Neue Satelliten im MEO

Ja, in meinem Blog ist es still geworden. Zum Glück nicht, weil mir die Themen ausgegangen wären. Nein, Themen habe ich genug. Meine Freizeit wurde etwas strapaziert. Die wenige Zeit nutze ich mit Daniela auf unseren SOTA-Touren. Das tut Körper und Geist gut. Der AMSAT-HB Stand an der Ham Radio in Friedrichshafen war die andere grosse Baustelle. Und weitere spannende Projekte folgen.

Doch ein Ereignis der letzten Tage veranlasste mich, wieder in die Tasten zu greifen. 

Am 13.06. hob in Französisch Guyana eine Vega C Rakete zu ihrem Jungfernflug ab. Es ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Vega Rakete. Die Hauptnutzlast war ein Laserreflektor, mit welchem die Forscher Effekte aus der Relativitäts-Theorie noch genauer nachweisen wollen.

Als weitere Fluggäste waren einige Cubesats mit an Bord. Darunter auch vier, welche eine Amateurfunknutzlast mit dabei hatten: 

CELESTA (Robusta 1D)

MTCube 2 (Robusta 1F

GREENCUBE

ASTROBIO

Diese Satelliten wurden von Universitäten entwickelt und gebaut. Das bedeutet, dass die Amateurfunknutzlast sekundären Status besitzen. Um es vorweg zu nehmen: Nein, es wurden keine Transponder integriert. Aber...

...aber Erstens: einer der vieren besitzt einen AX.25 Digipeater und Zweitens: Die Satelliten sind im MEO-Orbit.

Da fällt mir ein, dass ich über die Satellitenorbits als solches noch gar nichts geschrieben habe. Notiz an mich selbst -> Typen von Satellitenorbits beschreiben.

 

Grob gesagt ist es einfach. Es wird unterschieden zwischen LEO, MEO, HEO und GEO Orbits. 

LEO = Low Earth Orbit - Tieffliegende Satelliten bis ca 1000km Höhe

MEO = Medium Earth Orbit - Satelliten, welche den Erdentferntesten Punkt bis ca. 10'000km besitzen

HEO = High Earth Orbit - Sind stark elliptische Bahnen mit einem Apogäum von über 60'000km (AO-40)

GEO = Geostationary Orbit - Obwohl die Satelliten um die Erde kreisen wirken sie für den Betrachter wie am Himmel festgenagelt.

 

Die Daten habe ich jetzt nicht recherchiert. Sie spielen eine Nebenrolle in diesem Artikel und sollen dem Leser zeigen: Ja, es gibt endlich wieder Satelliten, die etwas höher fliegen als die üblichen LEO-Satelliten.

Konkretes Beispiel: ASTROBIO

Während die aller meisten LEO-Satelliten innert ca. 90 Minuten in einer Höhe von 350 - 850km um die Erde fliegen, sind die Parameter bei ASTROBIO etwas mächtiger, resp. gemütlicher:

Perigäum 5844 km

Apogäum: 5868 km

Umlaufzeit: ca 245 Minuten

Diese Bahndaten sind erst ungefähr, da zum jetzigen Zeitpunkt (18. Juli) noch keine offiziellen Bahndaten der NORAD vorliegen. 

 

Mit diesen Parametern wächst der Ausleuchtzone gegenüber den LEO-Satelliten dramatisch an. Gebiete werden abgedeckt, welche weder über QO-100, noch über AO-7 oder RS-44 erreicht werden: Japan, der komplette südamerikanische Kontinent und die komplette Westküste von Nordamerika, inkl. Alaska.

 

Wie gesagt - kein klassischer Transponder ist mit an Bord - sehr bedauerlich. Aber immerhin verfügt ASTROBIO über einen Digipeater, der bereits aktiv ist. Eine Verbindung ist jedoch eine Herausforderung. Nicht nur, weil der 3U Cubesat über eine bescheidene Leistungsbilanz verfügt. Das Projektteam wird sich wohl hinterfragen, warum sie auf eine 9K6 Mode im AX25 Format gesetzt hat. Diese Konfiguration benötigt einen hohen SNR um demoduliert werden zu können. Das heisst: Viel Power im Uplink und nochmals einen hohen Gewinn im Empfangspfad. Mit ein Grund, warum die AMSAT auch heute noch auf langsamere Telemetrie setzt. 

Soundmodem und ABCS - Groundstation Interface

Bisher hatte ich noch keine Chance auf Wellenjagd zu gehen. Doch die notwendige Software habe ich bereits auf meinem Rechner installiert. Das HS Soundmodem von UZ7HO reicht schon völlig, um an der Mission teilnehmen zu können. Das Projektteam von ASTROBIO stellt aber noch eine zusätzliches Dashboard zur Verfügung, mit welchen die Daten schön angezeigt werden.

Wenn ich Glück habe, werde ich in den kommenden Tagen die ersten Signale empfangen.

AMSAT-F mit weitern Informationen

Auf der Webseite von AMSAT-F sind alle vier Satelliten grob beschrieben. Dazu sind auf die genauen Frequenzen und Mode aufgeführt. 

 

Auch wenn "nur" Digipeating möglich ist, erhalten wir einen Vorgeschmack, was mit dem GOLF-Projekt der AMSAT-NA möglich sein wird. Mit der VEGA C der Arianespace ist das Potential auf jeden Fall wieder grösser geworden, schon mal in einen MEO Orbit zu gelangen. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0