Etappe 2 - Coral Bay zu Eighty Miles Beach

 

 

Mal abgesehen vom unglaublich faszinieredem Francois Peron National Parc, haben wir bisher das Outback-Feeling vermisst. Auch die Strecke von Perth Richtung Coral Bay war bisher eher eintönig.

Mit dem Wissen, dass sich das nun ändern wird, waren wir schon ganz gespannt auf die nächste Etappe.


Coral Bay zum Cape Range National Park, Exmouth

 

Nach vier Tauchgängen an zwei Tagen, waren wir schon ein wenig stickstoffgesättigt. Das wirkt sich bei uns immer auf einen guten tiefen Schlaf aus. Wäre nicht die Dehydration, welche auch unweigerlich dazu führt, dass sich die Blase entsprechend in den Morgenstunden bemerkbar macht und „entlastet“ werden muss. Schon bevor der Wecker seine seit Stunden erwartete Arbeit verrichten konnte, waren wir bereits wach und er dadurch arbeitslos.

Das Frühstück bestand aus Resteverwertung. Der Kühlschrank war fast leer. Daher planten wir für den heutigen Tag ein Shopping-Stopp ein. Wir machten uns auf dür die Weiterfahrt. Als wir vor ein paar Tagen beim neuen Stellplatz eintrafen, fielen uns die zahlreichen kleinen Ameisenhügel auf. Der Resort-Gärtner meinte, dass er hie und da ein wenig Gift dagegen spritze. Wie uns bei der Abreise schien, musste er sich langsam damit beeilen: Nicht nur unser Abstellplatz war mit zahlreichen Ameisenhügeln gepflastert, auch die Fahrwege rundherum waren plötzlich von den fleissigen Tieren bedacht worden. Zum Teil waren die Hügel beängstigend gross gewachsen. Von jetzt an ist das aber nicht mehr unser Problem.

Schnell verlief der Check-Out und unsere Reise nach Exmouth konnte beginnen. Diese Reise-Etappe war im Verhältnis sehr kurz. Die Fahrt war recht beschaulich und zur Abwechslung haben wir auch endlich mal ein paar Hügel gesehen.

Kaum waren wir auf dem Highway Richtung Norden, da begegnete uns ein „kleiner“ Road-Train. Er passierte uns und es passierte, was wieder einmal passieren musste: Gleich zwei neue Steinschläge in der Frontscheibe – und das auf einer asphaltierten Strasse. Das waren nun also Nummer 3 und 4. So viele Steinschläge hatten wir glaublich in unserer ganzen Autofahrkarriere der letzten 25 Jahre nicht.

Quasi ohne Halt fuhren wir von unserem Campingplatz bis zur Tauchbasis in Exmouth. Wir planten an der Pier tauchen zu gehen und wie wir im Vorfeld erfahren haben, kann man in Exmouth die Ausrüstung mieten und selbstständig tauchen gehen. Nun, seit dem Zyklon vor ein paar Wochen, ist die Pier in Exmouth massiv beschädigt. Auch das Tauchen ist nicht möglich. Obwohl wir schon am Morgen in Exmouth ankamen, waren wir auch schon zu spät für die Alternative, einen Tages-Ausflug mit dem Tauchschiff. Und da zeigt sich schon der Vorteil der Coral-Bay: Im Gegensatz zur Coral-Bay müssen in Exmouth lange Anfahrtstrecken zum Schiff und mit dem Schiff zum Ningaloo Reef mit eingerechnet werden, was den Tag deutlich verlängert und auch teurer macht. Die Preise hier sind etwa 20% höher als weiter südlich. Und noch etwas: Da in der Coral-Bay die Tauchplätze recht nahe zu einander liegen, bauen die Betreiber die Schnorchelausflüge mit den Mantas ein, um nur schon wegen der notwendigen Oberflächenpause die Zeit überbrücken zu können. Besser, als ewig auf dem Schiff rum zu sitzen und auf den nächsten Tauchgang zu warten.

Einen Tauchtag am nächsten Tag in Exmouth einzuplanen würde bedeuten, dass wir noch eine zusätzliche Nacht in Exmouth einplanen müssen. Das ist (leider) nun zu viel des Guten – das ermöglicht uns jedoch eine Übernachtung im Cape Range National Park, welche bei einem eingeschobenen Tauchtag nicht, oder nur mit grossem Aufwand, möglich gewesen wäre.

Rasch haben wir in Exmouth unseren Kühlschrank wieder aufgefüllt und bei der nächsten Tankstelle die Gasflasche unserer Outdoorküche wieder nachgetankt. Über den Norden der Küste, bei welcher sich eine grosse und beeindruckende Antennenfarm der Australischen Navy befindet, fuhren wir dann Richtung Nationalpark. Dieser ist von Exmouth ca. 40km entfernt. Am Eingang bezahlt man den Tageseintritt.  Die Übernachtung muss man dort anmelden und man bekommt eine Auswahl von freien Plätzen. Da wir relativ spät unterwegs waren, gab es nur noch am südlichsten Campground Übernachtungsmöglichkeiten.

Nach ca. 30 Minuten fahrt, sind wir dort angekommen. Wir bezahlten unsere Übernachtungsgebühr und bekamen einen eigenen Platz zugewiesen. Inzwischen haben wir mit Auf- und Abbau Übung und haben uns schnell eingerichtet. Da es erst Anfang Nachmittag war, schnappten wir unsere Schnorchelausrüstung und gingen an den Strand. Der liegt gleich Anschliessend am Campingplatz, ist aber durch einen kleinen Hügelzug abgeschnitten. So ist das Meeresrauschen nicht extrem laut.

Der Zyklon hat auch hier Unterwasser sehr viele Schäden angerichtet.  Beim Schnorcheln stellten wir fest, dass die wenigen Peitschenkorallen, die es hier in Strandnähe gab, fast alle abgebrochen ains. Es hatte einige Fische zu beobachten, aber aus Sicht der Korallen, war die Coral-Bay viel interessanter. Fairerweise muss man aber sagen, dass wir nicht den ausgesprochenen Schnorchel-Platz ausgewählt haben. Geplant war ein Platz der weiter im Norden lag und sensationelle Bedingungen aufweisen soll. …ok, dieses mal ohne uns. Wir genossen die Flossenschläge im Salzwasser aber trotzdem.

Die Outdoorküche wurde wieder aktiviert. Der Wind blies aber so fest, dass die Flamme lange brauchte, die Pfanne zu erwärmen. Seit der Abfahrt in der Coral-Bay hatten wir nichts mehr gegessen. Unser Hunger war entsprechend gross.

Schon bald wurde es Abend.  „And an other loevely sunset“ – diesen Satz hatten wir vor ein paar Tagen aufgeschnappt, als sich ein paar Feriengäste mit einer Flasche Champagner am Strand eintrafen und stilvoll den Sonnenuntergang feierten. Wir hatten keinen Champagner aber wir genossen den Sonnenuntergang sehr. Da noch einige Wolken über der Bucht hangen, sah das Bild sehr dramatisch aus.

Zurück am Camper folgte das obligate Schreiben des Reiseberichtes. Neben uns war eine Familie aus Deutschland zu Gast. Sie hatten drei Kinder, eines davon kann gerade laufen – und unheimlich zwängeln und schreien. Genau das haben wir hier in Australien gesucht. Mal schauen, wie lange diese Komödie gehen wird. Das zirpen der unterschiedlichen Grillenarten ist auf jeden Fall viel entspannender und romantischer… was wir auf jeden Fall bevorzugen.

 

 

 

Cape Range National Park, Exmouth bis Nanutarra Roadhouse

Ja, wir hatten eine unruhige Nacht und nein, es lag nicht an dem kleinen Schreihals. Der hatte die Ruhe weg und schlief tief und fest – während draussen ein kräftiger Wind an Zelt und Plane rüttelte.  Unser Camper geriet ob der Böen ab und zu ins Schwanken. Mitten in der Nacht standen wir auf – wir mussten eh auf die Toilette, und kontrollierten unser Sonnendach. Alles war in Ordnung und unsere Konstruktion hielt bombensicher fest. Jedoch hat mich ein Knallgeräusch unsicher gemacht. Ich hatte auch schon eine Vermutung: Die Schutzklappe zum Campinggas-Tank war nicht verschlossen, da der Schlauch immer noch angeschlossen war. Ich drehte das Gas ab und entfernte den Schlauch. Dann war auch die Schutzklappe fest verschlossen und konnte uns nicht mehr stören.

Trotz dem Interrupt, konnten wir noch ein wenig schlafen, bis uns die Sonne, bei fast völliger Windstille, wach kitzelte. Wir reaktivierten unsere Outdoorküche und machten uns Toast mit Schinken, Käse und Spiegelei. Hmmmm, das wird wohl als unser Standardfrühstück unseren Australienferien in die Geschichtsbücher eingehen. Wir genossen noch ein wenig das Ambiente. Es ist wirklich ein schöner Platz Erde hier. Es folgte die Routenplanung für den heutigen Tag. Wir hatten zwei Optionen:

Erste Option: Wir fahren zurück um das Kap von Exmouth und dann wieder Richtung Süden, bis zur Abzweigung zum North West Coast Highway. Oder wir wählen als zweite Option die Abenteuer-Route direkt Richtung Süden, welche 100% 4WD Offroad ist und eine Flussüberquerung beinhaltet. Der Reiz der Offroad Variante hatte es schon in sich. Aber letzte Nacht hatte es in den Bergen geregnet, und wir wussten, dass bei solchen Bedingungen viel Erfahrung bei der Flussüberquerung verlangt wird. Erfahrung die uns zu diesem Zeitpunkt noch fehlt. Also wählten wir die Route über den Norden.

Unser Camper war rasch parat und wir meldeten uns bei unseren „Hosts“ ab. Auf dem Weg Richtung Leuchtturm ist uns aufgefallen, dass im Gegensatz zum Vortag viele tote Tiere am Strassenrand liegen. Ein trauriger Anblick. Nach 40 Minuten sind wir am Leuchtturm angekommen, der 1912 fertig gestellt wurde. Man hat einen sehr schönen Überblick über das ganze Kap und die grosse Antennenanlage der Navy. Im zweiten Weltkrieg stand an dieser Stelle einer der ersten Radarstationen. Die Überreste der Anlage kann man auf dem Hügel bewundern.

Später in Exmouth, haben wir nochmals nachgetankt und Wasser gebunkert. Auf unserer Weiterfahrt bogen wir ca. 30 km südlich von Exmouth in die Berge ab. Eine zuerst asphaltierte Strasse verlief entlang eines roten Canyons, wie wir es ähnlich von unseren USA-Reisen her kennen. Die Strasse wurde dann aber durch einen steinigen, felsigen Untergrund abgelöst – später durfte Daniela den Allrad aktivieren und ihre erste Offroad Erfahrungen sammeln. Der Zyklon hat auch hier die Strasse teilweise stark beschädigt und ohne Geländewagen kommt man hier nicht weiter. Der Weg führte zu einem Aussichtspunkt. Wir dachten, dass wir von dort einen guten Blick in den Canyon erhalten, aber da wurden wir enttäuscht. Vermutlich hätten wir den Rundweg von 8km beschreiten müssen, damit wir diese Perspektiven erhalten. Aber dazu fehlte uns am heutigen Tag die Zeit – und war eh nicht geplant. Also kämpften wir uns die zerstörte Strasse wieder runter, bis wir wieder auf dem Highway ankamen.

Unterwegs konnten wir zahlreiche Termitenhügel bewundern, welche übrigens in der Gegend von Coral Bay massenhaft zu sehen sind. Faszinierend, welche Leistung in diesen meist Mannshohen Gebilden stecken.

Auf der Verbindungstrasse zum North West Coast Highway verliessen wir dann definitiv die Küstenregion. Die Vegetation veränderte sich. Doch die Fahrt war sehr anstrengend, da die Landschaft zeitweise sehr monoton ist. Das änderte sich später auf dem North West Coast Highway: Erste Hügel und kleine Berge waren zu sehen. Die Fahrt wurde dadurch etwas abwechslungsreich. Ein kleiner Regenschauer duschte uns kurz, was ebenfalls eine gute Abwechslung war.

Beim Nanutarra Roadhouse legten wir unseren letzten Stopp für heute ein. Es war zwar erst 15.00 Uhr Nachmittags, aber wir hatten noch nichts gegessen und müde waren wir von der Fahrt auch. Es war nicht nur die zeitweilige Monotonie der Strecke. Unser Trail Finder ist für den Offroad gebaut. Bei hohen Geschwindigkeiten sind die Fahrgeräusche recht laut, was nicht gerade förderlich für ein waches Auge für die Strasse ist. 

 Ich baute die Antennenanlage für ein paar Tests auf. Irgendwie scheint etwas mit dem Funkgerät nicht zu stimmen. Das Gerät hat schon seine 15 Jahre auf dem Buckel. Ob es mich nun ausgerechnet in diesen Ferien im Stich lässt? Eigentlich sollte es ja in Notfällen die goldene Lösung sein.

Die Tests haben ergeben, dass noch nicht alles korrekt konfiguriert war. Trotzdem sind die Signale verdächtig leise. Vergleichstests haben aber ergeben, dass alles richtig läuft. Sind die Funkbedingungen von Down Under derart anders als in der Heimat? Interessante Fragestellung. Vielleicht krieg ich es noch raus.

Das Roadhouse liegt direkt an einem Fluss. Der Highway wird über einer der seltenen Brücken über den Fluss geführt. Wir genossen den Sonnenuntergang am Fluss.

Schöner wäre es auf der Brücke gewesen, aber genau die interessante Seite der Brücke erschien für Fussgänger sehr gefährlich zu sein.

 

Morgen geht es nach Tom Price. Da sollten wir eine alte Erz Miene besichtigen können. Bin gespannt, was uns dort erwartet.

 

 

Nanutarra Roadhouse bis Tom Price

Trotz Grundrauschen des Generators am Campground konnten wir gut einschlafen. In den frühen Morgenstunden wurde ich von einem Knallgeräusch geweckt. Die ersten Trucker machten sich bereits auf den Weg und schlug die Türe der Fahrerkabine lautstark zu. Da wir gerade wach waren, haben wir die Gelegenheit genutzt und die Toilette besucht. Anschliessend dösten noch ein wenig in unserem Camper, bis die Sonne über dem Horizont stand. 

Die sanitären Anlagen sind zwar etwas veraltet, aber zweckmässig und sehr sauber (im Gegensatz zur öffentlichen Toilette der Anlage)..

 

Die Antenne war rasch demontiert und der Camper abreisebereit. Um etwas Zeit zu gewinnen, gönnten wir uns ein Frühstück im Roadhouse. Es gab feine Omeletten mit Käse und Schinken. Während wir unsere Tagesroute planten, klopfte es von draussen an die Scheibe. Verdutzt schauten wir nach draussen: Ein junges Paar Lachte und winkte in unsere Richtung. Ich drehte mich um und sah mich um wen sie meinen könnten. Als ich zu ihnen zurück blickte, waren sie schon weiter gegangen. Erst da erkannte ich die Beiden. Es waren Ann und Marcel, die wir auf dem Tauchausflug in der Coral Bay kennen lernten. Anscheinend sind sie in gleicher Richtung wie wir unterwegs.

Wir prüften nochmals, ob die Outdoorküche gut verriegelt und gesichert, das Gas zugedreht und alles da war, wo es für unsere Weiterreise sein sollte. Dani übernahm die 

erste Etappe Richtung Tom Price. Ein paar Kilometer nach dem Roadhouse bog dann die Strasse vom North West Coast Highway Richtung Tom Price ab. Die Strasse wurde leicht enger und die ersten Hügel waren in Sicht. Das Wetter könnte nicht besser sein – die Etappe muss super werden.

Und tatsächlich: Fertig waren die monotonen Geradeaus-Strecken. Die Topographie wurde hügelig, und die Strasse dadurch sehr abwechslungsreich. Wunderschöne Steppenlandschaften wurden von roten Felsen und dann wieder von sumpfigen Mangrovenlandschaften abgelöst. So zogen die Kilometer dahin und wir konnten die Fahrt echt geniessen.

Zwischendurch durchsuchte ich mit meinem Funkgerät verschiedene Frequenzen ab. Die Signale waren alle sehr leise. Auf meinem präferierten 10m Band waren nur indonesische Fischer zu hören, die dort illegal senden. Am aktivsten waren die CB-Funk Frequenzen im 11m Band. Und selbst im Australischen UHF-CB Funk war mehr los, als auf den Amateurfunk-Frequenzen – verkehrte Welt.

Ca. 50km vor unserem Ziel verzweigte die asphaltierte Strasse nach Paraburdoo ab. Unsere hingegen wechselte von Asphalt zu Gravel. Über Parabudoo könnte man ebenfalls nach Tom Price gelangen. Wir bevorzugten jedoch mehr die abenteuerliche Piste. Die erste Hälfte der Gravel-Road war sehr angenehm zu fahren. Die zweite war dann schon mehr eine Herausforderung. Einmal war die Strasse sogar von Wasser überspült, was aber kein Problem war. 

Plötzlich wechselte die Gravel wieder zu Asphalt und eine Temporeduktion wurde angezeigt. Sogar eine Ampel stand plötzlich im Weg: Wir sind bei einer Eisenerzmine angekommen, die man aber nicht betreten durfte. Ist es doch keine Eisenerzmine, sondern etwas viel wertvolleres, was hier abgebaut wird? Wir wussten es nicht, aber es war auch nicht unser Ziel, das nun herauszufinden.

10km vor Tom Price war die Strasse dann wieder asphaltiert. Wir fuhren direkt zum Visitor-Center. Wir waren genau 3 Minuten zu spät. Am Wochenende schliesst das Center bereits um 12:30 Uhr. Wie wir an der Infotafel entnehmen konnten, waren für Morgen Sonntag auch keine Touren durch die Eisenerzmine möglich, welche wir gerne besucht hätten.

Wir beratschlagten uns, wie wir weiter machen wollten. Wir entschieden uns, nur eine Nacht in Tom Price zu verbringen.

Wir gingen anschliessend zur Einkaufspassage, welche gleich vis-a-vis der Tourist Info liegt. Wir waren überrascht: Die Läden waren sehr modern und mit einer unglaublichen Auswahl an Produkten bestückt. Das haben wir hier im Outback nun nicht erwartet. Aber man merkt, dass die Eisenerz-Firmen viel Geld in die Infrastruktur der Ortschaft investieren.  Auch die Schulen und andere Infrastrukturen waren schlicht weg von guter Qualität. Auch die Einwohner machten einen eher gebildeten Eindruck. Ein unglaublicher Kontrast zum verlassenen Outback. Es gibt um die Einkaufspassage herum ein Gratis-Wifi Hotspot (limitierte Zeit oder Datenmenge). Wir waren schon über eine Woche nicht mehr im Netz. Unsere Smartphones waren derart datenhungrig, dass wir nur sehr kurz von dem Gratisangebot der Gemeinde profitieren konnten: Rasch war das Datenlimit erreicht.

Wir checkten bei einem der grösseren Campingplätze ein. Obwohl es Mittagszeit war, fühlte sich die Aussentemperatur etwas kühler an, als am Morgen beim Roadhouse. Ist auch irgendwie logisch: Wir sind in der höchstgelegenen Stadt von West-Australien angekommen. Über 700müM hat die Stadt auf dem Höhenzähler.

 Da wir noch etwas Zeit hatten, wollten wir noch den nahen gelegenen Berg Mount Nameless besuchen. Als wir den Campingplatz verliessen, begegnete uns auf dem Wendplatz einen Van, mit einem jungen Paar, dass wir heute schon mal gesehen hatten. Hatte ich also richtig vermutet: Ann und Marcel waren ebenfalls zum Karijini Nationalpark unterwegs. Die beiden wussten aber noch nicht, ob sie wie wir in Tom Price übernachten wollen, oder bereits schon im Nationalpark. Wir verabschiedeten uns: Na dann, vielleicht sehen wir uns ja dann im Nationalpark!

Gleich nach dem Campingplatz bog die Strasse zum Mt. Nameless ab. Das heisst nicht, dass der Berg keinen Namen hätte. Aber die Aborigines gaben ihm einen für uns schwierig auszusprechenden Namen: Jarndunmunha. Es war eine richtige 4x4 Strecke, die es in sich hatte. Zuerst noch gemütlich und leicht holprig, dann musste noch ein Bach überquert werden, und schon wurde es richtig ruppig und man konnte zeitweise sogar nur im ersten Gang fahren. Unsere 4x4-Erfahrungen wachsen von Tag zu Tag. 

Oben, auf 1100müM hat man eine sensationelle Aussicht. Unten im Tal grollte der Zug der Eisenerzmine über die Gleise. 

 Nur sehr langsam kam der kilometerlange Zug voran und hatte trotz Vogelperspektive nicht Platz auf dem Foto.

Bergab war es noch einmal richtig anspruchsvoll da wir Gegenverkehr hatten. Nicht leicht in einem Geröllhang mit 100% Gefälle.

Zurück auf dem Campingplatz aktivierten wir wieder unsere Outdoorküche. Es gab Oyster vom Rind. Für einmal hatten wir keinen spektakulären Sonnenuntergang. Und der Mond geht Richtung Vollmond zu und ist bereits so hell, dass die Sterne schon nicht mehr so klar zu sehen sind.

Nach Tom Price erwartet uns wieder eine Übernachtung in der freien Natur. Wir sind schon sehr gespannt darauf. 

Auf dem Mount Nameless ist mir nebst den üblichen Telekomeinrichtungen eine Antennenanlage aufgefallen, die sehr einem Amateurfunk-Repeater glichen. In meiner persönlichen Datenbank wurde ich fündig. Auf 146.625 sendet dieser Umsetzer. Ich versuchte den zu aktivieren, aber mit den mir vorliegenden Daten gelang es mir nicht. Mal schauen, ob ich da Morgen mehr herausfinden werde.

 

 

Tom Price zum Karijini National Park

„Sonntag, 31. Mai 18:16 Uhr“ zeigt mir mein Notebook an, als ich anfing den heutigen Tag fest zu halten. Am Horizont ist noch ein streifen orange zu sehen. Der Mond ist sehr hell und wird in drei Tagen Vollmond erreichen. Die Planeten Jupiter und Venus sehen wieder fantastisch schön aus. Doch beginnen wir den Tag von vorne:

Sowohl der gigantisch lange Eisenerzzug wie auch die ersten Trucks der Minen waren schon vor Sonnenaufgang unterwegs. Das hört man gut von unserem Campingplatz aus. Aber es gibt auch andere Klänge, die eher zum Verweilen als zum Aufstehen motivieren: Der Gesang unterschiedlicher zahlreichen Vögel. Ok, da hatte es auch ein paar, deren Gekrächze man gerne ausblenden möchte. Aber im Grossen und Ganzen eine schöne Ambiente in den Morgenstunden.

Unser Campingplatz hat einen Pool, den wir aber nicht nutzen wollten. Es war einfach zu kalt. Also auf zur Dusche. Die Spinne, die beim Vordach ein grosses Netz gespannt hat, war auch schon aktiv. Sie ist sehr farbig und ehrlich gesagt auch furchteinflössend.

Vor dem Frühstück habe ich nochmals probiert, den Amateurfunk-Repeater zu aktivieren. Auf jegliche mir bekannte Art habe ich es versucht, aber der Repeater blieb stumm. Leider hatte ich nicht genügend Zeit, alternative Frequenzen zu testen.

Heute gab es wieder unser Standardfrühstück: Toast mit Käse, Schinken und Spiegelei. Es gab danach keine Grund mehr zum Verweilen, also Auto klar gemacht, auschecken und ab zur Tankstelle. Die Tanks waren halb leer. Eine Überschlagsrechnung hat gezeigt, dass wir 2 Liter mehr Diesel auf 100km verbrauchen als angegeben. Fairerweise muss man aber sagen: Die letzte Etappe war ausschliesslich „Hochgeschwindigkeit“, bei welcher unser Trailfinder so richtig säuft: 16 Liter auf 100km und das bei einer Reisegeschwindigkeit von Max. 110km/h.

Unsere Camping-Gasflasche konnten wir an der Tankstelle nicht nachfüllen lassen und im besagten Markt im Downtown war der Laden heute zu. Wir müssen uns im Verbrauch ein wenig einschränken. Für 1-2 Tage sollte das Gas reichen.

Im Supermarkt haben wir uns mit Vorräten eingedeckt. Ob der Auswahl mussten wir aufpassen, dass wir nicht noch in einen Kaufrausch verfielen. Daniela hat gut geplant und Spontankäufe wurden dank des Sättigungsgrades vom Frühstück auch unterdrückt. Draussen haben wir noch kurz die wichtigsten eMails verschickt. Leider hat die Daten-Limit nicht mehr zugelassen.

 Wir begaben uns auf den Weg Richtung Karijini National Park. Die Landschaft, die Topologie – die Fahrt dorthin war wunderschön. Die 70km bis zum Eingang waren daher auch sehr kurzweilig. Der Eintritt wurde fällig, den wir mit Selbstdeklaration auch bezahlten.

Im Visitor-Center legten wir den nächsten Halt ein. Ein sehr schönes Gebäude mit vielen Informationen zum Park. Auf der Theke am Infodesk lag ein Rundmail an alle Touristinfocenter rund um den „Millstream + Chichester Nationalpark“ auf. Diesen Park wollten wir nach dem Karijini besuchen. Doch wie wir erfahren mussten, waren die meisten Bereiche im Millstream + Chichester geschlossen, da starke Regenfälle in der vergangen Woche die Strassen beschädigt hatten. Daher könnten wir dort, und das war auch noch ungewiss, höchsten quer durch den Park fahren. Was wir nun unternehmen wollen - diesen Entscheid haben wir auf den Abend verlegt.

 Wir haben uns für die Dales Recreation Area entschieden, da diese nahe am Fortescue Wasserfall befindet. Der Campingplatz ist in mehreren Loops angelegt. Jeder Loop verfügt über mehrere Stellplätze für Vans, Camper, und was es sonst noch fürs Campieren gibt. Wir meldeten uns bei unseren Hosts, welche uns kurz die Area erklärten und natürlich die Übernachtungsgebühr von 20 AUS einkassierten.

Die Loops sind sehr grosszügig angelegt und man hat kaum das Gefühl überhaupt in der Nähe des nächsten Campers zu sein. Ausser bei unserem Platz der komischerweise gleich neben dem nächsten liegt. Aber es geht hier sehr ruhig und gemütlich zu und her – stören ist hier fast ein Fremdwort.

Es dauerte nicht lange und unser Camp war eingerichtet. Auf das Sonnendach haben wir verzichtet, da es erstens nicht sehr heiss ist und zweitens die Bäume uns grosszügig Schatten spendeten. 

 Wir zogen uns die Wanderschuhe an und rüsteten uns mit genügend Proviant für eine kleine Tour aus. Zuerst mussten wir ca. 15 Minuten durch den Campground und anschliessenden Parkplatz gehen, bevor wir am eigentlichen Ausgangspunkt ankamen. Über einen steilen, gesicherten aber nicht anspruchslosen abstieg ging es direkt hinunter in die Schlucht zu den Wasserfällen. Zahlreiche Touristen vergnügten sich am Wasserfall oder plantschten im darunter liegenden Pool. Für unseren Geschmack hatte es zu viele Leute hier, darum wanderten wir weiter Flussabwärts durch die Schlucht.

Die Schlucht ist wunderschön, und bietet malerische Szenerien. Wir mussten immer wieder kurz anhalten um die Natur zu geniessen und das eine oder andere Foto zu schiessen. Uns kamen immer wieder einige Wanderer und Gruppen entgegen. Wir staunten nicht schlecht:  Da wagten sich doch einige mit Flip-Flops oder gar Barfuss durch die Schlucht. Das ist aus unserer Sicht verantwortungslos, da es zahlreiche ungesicherte Stellen gibt und – es in den letzten Monaten zahlreiche Schlangenbisse im Park gegeben hat. Auf Hinweisschildern wurde man darauf aufmerksam gemacht.

Wir wanderten bis zum Ende der Schlucht, dem Circular Pool. Unterwegs haben wir dann das gesehen, wovor wir auf Warnschildern darauf aufmerksam gemacht wurden. Aspest-Adern im Felsen. 

Leider war die Sonne schon weg, als wir am Circular Pool ankamen. Man darf in dem Pool baden. Aber die Aborigines wünschen, dass man nicht in den Pool hinein springt und sich leise verhält. Es ist für die Eingeborenen ein kultureller und spiritueller wichtiger Ort. Eine Gruppe junger Franzosen war der Wunsch aber egal. Wir warteten, bis sie gegangen waren, damit wir den Ort für ein paar Minuten in Ruhe geniesse konnten. Wir mussten nur 10 Minuten zurück wandern, da war dann auch der Aufstieg zum Schluchtrand. Es sind genau 440 Schritte, bis man oben ankommt. Der Puls war weit oben, da es relativ steil bergauf ging. Eine Passage, ca 2,5m Höhenunterschied, musste man über eine Leiter klettern. Oben angekommen, hatte man einen super Überblick über die Schlucht. Eine sehr schöne Tour die wir so schnell nicht mehr vergessen werden. 

 Zurück im Camp gönnten wir uns etwas Früchte und genossen die Ambiente. Wir schritten zur Etappenplanung. Wir schauten uns verschiedene Möglichkeiten an, wie wir in den nächsten Tagen nach Broome fahren wollen. Da der Millstream + Chichester Park mehr oder weniger geschlossen ist, verzichteten wir auf diese Strecke. Obwohl diese sicher sehr schön sein muss. Auch erschien uns ein Abstecher nach Wittenoom sinnlos. Die Stadt die es seit 1995 eigentlich nicht mehr gibt. Die Behörde räumte die Stadt wegen Asbest. Ein paar Hartgesottene Leben noch da, trotz Asbest. Und Asbest hatten wir ja heute schon Eine andere Option war, dass wir zurück nach Tom Price fahren und unser Glück suchen, um bei einer Minentour teilnehmen zu können. Aber eben: Gut Glück – Anrufen können wir nicht. Handynetz ist hier draussen tot. Wir wählten eine Option aus, die sehr direkt ist, uns aber noch ein wenig Zeit am Meer verschaffen könnte. Mal schauen.

Heute gab es ein feines Steak aus der Outdoorküche. Wir genossen das leckere Nachtessen mit Chips, Nachos und Melonen. Die Sonne ging langsam unter und wir räumten noch schnell auf, wachten ab und bereiteten das Bett vor, so lange es noch hell genug war.

So, und nun ist es fast stock dunkel. Der Mond scheint und ein wunderschöner Sternenhimmel gilt es zu bewundern. Es ist 19:20 Uhr und schon etwas kalt. Während ich diese Zeilen schrieb, wurden wir von einem Knackgeräusch aus dem anliegenden Wald aufgeschreckt. Ein Dingo, eine Mischung aus Fuchs und Hund, kam in unsere Nähe. Er hat wohl das feine Nachtessen gerochen. Mit der Taschenlampe leuchteten wir in seine Richtung und dann zog er von dannen. Er war keine 10 Meter von uns weg. Es soll hier eine Plage sein. Wir wurden angewiesen, über Nacht auch den Müll ins Auto rein zu nehmen. Das wird ja eine Nacht in der Wildnis: Mit Dingo, Schlangen und Spinnen. So wie man sich das halt vorstellt…

 

 

Karijini National Park nach Port Hedland

Wow – nichts wie weg. Nein, es lag nicht an den wilden Tieren. Es lag auch nicht daran, dass es in der Nacht laut war – im Gegenteil, absolute Ruhe. Auch die unglaublich wunderschöne Gegend war kein Grund um sie morgens um 08:30 Uhr (für uns ein Rekord) bereits zu verlassen. Nein, wir wären wirklich gerne noch etwas geblieben. Der Grund liegt wo ganz anders: Bei unserem Trailfinder muss man das Dach nach oben Ausfahren, damit man die Schlafgelegenheit für die Nacht erhält. Es sind bessere Zeltwände, welche uns von der Aussenwelt trennt. Also quasi nichts. Und die vergangene Nacht zeigte, dass es hier in Australien gegen Winter zu geht: Wir hatten Temperaturen um den Gefrierpunkt – brrrr – nichts für uns zwei Taucher, die jeder Gelegenheit aus dem Weg gehen, sich eine Erkältung zu holen. Die Nacht war unglaublich kalt und wir hatten uns mit allem zugedeckt, was uns zur Verfügung stand. Der heisse Kafi am Morgen war ein wahrer Lebensretter. Und daher haben wir rasch das Weite im warmen Auto gesucht.

Die Sonne brauchte aber nicht lange, um die Atmosphäre wieder aufzuheizen. So entledigten wir uns unterwegs unserer warmen Kleider und stiegen wieder auf Sommer-Tenue um. Vom Nationalpark bis zum Aucksi Roadhouse sind es gute 70km. Die Landschaft bis dort hin ist sehr abwechslungsreich und eine wahre Freude zum Ansehen. 

Das Aucksi-Roadhouse liegt am Greatern Northern Highway. Es ist nichts, was man gesehen haben muss. Aber für einen Kafi wollten wir dort halten. Der Kafi gab es leider nur in Instant-Version.  Besser als gar nichts. Draussen kamen die Oversize Sattelschlepper vorbei. Soviel Verkehr hatten wir bisher noch nicht auf unserer Tour. Für europäische Verhältnisse ist es aber immer noch gähnende Leere.

Wir fuhren weiter Richtung Norden. Die Landschaft wurde nun eher eintönig und flach. Viele Road-Trains mit teilweise bis zu vier Anhänger kamen uns in regelmässigen Abständen entgegen. Die Vehicle machen einem schon respektvollen Eindruck.

Hier ein Video, einer unserer Überholmanöver.

Draussen wurde es wärmer. Als Co-Pilot nutzte ich auch immer wieder das Funkgerät. Inzwischen sind die Bedingungen besser geworden, aber immer noch zu schwach für meine mobile Station. Als wir in die 100km Region von Port Hedland kamen, wurden auch die Aktivitäten auf den Frequenzen sprunghaft grösser. Auch auf den UHF Frequenzen tat sich einiges. Wobei es mehr den CB-Funk auf 476MHz war. Die Amateurfunkfrequenzen waren immer noch sehr bescheiden belegt.

Unser Etappenziel für heute war ein Campingplatz direkt am Meer. Unser Reisebüro empfahl uns in den Unterlagen, direkt zum Eighty Miles Beach zu fahren. Das bedeutete aber vom Startpunkt heute Morgen etwa 8,5 Stunden reine Fahrtzeit. Bei den teilweisen monotonen Strecken ist das sehr ermüdend. Port Hedland ist keine typische touristische Destination. Vielleicht interessierte uns gerade deshalb einen Zwischenstopp in diesem Ort.

Nähert man sich Port Hedland, sieht man etwa 100km davor vereinzelte industrielle Aktivitäten (Minen). Umso näher man sich der Stadt nähert, umso grösser und gewaltiger werden die Industriebauten. Da aber genügend Landflächen vorhanden sind, entsteht nicht so ein beengendes Gefühl wie in der Heimat, wo man von solchen Bauten schier erschlagen wird.

Wir checkten beim Campingplatz ein. Wir wurden sehr nett begrüsst und bekamen alle Wünsche erfüllt. Sogar für den WiFi-Zugang, welcher auf 200MB beschränkt ist, bekamen wir gratis einen weiteren Voucher.

Der Campingplatz ist eher Zweckmässig als schön. Hat zwar auch einen schönen Swimmingpool – aber man merkt, dass die meisten Gäste Minenarbeiter sind, die sich temporär in der Gegend aufhalten.

Ohne gross auszupacken, machten wir uns gleich eine kleine Mahlzeit. Es war Anfang Nachmittag, und wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr zu uns genommen. Danach schnappten wir unsere Foto-Ausrüstung und gingen zum Strand.

Es war Ebbe und eine lange Sandbank, die ein paar hundert Meter zum Wasser reichte, lag vor uns. Bei Flut kommt das Wasser bis wenige Meter vor den Campingplatz. Als wir auf die Sandfläche runter liefen, realisierten wir, dass das Wasser erst seit kurzem verschwunden sein musste. Überall entdeckten wir Muscheln, Schnecken und Krebse, die sich im Sand vergraben haben. 

Wir liefen weiter hinaus, bis wir wir zu den verbliebenen Wasserflächen kamen, die vom Meer abgetrennt wurden. Wir entdeckten darin kleine Fische, Einsiedlerkrebse und sogar ein Tritonshorn. Wir wateten eine Zeit lang durch das teilweise Knietiefe Wasser und beobachteten fasziniert die Natur. Als wir wendeten und die Abkürzung quer durch die Wasserfläche nehmen wollten, schreckte ich plötzlich auf. Links von mir lag ein riesiger Rochen im Sand. Er hatte einen sehr langen Schwanz. Ich konnte ihn aber trotzdem nicht identifizieren. Als ich Dani darauf aufmerksam machte, zischte er fluchtartig davon. Dann bemerkten wir weitere Rochen im Wasser. Einer war klar ein Stachelrochen. 

 Es schien uns nun etwas zu gefährlich zu sein, im knietiefen Wasser zu waten, ohne genau zu sehen, wo man hin tritt. Es soll ja in der Gegend auch noch zahlreiche Steinfische geben. Also bliesen wir zum Rückzug und gingen den Weg zurück, wie wir gekommen sind.

Wir erreichten wieder Sandfläche und entdeckten dort zahlreiche kleine Krebse, die sehr beschäftigt waren. Womit, konnten wir nicht herausfinden. Wir entdeckten zahlreiche Kügelchen am Boden. Es war uns aber unklar, ob es sich dabei um Sandbälle handelt oder um Eier der Krebstiere. Auch sahen wir die Spuren, welche die Rochen im Sand hinterliessen. Es ist faszinierend: Bei Ebbe läuft man an diesem Strand quasi über den Meeresboden.

Zurück beim Camper, richteten wir uns nun definitiv ein. Unsere Camping-Gasflasche konnte ich hier sehr günstig auffüllen lassen. Ich musste diese nur an der Reception abgeben, 15 Minuten später brachte uns ein Mitarbeiter die gefüllte Gasflasche zurück.

 

Da wir nun seit über einer Woche wieder vernünftigen Internetzugang hatten, erledigten wir die wichtigsten Arbeiten und meldeten uns bei Familien und Freunde. Es ist unglaublich wie schnell die 200MB verbraucht werden. Hat man die eigene Programme und Apps nicht im Griff, saugen die durch die Synchronisation endlos viel Daten aus dem Netz, ohne dass man etwas sinnvolles verrichtet hat.

Bevor wir zum Nachtessen übergingen, gingen wir nochmals zum Strand. 

Wir haben rundherum Nachbarn bekommen. Einheimische Touristen, welche sich sehr viel Platz neben uns genehmigt haben, scheinen wohl die kommende Nacht unsere Nerven testen zu wollen. Dann habe ich ja morgen wieder etwas zum Schreiben. 

Der Mond stand bereits wieder über dem Horizont. In zwei Tagen ist Vollmond. Wir sind rechtzeitig da für Stairways to the Moon. Hoffentlich spielt das Wetter mit. Die Flut scheint sich langsam anzukündigen. Doch so lange können wir nicht warten, bis das Schauspiel am Strand beginnt. Wir kehrten zurück, bereiteten unser Nachtessen zu, und genehmigten uns endlich wieder einmal wieder eine anständige Dusche.

Achja – es ist bereits 20:30 Uhr und ich sitze immer noch in T-Shirt und kurzer Hose draussen vor dem Camper und verewige den heutigen Tag. Vor 24h hatten wir um diese Zeit schon unter 10 Grad und freuten uns bereits auf den nächsten Tag. 

Morgen früh planen wir zum Hafen zu gehen, wo auch das Visitor-Center lokalisiert ist. Mal schauen, ob wir etwas über „The Royal Flying Doctor Sevice“ und „The School on the Air“ erfahren. Diese Organisationen sollen hier in Port Hedland stationiert sein.

 

 

Port Hedland bis Eighty Miles Beach

Nein, Toast mit Käse, Schinken und Spiegelei – das wird uns nicht langweilig, also aufstehen und den neuen Tag begrüssen. Unsere „Nachbarn“, gaben sich letzte Nacht mit „Noise“ lange Zeit Mühe, gaben aber dann in den frühen morgen Stunden auch auf. Da hatten wir keine Skrupel, um 07:00 Uhr in der Früh, unser Frühstück in der Outdoorküche zu zubereiten. Unsere Nachbarn übernachteten keine fünf Meter nebenan in ihren Zelten…

Kurz vor Abfahrt, hatten wir noch einen Schwatz mit einer jungen schweizer Familie, welche fast die selbe Strecke wie wir, jedoch in umgekehrter Reihenfolge bereisen: Von Darwin nach Perth. Gegenüber war ein weiteres schweizer Paar unterwegs. In ihrem Offroader war das schweizer Kreuz zu sehen – aber viel verräterischer war das Zürcher Nummernschild. Ein mächtiger Bullenfänger prangert vor deren Kühlerhaube. Hier in Australien ein Schutz, in der Schweiz jedoch verboten. Haben die das extra montieren lassen? Wir haben es nicht raus gefunden.

Ein Caravan, der mir schon am Vortag aufgefallen war, machte sich bereit zur Abfahrt. An seinem Heck prangerte der Hinweis „UHF Channel 18“. Australien verfügt über ein sehr gut funktionierendes CB-Funk. Sowohl das traditionelle auf Kurzwelle im 11m Band, wie auch eines im UHF-Bereich auf 476/477 MHz. In grösseren Ortschaften werden sogar Relais-Funkstellen betrieben, welche eine hohe Abdeckung ermöglichen.

Mich hat es interessiert, was der Hinweis mit Kanal 18 bedeutet und habe kurz im Internet nachgeschaut. Dort konnte ich lesen, dass die Caravan-Vereinigungen in Australien sich unterwegs auf Kanal 18 begrüssen und miteinander kommunizieren. Allerdings wird der Kanal 40 scheinbar deutlich mehr bevorzugt, da dort die Trucker-Fahrer aktiv sind. Und es gibt ja nichts komfortableres, wenn man einen Road-Train überholen will, und sich vorher beim Fahrer kurz erkundigt, ob die Piste aber auch wirklich frei ist. Auch wir sind schon 10 und mehr Kilometer hinter einem solchen Monster von über 60m Länge hinterher gefahren, bis wir ihn schlussendlich überholen konnten. Mit CB-Funk geht es einfacher, schneller und (hoffentlich) auch sicherer. Und schlussendlich kann man damit sehr gut Hilfe anfordern, wenn man in eine brenzlige Situation geraten ist.

Wir checkten aus und fuhren fünf Kilometer weiter zum Hafen. Beim Visitor Center erkundigten wir uns nach dem Royal Flying Doctor Service. Leider konnte man uns da nicht weiterhelfen, obwohl in unserem Reiseführer steht, dass uns dort weitergeholfen werden kann. Wir sollen es direkt beim Flugplatz versuchen.

Wir spazierten noch eine Weile durch das Hafengelände. Mächtige Frachtschiffe waren am Kai vertäut und wurden beladen. Wir konnten beobachten, wie ein chinesischer Frachter bis zur letzter Sekunde mit Eisenerz beladen wurde und dann unmittelbar danach los fuhr. Just in Time.

Port Hedland hat an sich nicht sehr viel mehr zu bieten und daher fuhren wir los zum Flugplatz. Es steht „Port Hedland International Airport“. Der Flugplatz ist jedoch sehr klein. An- und Abflug-Abfertigung findet in der selben Halle statt. Auf den Anzeigetafeln konnten wir kein einzigen internationalen Flug entdecken. Jedoch wurde Perth im Halbstundentackt angeflogen. Und das nicht etwa mit kleinen Propellermaschinen, sondern mit Grossraumflugzeugen.

The Royal Flying Doctor Service liegt gleich neben dem Flughafengebäude. Zur unserer Endtäuschung, war diese Einrichtung nicht öffentlich zu besichtigen. Diese Institution ist sehr wichtig für die Bevölkerung im Outback von Australien. Bei der Gründung war die Idee, jeden Patienten nach einem Notruf innerhalb von spätestens zwei Stunden zu erreichen. (Sofern das Flugwetter es auch zulässt). Nur, nebst der Schwierigkeit der Flugeinrichtungen im Outback (Landebahn) war auch die Kommunikation ein grosses Problem. Kaum eine Farm hatte im Anfang des vergangen Jahrhunderts einen Anschluss an ein Stromnetz um eine Notfunk-Station betreiben zu können. Die bahnbrechende Idee hatte der deutschstämmige Ingenieur Alfred Hermann Traeger, der das Pedalen-Radio erfand. Mittels Dynamo, welches über Pedale angetrieben wurde, erzeugte man den notwendigen Strom für die Funkstation. Mit diesen „Pedale-Radios“ wurden viele Farmen im Outback ausgerüstet, welche mit diesen in Notfällen Hilfe beiholen konnten.

Heute gibt es mehrere Möglichkeiten, die Royal Flying Doctor Service zu beordern. Normal über das Telefonnetz, Satellitentelefon, Internet und natürlich Funk. Nebst dem Notfallservice werden die Farmen auch in regelmässigen Abständen für allgemein Untersuche der Patienten angeflogen. Da ist auch mal ein Spezialist dabei, wie Zahnarzt, Augenarzt, etc.

Wie gesagt, konnten wir die Einrichtung nur von aussen bestaunen. Wir wissen aber, dass andere Ableger in Australien regelmässig Führungen anbieten. 

Wir fuhren weiter Richtung Nord-Osten. Die Gegend dort ist sehr flach. Ab und zu fährt man auf eine kleine Anhöhe und hat dann für eine Minute einen schönen Weitblick. Aber ansonsten verpasst man hier auf dieser Strecke nichts. Unterhaltung hatten wir beim Beobachten der UHF CB-Kanäle 18 und 40. Tatsächlich ist da regelmässig Funkverkehr zu hören. Wir lauschten den Chats zu ohne daran selber teil zu nehmen.

Wir machten Halt bei einem Roadhouse um uns ein wenig zu stärken. Wir waren die einzigen Gäste. Chips (Pommes) hätten sie keine mehr, sagte man uns bei unserer Bestellung. Egal, wir nahmen auch gerne eine Rösti zu unserem Burger. Nach 20 Minuten war dann auch unsere Bestellung fertig zubereitet. Lecker war‘s, aber sehr fettig. Das wird wohl unsere Mägen auf der Weiterfahrt lange beschäftigen.

Es ist eine staubige Gegend hier. Auch das Roadhouse selbst ist in rostiger Sandfarbe eingehüllt. Wir fuhren weiter entlang grosser Rinderfarmen. Einige Kühe weideten unmittelbar am Strassenrand. Je nach Lichtverhältnisse, konnte man sie erst im letzten Moment sehen.

 Wir bogen links ab Richtung Etappenziel: Eighty Miles Beach Caravan Park. Kurz vor uns bog ebenfalls ein Camper ab. Es war unser Nachbar von heute Morgen – der mit dem Hinweis UHF Channel 18. Nach knapp 10 Kilometer über sandige Piste sind wir an der Reception angekommen: Wir grinsten uns gegenseitig an – da standen unseren Nachbarn von heute Morgen aus Port Hedland. Für einen Schwatz hatten wir aber keine Gelegenheit.

Der Campingplatz ist wunderschön gelegen. Nur eine kleine Düne trennt den Platz vom Meer. Die Abstellplätze sind alle mit Wiese bewachsen und überall stehen Bäume, die einem Schatten spenden. 

Wir parkten auf unserem zugewiesen Standplatz. Normalerweise würden wir jetzt alles umladen und das Nachtlager vorbereiten. Jedoch nicht heute. Wir liessen den Trailfinder so wie wir ihn hingestellt haben, schnappten unsere Kameras und gingen zum Strand. Es war Ebbe und man konnte sehr weit Richtung Meer raus laufen. Endlos, wie es zunächst schien. Doch umso näher man dem Wasser kam, umso sumpfiger wurde der Sand. So sumpfig, bis ein Weiterkommen sogar gefährlich wurde: Blieb man stehen, versank man langsam im Sand und hatte Mühe, sich wieder zu befreien.

 Wir genossen etliche Stunden am Strand. So lange, dass wir sogar den Sonnenuntergang abwarteten und eine wunderschöne Szenerie beobachten konnten: „And an other lovely sunset“ – der Sonnenuntergang ist wirklich ein Spektakel. Der Vollmond ist auch schon aufgegangen. Leider hinter der Küste und nicht über dem Wasser. Wir nahmen uns vor, den Monduntergang morgen früh zu beobachten. Das soll hier schliesslich ein Highlight sein: Starways to the moon.

In der Outdoorküche gab es – achtung festhalten – Känguru-Spiesse. Für Europäer nicht alltäglich. Aber wir Essen ja auch Wildtiere wie Reh und Hirsch. Känguru ist nichts anderes. Das Fleisch hat einen sehr intensiven Geschmack und es ist sehr zart.

 Am Abend beschäftigte ich mich mit meiner Funkstation. Viele europäische Stationen waren zu hören. Doch keine einzige Station reagierte auf meine Rufe. Irgendwo scheint hier etwas nicht zu stimmen. Ich bin immer noch nicht dahinter gekommen.

Oh und bevor ich es vergesse: Hatten wir vor zwei Tagen noch in der Kälte gefroren – jetzt läuft uns der Schweiss von der Stirn. Und wir sind noch nicht in der Tropenzone angekommen. Da es nun schön warm ist, sind wir am Abend noch lange draussen gesessen, haben den Vollmond „angeheult“ und genossen unseren Urlaub.

Die Nacht war sehr ruhig und wir konnten gut schlafen. Früh sind wir aufgestanden um den Effekt Stairway to the moon bewundern zu können. Die Sonne sorgt bereits am Horizont für einen dramatisch schönen Aufgang, während der Mond auf der anderen Seite der Himmelsphäre sich dem Meer entgegen bemüht. Anfangs konnten wir den Effekt von starways to the moon noch leicht erkennen und es sah gut aus. Doch leider kamen Wolken dazwischen und setzte der ganzen Show ein Ende. Zudem hätte die Sonne, die schon alles recht hell erleuchtete, noch eine halbe Stunde zuwarten dürfen, dann wären wohl alle Komponenten des Spektakels perfekt stimmig gewesen. Der Sonnenaufgang war aber so schön und hatte ebefalls für ein solch schönes Lichtspiel im Meerwasser gesorgt.

Wir waren uns noch nicht einig, ob wir nun den Tag am Eighty Miles Beach bleiben, oder weiter Richtung Broome fahren. Wir entschieden uns zu bleiben und machten uns dann erst einmal ein Frühstück.

Dann war es Zeit, unseren „DaWillIchnochBleiben-Wille“ noch offiziell zu bekunden, und gingen zur Reception. Es war überhaupt kein Problem, wie sich dort herausstellte und der weitere Tag an der Eighty Miles Beach war nur noch ein kurzer Verwaltungsakt. Während ich das Geschäftliche erledigte, schielte Daniela mit einem Grinsen zur Eis-Theke. „Noch zu früh“ sagte ich zu ihr. Wobei das schon ein grosses Versprechen war. Eis steht eigentlich nirgends auf unserer Diät-Speisekarte…

Nach einer Faulenzphase bemühten wir noch die Sonnencreme und gingen zum Strand. Die Sonne brannte schon recht heiss und wir suchten den Schatten. An der Reception hiess es, dass man das Baden nicht empfehle, weil hier niemand die Bedingungen kenne und es auch keine Baywatch gibt. Da die Flut bald den Höchststand erreichen wird, traute sich Daniela ins kühle Nass.  Es ging aber nicht lange, bis jemand zu ihr eilte und sie bat, aus dem Wasser zu kommen. Hier hätte es viele Haie. Schade, denn bei Flut ist das Meer wirklich nahe am Campground und würde ein Bad zulassen. Bei Ebbe kann es schon mal sein, dass man 500m weit gehen muss, bis man beim Wasser angelangt ist. Wenn man überhaupt bis dahin kommt, denn der Strand ist bei Ebbe in der Nähe des Meers eher ein Sumpf als ein Stand.

Daher faulenzten wir noch eine Weile, assen ein paar Toast zum Mittag und gingen dann wieder zum Strand. Wir unterhielten uns mit einer Neuseeländerin, die gerade einen Fisch gefangen hat. Der war aber so klein, dass er wieder ins Meer zurück durfte. Wie wir im Gespräch herausfinden konnten, reissen sie ein halbes Jahr mit dem Camper durch Australien und geniessen den Trip sehr. In Neuseeland sei es jetzt zu kalt.

Auf einmal erblickten wir am Strand ein junges Paar, das wir schon kannten. Ann und Marcel sind auch hier gelandet. Sie sind ebenfalls gestern angekommen, reissen aber schon am heutigen Tag weiter Richtung Broome, wo auch ihre Endstation sein wird. Wir hatten einen kurzen Schwatz und wünschten uns eine schöne Weiterreise.

Der Nachmittag war richtig heiss und wir waren damit beschäftigt im Schatten zu faulenzen. Nun war es Zeit, unsere Diät für einen kurzen Moment in die Ferien zu schicken und gingen zur Eistheke an der Reception und kauften uns köstliches, hausgemachtes Eis. Jeder von uns gönnte sich zwei Kugeln. Das Eis ist sehr teuer, aber den Preis wert! Ich hatte schon lange nicht mehr so gutes Eis gegessen. Mmmmmh.

Die Neuseeländerin erzählte uns noch etwas von Marktstand und Tanzmusik auf dem Zeltplatz. Wir dachten zuerst, dass wir uns verhört hätten. Hier zwischen Nirgends und Nirgendwo ein Markt mit Livemusik? Aber tatsächlich: Dort wo normalerweise die Zelte von Rucksacktouristen stehen, standen etwas 10 Marktstände und eine Liveband spielte Musik. Daniela entdeckte ein Strandkleid, das sofort anprobiert und auch gekauft wurde. Es steht ihr wirklich gut.

Gegen vier Uhr gingen wir wieder zum Strand. Es war nicht mehr ganz so heiss und wir wollten noch ein wenig das Meer bewundern. Wieder bis zum Sonnenuntergang verweilten wir am Strand. 

Die Betreiber des Campingplatzes bemühen sich, ihre Gäste bei Laune zu halten. Und das machen sie mit einem Motto für jeden Tag. Heute war Hamburger-Abend. Man muss nur einen Stuhl und einen Teller mitnehmen (Und den Geldbeutel). Wir machten mit und hatten wirklich einen guten Hamburger zum Abendessen. Rundherum waren viele Gleichgesinnte uns es herrschte eine schöne Atmosphäre. Normalerweise bleiben die Touristen nur eine Nacht. Viele bleiben aber für eine Woche oder mehr, da sie die Abgeschiedenheit sehr schätzen und dennoch etwas geboten bekommen.

Die Antenne habe ich neu montiert. Evt. finde ich heute heraus, warum meine Aussendungen im Nirvana verschwinden. Ich habe eine Vermutung welche aber ohne Messgeräte schwierig nachzuprüfen sind. Vielleicht habe ich ja noch eine Idee. Morgen werden wir auf jeden Fall weiter Reisen und diesen schönen Ort verlassen.