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Tauchplatz Badi Eich

Da schreibe ich mir in meinem Blog die Finger über Amateurfunk via Satellit wund und  freue mich über jede kleine Reaktion. Doch als ich die SEO (Search Engine Optimization) Auswertung genauer angeschaut habe, war ich doch sehr überrascht:

Die meistgelesene Seite auf michi-dani.ch ist derzeit die Tauchplatzbeschreibung Badi Eich.

Das hat mich nun spontan veranlasst , über den Sempachersee und dessen Tauchmöglichkeiten einen Blogbeitrag zu widmen und - der erste überhaupt in der Kategorie "Tauchen".  :-)

Mal schauen, vielleicht schreibe ich öfters mal über dieses faszinierende Hobby.

 

 

Doch fangen wir ganz von vorne an. Nein, nicht bei den Dinosaurier. Aber die Würmeiszeit muss dafür schon herhalten. Denn diese ist für die Entstehung für unsere Hauspfütze - äh sorry - Hausriff, verantwortlich.

 

 

Der Sempachersee:

Höhe über Meer: 504m

Fläche: 14,5km2

grösste Länge: ca. 7,5km

grösste Breite: ca. 2,4km

Umfang: 19,7km

Inhalt: Ca. 0,66lm3

 

In Nottwil habe ich einen Grossteil meiner Kindheit verbracht und kenne den See, zumindest von der nottwiler Uferseite aus, sehr gut. Viele Abenteuer habe ich damals im und auf dem See erlebt. Zusammen mit meinen Freunden haben wir Flosse und Hütten gebaut und später auch Schwimmen, Fischen und Surfen gelernt. Lehrmeisterin: Mutter Natur.

Und leider kenne ich genau aus diesem Grund auch den Moment, als der See 1984 qualvoll erstickte. Die dicken Algenteppiche haben es Jahr für Jahr im Voraus angekündigt. Und kurz vor dem Tod zeigte sich der See mit einem unheimlichen Spektakel (so habe ich es auf jeden Fall als Hobbyfischer für ein paar Wochen wahr genommen): Die Notbeatmung des Sees war gerade seit ein paar Wochen eingeschaltet worden, bissen die Fische wie verrückt an. Innerhalb einer Stunde zog ich bis zu 30 Fische aus dem See. Ich brauchte nicht mal einen Köder an der Angel. Dieses Ereignis sprach sich schnell herum und das Ufer war kurz darauf tagelang gesäumt mit zahlreichen Hobbyanglern, Es sah aus wie bei einem Angelwettbewerb an bei einer Fischzucht. Eine kaum greifbare Situation war es für mich damals als 13 jähriger Bursche.

Ein paar Tage später sammelte ich zusammen mit den Berufsfischern tausende verendete Fische aus dem Wasser. Das war ein Schlüsselmoment und Schockerlebnis in meinem Leben, welche mich seither einige Dinge anders sehen lassen. Dieser "dunkle" Rückblick sei kurz erlaubt:

Wie gut, dass sich die Gemeindeverbände und der Verein Pro Sempachersee sich für einen Aktionsplan einigen konnten. Mittels Beatmung, zuerst mit reinem Sauerstoff, später nur noch Pressluft, wird das Tiefenwasser des Sempachersee mit Sauerstoff angereichert. Inzwischen steht der See wieder einigermassen gesund da :-)

 

Als Taucher ist eigentlich der See nicht so spektakulär. Eigentlich.. - doch..

Der See entstand durch eine Endmoräne des Reussgletschers. Dieser hinterliess vor 12'000 Jahren dieses fast gleichförmige Becken. Durch den geringen Wasserzu- und Ablauf von etwa 1,3 Kubikmeter pro Sekunde dauerte es über 16 Jahre, bis sich der Wasserinhalt des Sempachersees einmal ausgetauscht wird. 1806 wurde der Seespiegel künstlich um 1,7m abgesenkt, damit man fruchtbares Land gewinnen konnte. Aus archäologischischer Sicht war dies sogar ein Vorteil, wie wir gleich sehen werden.

 

Der Seegrund besteht also aus meterdickem Schlick .Steilwände, wie sie zum Beispiel am Zuger- oder Vierwaldstättersee existieren, sucht man als Taucher im Sempachersee vergebens. Das heisst aber nicht, dass der Sempachersee für den Taucher nichts zu bieten hätte.

 

Etwas geheimnisvoll ist ein Wrack einer Segeljasse, welches auf dem Grund vor Sempach auf etwa 30m Tiefe liegen soll. Das Wrack kann man nur mit einem Boot erreichen, was per se am Sempachersee schwierig ist: Tauchbasen betreiben hier keine Tauchboote und mieten kann man nur Ruder- und Tretboote. Man muss also schon jemanden kennen, der die Taucher an den Platz bringen kann. Die Position ist jedoch nirgendwo offiziell verzeichnet. 

Dazu haftet dem Tauchplatz auch etwas unheilvolles an: Die Segeljasse soll durch einen Anschlag versenkt worden sein. Sie war beladen mit Biberschwanzziegel, welche für eine Frauen-Badeanstalt in Sempach gedacht war. Nun, badende Frauen passten damals überhaupt nicht in das gesellschaftliche Weltbild. Wenn man ganz tief im Internet sucht, und während des Dekostopp bei Archive.org genauer nachschaut, dann findet man noch einen interessanten Bericht zu den damaligen Ereignisse. (Artikel ist auf Bazonline nicht mehr zu finden).

2004 kam es dann leider auch zu einem tödlichen Tauchunfall bei diesem Wrack. Die Tauchgruppe war anscheinend mit Tretbooten raus gefahren. Nun, bei einem Tretboot braucht man für die Fortbewegung inkl. Tauchausrüstung schon etwas Muskelkraft für eine solche Distanz. Und wie ausgebildete Taucher wissen (sollten), sind körperliche Anstrengungen vor und nach dem Tauchen tabu. Dieses Indiz der körperlichen Überanstrengung könnte also im Zusammenhang mit diesem tödlichen Tauchgang stehen.

 

Die Motivation für meinen ersten Blogbeitrag in der Kategorie "Tauchen" ist ja weder das Fischsterben noch die versunkene Segeljasse. Der SEO-Bericht meiner Webseite zeigt auf, dass, ohne etwas zu tun, unser Tauchplatzbeschrieb zur Badi Eich seit Wochen die meist gelesene Seite ist.

Zugegeben: Man findet höchstens noch im alten Diveguide Schweiz noch Angaben zu diesem Tauchplatz. Ansonsten ist über diesen Ort der suchenden Froschmänner und Froschfrauen wenig bekannt. Daher liegt es wohl nahe, dass die knappe Beschreibung auf unserer Webseite trotzdem gesucht, gefunden und gelesen wird.

 

Was  eigentlich sehr erstaunlich ist. Denn es ist praktisch der einzige Tauchplatz, den man am Sempachersee leicht betauchen kann. Ein Grossteil der Uferpromenade ist wegen den zahlreichen Privatgrundstück am Sempachersee nicht erreichbar. Dann ist (zum Glück) ein wesentlicher Teil des Ufers unter Naturschutz gestellt. Somit gibt es nur noch wenig Möglichkeiten mit der schweren Tauchausrüstung im Sempachersee abtauchen zu können.

Allerdings: Frei zugänglich ist dieser Tauchplatz nur im Winter, wenn die Badesaison vorbei ist. In den Sommermonaten muss man sich nach den Öffnugszeiten der Badeanstalt richten. Dabei wären die Abendstunden am Sempachersee gerade die spannendsten. Doch dann ist die Badi geschlossen.

 

Es hat einige Jahre Taucherleben benötigt, bis wir im Sempachersee zum ersten mal abgetaucht sind. Was uns aber sehr positiv in Eich überrascht hat: Direkt nach dem Steg, in einigen Metern Tiefe, findet man Überreste von Pfahlbauten! (Nein, nicht der moderne Müll der Badegäste. Den findet man dort leider zu hauf!)

Die Überresten der Pfahlbauten haben wir jedoch nur erkennen können, weil wir kurz zuvor die Möglichkeit hatten, in Kehrsitten am Vierwaldstättersee einen fachlich geführten Archäologie-Tauchgang zu unternehmen. Dabei durften wir unter Wasser die alten Pfahlbauten bewundern . 

Die Sicht ist selten gut im Sempachersee. Vor allem im Sommer, wenn die Sprungschichten sehr ausgeprägt ist, befindet man sich eher im Blindflug. Wie man im Bild rechts sieht, fotografiert Daniela gerade einen Teil eines Weidezauns oder Fischfalle. Genau konnten wir es nicht erkennen. Das war im Winter bei 4 Grad Celsius Wassertemperatur. Für den Sempachersee eine super Sicht!

 

Die Pfahlbauten im Sempachersee sind schon recht gut dokumentiert. Vor allem nördlich und südlich der Badi Eich. Jedoch der Bereich unmittelbar bei der Badi selbst weniger. Unsere Beobachtungen habe ich damals dem luzerner Kantonsarchäologen per Mail zugestellt mit der Frage, ob dieser Bereich des Sempachersees dokumentiert ist.

Leider habe ich nie eine Antwort darauf erhalten. Schade. Vielleicht will man auch nicht, dass dieser Bereich zum Schutz der kulturellen Überreste bekannt wird?

 

In diesem Fall folgende Hinweise an alle, die sich dort in die Fluten stürzen wollen:

  • Für das betauchen an archäologischen Spots, dazu zähle ich die Badi Eich mal einfach dazu, muss die Tarierung perfekt beherrscht werden
  • Anfassen, rumstochern etc. ist absolut verboten
  • Dazu empfehle ich folgenden Text zum Schutz des Unterwasser Kulturguts zu verinnerlichen

Und: 

Wer schon dort taucht, kann auch gleich nach Vorbild der Abfalltaucher.ch einen Müllsack mitnehmen: Von der Badi Richtung Bootsteg gibt es eine Menge Abfall zu bergen.

 

Der Sempachersee ist taucherisch nicht zu vergleichen mit dem Zuger- oder Vierwaldstättersee. Und schon gar nicht mit dem Meer. Aber seinen taucherischen Reiz hat er trotzdem. Und hoffentlich dürfen wir nächstes Jahr dort wieder tauchen gehen. Denn die Population der Welse soll stark gestiegen sein. (Was eigentlich schlecht für den Fischbestand ist).

Der Grund, warum wir seit 2016 nicht mehr im See waren ist folgender: Seit vier Jahren gilt faktisch ein Tauchverbot. Das wegen der Krebspest, die sich dort massiv ausgebreitet hat. Das Tauchverbot gilt nicht, wenn man nach dem Tauchen seine Ausrüstung gründlich reinigt und desinfiziert. Das gilt übrigens auch für Fischer, Böötler, SUP , Kiter und theoretisch für jede Badehose auch. Leider halten sich sehr wenige bis niemand an diese Vorschrift. Wieso auch: Am See findet man keine Schilder, die darauf hinweisen und kontrolliert wird es sowieso nicht :-(

Und vermutlich ist genau aus einem solchen Grund die Krebspest nun auch im Vierwaldstättersee ausgebrochen.

 

So, nun bin ich gespannt, wie sich dieser Blog weiter entwickeln wird :-)

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