CQ Contest - aber bitte richtig

Vor ein paar Tagen hat die AMSAT-DL die Freigabe von Contestbetrieb über QO-100 bekannt gegeben. Die Wogen der Befürworter und Gegner schaukelten sich in den darauf folgenden Diskussionen sehr rasch hoch.

Was den Radio-Sportlern eine weiteres Spielfeld ermöglicht, ist für den Funkamateur des gepflegten QSOs ein Graus. 

 

"Friede, Freude, Eierkuchen" auf QO-100 ist nun der Realität etwas gewichen. Vormachen müssen wir uns nichts: Der Wettkampfehrgeiz ist bei vielen QO-100-Benutzern leicht zu beobachten, wenn man nur schon die riesigen Pile-Ups bei einer seltenen Station betrachtet. Diplome sind für viele das Salz in der Amateurfunksuppe. Daraus lässt sich schliessen, dass man auch unter den QO-100 Stationen einige finden wird, die über den geostationären Satelliten auch mal einen Contest bestreiten möchten.

 

Wie die AMSAT-DL selbst in ihrem Bericht schreibt, stand man diesem Anliegen zuerst skeptisch gegenüber. Grund ist ein ungeschriebenes Gesetz, das es über Satelliten keinen Contestbetrieb geben soll. Dies, weil die bisherigen Satelliten den dazu notwendigen Energiehaushalt nicht hatten. (Siehe auch "Wie man einen Satelliten in die Knie zwingt") Die Energiebilanz ist bei QO-100 zwar einiges besser, wenn auch nicht unendlich.


Geduldete Aktivitäts-Versuche in den vergangenen Monaten liefen durchwegs positiv. Daher wurde auf Basis dieser Erkenntnis der Contest-Betrieb auf QO-100 freigegeben.

 

Doch schauen wir uns mal die Fakten an:

  • Für den Contestbetrieb wurde der Bereich 10489.870 bis 10489.990 MHz. Das sind 120 kHz "Spielwiese".
  • Der Satellit liefert unabhängig vom Funkwetter stets für alle Teilnehmer stabile Betriebsbedingungen.
  • Signaleffekte sind kaum vorhanden. Erschwerend ist der Zugang nur, wenn man am Rand der Ausleuchtzone sein QTH hat.
  • LEILA ist quasi als Schiedsrichter unterwegs und verhindert "illegale" Leistungen
  • Mit dem Vollduplexbetrieb gibt es mehr Transparenz über die gleichzeitige Nutzung des Contest-Bereichs.

Eigentlich schon fast perfekte Wettbewerbsbedingungen. Keiner kann sich einen Vorteil durch zu hohe Leistung verschaffen. Die Betriebstechnik wird dadurch als Faktor (zum Glück) viel mehr gewichtet werden. Aber ist ein -  sorry wenn ich das jetzt so sage - ein 0815 5/9-Contest wirklich sinnbringend auf QO-100?

 

Nun, wenn ich mir die QO-100 Community auf QO-100 so anschaue, stelle ich fest, dass hier sehr viele kreative Köpfe am Werk sind. Was ich auf Kurzwelle sonst sehr vermisse, erlebe ich auf QO-100 dafür um so mehr: Inhaltlich sehr spannende Gespräche. Neue Wege werden gesucht und Experimente verfolgt. Die Vielfalt an neuen Ideen und Technologien, welche durch QO-100 in den letzten zwei Jahren entstanden sind, ist unglaublich gross.

Daher kann ich mir gut vorstellen, respektive wünsche ich mir, dass ein ganz neuer Ansatz von Contestbetrieb auf QO-100 verfolgt werden sollte. Etwas, was die Beteiligten herausfordert und auch die Kreativität der Community fördert.

Zum Beispiel fand ich den Ansatz nach dem leisesten Signal über QO-100 schon mal nicht schlecht. Dieses Experiment der AMSAT-BR erinnerte mich an die ZRO Tests auf AO-10 und AO-13. Was ja auch schon ein Wettbewerb war.

 

Aber selbst diese Beispiele sind nach meinem persönlichem Gutdünken für QO-100 zu wenig kreativ. Die Fakten zeigen, dass gegenüber terrestrischen Contests der Faktor Power (nach oben) absolut sinnlos ist. Ein Contest soll uns sowohl im technischen Bereich, wie auch im Operating weiter bringen. Und die Herausforderung über QO-100 liegen ja eher darin, mit minimalsten Equipment ein Resultat zu erzielen. Empfangener SNR geteilt durch die gesendete ERP gibt eine Punktzahl. (Als Beweis könnte man die I/Q-Daten aus der SDR-Console liefern.)

Auch scheint mir das HS-Modem von DJ0ABR eine Grundlage für einen kreativen Contest zu liefern. Oder, es könnte eine Art Geocache Contest durchgeführt werden: In den Baken von QO-100 sind Botschaften versteckt, die anschliessend irgend eine Aktivität auf dem Transponder auslöst.

 Nun - genau am heutigen Wochenende (10.11/.04.2021) läuft bereits der erste offizielle Contest auf QO-100. Ein Contest, der sowohl auf Kurzwelle wie auch auf Satellit durchgeführt wird. Es ist ein CW-Contest. Ausgetauscht werden Rapport und ITU-Zone. Was ich dem Contest positiv abgewinne, ist der Bezug zur Raumfahrt. Der Yuri Gagarin-Contest. Im Moment ist der Contestbetreib noch recht übersichtlich. Wie man sieht, sind die Signale teilweise mehr als genügend laut. Gerade in CW: (Ganz rechts das Bakensignal als Referenz):

Auch ich beteilige mich ab und zu einem gemeinen Contest. Das ist grundsätzlich kein Problem.
Ein 5/9-Contest ist jedoch in meinen Augen auf Satellit etwas gar Rückwärtsgerichtet. QO-100 verkörpert in meinen Augen ein moderner, kreativer Amateurfunk. Die Kreativität, so meine Überzeugung, entspricht am ehesten der DNA der QO-100 Community.

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