgepäck mit sich führten, dieses abgeben. Im Kabinenraum hat es einfach zu wenig Stauraum für dieses. 

Mein Fensterplatz war unter dem Flügel, gleich hinter dem Propeller. Ich wusste: Das wird laut. Daher legte ich schon mal meine Kopfhörer als Lärmschutz bereit. Pünktlich startete der Pilot die Maschine und wir rollten zur Startbahn. Kurz darauf beschleunigte unser Turboprob – wir hoben ab – adieu Martinique – es war eine schöne Zeit bei Dir!

 

 

Flug nach Puerto Rico

Ich wusste, dass an diesem Tag die Royal Clipper im Hafen von Fort de France lag. In der Hoffnung vom Flugzeug aus ein Bild schiessen zu können, legte ich meine Kamera bereit. Doch der Pilot hatte nicht im Sinn, beim Hafen vorbei zu fliegen – schade.

Die zwei Stunden Flug nach San Juan Puerto Rico waren frei von Turbulenzen. Ich genoss den Blick über den Wolken aufs weite Meer hinaus. Geschützt durch meine Kopfhörer war der Lärm auch sehr erträglich.

Übrigens hatte ich auf meinem Smartphone ein App, mit welchem man den Lärmpegel seiner Umgebung messen konnte. Ich bin der Meinung, dass das App vermutlich etwas zu viel anzeigt. Trotzdem sind die Werte recht hoch. Sie waren immer über 90dB. Daher ist das Tragen von Ohrpfropfen, Kopfhörern oder alles andere, was den Schall eindämmt, sehr ratsam. Und: Mir tun die Besatzungsmitglieder irgendwie leid…

Der Anflug auf San Juan war sehr beschaulich. Auf Höhe der Wolken flogen wir eine Zeitlang über die Insel. Flugromantik pur – so stelle ich mir Fliegen vor: Über den Wolken zu sein, und ab und zu einen Blick auf Dörfer und Strassen erhaschen, ja sogar einzelne Personen am Boden waren zu sehen.

Sanft setzte der Pilot unsere ATR-72 in San Juan auf. Wir verliessen den Flieger und warteten eine Zeitlang, bis unser Handgepäck zu uns gebracht wurde. Die Sonne schien und ich genoss die Wärme auf meinem Gesicht. Ich wusste, dass ist das letzte Mal auf meiner Reise, wo ich die Sonne so richtig geniessen konnte. 

Die Immigration verlief problemlos. Auch hier waren die Beamten sehr freundlich. Mein Gepäck war auch schon auf dem Rollband, als ich zum Bagage-Claim kam. Der Zoll wollte nichts Weiteres von mir wissen und so konnte ich mein Gepäck auch schon wieder beim Drop-Off abgeben. 

Ich wusste es ja, aber werde es nie begreifen: Ich musste wieder durch den Security-Check. Warum kennt die USA keinen internationalen Bereich am Flughafen? Gut – Zeit hatte ich genug und ich stempelte es als Beschäftigungstherapie ab. Im Gegensatz zu Martinique wollten die Beamten mein Handgepäck nicht sehen. Mit anderen Worten: Auf dem „kleinen“ Flughafen von Martinique schaute die Security genauer hin als in Puerto Rico.

Wie schon bei der Anreise genehmigte ich mir im Air Margaritta Ville eine Quesadilla. Doch ich war mit den zahlreichen Fremdsprachen überfordert. Nach wochenlangem Intensivfranzösisch war ich nun auf amerikanischem Gebiet, wo aber hautpsächlich spanisch gesprochen wird. Und – ich wusste, dass ich in allen drei Sprachen meine Queseadilla bestellen konnte. Und was sagte ich? :“Un Quesadilla con beef, please“. Und als sie mir das Bestellte brachte, bedankte ich mich mit:“Merci beaucoup“. Die Kellnerin nahm das gelassen und lächelte.

 

 

Ich sollte Lotto spielen

Die B-757 nach New York JFK stand bereit. Ich hatte ein Gratis WiFi gefunden und noch rasch ein paar eMails beantwortet. Dann fand auch schon das Boarding statt. Auch hier wurde in Gruppen gebordet – und es funktionierte tadellos.

Erst beim Boarding fiel mir auf, dass ich gar nicht meinen reservierten Fensterplatz hatte sondern am Gang sass. Ein Paar aus Maine waren meine Sitznachbarn. Die nette Dame erkannte mich:“You were on the flight before, from Martinique – right?“ Es stellte sich heraus, dass die Beiden zu einer Gruppe gehörten, die zwei Wochen lang auf Martinique zum Segeln waren. Wir konnten so einiges an Erlebnissen berichten. Doch nebst dem Zufall, dass wir auf der selben Insel in Urlaub waren, gab es noch einen viel schöneren: Als sie Erfuhr, dass ich die Unterwasserwelt in Martinique besuchte, frage sie mich, wo ich denn überall zum Tauchen unterwegs war. Als ich ihr vom Diamantenfelsen erzählte, sagte sie mir, dass sie gerade gestern dort durchsegelten. Es stellte sich dann heraus, dass sie praktisch zum selben Zeitpunkt am Diamantenfelsen waren, als ich dort die Unterwasserwelt bestaunte. Ich sollte Lotto spielen…

Die etwas mehr als vier Stunden nach New-York waren ruhig. Und die B-757 der AA war eine modernere Ausgabe. Anstatt den alten Röhrenbildschirme waren Flachbildschirme installiert. Und der Sitzabstand – ein Traum! Ganze 20cm von meinen Knien bis zum Vordersitz. Ich schaute mich um und es war kein Zufall: In der ganzen Economy-Class grandiose Sitzabstände. Man fühlt sich nicht mehr wie einer Konservendose. Die Flugreise war dadurch auch viel entspannender. Gratulation an AA: Bitte macht das auf allen Fliegern zum Standard!

Mit heftigen Scherwinden hatte unser Pilot bei der Landung zu kämpfen, was nicht allen Passagieren gefiel. Aber er meisterte die Aufgabe hervorragend und setzte unseren Flieger sicher auf der Landepiste auf. Ich verabschiedete mich von meinen Reisebegleiter, die noch am selben Tag nach Boston fliegen und danach drei Stunden mit dem Auto nach Hause fahren müssen. Die haben in der Tat mit drei Flüggen und langen Fahrten einen schweren Reisetag zu bewältigen.

 

Mein Abend in New-York

Irgendwas ging mit dem Gepäck schief. Es verging eine Stunde seit der Landung, bis unser Gepäck auf dem Rollband ausgegeben wurde. Mir fiel ein Schild auf: Für die eigene Sicherheit solle man nur mit Taxis fahren, die einem vom Taxi-Dispatcher zugewiesen werden. Ich kenne die Hintergründe nicht, hab mich dann aber an diesen Ratschlag gehalten.

Schon am Rollband wurde ich von Taxifahrern angesprochen, ob ich denn ein Taxi benötige und wies sie ab. Bis zum Taxistand wurde ich fünf Mal von irgendwelchen Leuten wegen einer Taxifahrt angesprochen. Ich heftete mich an die Fersen eines anderen Flugpassagiers, der wohl das gleiche Ziel hatte wie ich, der die Avancen der Taxifahrer komplett ignorierte.

Mein Yellow-Cap. Zum ersten Mal in meinem Leben bestieg ich ein New Yorker Taxi. Der Taxifahrer war in meinem Alter und wir verstanden uns sehr gut. Auf der Reise nach Manhatten hatten wir uns einiges erzählt. Er diente bei der Army und war im Irak und Afghanistan im Einsatz. Erstaunt war ich über sein Wissen über Europa und die Schweiz. Er wusste sehr viele Details richtig und genau. Er verkörpert nicht das, was man in Europa über die Amerikaner zu wissen meint.

Ein Strassenschild:“Fifth Avenue“. „Oh – wow“ war ich begeistert, “we are really in the fifth avenue?“. Der Taxifahrer erfreute sich über meine Begeisterung und setzte einen oben drauf:“Look, there ist he Empire State Building. You’re hotel is just around the next corner“… Ich wusste ja, dass mein Hotel irgendwo mitten in Manhatten lag, aber dass ich im touristischen Hotspot bin? – Unglaublich. Wir hielten neben dem Metro Hotel an. Der Driver entlud meine Koffer, ich bezahlte und gab ihm auch (wie im Film ;-) ein Trinkgeld. Wir verabschiedeten uns herzlich. 

 

Ein Malheur…

Ich ging zur Reception, stellte meine Koffer hin und wollte meine Reiseunterlagen aus dem Handgepäck nehmen: Oh Schreck – meine ganze Reisemappe mit dem Voucher ist nicht da. Ich hab dieses im Taxi liegen lassen, als ich dem Taxifahrer die Hoteladresse aushändigte. Rasch lief ich hinaus und rannte dem Taxi hinterher. Doch keine Chance, er war schon weg.

Die Dame an der Reception erkannte schnell in welcher Lage ich war und half mir. Sie fand meine Reservierung im Computer und gab mir die Zimmer-Schlüssel. Sie bat mich, bei meinem Reisebüro eine Kopie des Voucher einzufordern. Erleichtert ging ich aufs Hotelzimmer. Auf die Reisemappe konnte ich verzichten – oder doch nicht? Im Hotelzimmer durchzuckte es dann meinen Körper, als ich realisierte, dass einer meiner Pässe in der Mappe befand. Uuuiii – das ist schlecht. Was mache ich denn jetzt? Ich holte meinen Computer hervor, dass ich im Internet nach evt. Informationen suchen kann. Nach welchen wusste ich aber im Moment nicht.

Das Telefon klingelte. Die Dame von der Rezeption war dran. Sie hätte gute Nachrichten für mich: Der Taxifahrer hat die Mappe entdeckt, und bat mich ihn zurück zu rufen. Sie gab mir seine Handy-Nummer. Sofort rief ich ihm an, und bedankte mich schon mal, dass er die Mappe gefunden hat. Er sagte mir, dass er gerade einen Gast dabei hätte und in den nächsten zwei Stunden wieder beim Hotel vorbei fährt und mich vorher auf dieser Telefonnummer anrufen wird.

Nun wusste ich, dass ich für die nächsten zwei Stunden auf dem Hotelzimmer bleiben musste. Also konnte ich noch nicht wie ich zuerst wollte, ein paar Fotos hier rund um den Block zu schiessen. 

Ich beging damit, meinen Reisebericht weiter zu schreiben. Ich war schon recht im Hintertreffen.

Nach zwei Stunden noch kein Zeichen von meinem Taxifahrer. Ich rief ihn an, und sagte ihm, dass in der Mappe ein wichtiges Dokument sei, dass ich dringend benötigte. Er versicherte mir, dass er in der nächsten 20 Minuten bei mir sei. Bereits nach 5 Minuten klingelte das Telefon: Er sei in einer Minute da. Ich lief hinaus vor das Hotel und just in dem Augenblick fuhr er vor das Hotel und übergab mir meine vermisste Reisemappe. Er wollte für diesen Service kein Geld. Ich bedankte mich mit einem Riesen Trinkgeld. Schliesslich hat er mich vor grösseren Umständen bewahrt und ist extra dafür zu mir gefahren.

Den Voucher gab ich bei der Rezeption ab. Auch mein Dokument war noch in der Mappe. Ich versorgte alles im Zimmer und schnappte meine Fotoausrüstung.

 

Nächtliche Foto-Tour "around the block"

Ich musste nur vor mein Hotel gehen, nach oben schauen, und da sah ich schon die Spitze des Empire State Buildings – wow. Aber zu wenig gut für ein Foto. Ich lief um den Block und versuchte einen möglichst guten Winkel zum Fotografieren zu finden. Dabei entdeckte ich immer wieder neue Motive, die ich auf Chip bannen musste. Obwohl das Wetter nicht ganz so mitspielte: Ich war von New York beeindruckt. Doch so richtig fotogen wollte das Empire State Building einfach nicht abgelichtet werden. Da erinnerte ich mich an die Dame von der Rezeption, die mir was von einem Penthouse erzählte. Ich ging zurück zum Hotel. Im Lift sah ich, dass das 13. Stockwerk mit „PH“ beschriftet war. Ich drückte drauf und sauste die Stockwerke empor. Oben angekommen stand ich erst einmal vor dem Fitnesscenter. Es war Nachts um 23.00 Uhr und es gab tatsächlich ein paar Gäste, die sich auf den Laufbändern und Fahrrädern abmühten. Auf der rechten Seite ging es hinaus auf die grosse Terrasse. Kein Mensch war da – nur ich allein – und vor mir das gigantische Empire State Building – wow. Ich schoss ein paar Fotos und genoss die Stadt-Atmosphäre. Wie in den Kinofilmen war ständig irgendwo das Sirenengeheul von Polizei und Feuerwehr zu hören.

Ich war hundemüde und ging zurück ins Zimmer. Bevor ich zu Bett ging musste ich aber meinen Freunden auf Facebook die Bilder von der Stadt zeigen.

 

Nieselregen

Ich stand schon um sieben in der Früh auf. Das Frühstücksbuffet war eher europäisch als amerikanisch geprägt. Zahlreiche Brotsorten standen neben den Bargels zur Auswahl. Ganz vermisst habe ich die sonst üblichen Waffeln oder Pancackes. Joghurt, Käse und Obst standen ebenfalls zur Auswahl. Nach dem Frühstück meldete ich mich via Skype bei Daniela. Es war die letzte Verbindung, bevor ich sie am nächsten Tag wieder in Zürich sehen werde. So teilte ich ihr die letzten Informationen über meinen Rückflug mit.

Das Check-Out ging rasch. Mein Gepäck konnte ich im Hotel einschliessen lassen und bekam dafür Abholscheine. Ich machte mich auf den Weg Richtung Hafen. Das Wetter war nicht auf meiner Seite. Ein fieser Nieselregen verbreitete starke Feuchtigkeit. Meine Windjacke und meine Mütze schützten mich vor dem Nass. Unterwegs schoss ich immer wieder ein paar Fotos. Ich bog instinktiv in die 8th Avenue ab, damit ich zur 43. Strasse hochlaufen konnte, die mich direkt zu meinem Ziel führen wird. DSC06924Ich dachte noch, dass die NYPD-Station sehr schön aussah und machte ein Foto davon. Erst dann realisierte ich, dass ich mitten im Time Square befand. Wahnsinn – ich war begeistert. Ich genoss eine Zeitlang die funkelnden und blinkenden Anzeigen und Bilder, die auf den riesen Monitoren auf das Strassenpublikum niederrieselten.

 

Itrepid Air & Space Museum

Ich ging weiter zur 43. Strasse und ging direkt zum Hudson-River. Da stand ich vor meinem Tagesziel: Intrepid Air-and Space-Museum. Leider musste ich feststellen, dass die Hauptattraktion, das Space-Shuttle „Enterprise“ seit dem Hurricane „Sandy“ nicht zugänglich ist. Eröffnung sei irgendwann im Frühling 2013. Da ich den Shuttle zuvor schon mal in Washington D.C. gesehen habe, war das nicht so schlimm.

Auch Interessant: Eine echte russische Soyuz-Kapsel wurde gezeigt, die vor ein paar Jahren die Raumstation ISS mit drei Kosmo- und Astronauten besucht hat. Und die ist wirklich klein und ich fragte mich, wie die Raumfahrer den Tripp zur ISS über mehrere Tage in diesem engen Raum nur aushielten. 

Der Flugzeugträger und das benachbarte U-Boot begeisterten mich – aber es war auch beängstigend. Zu einem der enge Raum (vor allem im U-Boot) den die Besatzung zur Verfügung hatte. Obwohl der Kapitän jeweils seine eigene Private Koje hatte – auch dieser hatte nicht gerade viel Platz zur Verfügung. Mich interessierten natürlich vor allem die Kommunikationsanlagen. Erstaunt war ich, auf welchen Frequenzen die damals arbeiten konnten. Das war damals wirklich Technik der obersten Klasse. Sogar im Logbuch des Captains stand ein Eintrag über Servicearbeiten an den Funkanlagen.

Die Technik im Ganzen war sehr interessant. Man konnte diese noch sehr gut selber reparieren. Nicht wie heute, wo ein defekte Apparatur einfach ausgetauscht wird (werden muss).

 

 

 

Musical so weit das Auge reicht

Nach zwei Stunden hatte ich genug. Obwohl es noch vieles zu bewundern geben würde, es ist Mittagszeit und ich wollte über den Time-Square zurück zum Hotel.

Auf dem Weg dahin wurde aus dem Nieselregen richtiger Regen. Von meiner Windjacke tropfte das Wasser bereits herunter und ich wusste, dass ich etwas unternehmen muss, wenn ich nicht komplett durchnässt beim Hotel ankommen will. Überall stellten die Händler an den Strassenecken Schirme bereit. Für fünf Dollar kaufte ich mir einen Schirm – den billigsten, den sie halt gerade im Sortiment hatten. Obwohl ich wusste, dass ich über den Preis verhandeln konnte – ich hatte keine Lust dazu.

Der Time-Square war wieder beeindruckend und der Broadway erst recht. Hier wurde „The Phantom oft he Opera“ angeboten, ein Gebäude weiter „Matilda“, daneben „Rock Age“. Und umso weiter ich ging, umso mehr Musicals habe ich gefunden. Und die Vorstellungen liefen mehrmals den ganzen Tag die ganze Woche. Unglaublich. Ich lief bis zur Fifth Avenue hoch. Übrigens die einzige, die auf dem Strassenschild mit Namen ausgeschrieben wird und nicht mit einer Zahl. Die Shoppingmöglichkeiten sind unglaublich. Hier kommt man zu armen Tage, wenn man Shoppingsüchtig ist. Aber auch die anderen Strassen stehen da nicht viel weit hinten an.

Gegenüber von meinem Hotel habe ich in einem Souvenirladen Shirts und Ansichtskarten gekauft. Dann setzte ich mich in das Grillrestaurant, genoss ein richtig gutes Stück Steak und schrieb die letzten Ansichtskarten.

Time to go back home

Ich holte mir mein Gepäck, lief mir wie vom Portier zum nächsten Corner, hielt die Hand hoch und schon stand ein Taxi neben mir.

Der Taxifahrer – ein in Brooklyn lebender Haitianer, war ein sehr interessanter Mensch. Auch er wusste sehr viel zu erzählen und wusste einiges über Europa. Er erzählte mir, dass es in New York etwa 14‘000 Taxis gibt. Er musste lachen, als ich im erzählt habe, dass zu Hause die nächste Stadt etwas mehr als 8000 Einwohner hätte. Er erzählte mir einiges über die Kreolen, da ich auf Martinique und Französisch Guyana war. „Ob ich denn schon mal in New Orleans gewesen sei?“, fragte er mich. Ich bejahte und erzählte von unserer letzten grossen USA-Reise. Das sei sein grosser Traum, wenn er dann mal genügend Geld beisammen hat. Ein Alterssitz in New Orleans. Aber auch Guadeloupe könnte ihm zusagen. Wir verstanden uns sehr gut und die Reise zum JFK Airport wurde dadurch sehr kurzweilig.

 

Zum Schluss noch eine Nervenprobe

Er setzte mich beim Terminal 8 der AA am Flughafen JFK ab. Ich verabschiedete mich und begab mich ins Terminal. Viele Reisende waren anwesend und ich wusste zuerst gar nicht so recht, wo ich hin musste.Ich verabschiedete mich und begab mich ins Terminal. Viele Reisende waren anwesend und ich wusste zuerst gar nicht so recht, wo ich hin musste. Gleich hinter dem Eingang ist ein grosser Infoschalter. Die Dame wies mir den Weg zum Self-Check-In. Ich ging zu einen der freien Terminals hin und scannte meinen Pass. Doch was ich auch probierte: Flugnummer, Flughafencodes oder sogar die Reservierungsnummer – keine meiner Angaben funktionierte. Der Dispatcher konnte mir auch nicht weiterhelfen und verwies mich an einen Check-In Schalter der AA. Die freundliche Dame am Check-In Schalter scannte meinen Reisepass. Ich konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass irgendwas nicht so war wie es sein sollte. Sie klickte eine Zeitlang auf Maus und Tastatur herum und sagte kein Wort. Auf einmal fragte sie mich ob ich nach Deutschland oder die Schweiz fliege. Komische Frage, dachte ich. „Zürich“, antworte ich ihr. Dann klickte sie wieder eine Zeitlang auf ihrem Terminal herum. Auf einmal drückte sie mir mein Ticket in die Finger und wünschte mir einen guten Flug. Auf dem Ticket war auch der richtige, bereits reservierte Sitzplatz vermerkt. Was da schief lief? Keine Ahnung. Mein Gepäck konnte ich beim Drop-Off für den Heimflug aufgeben.

Interessanter Nebenaspekt: Mein Gepäck wurde zu keinem Zeitpunkt gewogen. Man hätte ich meinen Koffer vollstopfen können…

Die Security wollte es genau wissen. Im Hotel hatte ich all die verdächtigen Gegenstände ins nur male Gepäck eingepackt, dafür das Funkgerät ins Handgepäck eingepackt. Und das gefiel den Beamten nicht, da ich es vor dem Röntgen nicht hinaus nahm. Nach dem Ganzkörperscann (hab ich Verständnis, finde ich jedoch irgendwie entwürdigend) kam der Security-Officer zu mir und bat mich mitzukommen. Er wollte es genau wissen, was es mit dem Funkgerät auf sich hat. Ich erklärte es ihm und zeigte auch meine Lizenz. Er nahm Sprengstoffproben von der Oberfläche und untersuchte diese. Als er nichts fand, wies er mich sehr bestimmt darauf hin, dass ich das nächste mal, dieses herausnehmen solle. Naja – überall werde ich darauf hingewiesen, dass Computer hinausgenommen werden müssen. Von allen anderen „Electrical Devices“ steht nichts.

Die grosse Menschenmenge am Gate verriet mir: Dass ich dieses Mal Pech haben würde, auf drei Sitzen liegen zu können. 

Die meisten Passagiere hielten einen Schweizer Pass in den Fingern. Und überall hörte man das vertraute Schwiizerdütsch. Aber (ja ich muss darauf herumhacken), beim Boarding zeigten sie auch, dass sie aus der Schweiz kommen. Gut, vielleicht ist es auch in Deutschland so, aber nachdem das Bodenpersonal zum Boarding der VIP’s und der Gruppe 1 aufriefen, standen schon wieder alle wie eine Traube vor der Boardingzone. Das ging soweit, dass sich das Bodenpersonal zu folgender Lautsprecherdurchsage genötigt fühlte:“Please,  stand up from the Boarding Area“ – mir scheint, dass nur wenige Leute Englisch verstanden – bei dem Bildungsgrad in der Schweiz? - unmöglich…

So genug der Tadellei. Ich war in der letzten Gruppe und ging an Board. Auf den Monitoren war zu sehen, dass unser Flieger vermutlich bereits schon 50 Minuten früher in Zürich angekommen wird. Schnell schrieb ich Daniela eine SMS, damit Sie darüber Bescheid wusste.

Das Boarding wurde abgeschlossen und die Türe zum Gate ging zu. Ein leichter Schubser am Flieger liess erkennen, dass wir nun gleich vom Gate zurück gestossen werden. Der Flieger rollte kurz los, aber nur ein oder zwei Meter. Dann Stillstand. Die Motoren wurden noch nicht angelassen und wir warteten. Nach 10 Minuten meldete sich das Pilot: Bad News! Wetterbedingt sei nur eine Start- und Landebahn offen. Viele Flieger seien im Landeanflug auf New York und wir können daher erst in einer Stunde starten. Ein Raunen ging durch die Flugzeugkabine. Schnell zuckte ich mein bereits deaktiviertes Handy, schaltete es ein und meldete den Status in die Schweiz.

Das Bordpersonal servierte kleine Snacks und Wasser. Ich las ein wenig im „Scuba-Magazin“ welches ich am Gate gekauft hatte. Und wirklich nach einer geschlagenen Stunde ging es los. Unsere B-767 rollte zur Startbahn. Übrigens – es ist vermutlich der älteste Flieger, den die AA noch im Bestand hat. Keine Winglets um die Turbulenzen auszugleichen, auf jedem Röhrenmonitor war das Bild mit leicht anderen Farben zu sehen, ja und der Sitzabstand… - uiii – zum Glück konnte ich wenigstens das linke Bein in den Gang hinaus strecken. Wenn da nicht immer wieder Passagiere darauf rumtrampeln würden, wäre das sogar noch sehr angenehm.

Sanft schob der Pilot unser Flieger auf der Startbahn Richtung Norden und gab kurz darauf vollen Schub. Wir stiessen durch einige Wolken, welche sogleich auch ein paar schwache Turbulenzen hervorriefen. Der Flug war ok. Das Kabinenpersonal nett, aber nicht so locker drauf, wie jene beim Hinflug. Auch die Mahlzeit war ok.

Ich blies mein Nackenkissen auf und konnte tatsächlich einige Stunden schlafen. Kurz vor dem Frühstück bin ich aufgewacht. Das Frühstück bestand aus einem Croissant, Orangenjus und einem Kaffee. Von der Einstündigen Verspätung konnte der Pilot nur ein paar marginale Minuten wett machen. Von Süden her kommend flogen wir den Flughafen Zürich an. Sanft setzte der Captain die B-767 auf der verschneiten Landepiste auf und bremste den Flieger ab. Wir fuhren zum Dock-E. Kaum war das Anschnallzeichen aus, sprangen schon alle innerhalb einer Sekunde auf. „Wir sehen uns dann bei der Gepäckausgabe“, dachte ich mir. Ich wartete, bis sich die Menschenmasse ein wenig gelichtet hatte, damit ich mein Handgepäck aus dem Gepäckfach nehmen konnte. Ich verabschiedete mich von Kabinenpersonal und Pilot und ging zur Metrostation. Im Airsidecenter war erst einmal die Passkontrolle angesagt. Komischerweise dauerte es recht lange, bis der Grenzbeamte meinen Pass im System scannen konnte. Irgendwas scheint da faul zu sein. Egal, ich war wieder in der Schweiz.

Ironischerweise kam mein Koffer als einer der ersten auf dem Rollband bei der Gepäcksausgabe. ;-)

Der Zoll machte heute keine Stichproben. Zu deklarieren hätte ich auch nichts dabei gehabt. Beim Ausgang erwartete mich Daniela und wir schlossen uns in die Arme.

Schnell kauften wir ein kleines Frühstück ein und fuhren über die verschneite Landschaft nach Hause.

Home Sweet Home. Nach einer schönen Ferienreise ist es immer bittersüss, wenn man nach Hause kommt.

 

Fazit:

Ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe viel, sehr viel gelernt. Die Reise hat meinen Horizont erweitert und mich selbstbewusster werden lassen. Ich durfte viele interessante Menschen kennen lernen, habe Orte besucht, von denen ich jahrelang davor geträumt habe. Ich bin auch in Gegenden gekommen, von denen ich mehr als positiv überrascht wurde, da ich mit der positiven Wirkung überhaupt nicht gerechnet habe. Und dann die zahlreichen Funkverbindungen in die ganze Welt: Viele Funkamateure auf allen Kontinenten habe ich erreicht (Ausser Nord- und Südpol ;-) Und einigen davon durfte ich eine grosse Freude bereiten, in dem ich es ihnen ermöglichte ein neues Land in ihrer Sammlung der erreichten Gebiete aufzunehmen. 

„Where Do we go next?“ lautet der Buchtitel von Martti Lane, OH2BH. Ich muss dieses Buch mal lesen, denn genau diese Frage stelle ich mich jedes Mal, wenn ich nach Hause komme. Oder. Nach den Ferien ist vor den Ferien pflegt man bei uns zu sagen. Aber für mich gilt erst einmal, meinen neuen Job anzupacken.