Teil 1 - Vorbereitung, Abreise und Puerto Rico

Es ist nicht meine Art, alleine auf Reisen zu gehen. Gemeinsam auf Entdeckungsreise zu sein, finde ich immer noch etwas vom schönsten was es gibt. Doch manchmal spielt das Leben nicht immer so mit, wie man es gerne hätte.

„A new challenge“ erwartete mich in erster Linie im Beruf: Ein neuer Arbeitgeber wird in Zukunft mein Leben weiter begleiten. Die Zeit zwischen den beiden Arbeitgebern wollte ich gut nutzen.  Da der Monat Februar, ausser zum Skifahren in der Schweiz, nicht viel hergibt (ich liebe Skifahren, aber nach ein paar Tagen habe ich genug davon), habe ich mich nun auch noch für einen grossen Challenge im Privatleben entschieden: Eine ganz auf mich zugeschnittene Reise.

 

Meine Präferenzen sind bekannt: Amateurfunk, Tauchen, Raumfahrt und Judo. Letzteres wollte einfach nicht in die Reiseplanung passen und musste über die Klippe springen.


 

Im Vorfeld habe ich mir alle die Dinge aufgeschrieben, die ich (wieder) einmal sehen oder erleben möchte. Und schnell war klar, dass ich den einen geplanten Monat Ferien mal 12 expandieren müsste, damit ich all die Dinge unter einen Hut bringen könnte, die auf meiner Wunschliste stehen. Also habe ich mich auf die wichtigsten Fakten konzentriert. Doch mit der Zusammensetzung der Reiseroute hatte ich so meine Mühe. Die Airlines wollten einfach nicht so fliegen, wie ich gerne wollte. Mit ein paar Kompromissen hab ich’s dann doch, allerding mit Unterstützung des Reisebüros, hingekriegt. Auch für die Profis in der Reisebranche war das bestimmt keine triviale Geschichte. Ein Appartement, ein Hotel und ein Mietwagen musste ich dann selber buchen, da bei so exotischen Reisezielen hier zwischen meinem Reisebüro und Anbieter kein Vertragsverhältnis bestand.

 

Die Planung war also wie folgt:

Anflug via New York wird einen mehrtägiger Zwischenstopp in Puerto Rico eingelegt. Danach geht es via Martinique nach Französisch Guyana weiter. Eine Woche später wieder zurück nach Martinique, wo 10 Tage Aufenthalt geplant sind. Via Puerto Rico fliege ich dann zurück nach New York, wo ein eintägiger Zwischenstopp  geplant ist. Ja und dann – dann heisst es wieder ab nach Hause, wo ein neues Arbeitsleben auf mich wartet.

Und: Keine Planung ohne Korrektur: Fortuna war mir hold: Daniela wird mich in Martinique für eine Woche besuchen :-)

 

Reisevorbereitung

Viel Zeit blieb mir nicht. Ein Hauptthema meiner Reise sind die Funkaktivitäten von den verschiedenen Destinationen meiner Reise. Hans-Peter, ein bekannter Funkamateur (HB9BXE) half mir beim Zusammenstellen der Funkausrüstung. Er ist in solchen Dingen sehr erfahren und lieh mir sogar einen wesentlichen Teil seiner Funkausrüstung. Darunter das Herzstück, seinen kompakten Transceiver FT-857. Es blieben mir nur wenige Tage Zeit, mich mit diesem Equipment auseinanderzusetzen. Zusätzlich musste ich eine neue Antenne bauen, die auch ins Fluggepäck passen muss. Keine leichte Übung. Die Tests waren dürftig aber grundsätzlich erfolgreich. Daher musste nebst viel Expeditionsmaterial auch eine gesunde Portion Hoffnung und Zuversicht mitreisen, damit die Funkaktivitäten erfolgreich verlaufen..

Der letzte Arbeitstag war sehr emotional und irgendwie war ich froh, dass ich mich durch die bevorstehende Reise ablenken konnte. Aber: Je näher das Abreisedatum rückte umso höher stieg meine Nervosität. Mir wurde klar, dass ich sehr hohe Erwartungen an die Reise, aber auch an mich selbst stellte.  Ein Rückzug oder Re-Dimension war nicht mehr möglich. Der „Challange“ begann also schon vor Abreise.

X-Mal habe ich das Gepäck neu gepackt. Die 23 Kg waren voll ausgereizt. Ich muss unterwegs irgendwie Gewicht verlieren, damit es Platz für Mitbringsel hat.

 

Abreisetag

Wir fuhren gemeinsam zum Flughafen. Der Check-In Schalter für den Flug AA065 nach New York war schon offen. Die Sicherheits-Beauftragte von AA schickte Daniela allerdings vor die Abschrankungen. Danach stellte sie mir die paar berühmten Fragen über das Reise- und Handgepäck, die ich wahrheitsgetreu beantwortete.

Die Waage beim Check-In zeigte 22.8kg an. Ein Beweis, dass unsere Waage zu Hause sehr genau arbeitet, aber mich nicht wirklich ruhiger stimmte.

Wir nahmen einen gemeinsamen  Abschiedskafi, dann musste Daniela zur Arbeit. Ein komisches Gefühl, dass wir hier „Tschüss“ sagen, ich nach New York fliege und wir uns dann später in Martinique wieder sehen werden.

Die Flughafen-Polizei hatte bei der Sicherheitskontrolle nichts zu beanstanden. Es folgte also noch ein kleines „z’Morgen“. Zeit bis zum Abflug hatte ich noch genug.

Laut Anzeige hatte der Flug keine Verspätung. Mit der Metro fuhr ich daher eine halbe Stunde vor Boarding-Time zum Dock E. Ich war erstaunt, wie wenige Fluggäste sich am Gate befanden. Einen Zustand, der mir noch zu einemangenehmen Vorteil verhelfen wird…

 

Die B-767-300ER von den American Airlines stand am Gate. Ich beobachtete, wie mein Gepäck eingeladen wurde und wie der Pilot die Sicht-Kontrolle seiner Maschine durchführte. Der Flieger sah schon etwas verbraucht aus, machte aber grundsätzlich einen soliden Eindruck.

Pünktlich wurden alle Fluggäste zum geordneten Boarding aufgerufen. Ich begreife immer noch nicht, warum das in der Schweiz nur ansatzweise funktioniert.  Obwohl die Flieger in Sektoren geboardet werden (Sektor ist auf dem Ticket vermerkt), und dies auch vom Bodenpersonal angesagt wird, standen die nicht betroffenen Passagiere wieder in einer Traube vor dem Gate und blockierten den Weg vor jenen, die das Flugzeug bereits betreten durften.  (Vielleicht ist man schneller in New York wenn man sich vordrängelt? Ich habs nicht ausprobiert)

 

Ich begab mich mit der letzte Welle an Board. Dort angekommen, das nächste Mysterium:  Warum brauchen einige Passagiere die Zeit der Welt, um ihr Handgepäck zu verstauen? Oder sie verstaunen es, setzen sich zwei Sekunden hin, stehen dann wieder in den Gang, blockieren dabei alle anderen Passagiere, hantieren irgendwas an ihrem Gepäck herum, und setzen sich dann wieder hin, ohne etwas aus dem Gepäckfach genommen zu haben. Da ich auch an diesem Tag keine Antwort auf diese existenzielle Frage einer Flugreise erwartete, zirkelte ich mich durch die Gänge hindurch, bis ich an meinem Platz war: 32C. Bei einer  2-3-2 Bestuhlung war mein Sitz in der mittleren Reihe am Gang.  Ich eilte mich, mein Handgepäck rasch zu verstauen, damit ich nicht Gefahr lief, meinen eigenen Vorwürfen und Mysterien zum Opfer zu fallen.

Auf jeden Fall sass ich angeschnallt auf meinem Sitz – und neben mir: Niemand. Es „tröpfelten“ noch ein paar Fluggäste durch das Gate in den Flieger nach, die aber partout nicht auf einen der beiden Sitzen neben mir Platz nehmen wollten. „Boarding is closet“ vernahm ich vom Kabinenpersonal durch die Lautsprecheranlage. „Och“, dachte ich, „also keine übermotivierten Gespräche auf dem Flug nach New York?“ ;-)

 

Auf nach New York

Ich fühlte mich in die 90er Jahren zurückversetzt: Das Boardunterhaltungssystem bestand noch aus einzelnen Röhrenmonitoren über den Gängen und ein paar ausgesuchten, „rauschenden“ Musikkanälen.  Mit ein paar Minuten Verspätung hoben wir von der Piste 16 Richtung Süden ab. In einer grossen 275 Grad Schleife zog unser Flieger durch den mit tiefen Wolken verhangenen Himmel  über den Flugplatz Zürich in Richtung Bern davon. Von Bern ging es dann nach Paris und danach via Ärmelkanal Richtung Atlantik.

Die Crew war typisch amerikanisch locker und herzhaft drauf. Ein brutaler Gegensatz zu den unnahbaren „Singapore-Girls“, die wir vor ein paar Wochen erst erleben durften: Die sind optisch ein absoluter Hingucker - aber trotz dem Lächeln unantastbar kalt.

Der pure Gegensatz die Mannschaft der AA: Das Alter lässt auf sehr viel Erfahrung zurückschliessen… - und das ist absolut ok so. Denn man hat immer Zeit für den Gast und dazu auch immer einen passenden Spruch parat.

Ein spezielles Erlebnis, hatte ich in der Nähe der Boardküche. Ich stand in wartend vor der Toilette, als ein mir bekannter Duft (hat aber nichts mit dem WC zu tun) durch die Nase zog: Irgendwie roch es nach frischen Zopf und Käsefondue. Ein Blick in die Boardküche bestätigte das Funktionieren meines Geruchssinn: Da lag ein wunderschöner Sonntagszopf beträufelt mit einer Fonduemasse. (Zur Verteidigung der Crew:  Man roch es wirklich nur im Küchenbereich – und beim Anstehen beim WC – hoffentlich hatte niemand eine Magenverstimmung… ;-)

Das WC musste ich öfters aufsuchen, da mich die Crew regelrecht mit Getränken eingedeckt hatte. Das war mir, bis auf die damit verbundenen Toilettengänge, sehr sympathisch.

Und – da waren ja noch die zwei Sitze neben mir frei. Ich war zuerst fast ein bisschen scheu. Aber die Müdigkeit hat alle Hemmungen beiseitegelegt und ich machte es mir so richtig auf drei Sitzen bequem – ganze fünf Stunden lang. Wow – so entspannt war ich noch nie nach einem Flug in der Economy-Klasse. Das war mein persönlicher Sechser im Lotto.

Der Flug selbst war für mein Empfinden sehr schön. Nicht nur wegen meinem „Liegeplatz“, sondern auch vom fliegerischen Können des Piloten. Die Turbulenzen kamen auf Ansage des Captains haargenau und dauerten auch so lange, wie er vorausgesagt hatte. Ich hatte meinen Spass dabei. Das ist so richtig fliegen.  Gut, andere Fluggäste waren da nicht derselben Meinung wie ich – kann ich auch verstehen…

Leicht turbulent und in verhältnismässig engen Kurven war dann auch der Landeanflug von Nord-Osten auf den JFK-Airport. Mit einer Minute Verspätung setzte unsere B-767 sicher auf. Aber beim Gate waren wir noch lange nicht. Trotz flotter Fahrt auf den Taxiways dauerte es über 10 Minuten, bis wir am Gate des Terminals 8 angedockt hatten.

 

Flughafenaufenthalt in New York

 Nach dem Deboarding standen wir auch schon in der Schlange des Immigration. Jene, welche einen knappen Anschluss hatten, wurden separat abgefertigt, was die Wartezeit für die übrigen Gäste erhöhte. Doch nach einer halben Stunde anstehen, war auch das Geschafft. Der Beamte war sehr freundlich und erledigte das Prozedere sehr schnell.

Mein Gepäck stand schon neben dem Rollband parat, als ich zum Bagage-Claim kam. Nach einer kurzen Sichtkontrolle ging ich durch den Zoll und gab  es bereits schon für den Weiterflug nach San Juan, Puerto Rico, auf. Mit Immigration und Zoll war ich bereits auf amerikanischen Boden und musste also für den Weiterflug offiziell ausreissen. Dadurch wurde eine weitere Sicherheitskontrolle an diesem Tag fällig. Bei dieser wurde ein Ganzkörperscann durchgeführt. Ein komisches Gefühl obwohl man nichts spürt.

Bei „Bobby Vans Steakhouse“ habe ich mich dann so richtig verwöhnt: Ein gutes Stück Steak vom heissen Stein. Auch aus strategischen Gründen habe ich meinen Magen vollgeschlagen: Erstens hatte mein Weiterflug nach Puerto Rico eine Stunde Verspätung und zweitens, wurde auf diesem nur Snacks gegen Bezahlung serviert.

Leider war das Steak  zu gross und ich musste die Hälfte zurück geben.

 

Weiterflug nach San Juan, Puerto Rico

Eine B-757 der AA stand am Gate für den Flug nach San Juan Puerto Rico bereit. Das Boarding verlief etwas ordentlicher als in der Schweiz. Hier war eher das Temperament der Südländer ausschlaggebend, warum sie nicht warten konnten, bis ihre Boardinggruppe an der Reihe war.

Ich begab mich als einer der letzten Fluggäste an Board. Es war eine 3-3 Bestuhlung. Meine Sitznummer: 30C, also wieder am Gang. Doch diesmal war mir Fortuna nicht hold: Ein Paar aus Puerto Rico hatten die Plätze neben mir schon besetzt. So musste ich wohl im Sitzen schlafen, denn es war nach schweizer Zeit schon spät am Abend Tatsächlich konnte ich ein wenig schlafen und war dadurch auch ein wenig ausgeruht.

Auch auf diesem AA-Flug war die Crew locker drauf . Das Durchschnittsalter leicht jünger als beim ersten Flug. Dafür war der der Flieger dann auch eine Idee älter als beim Flug zuvor. Wie auch immer: Aus flugtechnischer Sicht sind die Maschinen in einwandfreiem Zustand. Und noch was: AA fährt derzeit eine riesen Kampagne, in denen sie verkündet, die über 700 Flugzeuge starke Flotte zu verjüngen. Und zwar so stark, dass AA jene Airline mit dem jüngsten Flottenbestand der Welt sein wird. Da drücke ich doch die Daumen und wünsche gutes Gelingen.

Beim Landeanflug konnte man die grossen Kreuzfahrtschiffe auf dem Meer sehen. San Juan ist wie Miami oder Barbados ein bedeutender Kreuzfahrt Hafen. Die Gegend ist logischerweise auch gesäumt mit allen grossen und namhaften Hotelketten der Welt.

Die Landung war makellos sauber. Beim Ausstieg stand ein gut gebauter Pilot mit einer richtigen Fliegerjacke aus Leder am Ausgang und verabschiedete sich von den Gästen. Der sah wirklich noch authentisch nach einem Pilot wie aus dem Bilderbuch aus.

Nachdem ich  mein Gepäck vom Förderband herunter hievte, hatte ich anschliessend ein leichtes Spiel: Vorausschauend (ich war echt hundemüde) habe ich ein Zimmer im Flughafenhotel gebucht.  Nach 5 Minuten gehen, war ich auch schon am Check-In und kurz darauf in meinem Zimmer. Gute Nacht.

 

Erster Tag auf Puerto Rico

Zimmer mit Frühstück hat es geheissen. Das Frühstück darf man nicht so ernst nehmen. Man sollte sich über den Cafe freuen, wenn denn auch die Kaffeemaschine funktioniert. Ich hab einen aus dem Office bekommen und dazu zwei Waffeln verdrückt.

Kurz vor 09:00 Uhr hatte ich ausgescheckt und verpasste prompt den Bus von Avis. Nach 15 Minuten war er allerdings bereits wieder am Flughafen und nahm mich mit zum Office und Parkplatz.

Die Angestellten waren sehr nett und haben mich auch sehr gut zum Thema Versicherungsschutz beraten. Aufschwatzen – kein Thema! Im Gegenteil: Ich hab sogar ein grösseres Auto zum selben Preis erhalten.

Die bestehenden Kratzer und Beulen habe ich auf dem dafür vorgesehenen Formular festgehalten. Auch beim Check-Out ging es locker weiter. Ich wurde auf die RF-ID Plakette verwiesen, mit welcher ich über die gebührenpflichtige Express-Highways fahren konnte. Mit der Plakette hatte ich freie Fahrt.  Auch wurde mir der Weg zu meinem Reiseziel erklärt.

Alles gut und recht. Aber man muss sich vorstellen: Ich bin in der Nacht in San Juan gelandet, hab keine Ahnung, wo ich mich befinde und mein Navi redet nicht mit mir. Die Himmelsrichtungen konnte ich auf Grund der Uhrzeit und Sonnenstand erahnen. Ich kam mir aber trotzdem vor wie bei Blinde Kuh, bis ich dann endlich den richtigen Weg aus der Stadt fand. Aber sowas gehört ja zum „Challange“ ;-)

Mein erstes Ziel war das Restaurant IHOP (International House of Pancake) Es lag auf dem Weg nach Arecibo und Isabella, wo sich das Village Tropical befindet. Smokehouse Combo  nennt sich mein Leibgericht, dass ich in den USA schätzen und lieben lernte. Geräucherte Würste mit Rösti und Spiegelei und dazu zwei Butter-Pancake. Es war fein – aber Puerto Rico ist halt nicht wirklich USA und es schmeckte irgendwie anders. Aber - ich war für den Rest des Tages satt!

Vom IHOP aus fuhr ich Richtung Arecibo weiter. Kurz vor Arecibo verliess ich den Expressway und fuhr durch ein wundeschönes Karstgebirge zu einem meinen wichtigsten Etappenziele meiner Reise: Das Arecibo-Observatory – oder auch das Mekka eines raumfahrtbegeisterten Funkamateurs.

 

Beim Eingang hiess es: Handy und alle anderen Geräte mit RF-Emissionen ausschalten. Dazu erhielt ich ein Merkblatt, das mich klar auf die Regeln verwies. Nach ein paar hundert Meter Treppensteigen, war ich dann auch schon beim Visitor-Center angelang. Für 10 Dollar erhält man Zutritt zum Museum und einer Filmvorführung. Das Museum behandelt das Thema Radioastronomie sehr anschaulich. Viele kleine und grössere Experimente laden zum Forschen ein. Alles ist auf den Punkt gebracht gut beschrieben.

Obwohl ich vieles kannte, war es auch für mich sehr interessant, wie das Thema Radioastronomie präsentiert wurde.

 

Der Film, welcher vor der kurzen Besichtigungstour gezeigt wird, geht allerdings nicht nur auf das Thema Radioastronomie ein, sonder zeigt  auch den Bau dieses grossen Gebildes und thematisiert  auch den wissenschaftlichen Erfolg dieses Experimentes ein.

Auf einer Terrasse hatte man danach einen wunderschönen Blick über  die gesamte Anlage. Das Arecibo-Observatory besitzt den weltgrössten sphärischen Reflektor (kein Parabol) und ist das zweitgrösste Radioteleskop der Welt. (Das grösste ist Ratan 600 in der Nähe von St. Petersburg). In ein paar Jahren könnte jedoch Arecibo auf Platz zwei und drei verdrängt werden, da die Chinesen ein sehr ähnliches Projekt, jedoch viel grösser, umsetzen wollen.

Die Dimensionen des Arecibo-Observatorium sind gigantisch: Der Reflektor hat einen Durchmesser von 304,8m und ist von der Kante aus gemessen 50,9 Meter tief. Darüber schwebt in 137m Höhe eine Plattform mit dem Subreflektor und den Empfängern. Die Plattform wird von drei Masten in der Schwebe gehalten und ist über eine Gangway und einer Seilbahn erreichbar. Zwei Masten sind ca. 80 Meter hoch, der dritte ca. 110m. Der Reflektor ist mir 38778 individuell angefertigten Alu-Panelen bestückt. Für die Servicearbeiten, um evt. defekte Panelen  ersetzen zu können, mussten spezielle Schuhe entwickelt werden, damit die Panelen beim Begehen nicht beschädigt werden.  Das Observatorium empfängt Signale zwischen 300MHz und 10GHz. Für Radar-Messungen werden die Frequenzen 2380 MHz (20 Terawatt ERP), 430 MHz (2.5 Terawatt ERP) und 47 MHz (300 Megawatt ERP) genutzt.

Joseph Taylor, Physiker und Funkamateur (K1JT) arbeitete hier und hat 1993 den Nobelpreis in Physik erhalten. Es arbeiten einige Funkamateure bei diesem Observatorium. Sie haben sich in einem eigenen Verein organisiert. Sie nutzen seltene Service-Fenster um den Spiegel für Amateurfunkzwecke zu verwenden.  Leider ist es mir nicht gelungen, im Vorfeld mit den Funkamateuren in Kontakt zu treten. Es hätte mich brennend interessiert, noch etwas vertiefter Informationen über die Anlage zu erhalten.

Da Wolken aufzogen, entschied ich mich, das Observatorium zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zu besuchen. Durch das Karstgebirge fuhr ich wieder zur Küste hinunter.  Die Adresse meines heutigen Reiseziels ist tatsächlich nicht im Navi enthalten. Das haben die Betreiber des Village mir im Vorfeld auch mitgeteilt. Also richtete ich mich an die auf einer A4-Seite verbal beschriebenen Wegbeschreibung, die mir per Email im Vorfeld zugesandt wurde. Mir wurde schnell klar, dass die Wegbeschreibung gut und richtig war. Ich hätte den Weg sonst nicht gefunden.

Aber oh Schreck: Kurz vor dem Ziel stand ich plötzlich vor einer Strassensperre.  Ich fragte den Polizisten, ob er mir weiterhelfen könnte. Und er fragte mich, ob ich spanisch verstehe… - nun ja – wir haben uns beide grosse Mühe gegeben und er konnte mir eine perfekte Wegbeschreibung auf Englisch/Spanisch liefern, die ich verstanden habe.

 Merke: Der Polizist hat immer recht: Prompt habe ich mich verfahren, da ich mich nicht genau an die Wegbeschreibung hielt.

Beim zweiten Mal klappte es mit der grossräumigen Umfahrung. 1,5 Stunden später war ich an meinem Tagesziel angekommen. Und hier ist er mir nun definitiv aufgefallen: Egal ob Hotelangestellte, Mietwagenfirma, Verkäufer oder sogar Polizisten: Alle Leute hier sind sehr freundlich.

Es war schon leichte Dämmerung, als ich mein Appartement bezog. Da fiel mir ein, dass ich seit 7 Stunden nichts mehr gegessen hatte und vorrätig hatte ich nichts mit dabei. Ich musste eh noch ein paar Dinge besorgen, und so fuhr ich zu einem grösseren Einkaufscenter. Es war stocke finster, als ich wieder den Heimweg in Angriff nahm. Schliesslich konnte ich triumphieren: Ich fand trotz immer noch bestehender Umleitung und allen widrigen Umständen den Weg ohne Navi zurück. Meine kleine Mondlandung von heute ;-)

 Fazit nach einem Tag:

Puerto Rico ist eine sehr spezielle Insel. Viele Einwohner aber auch sehr viel Natur auf engstem Raum. Und zum Thema Challange habe ich einiges gelernt:

1. Ein freundlicher Polizist hat immer recht.

2. Ich muss mich mehr in Geduld üben und nicht immer zu früh abbiegen…

3. Ich kann's immer noch ohne Navi :-)

 

Die weiteren Tage auf Puerto Rico:

Der Hunger trieb mich aus dem Bett. So genehmigte ich mir ein selbstgemachtes Sandwich, das ich mir aus dem (Gummi-)Brot zusammengeschustert habe. Ich war leicht erkältet. Nein – die Klimaanlage ist definitiv nicht schuld. Die habe ich erst gar nicht angeschaltet. Mein Appartement hat keine Glasfenster. Es sind lediglich Fliegengitterfenster und davor eine einbruchsichere Metall-Jalousie. Somit zieht es immer ganz leicht und man kann sich davor kaum wehren.

 Mit einer Zeitdifferenz von 5 Stunden zur Heimat ist der ideale Zeitpunkt morgens um 08:00 Uhr per Skype mit Daniela Verbindung aufzunehmen. Schliesslich hatte ich ja versprochen regelmässig Sonnenstrahlen nach Hause zu schicken.

Nach dem Videochat  inspizierte ich die Umgebung. Die Siedlung ist direkt am Strand. Mein Apartment befindet sich aber leider erst in der dritten Reihe im Parterre-Geschoss.  Der Strand selbst ist endlos weit und wunderschön. Viele Kyte-Surfer und Wellenreiter sind hier anzutreffen.  Aber auch Schnorchler und Taucher. Obwohl es hier in der Nähe einen Tauchplatz namens „Blue-Hole“ gibt, habe ich das Tauchen sein lassen. Erstens war ich leicht erkältet, und zweitens sah ich die Taucher ausschliesslich mit Harpunen ins Wasser steigen. Ich hatte keine Lust, mir diese überflüssige Art zu Angeln, anzusehen oder gar finanziell zu unterstützen.

Also hab ich mich auf die Funkerei gestürzt. Da ich keinen idealen Antennenstandort beim Appartement fand, packte ich die Station ins Auto und fuhr eine Zeitlang der Küste entlang, bis ich einen Standort finden konnte. Nach dem Aufbau kam dann die Endtäuschung: Viel zu viele Störungen waren in der Umgebung und ich konnte kaum eine Station hören.  Also ab nach Hause.

 In der Ponderosa, einem Restaurant beim Wal-Mart, habe ich‘s mir gut gehen lassen. Obwohl die Distanz bis dort hin schon erheblich ist. Am Abend baute ich dann die Antenne auf der Veranda zwischen zwei Häusern auf. Und tatsächlich: Die erste Funkverbindung gelang mir mit den kanarischen Inseln. Ebenso konnte ich die Funkverbindung mit meinem Geräte und Antennen-Sponsor, Hans-Peter HB9BXE im Logbuch eintragen.

Am nächsten Morgen klapperte ich als erstes den Strand ab. Er ist wirklich endlos. Nachdem ich menschenleere Buchten durchschritten, Sonne und Meer in mich eingesogen habe, kehrte ich wieder um und war nach zwei Stunden zurück.

Also rasch wieder die Antenne aufgebaut und den Signalen aus dem Äther gelauscht.  Ein Funkwettbewerb ist im Gange und ich hab mich ein wenig daran beteiligt. Es ist nicht wirklich ein Wettbewerb sonder mehr ein Aktivitäts-Anlass. So hatte ich eine nette Verbindung mit Joe NA1A aus Chicago.  Er hat früher ebenfalls sehr viel in der Karibik getaucht und so waren wir eine Zeitlang damit beschäftigt, über unsere Erlebnisse einander zu berichten. Speziell war an dieser Verbindung auch eine technische Komponente: Joe hatte seine Antenne in Richtung Nordpol ausgerichtet, da er mich direkt kaum hören konnte. Somit wanderte das Signal über Nord- und Südpol zu mir in die Karibik. Ein Around the World Ticket quasi, denn so weit ist Chicago von Puerto Rico nicht entfernt ;-)

Natürlich habe ich den Strand auch noch genossen. Nur Funken alleine geht nicht.  Zumal die Funkerei in Französisch Guyana mehr Gewicht erhalten wird und der Strand dort nicht wirklich ein Badeparadies sein soll.

 

Abreisetag nach Martinique

In der Nacht vor meinem Abreisetag hatte ich leicht Fieber.  Ein Aspirin verlieh mir die notwendige Ruhe, damit ich mich vor dem anstrengenden Tag (und auch die vermutlich folgende schlaflose Nacht), einigermassen ausruhen konnte.

Am Morgen ergänzte ich noch diesen Reisebericht. Dann packte ich schon mal grob meine Koffer und ging dann erst einmal zum Frühstück. Und das war eine Sensation: Gleich neben dem Tropical Village ist eine Bungalow-Anlage mit Restaurant, welches sich direkt am Strand befindet. Die Küche ist wirklich ausgezeichnet. Ich gönnte mir ein Continental-Breakfast. Die Qualität – wow.

Während ich noch meinen Kaffee ausschlürfte genoss ich das Meeresrauschen und nahm langsam Abschied von diesem wunderschönen Ort.

Nun packte ich den Rest zusammen und hinterliess wie gewünscht das Appartement besenrein. Das Auschecken ging rasch und unkompliziert. So war ich auch schon früh  Unterwegs auf meinem letzte Reisetag auf Puerto Rico. Mein Ziel war klar: Nochmals hoch zum Observatorium.  Ob das Benzin wohl reichen wird? Theoretisch müsste es noch die 120km nach San Juan via Observatorium reichen. Den Weg kannte ich nun fast auswendig (gut das Navi musste zweimal nachhelfen) und war rasch beim  Observatorium angekommen.

 Im Museum entdeckte ich noch ein paar interessante Themen, die ich dann auch gleich weiter nachforschte. Bei einem anschaulichen Laser-Experiment wurde auf sehr einfache Weise den Unterschied zwischen einem sphärischen und einem parabolischen Spiegel erklärt. Natürlich fotografierte ich das Objekt meiner Begierde, den grossen Reflektor, ausführlich.

Eigentlich wollte ich noch etwas länger verweilen, aber irgendwie ging‘s mir nicht besonders gut.  Ich entschloss mich, die Zelte früher abzubrechen um kein Risiko einzugehen. Für den Fall der Fälle hätte ich dann sicher in San Juan die notwendige Infrastruktur.  Die End-Destination habe ich also im Navi erfasst und fuhr los.

Gleich bei der ersten Verzweigung lotste mich das Navi auf eine mir unbekannte Strecke. Wie sich dann herausstellte, war es wirklich die kürzeste Route - aber war es auch die Sinnvollste? Zuerst schlängelte sich die Strasse durch das wunderschöne Karstgebirge.  Irgendwann wurden die Strassen immer enger und ich lernte die andere Seite von Puerto Rico kennen: Die der unteren sozialen Schicht. Was an den grossen Touristenachsen nicht möglich ist, tritt im „Hinterland“ ans Tageslicht. Die Häuser waren alle marode. Die Menschen lebten im wahrsten Sinne des Wortes im Müll. Und der Müll türmte sich neben den Häusern, am Strassenrand und im Regenwald. Mir war nicht  behaglich bei der Sache aber zurück konnte ich nicht mehr. Also Kopf runter und durch – und dabei machte ich mir so einige Gedanken.

Es war verrückt: Eben fuhr ich durch eine verslumte Gegend und schwubs hinter einer Kurve landete ich einem Villenviertel. Dieser Gegensatz haute mich um. Von da an war es dann auch nicht mehr weit bis zum Expressway 22, der mich rasch nach San Juan führte.

 Beim Car-Return gab ich meinen Mietwagen zurück. Mängel waren nicht zu beanstanden. Da ich alleine in einem fremden Land unterwegs war, war ich auch irgendwie froh, dass auf den Strassen keine Zwischenfälle gab.

Der Bus der Mietwagenfirma brachte mich zum Terminal. Nunja – da ich meine Reise früher abbrach als geplant, musste ich nun 3 Stunden warten, bis der Check-In für den Flug überhaupt öffnete. Ich versuchte mich in der grossen Wartehalle zu entspannen. Dabei beobachtete ich Passagiere und Angestellte des Flughafens. Und ich kann sagen: Wenn man sich mal Zeit fürs Beobachten nimmt, dann erlebt man viele Geschichten und lernt die unterschiedlichsten Typologien der Menschen kennen. Ein paar Wochen am Flughafen und ein Student in Soziologie könnte seine Abschlussarbeit mit sehr viel Praxismaterial untermauern.

 Das Check-In öffnete und ich gab mein Gepäck nach Martinique auf. Die Security nahm anschliessend alles genau und war aber dabei stets sehr freundlich. Ich verschaffte mir danach erst einmal einen Überblick und ging danach in ein Flieger Restaurant "Air Margarita Ville", dass wirklich super leckere Speisen anbot. Die Quesedillas waren der Hammer.

Am Nachbargate parodierten einige Kinder vor der Kamera der Eltern den „Gangnam-Style“, was zum todlachen war. Das verkürzte dann auch die Wartezeit zum Boarding.

Die ATR-72 ist eine Turboprop Maschine, die ich schon sehr gut von unseren Reisen innerhalb der Kanaren kennen gelernt habe. Ich wusste also, welche Soundkulisse mich erwarten wird. Mein Platz war 3A und der Sitz neben mir frei.

Die Crew der American Eagles war super locker drauf und wiesen die einzelnen Passagiere rasch auf die Plätze, damit das Boarding abgeschlossen werden konnte.

Die Propeller starteten und schon war der unverkennbare Turboprobsound zu hören, der je nach Sitzplatz durch March und Bein gehen kann. Über die Taxiways rollte der Pilot unsere ATR-72 auf die Startbahn und beschleunigte ohne vorher einen Zwischenhalt einzulegen. Zu diesem Zeitpunkt versteht man im Flieger sein eigenes Wort nicht mehr. Erst wenn das Fahrwerk eingeklappt und die Motoren von der Volllast befreit werden, geht der Lärmpegel nach unten.

 Ein Lichtermeer zog an meinem Fenster vorbei, dass aber schon bald hinter uns entschwand. Warum die Klimaanlage auf Tiefgefrieren eingestellt war, ist mir auch Tage nach dem Flug nicht klar. Zum Glück hatte ich meinen Kapuzenpulli an, der mir die Wärme um den Kopf noch ein wenig speicherte. Viele hatten starken Husten. Hoffentlich keine viralen Infekte, welche mich treffen könnten….

Ich hab tatsächlich geschafft und fast eine Stunde lang im Flieger geschlafen. Keine Ahnung, wie ich das angestellt habe, aber es ging. Pünktlich landeten wir in Martinique. Es war der letzte Flug an diesem Tag, der auf Martinique endete. Wir waren auch die letzten Passagiere, welche sich noch im Terminal aufhielten. Während ich auf das Gepäck wartete versuchte ich schon mal eine erste mögliche Schlafstelle auszumachen. Meine vorgängigen Nachforschungen im Internet brachten kein eindeutiges Ergebnis hervor.

Ein Supervisor, der für den letzten Flug zuständig war, konfrontierte ich mit meiner Problemstellung. „Übernachten auf dem Flughafen? – nur wenn es der Chef der Security zulässt.“ Ich solle einfach in der grossen Wartehalle einen Platz suchen und warten, bis dieser Herr auftauche.“ Ich schnappte mein Gepäck und ging in die Wartehalle. Es waren kaum Leute da. Einen geeigneten Platz für die Übernachtung konnte ich nicht finden. Ich setzte mich auf eine der Wartebänke auf denen man aber nicht liegen konnte. Der Plattenbode sah kalt und hart aus, was also auch keine Alternative sein kann.

Es dauerte nicht lange und der Chef der Security tauchte auf: „C’est fermé, monsieur.“ Ich schaute ihn ahnungslos an und erwiderte:“oui“. Er gab mir dann zu verstehen, dass ich im Flughafengebäude nicht bleiben kann und darf, auch wenn ich am nächsten Tag früh abfliegen müsste. Er begleitete mich vor die Türe und setzte mich in ein Taxi. Der Taxifahrer bekam von ihm die Anweisung, mich in ein Hotel zu fahren. Bezahlen durfte ich die Fahrt dann natürlich selbst…

Es dauerte keine 10 Minuten und ich stand Nachts um 00:45 Uhr an der Hotelrezeption. Die Formalitäten waren rasch erledigt. Den Zimmerpreis nannte mir der Herr an der Rezeption aber erst auf Nachfrage. Das hätte ich lieber sein lassen sollen. Ich hätte es ohne zu wissen, wohl besser geschlafen. Ändern konnte ich die Situation aber nicht mehr.

Daniela war zu Hause bereits aus den Federn gestiegen und ich bat sie per SMS mich vier Stunden später zu wecken. Bei den vielen Zeitzonen, die ich auf meiner Reise überschreite, traute ich meinem eigenen Wecker nicht. Ich schlief rasch ein und war irgendwie froh, dass ich für diese Nacht nun in einem richtigen Bett lag – und nicht irgendwo auf kalten Plattenböden auf dem Flughafen.