ARTEMIS-I ist auch für Funkamateure interessant

ARTEMIS-I steht bereit auf der Startrampe  -  Credits: NASA/Ben Smegelsky
ARTEMIS-I steht bereit auf der Startrampe - Credits: NASA/Ben Smegelsky

Die SLS-Rakete der NASA steht nun auf der Startrampe und soll ihre Reise zum Mond bald antreten.

Ikonisch sehen die Bilder aus, wie damals zu den Apollo-Zeiten. Mit Blick auf Starship von SpaceX wird die SLS auch schon als Dinosaurier bezeichnet: Letzter Vertreter ihrer Art. Ob es so tatsächlich ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

 

Schon vor der Zeit mit ARISS, haben wir Funkamateure schon den Signale der bemannten Raumfahrt empfangen. MAREX und SAFEX hiessen die Vorgängerprojekte. Und wer in diese Geschichte weiter eintaucht, findet mit Moonray noch ein ganz anderer Vertreter der "HAM in Space". Das Thema hatte ich mal in diesem Blogbeitrag angeschnitten.

 

Die Astronauten im Weltraum vermitteln uns Funkamateure auf der Erde das Gefühl, ein wenig Bestandteil der grossen Weltraummissionen zu sein, wenn diese den Amateurfunk nutzen. Mit ARTEMIS-I wird uns die NASA/ESA, aber auch überraschenderweise eingie Universitäten, die Gelegenheit geben, für die Zukunft zu üben.

NASA ruft zur Beobachtung des Doppereffekt der Telemtriebake auf

In einer Ausschreibung der NASA wird dazu aufgerufen, das Bakensignal, welches zwischen 2200 und 2290 MHz ausgetrahlt wird, zu verfolgen. Wer im Vorfeld sich anmeldet und die Details zur Empfangsstation gibt, erhält von der NASA weitere Details.

Die AMSAT-DL ist mit dem 20m Spiegel der Sternwarte Bochum bereits in Lauerstellung. Das empfangene Signal wird auf deren Youtube Channel veröffentlicht. Weitere Details dazu findet man auf der Webseite der Sternwarte.

Omotenashi sender PSK vom Mond

10 Passagiere führt die ARTEMIS in ihrer Paylod in Richtung Mond mit. Mit dabei ist der Satellit Omotenashi. Dieser besteht aus einer Orbiteinheint und einer Landeeinheit. Beide werden im 70cm Band eine Amateurfunkbake senden. Die Landeeinheit somit direkt vom Mond. Neuartige Antennen kommen dabei zum Einsatz. Für uns Funkamateure ist es ein sehr spannendes Projekt, da wir die schwachen PSK-Signale (zum Beispiel PSK-31 soll eingesetzt werden) mit einer Empfangsanlage mit 30 dBi Gewinn hören sollten.

Alle Details dazu sind auf der Webseite des JAXA Amateurfunk Clubs veröffentlicht.

 

Auf ihrem Twitterkanal ist auch die Timeline dazu veröffentlicht:

Hört man später auch der Funkverkehr der Astronauten?

Ich bezweifle, dass wir Funkamateure einen analogen Sprechfunk der Missionen verfolgen können. Die NASA-Astronauten kommunizieren schon heute von der ISS aus digital über ihr TDRS Netzwerk. Nur die Russen verwenden heute hin und wieder den analogen Sprechfunk. Die Frequenzen sind auf der Webseite des ISS Fanclub veröffentlicht.

Vorstellbar ist, dass während Start und Landung analoger Sprechfunk angewendet werden könnte. Dazu habe ich jedoch bisher keine Angaben finden können. Ob die ehemaligen Frequenzen des Space-Shuttles dafür weiterhin genutzt werden, wäre möglich. Die NASA hat diese Frequenzen offiziell publiziert. In der betreffenden Publikation sind interessanterweise auch Amateurfunkfrequenzen genannt. Diese sind aber Re-Transmissionen Frequenzen, welche von den Amateurfunkclubs der verschiedenen NASA Zentren durchgeführt werden.

Es ist bekannt, dass die ARISS ebenfalls nach dem Mond greift. Unter dem Begriff AREX (Amateur Radio Experiment) sind schon verschiedene Studien durchgeführt worden. 

Die NASA und ESA planen einen Space Gateway, eine Raumstation, die um den Mond fliegt. Dieses Station steht im Moment im Zentrum des Interesses, wie man aus der Newsline der ARRL entnehmen kann.

Das Raumfahrtgeschäft von Non Profit Organisationen wie AMSAT und ARISS ist sehr fragil. Obwohl wir Funkamateure einen guten Ruf bei ESA und NASA geniessen, müssen wir unsere Daseinsberechtigung jeden Tag neu beweisen. Eine Copy/Paste Mission der ARISS ist für eine Mondmission rückwärtsgerichtet. Wir müssen neue Aspekte einbringen, welche den STEM-Bereich ansprechen und so den Raumfahrtorganisationen einen Mehrwert bringen. Erst dann sind diese bereit dazu, diese Investionen zu tätigen.

Ein Mobilfunknetzwerk auf dem Mond?

Zu Zeiten von Apollo waren die Missionen auf ein paar Tage begrenzt. Man hatte damals nicht geplant längere Zeit auf dem Mond zu bleiben. Somit war die Telekommunikations-Infrastruktur auf das Notwendige begrenzt. Mondauto Mondlander und Mutterschiff im Orbit dienten als Relaystationen.

Das Motto bei ARTEMIS-I lautet nun aber anders: Wir fliegen zum Mond, um dort zu bleiben. Somit denkt man über langfristige Missionen nach, was auch Begehrlichkeiten der Missionensteilnehmer weckt. Die NASA könnte ihr TDRS dazu weiter ausbauen. Sie könnten aber auch einfach etwas verwenden, was in Massen verfügbar und erprobt ist. 

Die NASA hat daher eine Ausschreibung eines LTE/4G Netzwekrs auf dem Mond gestartet. Und Nokia (ich ahb den Klingelton schon im Kopf) hat die Ausschreibung gewonnen.

Die Romantik weicht der Realität

Leider ist es nicht so, wie uns die SciFi Bücher in der romantischen Erzählung rüber gebracht haben. Wir werden die Astronauten nicht in unseren Funkgeräten live mitverfolgen können, wenn sie ihre Abenteuer auf dem Mond erleben. Wir werden sicher irgendwelche Signale vom Mond empfangen, welche wir jedoch nicht decodieren können. Es bleibt das Experiment im im Empfang der Signale - und hoffentlich aber auch die Interaktion mit AREX. Bis dahin werden aber noch manche Sternschnuppen vom Himmel fallen.

Fazit:

ARTEMIS-I wird viel Begeisterung auslösen. Welche Rolle wir Funkamateure jedoch einnehmen werden, ist noch nicht klar. Hier hat und wird die ARISS, AMSAT und weitere Verbände noch viel Arbeit investieren. Wie die EME-Gemeinde jedoch heute schon weiss, ist es nicht so einfach die Signale vom Mond zu empfangen. Freiraumdämpfung und andere Signaleffekte werden uns das Leben schwer machen. Siehe auch die Blogeinträge "Wie man einen Satelliten in die Knie zwingt" und "Lebendige Frequenzen"

Dass wir weiterhin nach den Sternen greifen werden, liegt uns wohl in den Genen. Und so werden wir weiterhin ein kleiner Bestandteil der grossen Projekte der Menschengeschichte sein.

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