Etappe 4 - Kununurra nach Darwin (inkl. Bungle Bungle)

Die Gibb River Road hat einen heftigen Eindruck hinterlassen. Nur ungern haben wir diese abenteuerliche Route verlassen.

 

Nun steht einen Ausflug in den Bungle Bungle vor. Danach der grosse Abschluss zu Crocodile Dundee ins Northern Territory. Die Vorzeichen stehen auf weitere Erlebnisse.


Kununurra – Bungle Bungle Nationalpark – Kununurra

Das Bett-Leinetuch duftete immer noch herrlich nach Outback, als ich heute Abend das Bett in unserem Camper bereitgestellt habe. Wir waren 2 Tage im Purnululu Nationalpark – besser bekannt als Bungle Bungle. Eine würdige Anschlussetappe zur Gibb River Road. Und das war so:

Am Tag der Abreise in Kununurra standen wir früh auf, damit wir rechtzeitig im Nationalpark noch einen vernünftigen Übernachtungsplatz finden können. „You’re going to the Bungle?“ wurde ich von einem Australier gefragt, der unsere Aktivitäten auf dem Campground beobachtet hatte. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, von Kununurra aus weiter zu reissen. Entweder fährt man ins nahegelegene Northern Territory, oder Richtung Westen zur Gibb River Road, oder den „Bungle“ im Süden. Wie sich dann im Gespräch herausstellte, hatte er uns bereits auf der Gibb River Road beobachtet. Wir seien ihm aufgefallen, da er das selbe Auto fährt. Klar, kamen wir gleich ins Gespräch über die Vor- und Nachteile des Trailfinders. Und wir hatten auch Beide schon so unsere Erfahrungen mit dem Gefährt und der Vermietung gesammelt. Mit „See you in the Bungle“, verabschiedeten wir uns und wünschten eine Gute Fahrt.

Wir checkten aus und fuhren zur Tankstelle. Unsere Campinggasflasche brauchte dringend ein inhaltliches Update. Wir versuchten es zuvor bei unserem Campingplatz. Dies wäre auch möglich gewesen, jedoch mit einer langen Wartezeit, da die Flaschen extern befüllt werden. So lange konnten wir logischerweise nicht zuwarten. Jedoch in einer der grossen Tankstellen von Kununurra konnten wir die Gasflasche sofort und problemlos wieder auffüllen lassen.

Die Fahrt ging zuerst zurück Richtung Gibb River Road. Kurz bevor wir diese erreichten, bogen wir links in den Great Northern Highway ab und fuhren Richtung Süden. Von Kununurra aus bis zur Abfahrt vom Gret Northern Highway in den Nationalpark sind gut 200km zu fahren. Die Landschaft auf dieser Strecke ist sehr abwechslungsreich. Unterwegs gibt es zwei Stopps mit je einem Roadhouse, bei welchen es jeweils einen guten Kafi zu trinken gibt. Wir wechselten uns beim Pilotieren unseres „Trucks“ ab. 

Die letzte Etappe, vom Highway bis zum Bungle-Bungle Visitor-Center, durfte ich das Steuer übernehmen. Es war eine anspruchsvolle 4WD-Strecke. Anspruchsvoll deshalb, da die Strecke 53km lang ist, die Strasse wie bei einer Achterbahn den Hügeln entlang geführt wird, und die Strassenverhältnisse sich nach jeder Kurve komplett änderten. Wo vor der Kurve noch eine schöne flache Steinpiste war, folgte danach eine sandige, mit grossen Felsen und Schlaglöchern gespickte, Fläche. Da waren zahlreiche Bäche zu durchqueren und die nicht zu unterschätzenden übrigen Verkehrsteilnehmer. Ja, die  Begegnungen in den knapp 2 Stunden Fahrt kann man an 2 Händen abzählen. Aber der Puls schnellte jedes mal nach oben, wenn die entgegenkommenden Fahrzeuge mit stark übersetzter Geschwindigkeit durch die Kurven schlitterten. Im Griff hatten die ihre Fahrzeuge nicht. Da durch die hohe Geschwindigkeit die Wellblechpiste kaum noch stört, wird die Fahrt trügerisch ruhig und bequem.

Die „langsame“ Fahrt ist zwar unbequem, dafür sicher. Und für Materialermüdungen an unserem Fahrzeug müssen wir nicht haften. Allerdings mache ich mir sorgen, ob mein Unterwasserblitz und Kameragehäuse in der Koje die Tortur heil überstehen werden. Diese Fragestellung werde ich wohl zu einem späteren Zeitpunkt heraus finden müssen.

Wir kamen beim Visitor Center an. Das Visitor-Center ist ein Mix aus Souvenirladen und ein paar hilfreichem Outback-Zubehör, wie Moskitospray und anderen Campingutensilien, sowie eine Informationszentrale. Die Rangerin begrüsste uns herzlich und stellte uns die Bewilligung für die zwei Übernachtungen im Park aus. Leider sind die begehrten Plätze im Süden bereits belegt. Dafür gab es noch freie Plätze im Norden, die icht allzu weit vom Visitor-Center entfernt sind.

Ein Schild weckte meine Aufmerksamkeit: Darauf war der Hinweis auf die UHF Notfallkanäle zu sehen, welche im Park verwendet werden. Eine interessante Tatsache ist, dass für die Einheimischen dieses Schild eine klare verständliche Information enthält. Für Touristen, welche mit Funk nicht viel am Hut haben, ist dieses Schild wohl eher kryptisch zu verstehen. Inzwischen ist uns aufgefallen, dass ca. 80% aller Fahrzeuge ein UHF-Funkgerät besitzen. Einige Fahrzeugvermietungen bauen in ihren Mietfahrzeugen ebenfalls diese Geräte ein und gehören zur Standardausrüstung. Denn ausser Satellitentelefon funktioniert hier draussen kein Mobilfunknetz.

Der Campground war schon stark belegt, als wir dort ankamen. Obwohl wir garantiert einen Stellplatz zugesprochen bekamen, gilt hier das Motto: First come first serve. Wir mussten also damit rechnen, dass wir jetzt am späteren Nachmittag wohl kaum noch eine grosse Auswahlmöglichkeit freier Plätze erhalten. Doch wir fanden einen schönen Stellplatz für unser Fahrzeug. Als wir ankamen, war es leider schon zu spät, die wunderschönen Felsformationen im Süden des Bungles zu besuchen. Unser Zeitplan sah dies zwar ursprünglich vor, da wir aber nun unser Campground im Norden haben, blieb für die Fahrt in den Süden, plus Wanderung, plus Rückfahrt keine Zeit mehr. Wir waren also gezwungen, den Rest des Tages zu relaxen. Ach ist das Leben schön ;-)

Ein wenig haben wir uns dann doch noch aktiv betätigt: Zum Sonnenuntergang sind wir auf einen nahe gelegenen Hügel hoch marschiert und haben die Szenerie bewundert. Mit uns etwa 10 weitere Camper. Eine wahrlich romantische Kulisse lag mit der roten Bergwelt vor uns, die durch das Licht des Sonnenuntergangs noch viel lebendiger wurde.

Nach dem täglichen Naturspektakel machten wir uns an unser Nachtessen in der Outdoorküche. Für ein romantisches Lagerfeuer gab es leider keine Möglichkeit. Es herrschte zum Zeitpunkt unseres Besuchs hohe Buschbrandgefahr und Feuer jeglicher Art wurde untersagt – ausser jenes der Gaskocher.

Wir genossen unser Abendessen, während Venus und Jupiter die nächste Show des Tages ankündeten. Wir hatten Glück, fast keine Lichtverschmutzung war vorhanden. Wir konnten den wohl bisher besten Blick in den Nachthimmel geniessen – Wow. Weniger schön war dann die plötzliche kühlere Luft, die mit der Nacht hineinbrach. Wir haben daher unsere warmen Sachen angezogen und so noch ein wenig den Sternenhimmel genossen. Dann gingen wir ins Bett und schliefen ein.

Durch die Nacht heulten wieder zahlreiche Dingo’s – aber sonst war es mucks Mäuschen still. Eine Ruhe, wie wir sie nicht mehr kannten. Gegen das Morgengrauen wurde es draussen immer kälter und wir waren froh, als die Sonne den neuen Tag mit ihrer warmen Strahlen begrüsste.

Wir hatten heute Zeit und schliefen aus, was wir auch brauchten: Wir hatten schlecht geschlafen. In letzter Zeit macht sich die harte Unterlage unseres Betts bemerkbar. Wir wälzten uns die halbe Nacht hin und her und versuchten eine bequeme Schlafposition zu finden. Da wir nur über eine Bettdecke verfügen, war klar, dass das Gerangel um die Vorherrschaft der Bettdecke los ging. Da wir aber versuchten gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen, und den anderen nicht zu wecken, war diese Wälzerei erst recht ein Krampf.

Kaum war die Sonne aber über dem Horizont, wurde es bereits zu warm in unserer Koje. Das Frühstück war daher rasch das Hauptthema. Rasch war es zubereitet und wir liessen uns beim „zMorge“ auch entsprechend Zeit.

Wir planten nun unseren Tag genauer. Welche Touren möchten wir wandern, was möchten wir genauer Anschauen und wann werden wir etwas essen können/müssen. 

Da die Stellplätze hier nicht reserviert werden können, und wir bei unseren Touren immer unser Hab und Gut mit dabei haben, richteten wir unseren Camping-Spot wieder so her, dass klar war, dass jemand diesen Platz bereits beanspruchte. Unsere erste Fahretappe führte uns nicht sehr weit vom Campground weg, zu einem kleinen Wanderweg namens „Stoneheng Loop“. Und ja tatsächlich, als wir ankamen, hatte die Felswand vor uns tatsächlich Ähnlichkeiten mit den Felsen von Stonehenge. Wir strichen uns dick mit Sonnencrème ein und machten uns auf zur Wanderung. Der 500m kleine Loop beinhaltete zahlreiche wissenswerte Details über die Tier- und Pflanzenwelt, welche die Ureinwohner nutzten. Alle paar Meter waren Informationstafeln zu den Orten aufgestellt und man lernte einiges über die Lebensgrundlagen der Ureinwohner.

Ja, wir mussten heute die Sonnencrème mehrmals nutzen. Die Sonne brannte erbarmungslos und das Thermometer kletterte über die 30 Grad Marke. Daneben tranken wir ständig Wasser.

Unser nächstes Ziel war ein grosser langer Felsspalt. Dort war die Temperatur durch den Schatten zwar wieder angenehmer, dafür war der Wanderweg recht anspruchsvoll. Ein ausgetrocknetes Bachbett galt es über einer Distanz von 1km zu bewältigen. Und das war nicht etwa ein normaler Sandboden. Grosse, von Wasser geformte runde Felssteine mussten überquert werden. Man musste gut darauf achten, wohin man trat und ob der Untergrund auch entsprechend stabil war. Übrigens: Die neuen Wanderschuhe von Daniela zeigten sich makellos.

Das Tal wird immer enger und zahlreiche Palmen säumen den Weg. Diese Kulisse hat schon fast etwas Mystisches – eine Geschichte aus 1001 Nacht oder ähnlich. Dann steht man vor dem Eingang. Die endlos hohen Wände und der enge Felsspalt ist schon eine Wucht. Wir hatten für diese Tour genau den richtigen Zeitpunkt mit dem besten Sonnenstand ausgewählt. Das Licht, welches nun im idealsten Winkel durch den Felsen herunter scheint, tauchte dessen Farbe in einen Mix unterschiedlichsten rot und orangen Tönen. Ähnliches konnten wir schon mal auf unserer USA-Tour im Antelope-Canyon beobachten. Doch hier war die Felsstrucktur rauer und einiges höher, was ein sehr ehrfürchtiges Bild ergab.

Wir verbrachten über eine Stunde an respektive in diesem magischen Ort, bevor wir wieder nach draussen gingen und durch die brütende Hitze zurück zum Auto liefen. Aber anstatt die Klimaanlage im Auto zu aktivieren, wie es die anderen taten, holten wir unser Mittagessen und kühle Getränke aus dem Kühlschrank. Am Parkplatz gibt es zahlreiche, mit Sonnensegel überdachte Picknickplätze. Ideal für unsere Zwischenmahlzeit. Und die Hitze war dort sehr gut auszahlten.

Per Luftlinie gemessen, lagen wir nicht sehr weit von unserem nächsten Ziel im Süden des Parks weg. Es ist die Felsformation, welche prägend für den Bungle Bungle ist. Da es hier aber kein Tunnel quer durch den Felsen gibt, durften wir über 40km über die steinige Wellblechpiste um den Berg herum fahren. Die Strecke sorgte aber für Abwechslung und war eine Sehenswürdigkeit für sich.

Über eine Stunde haben wir für diese Distanz benötigt. Zeitweise mussten wir grossen Schlaglöchern abrupt aus wichen und ich habe den Verdacht, dass unser Fahrzeug auf dieser Piste sehr gelitten hatte. Schadlos kamen wir am Ziel an und zogen unsere Wanderschuhe wieder an. Die Distanz zur „Cathedrale“ war eigentlich ein Klacks. Wäre da nicht der teilweise tief sandige Weg und die brütende Hitze gewesen. Die Wanderung war dadurch sehr anspruchsvoll und wir konnten einige Touristen beobachten, die wirklich an ihrem Limit angekommen waren. Überall konnten wir auch Warnschilder vor der Hitze sehen. Das man hier genügend Wasser mit dabei hat, ist ein ungeschriebenes Gesetz.

Entschädigt wird man bei der Wanderung mit einer atemberaubenden Landschaft. Wunderschöne Felsformationen, Wiesenlandschaften, ausgetrocknete Bachbette und ein Gorge, der in der Regenzeit wohl eindrücklich sein muss. Doch zur Zeit fristet das Brackwasser einem Rinnsal. Spuren von Wildtieren beweisen, dass dies einer der wenigen Wasserstellen in der Gegend sein muss. 

Die Cathedrale war dann das grosse Highlight. Für den Wasserfall war es leider zu trocken und der darunterliegende Gorge war im Begriff auszutrocknen. Viele Algen bildeten sich in diesem Teich, was sehr bizarr aussah. Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Bauten die Natur im Stande ist. Wir blieben eine Zeit lang in der Cathedrale und genossen es hier zu sein. Ausser einer holländischen Familie, welche die Catherale kurzum zum Spielplatz deklarierten, waren alle Besucher sehr leise und flüsterten zueinander. Keiner wollte die Ruhe die Stille brechen – ausser eben die Holländer, die aber dann auch mal genug vom Rumtollen hatten.

Glücklich, aber etwas abgeschlagen fuhren wir zu unserem Campground zurück. Müde genossen wir unser Nachtessen. Trotz aller Müdigkeit wohnten wir wieder dem Abendspektakel bei und beobachteten eine fantastisch detaillierte Milchstrasse. Ok, ich gebe zu: Zur Abwechslung habe ich auch mal meine Brille aufgesetzt, damit ich die Datails auch sehen konnte… ;-)

 Wieder schliefen wir sehr unruhig. Hoffentlich bleibt das nicht so, bis zum Schluss unseren Ferien. Die Kälte in den Morgenstunden ist gewöhnungsbedürftig. Vor allem, wenn dann kurz darauf die Sonne mit Hitze aufwartet: Zuerst eilt man nach draussen, um sich von den Sonnenstrahlen aufwärmen zu lassen um dann aber schon bald wieder einen Schattenspendenden Ort aufsuchten, weil es schon wieder zu heiss war. Lange haben wir heute mit der Abreise nicht zugewartet. Wir machten uns früh auf den Rückweg nach Kununurra. Daniela hatte die Ehre, unser Gefährt sicher über die Achterbahnpiste und zahlreichen Bachdurchquerungen vom Nationalpark zum Highway zu lenken. Eine wunderbare Tour. Als wir beim Highway ankamen bemerkte ich, dass die Funkantenne sich gerade verabschieden wollte. Die Halterungsbolzen haben sich durch die sehr starken Vibrationen gelöst. Genau unter dem selben Effekt litt übrigens auch unsere Bratpfanne, bei welcher sich heute Morgen der Pfannenstil verabschieden hatte. Dank unserem schweizer Sackmesser, wurde auch dieser Schaden behoben. Die Antenne war auch bald wieder an ihrem Ort angebracht. Bei solchen Wellblechpisten ist immer irgendwo eine Schraube locker. Und wenn nicht am Fahrzeug, dann bei manchen Fahrern, die unterwegs waren. Wir mussten nicht nur einmal schlagartig ausweichen, weil ein anderer sein Fahrzeug nicht im Griff hatte.

Obwohl der Schaden der Antenne rasch behoben war, musste ich feststellen, dass dieselbe am Fahrzeug einen Schaden hinterliess: An der Innentüre hatten die gelockerten Imbusschrauben der Halterung für grössere Lackschäden gesorgt. Das wird wohl bei der Fahrzeugabgabe zu reden geben. Mal schauen, wir sollten uns genügend abgesichert haben, damit der Schaden gedeckt ist.

Bei der Rückfahrt nach Kununurra ist uns aufgefallen, dass der Great Northern Highway Richtung Norden erstaunlich wenig befahren ist. Vor allem die Roadtrains sieht man hier sehr selten. Daher ist es wohl logisch, warum wir auf dieser Strecke auch einige Radfahrer beobachten konnten. Sowohl Touristen, wie auch Radrennfahrer die für eine Tour trainierten. Mutig – den einfach sind diese Strassen nicht zu befahren.

In einer Rechtskurve kam uns ein Pickup mit angehängtem Trailer entgegen. Wie es so üblich ist, grüssten wir uns gegenseitig mit einem kurzen Wink. Kaum hat er uns passiert knallte es an unserer Windschutzscheibe. Wir erschraken, da es erstens laut war und zweitens der Steinschlag einen Stern von über 4cm Grösse produzierte. Das Merkwürdige daran ist, dass auch dieser Steinschlag auf einer asphaltierten Strasse entstand und nicht etwa auf einer Gravel-Road, bei welcher man wohl am Meisten mit einem solchen Schaden rechnet. Hoffentlich hält unsere Windschutzscheibe noch die letzte Woche unserer Reise durch. Wellblechpisten, welche durch die Vibrationen den Schaden vergrössern könnten, haben wir nur noch wenige auf dem Plan. Aber wir wollen auch keine Abstriche deswegen machen und auf die abenteurlichen Routen verzichten.

In Kununurra bezogen wir nochmals denselben Campground. Eigentlich hat dieser uns nicht so gut gefallen, aber wir hatten von unserem letzten Aufenthalt noch übriges Internetguthaben das wir nutzen wollten. Etwas Eigennutz spielt halt bei den Entscheidungen immer mit.

Unsere Vorräte waren fast aufgebraucht. Wir deckten uns im Supermarkt für die nächsten drei Tage ein. Wir werden Morgen wieder in der Wildnis sein. Der angepeilte Nationalpark liegt wunderbar auf der Strecke, wurde aber von unserem Reisebüro nirgends erwähnt. Der Blick in den Reiseführer verriet uns jedoch, dass ein Zwischenstopp sich dort durchaus lohnen könnte.

Doch zunächst wohnten wir am Abend nochmals der riesen Show mit den Fledermäusen bei. Wow, es ist faszinierend den Tieren zu zuschauen. Ein Süsswasserkrokodil soll sich am Ufer des Flusses, welcher unmittelbar neben dem Platz befindet, aufhalten. Man hat uns auch gesagt wo es sich genau befinden soll. Wir konnten es aber nicht entdecken. Vielleicht werden wir es morgen vor dem Frühstück sehen – wenn es uns bis dahin nicht gefressen hat :-)

Die letzte Nacht im Bungle hatten wir warme Kleider an und hatten die halbe Nacht ein wenig kalt. Nun sitzen wir in Kununurra und der Schweiss perlt uns auf der Stirn. Die Extreme können nicht unterschiedlicher sein. Die Fledermäuse, so faszinierend sie sind, verbreiten einen unangenehmen, teilweise penetranten Geruch. Hoffentlich können wir noch ein wenig an der Bettdecke die gespeicherte gute Luft vom Bungle schnuppern.

 

Kununurra nach Katherine

 

Im Morgengrauen, kurz vor 05:00 Uhr in der Früh, waren die Fledermäuse richtig wild. Hunderte kreisten über dem Campingplatz und kreischten laut. Viele der Camper riss es aus dem Schlaf. Auch wir erwachten und nutzten die Gelegenheit unsere Blase in der sanitären Anlagen zu erleichtern. Wir konnten viele Camper beobachten, die bereits ihre Sachen packten und los fuhren. Waren die Fledermäuse schuld? Die Vermutung liegt nahe, denn nebst dem Gekreische war auch der Gestank intensiver geworden. Wir versuchten noch ein wenig auszuschlafen. Mit dem Aufgehen der Sonne wurden auch die Fledermäuse ruhiger und wir hatten noch ein wenig Ruhe um etwas ausschlafen zu können.

Lange hielten wir es dann trotzdem nicht aus. Rund um uns herum sind alle Camper bereits los gefahren oder sind im Begriff dazu. Nach einem kurzen Frühstück waren wir dann auch schnell startklar, gaben den Schlüssel bei der Reception ab, respektive legten diesen in die dafür vorgesehene Box (die hatte um diese Zeit noch geschlossen) und fuhren los.

Erster Stopp war die Tankstelle. Vermutlich füllten wir nun zum letzten Mal unseren Reservetank voll. Im Northern Territory, das wir nun bereisen werden, gibt es ein dichteres Tankstellennetz, als in West-Australien.

Zu unserer Schande muss ich gestehen, dass wir die Ortschaft Kununurra nicht näher ausgekundschaftet haben. Der Ort, der direkt an einem Staudamm liegt, ist uns daher weitgehend unbekannt geblieben. Uns zog es wieder hinaus in die Wildnis.

Wir fuhren gegen Osten auf dem Victoria Highway weiter. Nach knapp einer Stunde Fahrt erreichten wir die Grenze zum Northern Territory. Wir wussten, dass wir beim Grenzübergang keine Früchte und kein Gemüse mitführen dürfen. Zu unserem Erstaunen gab es aber in Richtung Osten kein Kontrollposten. In Richtung Westen hingegen schon. Und die Bestimmungen für die Einfuhr nach West-Australien sind noch viel schärfer als in die Gegenrichtung. Wir sahen, wie bei den Kontrollstellen die Fahrzeuge angehalten und inspiziert wurden.

Kurz nach der Grenze verliessen wir den Victoria Highway und fuhren in den Keep River Nationalpark. Bei der Ranger-Station machten wir halt. Doch niemand war dort anzutreffen. Es gab hingegen einiges an Informationsmaterial zum Nationalpark. Zu unserem Erstaunen, konnten wir die im Reiseführer beschriebenen Wanderwege in den örtlichen Informationsunterlagen nicht finden.  Vor allem aber der Bereich mit Felsbemalungen, welcher uns sehr interessierte, ist aus unbekannten Gründen nicht zugänglich oder geschlossen. Wir waren etwas ratlos. Eigentlich wollten wir hier auch eine Nacht verbringen. Da aber der Haupt-Spot offensichtlich nicht verfügbar ist, wir dazu auch keine weiteren Informationen erhalten konnten, entschieden wir uns kurzfristig, weiter Richtung Osten zu fahren.

Im Gebiet des Northern Territory sind auf dem Highway Höchstgeschwindigkeiten von 130 Km/h zugelassen. Das ist sehr schnell und auch riskant. Es herrscht Gegenverkehr und es ist bei dem Unebenen Gelände sehr schwierig abzuschätzen, wie weit der Überholweg eines mit z.B. 90km/h fahrenden Fahrzeugs sein wird. Vor allem bei dem oft herrschenden Gegenverkehr sind diese Manöver nicht gerade ungefährlich.

Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wo unser nächster Etappenort sein wird. Erst genossen wir die Fahrt auf einer sehr schönen und Abwechslungsreichen Strecke.  Kurz vor Timber Greek verliessen wir den Highway um einen Aussichtspunkt zu besuchen. Wir hatten einen sehr schönen Blick über die Gegend und den Victoria River. Übrigens: Nun werden wir bereits auf Schildern am Rand des Highways vor möglichen Salzwasserkrokodilen gewarnt. Das ist nun doch für uns eine sehr spezielle Erfahrung. Mal schauen, was wir hier im Norden erleben werden.

Beim Victoria River Roadhouse machten wir dann halt um uns zu verpflegen. Wir mussten aufpassen, dass wir die Zeit im Auge behalten. Seitdem wir nun im Northern Territory aufhalten, mussten wir unsere Uhren um 1,5 Stunden voran stellen – wir haben quasi einen Jet-Leg, da wir nun zur unüblichen Zeit Hunger bekamen ;-) Das Essen im Roadhouse war sehr gut. Nur das mit dem Kafi haben sie hier nicht im Griff: Wir nahmen einen Becher voll schwarzer Brühe mit, der aber nicht wirklich schmeckte. Wir setzten uns zum Ziel nun die restlichen 210km bis nach Katherine zu fahren.

Bisher haben wir eine eher gemütliche Reisegeschwindigkeit von 80-100 km/h gewählt und dabei die Landschaft genossen.  Nun lag die Reisegeschwindigkeit im Schnitt bei etwa 115-120 km/h. In West-Australien schlossen die Receptionen kurz vor Sonnenunergang um 17:00 Uhr. Wann die Receptionen in Katherine, der nächst grösseren Zivilisation schliessen, wussten wir nicht. Daher sputeten wir uns. Schade – denn die Gegend ist was für Cruiser. Eine sehr abwechslungsreiche Strecke durch idyllische Landschaften. Der Sonnenstand war nun schon etwas tiefer, was die Farben in dieser Gegend nochmals zusätzlich hervorhob.

Als möglichen Notnagel für eine Übernachtung haben wir die 24h Stunden Parkplätze im Visier, welche zwischen dem Roadhouse und Katherine in regelmässigen Abständen auftauchen. Jene mit sanitären Anlagen (Plumsklo) waren bei unserem Eintreffen schon sehr voll. Jene ohne sanitäre Anlagen, hatten noch genügend Platz. Wir waren aber noch genügend Fit und fuhren weiter. Denn attraktiv sind diese Übernachtungsplätze nicht.

Kurz vor Katherine erschraken wir, als wir am Strassenrand Buschbrände entdeckt haben. Wir konnten nicht erkennen, ob diese absichtlich gelegt wurden oder spontan ausbrachen. Die Waldbrandgefahr ist hier derzeit sehr gross. Da sich die anderen Verkehrsteilnehmer ganz normal verhielten, gingen wir davon aus, dass kein Risiko für uns bestand.

Unser angepeilter Campground in Katherine liegt in einer wunderschönen Parkanlage. Wir waren rechtzeitig und die Reception hatte noch offen. Der Campground ist einer der Sorte von Grösser und Moderner. An unserem zugewiesenen Platz war dann aber der Stromanschluss bereits besetzt. Ich bin dann nochmals zurück zur Reception gefahren (nein, die lag nicht unbedingt in Walkingdistance – der Campground ist etwas grösser). In der Reception hatte ich das Problem geschildert. Eine Mitarbeiterin versicherte mir gerade, jemanden vorbei zu schicken, als ich von Daniela eine SMS erhielt: „Problem gelöst, das Kabel ist weg“. Es scheint hier ein übliches Problem zu sein, dass nicht an dem Verteiler der Camper angeschlossen wird, wo man seinen zugeteilten Platz hat. So kommen sich die Leute ständig in die Quere mit den Kabeln. Bei der Fahrt zur Reception konnte ich viele Kängurus entdecken, die auf dem Gelände der „Unpowered-Sides“ faulenzten. Mal schauen, ob wir die später noch besuchen gehen. 

Heute gab es feine Filet-Steaks vom Outdoor-Grill. Wir genossen das gute Stück Fleisch und vernaschten dazu noch Natchos und – das ist neu – eine Käseplatte. Nach vielen Wochen in Australien wollten wir wieder einmal ein gutes Stück Käse geniessen. Tja, es war zwar lecker, wieder einmal verschiedenen Käse zu kosten. Aber wenn man in der Schweiz lebt, ist man bezüglich Qualität halt schon sehr verwöhnt.

Mit Katherine haben wir quasi unsere Reiseplanung um einen Tag übersprungen. Daniela hat schon während der Fahrt nach Alternativen für den morgigen Tag heraus gesucht. Schliesslich sind wir heute fast nur gefahren und haben wenig anschauen und erkunden können. Morgen wollen wir das wieder ändern.

Es ist 21:00 Uhr, stockdunkel und ich wollte schon über die herrliche Ruhe hier auf dem Campingplatz schwärmen. Aber anscheinend gibt es hier in der Nähe ein Militärflughafen oder Trainingsgelände der Airforce. Auf jeden Fall sind in den letzten 20 Minuten gegen 10 Jets über unseren Campingplatz geflogen. 

Wir sind gespannt auf morgen.

 

Von Katherine nach Edith Fall’s

Leider hatten wir schlecht geschlafen. Oh nein, es lag nicht am Fluglärm. Der nahegelegene Militärflugplatz hat seine Aktivitäten über  Nacht eingestellt. Es waren auch nicht  die Nachbarn auf dem Campingplatz. Eigentlich war es sehr ruhig. Nein, es waren zwei andere Gründe, die uns am tiefen Schlaf hinderten.

Erster Grund: Unser Platz war gegenüber der sanitären Anlagen. Da es ein moderner Campingplatz ist, haben die sich auch die modernen Turbo-Händetrockner geleistet. Und so effizient die sind, so laut sind sie auch. Als nun endlich der hinterste und der letzte seine Notdurft verrichten konnten, und es ruhig wurde, erfolgte der zweite Grund unseres Schlafmangels: Morgens um 02:00 Uhr musste jemand sein getuntes Fahrzeug ausprobieren und fuhr ständig mit quietschenden Reifen und aufheulendem Motor durch die Gegend, wo sich unser Campingplatz befand. Nach einer Stunde hatte der sich fertig ausgetobt (oder sein Benzingeld war ausgegangen), da waren wir endlich im Begriff wieder weiter zu schlafen, da mussten doch tatsächlich die ersten Gäste wieder auf die Toilette und der Turbo-Händetrockner erhielt wieder Arbeit.

Etwas verschlafen machten wir uns dann auf den Weg. Die Kängurus waren leider nicht mehr auf dem Platz. Heute kam Danielas Alternativplan zum Einsatz und wir fuhren Richtung Alice Springs. Naja, es wäre ja schön noch zusätzlich das Red Center von Australien kennen lernen zu dürfen, aber dazu hätten wir einen Umweg von über 2000km (Hin und Zurück) in Kauf nehme müssen. Dass wäre eine Raserei geworden. Und Zeit hätten wir höchstens für ein paar Fotos bekommen. Für mehr hätte es nicht gereicht. Nein, unser erstes Ziel lag nur etwa 20km südlich von Katherin: Die Cuta Cuta Caves sind in den Fokus unseres Interessens geraten.

 Der Highway dorthin ist grosszügig ausgebaut und wir waren nach kurzer Fahrzeit dort angekommen. Vom Parkplatz führt ein schmaler Weg 650m weit zum Eingang der Höhle. Bevor wir diesen Weg beschritten, lösten wir die Eintritt-Tickets. Der Ranger meinte, dass wir doch unbedingt unterwegs auf dem Weg zum Höhleneingang auf die zahlreichen Schlangen achten sollten, die sich dort befinden. Leider sahen wir keine – oder zum Glück? Wir haben einfach keine Erfahrungen mit diesen Viechern…

Am Eingang begrüsste uns unser Guide. Er ist ein wahrer Entertainer und äusserst fachkundig. Die Höhle ist über 600m lang und wir konnten 250m weit hinein gehen. Wow – diese Höhle ist wirklich sehr schön. Es ist eine Art der ganz seltenen tropischen Tropfsteinhöhlen. Eine vom Aussterben bedrohte Fledermausart lebt hier drinn. Die Population besteht nur aus ein paar wenig hundert Tieren.  Die Tropfsteinformationen sind wirklich sehr interessant. Umso tiefer wir in die Höhle hinein schritten, umso höher wurde die Luftfeuchtigkeit. Eine etwas andere Höhle, als wir sie sonst auf unseren Reisen kennen lernen konnten. 

Nach einer Stunde war die Führung wieder vorbei. Draussen sorgte inzwischen die hochstehende Sonne ebenfalls für grosse Hitze und wir waren froh, dass die Klimaanlage in unserem Fahrzeug funktionierte.

Wir fuhren zurück nach Katherine. Unser Ziel war das Visitor-Center, bei welchem man gratis ein Internetzugang erhält. Wir landeten aber im Mc-Cafe, der ebenfalls gratis WiFi hatte. So konnten wir nebst den News-Updates einen leckeren Kafi geniessen. Ist halt schon was feines, so ein echter Kafi. Die Instant-Variante in unserem Camper ist halt dagegen nur eine Überlebensmassnahme ;-)

Anschliessen gingen wir zu einer grossen Tankstellenkette bei welcher wir unsere Campinggasflasche nachfüllen lassen wollten. Die verwiesen uns aber auf einen Outdoor-Laden um die Ecke. Also packte ich die Flasche und lief zu diesem Laden. Dort hatten wir mehr Glück. Das Glück kostete uns aber 15 AUS. Das war die bisher teuerste Füllung unserer Camping-Gasflasche.

Unser Weg führte uns wieder aus der Stadt in Richtung Darwin. Irgendwie kommt Wehmut auf, wenn man diesen Namen liest. Denn wenn wir einmal dort ankommen sind, wird es der letzte Tag unserer Reise mit dem Allrad-Camper gewesen sein. Wir haben allerdings nicht vor, direkt dort hoch zu fahren. Wir haben ja noch einige Tage vor uns. Unser Ziel für heute sind die Edith Falls. Dort soll es einen Campground geben, der allerdings über keinen Stromanschluss verfügt. Kein Problem, unsere Akkus sind alle geladen und unser Kühlschrank wird die Zweitbatterie bis Morgen auch nicht leeren.

Allerdings leerte sich allmählich der Reservetank unseres Dieseltanks. Und das mit Absicht. Wir müssen in ein paar Tagen unser Fahrzeug nur einen vollen Haupttank abliefern. Der noch übrige Inhalt des Reservetanks wird dankend mit einem feuchten Händedruck entgegengenommen. Da wir diesen nun nicht mehr benötigen, fahren wir seit gestern unseren Reservetank leer. Die Anzeige ist bereits schon unter Null, aber die Warnanzeige leuchtet noch nicht. Hmmm, ob es für den Reservetank überhaupt eine Anzeige gibt, wenn der Haupttank noch voll ist? Da wir auf dem Highway schnell unterwegs waren, schaltete ich den Haupttank wieder ein. Wir haben keine Ahnung, wie das Fahrzeug bei hohem Tempo reagiert, wenn plötzlich der Tank leer ist.

Eine mit vielen Kurven bedachte Stichstrasse führt vom Highway zu den Edith Falls. Am Campground wurden wir sehr herzlich begrüsst. Auf die Nachfrage, woher wir kommen und wir das mit „Switzerland“ beantwortet haben, lachte uns unsere Gastgeberin an und meinte: There are many swiss peoples right now in the area.“ – Hmmmm, sollten wir uns über eine solche Nachricht nun freuen? Wir witzelten mit ihr darüber. Eine sehr sympathische Dame. 

Wir bekamen einen Campslot für die kommende Nacht, mit dem Hinweis, dass sich vermutlich später noch ein zweites Fahrzeug dazu gesellen wird. Die Gäste würden dann aber mit dem Zelt in der dahinter liegenden Wiese campen.

Der Campground ist wirklich sehr schön gelegen. Und bis auf den Stromanschluss hat man alles, was man braucht. Inkl. Dusche mit Warmwasser und auch Waschmaschinen. Wir parkten in unserem Slot, machten den Camper klar und packten unsere Badesachen und Wanderschuhe.

Der Campground liegt gleich neben einem Pool, der durch einen Wasserfall gespeist wird. Idylle pur. Wir zogen es aber vor, uns noch ein wenig körperlich auszutoben und gingen auf einen Wanderweg, der uns flussaufwärts und später zwei weitere Wasserfälle führte. Die Wanderung begann sehr einfach wurde dann immer anspruchsvoller. Ja, auch dieses Mal wurden wir zu Beginn von den Grey Nomads überholt, die im Eilschritt den Hügel hinauf steigen wollten, als gebe es kein Morgen. Eine halbe Stunde später hatten wir sie dann wieder eingeholt und überholt. Manchmal machen mir diese Leute echt Sorgen, wenn sie mit hochrotem Kopf und keuchend am Wegrand stehen und uns ein „hello“ zujapsen. Aber immerhin, sie stehen noch und liegen nicht am Wegrand…

Nach dem zweiten Wasserfall mussten wir über einen steilen felsigen Hang hinab klettern. Ein Weg war nur noch schwierig zu erkennen. Der Ausgang war aber in Sichtweite, daher war die Begehung noch einfach. Unten angekommen, standen wir wieder vor einem wunderschönen Pool, der ebenfalls durch einen Wasserfall gespeist wird. Baden ist ausdrücklich erlaubt. Wir hüpften ins angenehm temperierte Wasser und schwammen durch teilweise recht starke Strömung Richtung Wasserfall. Herrlich, die Abkühlung im frischen Wasser tat gut.

Der Hinweg vom Campground zum oberen Pool ist 1,6km weit. Der Rückweg nur 1km, der dann auch nicht mehr so anstrengend ist. Theoretisch könnte man also nur den kurzen Weg wählen, verpasst dann aber einen wirklich sehr schönen Wanderweg.

Wir kamen zufrieden zurück zum Campground. Der Kiosk war im Begriff den Laden zu schliessen. Wir organisierten uns noch rasch zwei kühle Erfrischungsgetränke und genossen den Rest des Nachmittags in unseren Campingstühlen.

Kurz vor dem Nachtessen haben wir dann die Route für den nächsten Tag ding und nagelfest geplant. Vielleicht bleiben wir aber noch einen Tag länger hier? Mal schauen wie die Batterieanzeige morgen früh aussieht, dann können wir entscheiden.

 

 

Von Edith Fall’s zum Marie River Roadhouse

Oh war das eine herrlich ruhige Nacht. In der Ferne hörten wir das Rauschen des Wasserfalls. Der Sternenhimmel war auch wieder fantastisch. Da unser Dachzelt sehr hellhörig ist, sind wir jedoch in den Morgenstunden von Schrittgeräuschen geweckt worden.  Es wiederholte sich eine Szene, die wir auf den Campgrounds leider immer wieder beobachteten: Spät am Abend, wenn das Campgroundpersonal bereits den Feierabend geniessen, reissen die „Schmarotzer“ an. Sie schlagen ihre Zelte auf, wo es ihnen gerade passt, übernachten darin und in den frühen Morgenstunden nutzen sie die sanitären Anlagen, füllen ihre Trinkwassertanks voll und verziehen sich wieder, bevor die ersten Mitarbeiter des Campgrounds wieder auftauchen. In einigen Campgrounds sind daher die sanitären Anlagen verschlossen und jeder zahlende Gast erhält gegen ein Depot den Zugangs-Schlüssel zu den Anlagen. Und dort, wo dieses Konzept noch nicht umgesetzt werden konnte, sieht man die „Gelegenheitsdiebe“ die uns nun auch wieder aus dem Schlaf gerissen haben, als sie sich aus dem Staub machten.

Gegen 09:00 Uhr war allgemeine Aufbruchstimmung auf dem Campground. Auch wir packten unsere Sachen. Der Kühlschrank muss wieder gefüllt werden. Allerdings fuhren wir erst auf den öffentlichen Parkplatz und packten unsere Badesachen aus.

Wir gingen nochmals zum Low-Level Pool zum Schwimmen.

Schwimmen ist falsch ausgedrückt: Wir hatten, bis auf die Flossen, unsere Schnorchelausrüstung ausgepackt. Das war übrigens eine ideale Gelegenheit, unsere Ausrüstung von der Salzkruste zu befreien, welche sich vom Meer festgesetzt hatte. Auch die Unterwasserkameras mussten mit.

Die Sicht war nicht besonders. Aber wir sahen doch einiges in dem Süsswasserpool: Viele verschiedene Fischarten, darunter eine Art Hornhecht, Schildkröten und viel Jungfisch. Wie sich zeigte, hat die Unterwasserkamera die Rüttelpisten sehr gut überlebt. 

Daniela kam von ihrem zweiten Schnorchelausflug mit grossen Augen zurück und drückte mir ihre Unterwasserkamera in die Hand. Sie hat das bestimmte Foto bereits auf dem Display eingeblendet, welches ich mir anschauen soll. Dabei ging es  nicht um eine fotografische Bildgestaltung, sondern schlicht um ein Beweisfoto – und das hatte es in sich: Das Bild wurde aus der Distanz geschossen und ich konnte im grellen Sonnenlicht zuerst nicht erkennen, was sie da gesehen hatte. Als ich in den Schatten ging, konnte ich dann klar die Umrisse davon sehen, was sie vor die Linse bekommen hatte: Ein Süsswasserkrokodil! Auf dem Grund des Sees, in ca. 2m Tiefe lag es mit dem Kopf nach oben. Wow – wenn das die anderen Badegäste wissen würden… - Aber auf Hinweistafeln wird der Besucher auch klar darauf hingewiesen, dass das Vorkommen dieser Tiere an diesem Ort sogar sehr wahrscheinlich ist. Und so lange man die Tiere nicht provoziert, sind sie auch ganz friedlich. Wäre es ein Salzwasserkrokodil gewesen – ich möchte es mir gar nicht ausdenken, was passieren könnte.

Ein sehr schöner und spannender Ort mussten wir nun verlassen. Unsere Planung lässt einen weiteren Tag hier nicht zu. Es ist immer etwas schwierig, wenn man einen schönen Ort gefunden hat, und nicht weiss, ob man diesen irgendwann einmal im Leben wieder sehen wird. Aber ich denke, genau deswegen fliegen wir in die Fremde, um genau solche Orte zu finden.

Wir fuhren zurück zum Highway und nahmen unsere Route in Richtung Darwin wieder auf. Dabei habe ich nochmals den Reservetank aktiviert, um diesen endgültig leeren. Ich hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, als nach etwa 30 Minuten Fahrt der Motor anfing zu stottern und die Beschleunigung unseres Autos ausblieb. Mir war sofort klar, um was es sich handelte und aktivierte wieder den Haupt-Tank. Es dauerte nur wenige Sekunden und der Motor gab wieder volle Leistung. Merke: Ist der Haupt-Tank voll und der Reservetank leer – es gibt keine Anzeige, die den Fahrer davor warnt.

Nach gut 50km über hügeliges Savanna-Gelände kamen wir an unserem ersten Zwischen-Etappenort an: Pine Creek. Eine ehemalige Goldminenstadt. Auf der Landkarte macht Pine Creek nicht viel her. Auch der Reiseführer hatte ausser einem Outlook nichts dazu bei zu tragen. Und die Bewertungen der Campgrounds liess uns darauf schliessen, dass es eher ein Ort zum Durchfahren ist. Für uns war es allerdings die letzte Gelegenheit, um unsere Vorräte für die nächsten Tage zu bunkern.

Zuerst fuhren wir zum Outlook, bei welchem die Überreste der Förderschächte der Mine zu sehen waren und man einen wunderbaren Überblick über das Gebiet der ehemaligen Mine erhält. Aus der, im Tagebauverfahren betriebene Mine, ist inzwischen ein Baggersee mit über 135m Tiefe entstanden. Es wäre sicher spannend, darin ein paar Tauchgänge zu unternehmen. 

Die kleine Stadt selbst war ein kleines Juwel: Die Sportplätze und der öffentliche Grund und Boden waren sehr sauber gehalten und gepflegt. Nur die Privatgrundstücke machten einen unaufgeräumten und teils verlassenen Eindruck. Es gibt hier einen kleinen Einkaufsladen. Der führt ein relativ ein breites Sortiment. Jedoch müssen wir beim Einkauf Kompromisse eingehen. Zum Beispiel ist Fleisch nur im gefrorenen Zustand erhältlich. Eine Strasse weiter steht ein Resort. Wir assen dort zu Mittag, es gab einen Chicken-Wrap mit Chips. Das Resort ist eine Wucht: Wir sind von der Einrichtung, dem Angebot und die Qualität dieses Resorts von den Socken. Man ist hier zwischen Nirgends und Nirgendwo und findet hier eine super Resort mit einer einladenden Lounge und Poolanlage. Hmmm, fast ein wenig Schade, dass wir hier nur durchreissen können.

Gleich hinter Pime Creek war die Abzweigung Richtung Kakadu-Nationalpark. Die Strasse führte sehr kurvenreich über einige Hügel. Kurz vor dem Nationalpark war das Marie River Roadhouse. Hier werden wir unser Nachtlager aufschlagen. Es ist zwar erst Anfang Nachmittag, aber für die Übernachtungsmöglichkeiten im Park ist es bereits zu spät.

Der Campground am Marie River Roadhouse ist einfach, beinhaltet aber alles, was man braucht. Allerdings mit 40 Dollar ist es auch eines der teuersten Übernachtungen überhaupt. Es gibt hier einen kleinen Swimmingpool. Wir lagen den halben Nachmittag in einer Art Schwimmring-Matte und hatten richtig Wellness genossen.

Nach einer Dusche gingen wir zurück zum Camper. Wir hatten uns im Roadhouse mit weiterem Informationsmaterial zum Kakadu-Nationalpark beschafft. Unsere Campnachbarn hatten dies bemerkt. Sie kamen gerade aus dem Nationalpark und überliessen uns ihre Nationalpark-Karte, die noch gültig ist. Eine nette Überraschung. Während unsere Campnachbarn in Richtung Cairns weiter reissen, werden wir morgen also in den Kakadu-Nationalpark fahren. Dem letzten grossen Nationalpark auf unserer Reise, und jenem, in welchen viele Szenen zum Film Crocodile-Dundee gedreht wurden. 

Vor dem Sonnenuntergang assen wir ausnahmsweise im Roadhouse. Wir haben auf der Menükarte T-Bone Steak entdeckt. Eine uralte Leibspeise, die wir schon lange nicht mehr genossen haben. Zum Dessert gönnten wir uns einen Doppelten Espresso – frisch gemahlen – hmmmm.

Es ist nun bereits dunkle Nacht. Es muss gerade Neumond gewesen sein, denn die dünne Mondsichel sieht wunderschön aus. Das heisst aber auch, dass wir nur noch wenige dunkle Nächte in der Wildniss haben werden. Aber so viele Tage bleiben uns leider auch nicht mehr, dass uns der Mond am Abendhimmel stören könnte.

 

 

Von Marie River Roadhouse nach Cooinda Lodge Kakadu

Kakadu National Park

 

Komisch – bisher war es üblich, dass im frühen Morgengrauen die ersten Nomaden den Platz verlassen. Nicht aber hier im Marie River Roadhouse. Die Sonne stand schon weit über dem Horizont, als die ersten Camper sich auf den Weg machten.  Wir zogen los, erst einmal in Richtung Frühstück. Wir liessen uns im Restaurant Rührei mit Rösti zubereiten. Im Roadhouse läuft ständig ein News-Sender. Auf diese Weise konnten wir Frühstücken und uns mit den aktuellsten News versorgen lassen.

Weil wir ausgeschlafen hatten, waren wir einer der letzten die den Platz am Marie River Roadhouse verliessen. Wir gehörten auch zu den ganz wenigen, die nicht Richtung Süden fuhren, sondern in umgekehrter Richtung zum Kakadu Nationalpark. Viele der Reisenden, die wir hier antreffen, sind in Darwin gestartet und fahren entweder Richtung Alice Springs oder Cairns weiter.

Ca. 10km nach dem Eingang des Nationalparks, welcher unmittelbar nach dem Roadhouse liegt, war die Rangerstation. Wir wollten dort unsere Park-Eintritte bezahlen. Ja, wir waren zwar im Besitz gültiger Karten, die sind jedoch namentlich ausgestellt. Und irgendwo sagen wir uns, dass es nur richtig sein kann, wenn wir auch den Nationalpark nutzen, die Gebühr auch zu bezahlen. An der Tür zum kleinen Visitor-Center stand „open“. Wir traten ein, doch niemand war da. Wir trugen uns im Gästebuch ein, mit den Vermerk, dass wir heute angekommen sind, aber kein Ranger vor Ort gewesen ist. 

Nach gut 10km bogen wir ab und hatten endlich wieder eine vernünftige Gravel-Road unter den Rädern. Wir litten ja schon fast unter Entzugserscheinungen. Gunlom war unser Ziel. Knapp 30 Kilometer führte die Strasse, dessen Farben sich ständig ändern, zu diesem Ort. Gunlom war einer Drehorte im Film Crocodile Dundee. 

Unser Informationsmaterial verriet uns, dass man in dem, durch einen Wasserfall gespeisten Pool, baden kann und bei einer Wanderung, die ca. 2km weit und in den Berg hinauf führt, einen wunderbaren Ausblick über die Gegend erhält. 

Wir zogen die Wanderschuhe an, liessen aber die Badesachen noch im Auto. Ein Fehlentscheid, wie sich später herausstellte. Die Wanderung ist steil und führt über Felsen und loses Gestein den Berg hinauf. Auch auf dieser Route trafen wir wieder das typische Bild: Überforderte Wanderer mit schlechter Ausrüstung. Ja, auch die Vertreter Flip-Flops Fraktion waren wieder dabei.

Als wir am Lookout oben ankamen, waren wir enttäuscht – enttäuscht darüber, dass wir die Badesachen im Auto liegen gelassen haben. Wir waren am Beginn des Wasserfalls angekommen und hier hatte es wunderschöne Pools zum Baden. Eine unglaubliche Badekulisse. Was uns allerdings missfiel: Ein grosses Geschrei war zu hören. Die badenden Kids drehten im Pool völlig durch unter Ansporn deren Eltern. Auch hier fragen wir uns: Wird der Natur hier noch den nötigen Respekt gezollt? Man denkt in Australien inzwischen laut darüber nach, die Nutzung der Nationalparks stark einzuschränken. Die Begründung: Man muss die Natur mehr vor dem Menschen schützen. Der Mensch zeigt zu wenig Respekt vor der Natur. Zu dieser Haltung haben wir Verständnis, obwohl diese Forderung ein zweischneidiges Schwert ist.  Ohne Tourismus sind die Parks nicht überlebensfähig. Und: Was ist die Ursache, dass die Leute in der freien Natur dermassen durchdrehen?

Wir stiegen wieder hinab ins Tal zu unserem Camper. Unterwegs haben wir uns darüber beratschlagt, was wir tun wollen. Ursprünglich wollten wir hier übernachten. Aber es war immer noch Vormittag, der Tag noch jung, und hier gab es aus unserer Sicht nicht mehr so viel zu erforschen. Wir entschieden uns daher, weiter zu unserem Übernächsten geplanten Etappenort zu fahren.

 

Die über 100km lange Strecke war nicht sehr abwechslungsreich. Bei einem Zwischenstopp auf einem Parkplatz aktivierten  wir unsere Outdoor-Küche und bereiteten zwei Steaks in der Pfanne zu. Dieser Parkplatz ist auch zu gleicher Zeit ein Campground. Für 5 Dollar pro Person durfte man übernachten. Kinder bis 16 Jahre sind kostenlos. Zu den Einrichtungen gehört ein einziges Plumpsklo und mehrere Grillstellen mit Tische und Bänke. Den Müll konnte man nicht entsorgen und musste man mitnehmen. Das ist sicher nicht die Art von Übernachtungslager, welche wir bevorzugen.

Wir fuhren weiter und kamen dann beim Cooinda Lodge Kakadu an. Dieses Resort wird kommerziell geführt. Das hat Vor- und Nachteile. Nachteilig ist sicher der hohe Preis zum Übernachten und dass die ungestörte Sicht in den Nachthimmel durch die vielen Beleuchtungsanlagen verunmöglicht wird. Vorteile sind jedoch die sehr guten und gepflegten Einrichtungen, kleine Einkaufsmöglichkeiten, Pool, Restaurant und, man denkt es kaum, eine ruhige Umgebung. Wir hatten festgestellt, dass die lauten Nomaden eher auf den billigen Campgrounds zu finden sind, als bei den teuren. Diese Angabe jedoch ohne Gewähr.

Man muss dazu sagen, dass wir eigentlich gar nicht hier übernachten wollten. Unser Ziel war es, endlich unsere Parkpässe zu kaufen (hat geklappt), und eine Bootstour zu buchen. Ab hier werden täglich mehrere Bootstouren angeboten, bei welchen man die Natur und Wildnis sehr gut beobachten kann. Zu unserer Überraschung gab es noch am Abend bei der Sunset-Tour freie Plätze. Da wir bei Dunkelheit zurückkehren würden, war klar, dass wir auch im Resort übernachten werden. Unsere Versicherung übernimmt keine Schäden, die nach Sonnenuntergang entstehen. Daher wurde uns der Entscheid leicht gemacht. Wir checkten ein und fuhren zu unserem Spot, der direkt unter schattenspendenden Bäumen liegt. Der Camper war rasch auf den Standmodus umgerüstet. Wir schnappten unsere Badesachen und gingen erst mal zu einen der beiden Pools. Ein Bad in der Sonne und ein Bad im Wasser – das gönnten wir uns erst einmal. Herrlich.

Allzu lange konnten wir das Chillen nicht geniessen. Wir mussten um 16:10 Uhr beim Busparkplatz für die Sunset Boots-Cruise sein. Also schnell umziehen und die Fotoausrüstung einpacken. Kaum waren wir am Parkplatz angekommen, fuhr auch schon der Bus vor und brachte uns anschliessend innert ein paar Minuten zur Jety. 

Die Sonne brannte immer noch stark vom Himmel, als unsere Sunset-Cruise startete. Unser Tour-GuideIn machte uns zuerst über die Sicherheitsbestimmungen vertraut. Mit ein wenig Selbstironie erklärte sie uns die Funktionsweise der Schwimmweste und meinte, dass wir sie eigentlich im Notfall gar nicht brauchen können. Es hat genügend Salzwasser-Krokodile im River. Aber die Securitiy-Show gehört nun einmal zur gesetzlichen Bestimmung einer Boot Cruise.

Sie konnte auch sonst mit grossem Wissen über Flora und Fauna aufwarten und wusste auch immer, wo sich die besonderen Tiere aufhielten. Wie z.B. die wildlebenden Pferde, oder Eisvögel. Aber die grösste Aufmerksamkeit erhielten jeweils die Salzwasserkrokodile. Noch nie hatten wir sie gesehen – nun lagen sie da oder schwammen neben unserem Boot in kurzer Distanz. Zum Glück hatten die (noch) keinen Hunger. Diese Tiere sind wirklich sehr speziell: Jetzt im Moment gleiten sie ruhig und gelassen neben dem Boot durchs Wasser. Wenn aber Beute auftaucht, dann packen sie blitzschnell zu und können dabei mannshoch aus dem Wasser springen. Trügerische Ruhe…

Kurz vor der Rückkehr landete ein grosser Pelikan im Fluss und weckte die Aufmerksamkeit eines grossen Krokodils. Wir beobachteten gespannt die Szene. Der Pelikan war nicht unerfahren und beobachtete die Annäherung seines Feinds genau. Er reagierte und schwamm dem Krokodil aus dem Weg.  Dieser liess aber nicht locker. Er zögerte zwar, blieb aber immer in der Nähe seiner Beute. Wie diese Geschichte ausging, kann ich leider nicht erzählen. Wir legten am Steg an und mussten das Boot verlassen. Es war schon zu dunkel um den Pelikan in der Ferne erkennen zu können. Oder war das Krokodil bereits schneller?...

Mit dem Bus ging es zurück zum Resort. Wir hatten beide etwas Kopfschmerzen. Obwohl wir an Board immer wieder Wasser tranken, hatten wir wohl etwas zu viel Sonne abbekommen. Wir zögerten daher das Nachtessen nicht lange raus. Heute gab es feine Filet-Stücke aus der Outdoor-Küche. 

Nach einer erfrischenden Dusche, wir mussten noch unsere Arme und Beine vom öligen Moskitospray befreien, gingen wir müde zu Bett.

Wir halten an unserer Reiseplanung im Moment fest. Da wir Gunlom als Übernachtungssmöglichkeit ausgelassen haben, haben wir im Moment eine Nacht mehr in Reserve, welcher uns gegen Ende der Reise frei zur Verfügung steht. Da werden wir die Landkarten und Reiseführer nochmals genauer anschauen, um heraus zu finden, wo wir diesen Jokertag einsetzen werden. Vielleicht sogar in Darwin?

 

 

Von Cooinda Lodge Kakadu nach Jabiru

Kakadu National Park

 

Wow, war das eine ruhige Nacht. Wir hatten richtig gut schlafen können. Während wir mit der Morgen-Toilette und Frühstück beschäftigt waren, fand ein grosses Defilee der abziehenden Caravans statt. So konnten wir während dem Verzehr von Kafi und Toast die verschiedenen Ausführungen und Konzepte der Vehikel studieren. Da gibt es durchaus Ansätze, welche wir vielleicht mal für unser zukünftiges „Dive-Mobil“ abkupfern können?

Nach bald fünf Wochen sitzen die Handgriffe beim Bereitstellen unseres Trailfinders. Schnell waren wir heute Abreisebereit. Wir bildeten quasi den Besenwagen des grossen Defilees und fuhren los – zur Tankstelle des Resorts. Wir hatten noch mehr als die Hälfte im Tank. Trotzdem tankten wir nach, da wir nicht genau sicher sind, wie weit uns die Reise in den nächsten Tagen führen wird. Zudem ist ja der Reservetank nun leer. Diesen können wir nun nicht mehr einberechnen.

Auf jeden Fall fuhren wir heute weiter Richtung Norden. Bei einem Billabong machten wir halt. Hier soll es zwei schöne Wanderrouten geben. Eine um den Billabong und eine zu einem Aussichtspunkt. Übrigens: Billabong ist das Brack- oder Restwasser eines Flusses. In der Wet-Saison vereinen sich die Billabongs hier wieder zu einem gewaltigen Fluss.

Auch hier wurden Filmszenen zu Corcodile Dundee gedreht. Wenn man genau hinsah konnte man sich an die eine oder andere Kamera-Einstellung auf Grund der Felsformationen erinnern.

Die erste Wander-Tour war ca. 2km lang und führte über einen Trampelpfad rund um den Billabong. Eine wunderschöne Oase mit vielen Vögel konnten wir hier erleben. Für Vogelbeobachter ist es wohl ein wahres Mekka. Einige konnten wir mit schweren Tele-Objektiven beobachten, wie sie der seltenen Storchenart hier nachstellten. 

Warntafeln rund um den See wiesen auf gefahren mit Krokodilen hin. Diese Schilder waren unübersehbar aufgestellt. Einige therapieresistente ignorierten auch hier die Warnungen. Dieses Mal waren es Deutsche und Franzosen – wie man sieht: Ignoranten gibt es in jedem Land. Es spielten sich ähnliche Szenen wie in den vergangenen Tagen an anderen Orten ab: Störend für die Natur – und dummes Glück für die Störenfriede, da zur Zeit kein Krokodil in der Nähe war. Aber wie wir seit den Edith Falls wissen: Dort, wo man die Krokodile am wenigsten vermutet, sind sie da. Wer genau hinschaut, entdeckt sie. Und auch ein Süsswasserkrokodil beisst zu, wenn man ihm zu nahe kommt.

Die zweite Tour führte uns nur 250m weiter vom Parkplatz weg. Dafür steil nach oben. Der Outlook mit seinen fast ausserirdischen Felsformationen ist einmalig. Und der Ausblick ist eine dankenswerte Abwechslung. Selten hat man im Kakadu Nationalpark die Möglichkeit einer Fernsicht, da man die meiste Zeit in der „flachen“ Ebenen durch den hochgewachsenen Busch fährt, welcher die Sicht auf die Gegend stark einschränkt.

Auf zur nächsten Etappe, die nur ein paar Kilometer weiter weg führt. Ziel war Nourlangie (Burrunggui). Es ist eine Kunst-Gallerie in der Natur. Auf einem Rundgang entlang der Felswände kann man zahlreiche Felsmalereien entdecken. Die Malereien werden auf Schildern näher erläutert. Für einen Laien wie uns, sind die Zeichnungen und die damit verbundenen Geschichten sehr kryptisch. Wir müssten uns sehr intensiv mit der Geschichte und Kultur der Aborigines befassen, um diese Felszeichnungen zu verstehen. Faszinierend waren diese Malereien auf jeden Fall, auch für uns Laien.

 Wir fuhren zurück zum Billabong und genehmigten uns eine Zwischenmahlzeit. Wir fanden ein schattiges Plätzchen bei einem schönen Picknickplatz. Ein schönes Plätzchen. Aber wir nutzten es lediglich zur Nahrungsaufnahme. Eine halbe Stunde später waren wir bereits wieder auf der Strasse Richtung Norden. Wir fuhren nun zum offiziellen Park-Visitorcenter. Eine sehr moderne, grosszügige Anlage. Und das Beste: Man bekommt hier frisch gemahlenen Kafi. Und nebenbei ist ein Gratis-WiFi Netz verfügbar. Wir nutzten die Gelegenheit, wieder einmal ein Lebenszeichen von uns nach Hause zu schicken.

Wir haben von einer Bootstour gehört, die im Norden des Kakadu Nationalparks von Aborigines durchgeführt werden soll. Aufmerksame Leser dieses Reisserichts haben sicher festgestellt, dass wir ausser mit betrunkenen Aborigines, noch keinen Kontakt mit dieser Völkergruppe hatten.  Obwohl wir z.B. auf Campgrounds übernachtet haben, die von Aborigines geführt werden. Gesehen haben wir aber nur „weisse Einwanderer“. Auch das Personal im Visitor-Center sind keine Aborigines. Wir bekamen aber von denen den Hinweis, wo wir die Bootstour buchen können. Es ist auf einem kleinen Campground in Jabiru, der nächsten Ortschaft.

Wir fuhren dort hin. Da wir noch keine Übernachtungsgelegenheit hatten, wollten wir auch gleich auf diesem Campground uns für die kommende Nacht niederlassen. Das war leider jedoch nicht möglich, wie uns die nette Dame an der Reception erklärte. Sie haben nur 15 Stellplätze und die seien schon ausgebucht. Aber um die Ecke gibt’s die Kakadu-Lodge, die haben viele Stellplätze. Die Bootstour für den nächsten Tag konnten wir jedoch bereits buchen.

Wir fuhren zur Kakadu-Lodge und konnten dort einchecken. Es ist wirklich ein grosser Campground mit einem wunderschönen grossen Pool und Restaurant. Klar haben wir rasch unsere Badesachen gepackt und sind schnurstracks zum Pool gelaufen. Mit dabei hatten wir aber auch unser Kartenmaterial und Reiseführer.

Wir wissen, dass wir nun nur noch vier Nächte im Camper verbringen können. Laut Informationsmaterial, dass uns vorliegt, gibt es in Darwin keine Attraktion, die uns wirklich interessiert. Ausser jenes des Wochenmarktes, der aber erst wieder an unserem Abreisetag stattfinden wird. Also planen wir nun, unsere Reise im Outback etwas auszudehnen. Verschiedene Varianten haben wir studiert. Gewisse Bedürfnisse spielten bei der Routenauswahl auch noch eine Rolle. Wir sind nun richtig happy über die sehr interessanten Schlussetappen bis nach Darwin. 

 Über meine Funkaktivitäten habe ich lange nicht mehr geschrieben. Ja, leider ist es frustrierend, da ich mich über einige schöne Kontakte von diesem Kontinent doch sehr gefreut hatte. Bei meiner Fehlersuche bin ich auch in der Zwischenzeit auf die Ursache gestossen: Der DC/DC Wandler und die Ladesteuerung verursachen grosse Störungen. Sie sind nicht sehr sauber eingebaut worden, was zusätzlich ein Problem mit dem Ground-System mit sich bringt. Die Masse des Fahrzeugs kann ich nicht korrekt nutzen. Um dieses Problem lösen zu können, fehlt mir Material, Werkzeug und auch die Zeit. Im Notfall könnte ich zwar etwas basteln, damit eine Funkverbindung hergestellt werden kann, das ist kein Problem. Für den richtigen Funkverkehr, vor allem in dem von mir bevorzugten digitalen Bereich, braucht es aber eine qualitativ aufwändige Installation. Doch positiv gesehen – ich habe wieder viel gelernt. Vor allem, wie ich dieses Problem bei der Vorbereitung in Zukunft vermeiden kann. Meine Funkausrüstung hat in dieser rauen Umgebung auch stark gelitten. Allerdings auch altersbedingt. Das Mikrofonkabel ist im Begriff sich zu zersetzen. Ich musste schon mit vielen Isolierbändern für Abhilfe schaffen. Ich denke, es wandert nach meiner Reise in den Müll – oder in die Sammlung „kurioser Gegenstände meiner Funk-Karriere“.

Heute war übrigens wieder einer der Ausnahmetage, an welchem wir unser Nachtessen nicht selber zubereiteten, sondern im Restaurant der Anlage genossen. Daniela gönnte sich einen Grill-Mix, das so alles Essbare aus dem Outback beinhaltete. Ich gönnte mir einen Baramundi. Diese Fischsorte ist uns nun schon so oft auf unserer Reise begegnet und gilt als regionaler Speisefisch. Ich muss sagen, der schmeckt sehr sehr fein.

Am Abend stand wieder einmal eine Bilddatensicherung an. Die Foto-Chips wurden vom Datenmaterial befreit welche auf den Notebook geladen und wo notwendig gleich nach bearbeitet wurden. Und wieder fällt mir auf, dass die Kameraobjektive noch regelmässiger gereinigt werden müssen, als ich es bisher schon tat. Da werde ich morgen nochmals ran müssen, bevor die Tour losgeht. Auch in den letzten Tagen werde ich nach der Suche nach dem ultimativen Urlaubsfoto sein.

 

Von Jabiru nach Bark Hut Inn

Kakadu National Park

Etwas früher als sonst sind wir heute aus den Federn. Wir haben heute einen verhältnismässig engen Zeitplan. Gleich nach dem Frühstück sind wir los zum Supermarkt, der heute am Sonntag geöffnet hat. Der Supermarkt ist ein Gemischtwarenladen sondergleichen. Am Sonntag fehlen jedoch einige der Frischprodukte. 

Wir fuhren dann weiter Richtung Cahills Crossing. Die 36km lange Strecke ist zu Beginn abwechslungsreich, führt dann aber mit langgezogenen Kurven durch die typische Savannenlandschaft.

50 Minuten vor der Boots-Tour sind wir beim Parkplatz angekommen. Wir cremten uns dick mit Sonnencreme ein und begaben uns auf einen Wanderweg, der entlang des Flusses führen soll. Das wird vermutlich auch so gewesen sein, aber der Bewuchs links und rechts des breiten Weges lässt keinen Blick auf den Fluss zu. Da es auf den ersten Blick nichts zu sehen gab, kehrten wir um und gingen zurück zur Bootsrampe.

Mit anderen Gästen warteten wir auf den Start unseres Ausflugs. Ein Reisebus machte halt und weitere Gäste kamen dazu. Pünktlich konnten wir an Bord des kleinen Schiffes gehen. Zwei Aborigines-Guide stiegen zu uns ein. Unsere Boots-Tour führte uns zuerst Fluss-Abwärts zu einem Damm, der als Brücke für die Fahrzeuge in der Trocken-Saison dient. Unsere Guides erklärten uns in einem einfachen Englisch alles wissenswerte über Flora, Fauna und Kultur der Aborigines. Interessantes Detail ist zum Beispiel, dass der Bereich nördlich des Dammes ein Secret-Place für die Aborigines-Frauen sei. Unsere Guides meinten, dass sie selbst noch nie einen Fuss auf diesen Landteil gesetzt haben.

 Beim Damm wendete unser Schiff und wir fuhren Flussaufwärts. Zur rechten Seite war nun der Kakadu-Nationalpark und auf der linken Fluss-Seite das Arnhem-Land. Ein Gebiet der Aborigines, dass man nur mit Bewilligung betreten darf. Es ist etwa viermal grösser als der Kakadu-Nationalpark.

Unterwegs sahen wir einige Salzwasserkrokodile und unsere Guides wussten vieles über sie zu erzählen. Bei einem Hibiskus-Baum machten wir halt. Wir erfuhren, dass diese Pflanze quasi ein Supermarkt für die Aborigines ist. Aus dem Holz werden viele Alltagsgegenstände gefertigt und die Blüte wird gegen Magenschmerzen eingenommen.

Ein paar hundert Meter weiter veränderte sich der Fluss ein wenig. Wir erfuhren, dass der Tidenhub des Meeres bis genau an diese Grenze reicht. Somit fuhren wir bisher aus einem Gemisch aus Süss- und Salzwasser. Weiter Flussaufwärts bestand dann der Fluss nur noch aus reinem Süsswasser.

Bei einem etwas sandigen Uferbereich machte unser Boot fest und wir durften das Arnhem-Land auf einer kleinen Fläche betreten. Es gab ein schöner Billabong und das Ufer ist gesäumt von hohen, bizarren Felsformationen. Unsere Guides erklärten uns, wie ihre Werkzeuge und Waffen gefertigt werden und zeigten uns auch ein paar Beispiele. Zum Abschluss demonstrierten sie uns ihre Wurftechnik des Speerwerfens. Das war sehr eindrücklich, wie sie die Speere weit in den Fluss hinein schleuderten. Bei einem Versuch, durchquerte nur Sekunden später ein Boot in hohem Tempo die Stelle, wo der Speer landete. Auch wenn es ins Auge hätte gehen können: Da hohes Fahrtempo in diesem Flussabschnitt verboten ist, mussten wir über die Situation ein wenig schmunzeln. Wir bestiegen wieder das Boot und fuhren Flussabwärts. Bei einem Felsen konnten wir noch Felsmalereien bewundern, bevor wir dann endgültig, nach gut 2 Stunden am Steg angekommen waren. Mit „bobo“ verabschiedeten wir uns bei unseren Guides und gingen zurück zum Auto.

Wir fuhren die Strecke wieder zurück nach Jabiru und dann weiter zum Visitor-Center. Wir gönnten uns nochmals einen leckeren Kafi und natürlich ein paar Minuten Zeit um das gratis WiFi nutzen zu können. Danach fuhren wir zur Cooinda Lodge um nochmals nachzutanken. Unsere Strecke führte uns noch etwas weiter südlich Richtung Pine Creek. Auf einem Campground machten wir kurz einen Zwischenstopp um unsern Hunger mit Sandwiches zu stillen.

Wir haben uns nochmals eine Gravelroad als Umweg eingeplant. Etwa in der Mitte dieser Strasse soll es einen gratis Übernachtungsmöglichkeit geben, die wir gerne nutzen möchten. Die Strecke ist wunderschön und sehr abwechslungsreich. Es gab  sogar eine Flussüberquerung, die an die Gibb River Road erinnerte. Weiter auf dem Weg beobachteten wir Buschbrände. Das Feuer kam bis an den Strassenrand und es war sehr heiss.

Irgendwie fanden wir den Campground nicht. Wir waren bereits schon am Ausgang des Kakadu-Nationalparks angelangt, als wir wieder wendeten und 15km zurück fuhren. Es gab kein Schild, aber wir entdeckten dann die richtige Abzweigung. Wie wir feststellen mussten, wird dieser Bereich sehr selten genutzt. Das Buschgras ist sehr hoch gewachsen. Eigentlich der ultimative Outback-Campground. Ich hatte aber von den Buschbränden, die etwa 5-10km weit weg von diesem Ort wüteten, grossen Respekt. Wir hatten keine Informationen darüber, wie sicher das Campen hier ist. Daher entschieden wir uns weiter zu fahren.

Die anschliessende Fahrt führte zwar durch schönes Gelände – wir konnten es aber nicht wirklich geniessen, da wir nun in Zeitdruck gerieten. Die Sonne war schon tief am Horizont und wir hatten noch über 70km vor uns zu bewältigen. Obwohl die Piste sehr gut präpariert war konnten wir zeitweise nur langsam fahren, da das Sonnenlicht alles überstrahlte und wir das Profil der Strasse kaum noch erkannten.

Nach einer Militärbasis war die Strasse wieder asphaltiert und wir konnten einen Zahn zu legen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den ersten Campingplatz den wir gleich nutzten. Etwas abgeschlagen von der langen Fahrt, und auch etwas enttäuscht, dass wir nicht im Outback übernachten konnten, genehmigten wir uns das Nachtessen, einen Kafi und legten uns anschliessend schlafen.

 

 

Bark Hut Inn nach Surprise Creek, Litchfield Nationalpark

Die letzte Glut glüht von unserem Lagerfeuer aus – was für ein fantastischer Ort, den wir heute gefunden haben. Im Gegensatz dazu, haben wir heute Morgen eher einen  unromantischen Ort verlassen. Das Bark Hut Inn ist schwer in die Jahre gekommen. Da fehlt es nicht nur an einem Facelifting. In der Nacht hatten wir schwere Ruhestörungen durch lautes Gelächter und Gejohle. Am Morgen haben wir etwas erstaunt in Richtung Quellort der Ruhestörungen geschaut und festgestellt, dass es vom Management-Haus des Roadhouse stammte, an welchem unser Campground angesiedelt ist. Naja, wir trösteten uns mit unserem Outback-Standard-Frühstück. Unglaublich – es ist uns nie langweilig mit Schinken-Spiegelei-Käse-Toast geworden. Nach dem Frühstück zogen wir los ohne viel Zeit zu verlieren.

Daniela übernahm die erste Etappe. Die führte uns Schnurstracks Richtung Darwin. Dabei sind wir über das Wetland-Gebiet gefahren, was für das Auge eine Abwechslung bot. Die topographie war eine völlig andere als im Kakadu-Nationalpark. Wir hatten keine Zeit bei dem, von aussen gesehen, wunderschön und sehr attraktivem gelegenes Visitor-Center „Window on the Wetlands“ halt zu machen. Wir hatte heute etwas anderes vor. 

Bei Humpty Doo kamen wir unsere End-Destination Darwin gefährlich nahe. Zum Glück haben wir ja noch zwei Tage Reserve, die wir nun nutzten. Wir verliessen den Arnhem Highway und bogen auf die A1 Richtung Süden ab. In Humpty Doo war schon recht viel Verkehr und wir mussten uns auf die vielen Schilder, Ampeln und Kreuzungen achten. Der Links-Verkehr haben wir nach über 5 Woche nun im Griff. Aber bei „dichtem“ Verkehr ist es immer noch eine Herausforderung. Gut – es ist kein Vergleich mit der A1 Zürich-Bern. Aber die Road-Trains, welche bei Überholmanövern wirklich eine Herausforderung sind, gibt es in der Schweiz nicht.

Ausserhalb Humpty Doo wurde der Highway wieder im Gegenverkehr geführt. Die Verkehrsdichte nahm ab, aber es war auf der Strasse immer noch viel los. Auch im Funkgerät hörten wir so manches Gespräch mit. Sei es zwischen den LKW-Fahrern oder zwischen den Campern. (Die einen regten sich über die anderen auf). Geniessen konnten wir daher die Fahrt Richtung Süden nicht wirklich. 

In Adeleide River machten wir nochmals einen Zwischenhalt. Der Reservetank war ja inzwischen leer und ins Outback wollten wir nur mit einem vollen Haupttank fahren. Also haben wir bei der letzten Gelegenheit nachgetankt. Dachten wir zumindest. Die Tankstelle machte einen wenig einladenden Eindruck. Wir wunderten uns schon, da wir die einzigen Kunden hier waren. Ein paar hundert Meter weiter kam das Rätsels Lösung: Eine moderne Tankstelle einer grossen Kette wartete mit viel Service auf. Da war das Getummel auch entsprechend gross.

Adelaide River war dann auch der Ausgangspunkt für unser neues Abenteuer. Zuerst nahmen wir die „Alternate Route“ nach Daly River. Wow, was für ein Gegensatz zum Highway. Die Strasse hatte nicht einmal eine Mittellinie – aber immerhin, sie war asphaltiert. Die Strasse fügte sich wunderbar in die hügelige Landschaft. So war die Fahrt auch entsprechend abwechslungsreich und sehr kurzweilig. Bei einem sehr grossen Termitenhügel legten wir einen kurzen Zwischenstopp für eine Fotosession ein. Unglaublich, wie gross die sein können.

Nach über 60km verliessen wir die nach Westen verlaufende Strasse und bogen ab Richtung Norden, dem Litchfield Nationalpark. Nunja, die Alternate Route war ein Gegensatz zum Highway. Doch diese Strasse ist nun im Gleichen Verhältnis ein purer Gegensatz zur Alternate Route. Feldweg kommt wohl dieser Strasse am nächsten. Aber – diese Route ist auf der offiziellen Strassenkarte immer noch eingezeichnet. Selbst das Navi kannte die Strecke.

Schilder warnten davor, dass diese Strecke nur mit Allrad-Fahrzeugen ohne Trailer befahren werden dürfen. Genau das richtige für mich. Seit Adelaide River war ich am Steuer und hatte nun die Ehre, die 4WD Strecke fahren zu dürfen. Und schon nach ein paar Metern musste ich den Allrad aktivieren, es wäre sonst für das Fortkommen schwierig geworden.

 17km lagen nun vor uns. Die Geschwindigkeit lag zwischen 15-30 Stundenkilometer und die Strassenverhältnisse änderten sich ständig. Alleine waren wir auf dieser Route nicht. Etwas gar eilige liessen wir überholen und fuhren zu diesem Zweck etwas ins Gebüsch. Viel Platz hat es nicht für diese Überholmanöver. Und ausgerechnet bei einer sehr schwierigen Passage, stand einer mit dem Trailer am Strassenrand. War da nicht ein Verbot für Trailer am Parkeingang ausgeschildert? Ein Kreuzen war nur sehr schwierig möglich. Wichtig ist dabei, dass man sich nicht unter Druck setzt, sondern die Manöver ruhig und beständig durchführt.

Und ja, es gab auch die äusserst seltene Gelegenheit, dass ich den Allradmodus von H4 auf L4, jener mit hoher Übersetzung, schalten musste. Es waren Flussdurchquerungen mit schlammigem und sandigem Boden. Unser Trailfinder kämpfte sich mühelos durch die Suppe. Ich habe den Eindruck, dass wir unser Fahrzeug gar noch nicht richtig gefordert haben. Die Möglichkeiten nach oben scheinen endlos gross zu sein.

 Mitten im Busch kamen wir bei unserem anvisierten Campground an. Es war einer von der Sorte „Selbstdeklaration“. Also Umschlag ausfüllen, Geld rein, zukleben, Quittung abreissen und weg damit in die dafür vorgesehener Box. Es gibt hier ein paar Stellplätze mit Grill und ein Plumsklo – sonst nichts. Dafür kostet die Übernachtung pro Person unglaubliche 3.30 AUS.

Wir fuhren einmal um alle Stellplätze herum. Es war erst einer besetzt und so konnten wir unseren Favoriten in Ruhe aussuchen. Wir entschieden uns für jenen, der ganz abgeschieden von den anderen zu hinderst angelegt war.

Nachdem wir unseren Camper verzurrt und für die Nacht bereitgestellt hatten, gönnten wir uns eine Zwischenmahlzeit. Dann, nochmals kurz verschnaufen, zogen wir unsere Badesachen an und gingen los. Ganz in der Nähe soll es laut Reiseführer einen Badepool geben. Nichts Spezielles.

Uns hat‘s fast umgehauen: Wir standen vor einem tropischen Pool, der, wie soll es anders sein, durch einen wunderschönem kleinen Wasserfall gespeist wird. Uns interessierte es, wie es oben hinter dem Wasserfall aussah und kletterten den Felsen hoch. Wow – noch ein Pool mit einem Wasserfall. Daniela kletterte weiter, gab mir dann aber aus der Ferne zu verstehen, dass es nun mit Pool und Wasserfall zu Ende ist.

Das Wasser ist sehr klar und warm Wir sprangen ins Wasser und kühlten uns ab. Mit der Taucherbrille erkannten wir, dass der Pool stellenweise über 10 Meter tief sein muss. Eine Höhle schieint es hier auch zu geben. Oder ist es nur einen Überhang? Schade haben wir nun keine Taucherausrüstung dabei. Das hätte mich nun doch wahnsinnig interessiert.

Auch Fische konnten wir im Pool sehen. Dann auch noch ein paar Frösche, die sich beim Felsen am Wasserfall versteckten. Die waren nur ein paar Zentimeter gross.

Wir stiegen aus dem Pool wieder aus, trockneten uns ab und legten uns auf den durch die Sonne gewärmten Felsen. Wir waren ganz alleine. Wir genossen diesen privaten Luxus. Bis das Kindergeschrei los ging. Tagestouristen sind eingetroffen und verwandelten die Oase in ein Spassbad. Wir hatten genug und zogen unsere trockenen Kleider wieder an.

Auf dem Rückweg sammelten wir Brennholz für den Abend. Doch erst einmal chillten wir bei unserem Camper, lasen etwas und hörten den unzähligen Vogelarten bei ihrem Pfeifkonzert zu. Ein wahrlich traumhaftes Ambiente.

Als die Sonne unterging, zündeten wir das gesammelte Brennholz in unserer Grillstelle an. Der Campground hat nur 3 Besuchergruppen. (6 Personen) Wir haben jeweils etwa 60m Abstand zueinander. Das heisst, wir merken kaum, dass jemand anderes da ist. Der Grund für die schwache Auslastung kann nur sein, dass man hier nur mit offroadfähigen Fahrzeugen ohne Trailer anreissen kann. Und das ist in der Tat die Minderheit unter den Campern. 

Wir genossen diese Privatsphäre sehr.  Der Grill wurde mit leckeren Pfeffer-Filets bestückt. Das Fleisch bruzelte sanft und schmeckte danach herrlich. Unser Brennholz reichte auch noch für das Kafi-Wasser und für eine romantische Lagerstimmung danach.

Wir haben die Sternschnuppen nicht gezählt. Aber es hat ein paar Gelegenheiten gegeben, unerfüllte Wünsche nach oben zu schicken. Der Sternenhimmel ist wieder einmal atemberaubend. Der Mond ist zunehmend bei einem Viertel. Noch ist er nicht zu hell um die Show der Milchstrasse zu verderben.

Dieser Ort ist wirklich eine Überraschung und ein Höhepunkt auf unserer Reise. Schön ist der Surprise Creek noch am Ende auf unserer Etappenort-Liste aufgetaucht. Denn Empfohlen wurde er weder vom Reisebüro noch vom Reiseführer. Und das macht diesen Ort nun besonders attraktiv für uns.

Ja, es bleibt uns noch ein heller Tag im Outback, dann müssen wir bereits in der Nähe von Darwin übernachten. Vielleicht finden wir ja noch einen interessanten Campingplatz für unsere letzte Nacht im Trailfinder. Inzwischen haben wir uns auch an das harte Bett gewöhnt.

 

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Von Surprise Creek, Litchfield Nationalpark nach Tumbling Waters

Ja, nun ist es so weit: Zum Zeitpunkt, als ich diese Zeilen schrieb, haben wir bereits unsere Koffer für den nächsten Tag gepackt. Nein, wir sind noch nicht in Darwin, aber wir müssen unser 4WD Camper Morgen beim Vermieter wieder abgeben. Das tut dem Herz ein wenig weh: Obwohl wir die Kopfstösse wegen den engen Platzverhältnisse immer wieder angestossen haben, und obwohl das Bett nicht wirklich bequem ist und obwohl die ganze Einrichtung zwar platzsparend aber nicht wirklich benutzerfreundlich ist – wir haben unser Ferien-Arbeitstier schon ein wenig ins Herz geschlossen. Doch bevor wir nun die letzte Nacht in unserem Fahrzeug verbringen, lassen wir doch einen faszinierenden Tag nochmals Revue passieren. Und der war nun wirklich genieal:

 Die Nacht war recht kühl, was uns sehr erstaunte. Denn wir waren weit im Norden und nur 64 Meter über Meer gelegen. Und verglichen mit den Nächten zuvor mussten wir uns in den Morgenstunden tief unter die Decke verkriechen, damit wir noch die Nestwärme geniessen konnten.

Die Sonne setzte dem ein Ende und machte der Kälte den Gar aus. Die ersten Camper, wir waren nur drei an diesem Platz, verliessen schon sehr früh diesen herrlichen Platz. Ok - ich gebe zu, der Platz hatte auch einen grossen Nachteil: Wir hatten schon lange nicht mehr so viele lästige Fliegen erlebt wie hier. Wenigstens hauen sie über die Nacht ab, aber dafür sind dann die Moskitos an ihrer Stelle da.

Im Wissen, dass es unser letzter Campground im Outback ist, genossen wir den herrlichen Morgen mit einem feinen Frühstück. Begleitet wurden wir dabei von einem wunderschönem Pfeifkonzert der tropischen Vögel. Für ein Bad in den Pools reichte die Zeit leider nicht mehr aus. Wir packten unsere Sachen ein, holten tief Luft und sagten dieser stillen Oase Adieu.

 Kaum waren wir wieder auf der Strasse, also dem Feldweg, unterwegs, gab es schon die erste Herausforderung: Eine Flussüberquerung – begleitet mit tiefen Schlaglöchern bei der Ein- und Ausfahrt. Die Überquerung meisterte unser Trailfinder ohne Müh und wir konnten die Fahrt fortsetzen.

Es folgte eine wunderschöne Fahrt durch teilweise tropische Wälder, dann wieder durch Steppenlandschaften mit tausenden Termitenhügeln. In der Gegend sind vor allem die Kompasstermiten zu Hause, die Ihre Bauten konsequent dem Erdmagnetfeld ausrichten. So waren alle Hügel genau symmetrisch zueinander ausgerichtet. Das sah spektakulär aus.

In einem Waldgebiet, wo die Strasse sehr eng war, kam uns dann prompt ein Konvoi entgegen. Wir wichen daher aus und machten der entgegenkommenden Armada Platz. Der Fahrer des vordersten Wagens hielt neben uns an, und informierte uns, dass weitere vier Fahrzeuge folgen werden. Der letzte sei etwa noch 300 Meter entfernt. Und die Flussüberquerung sei absolut kein Problem.

Wir verabschiedeten uns und wünschten uns eine gute Fahrt, warteten den fünften Wagen ab und schauten uns an: Flussüberquerung? Ok, auf der Karte ist tatsächlich ein River eingezeichnet. Aber spezielle Hinweise dazu haben wir bisher nicht gesehen.

 Wir setzten die Fahrt fort. Wir beobachteten Kängurus und wilde Pferde. Das Tempo war auch heute wieder sehr gemächlich. Einige Kilometer später war es dann so weit und wir standen vor dem Schild: Reynolds River. 4WD and Snorkel are strongly recommended. Ok, das schien nun eine Herausforderung zu werden.

Wir fuhren zur Rampe vor. Die Strasse ging verhältnismässig steil nach unten. Daniela stieg aus und machte sich ein Bild von der Situation. Sie winkte mir zu, dass ich weiter fahren konnte. Sie filmte, wie ich mit dem Fahrzeug die Rampe hinunter fuhr. Sie stieg danach wieder ein während ich den Fluss vor mir genauer musterte. Das Wasser war kristallklar und es gab fast keine Fliessströmung. Ich schätzte die tiefe auf 20-30cm ein. Der Weg durch den Fluss schien etwas länger zu sein. Das andere Ende konnten wir auf jeden Fall nicht sehen, und zahlreiche tropische Pflanzen versperrten auch die Sicht.

Ich schaltete sicherheitshalber auf L4, der Gang mit der grössten Untersetzung unseres Allrads, und fuhr vorsichtig ins Wasser. Daniela versuchte derweil, die holprige Szene auf Video festzuhalten. Hmm, meine Schätzung mit 20-30cm Tiefe schien aufzugehen. Doch nach 10 Meter sackte dann plötzlich das Auto tiefer hinab. Wir waren mindestens doppelt so tief im Wasser, das bereits über das Trittbrett strömte. Uuiii, jetzt nur nicht anhalten. Der Schnorchel verrichtete nun seine Arbeit, wohl zum ersten Mal auf unserer Reise richtig und nicht nur als Show. Wir holperten quer durchs Flussbett und wir sahen immer noch keine Ausfahrt. Rechts von uns war eine Sandbank. Irritiert blickten wir rüber, ob dies wohl der Ausweg gewesen ist? Nein, keine Reifenspuren waren zu sehen, dafür sahen wir Fahrrillen im tiefen Wasser vor uns.  Es scheint, wir waren immer noch auf dem richten weg. Vor uns versperrten plötzlich mehrere Bäume und Felsen den Weg. Wir rollten trotzdem in diese Richtung weiter, da wir keinen anderen Ausweg sahen. Dann plötzlich entdeckten wir die Ausfahrt auf der linken Flussseite. Wir steuerten drauf zu in der Hoffnung, dass wir diese für uns abenteuerliche Überquerung überstanden haben. Doch Pustekuchen mit Überstanden: Die Ausfahrtrampe war mit tiefen Schlaglöchern versehen und wir drohten mit unserem Fahrzeug aufzusetzen. Ich musste geschickt einen Weg zwischen und über die Schlaglöcher wählen und behielt das Tempo bei. Unser Camper kämpfte sich nach oben, als wäre das alltägliche Arbeit. Eben: „Work Mate“ – steht doch auf dem Auto..

Oben angekommen, drückte Daniela auf Aufnahmestopp der Kamera und wir blickten uns an. Die ganze Zeit war es mucks Mäuschen still. Wir atmeten tief durch und waren froh und stolz, dass wir diese Offroaderfahrung „mühelos“ meisterten. Und ich habe immer noch das Gefühl: Unser Fahrzeug kann vermutlich noch viel mehr!

Tjaynera Falls stand nun auf dem Plan. Wir parkten und cremten uns anschliessend wieder dick mit Sonnencreme ein. Auf dem Parkplatz konnten wir wieder einmal eine Schweizer Familie ausmachen. Unglaublich: Auf unseren bisherigen Reisen war es so, dass wir meisten auf deutsche Touristen stiessen und selten auf Schweizer. Hier in Australien ist es absolut umgekehrt. Auf einen deutschen Touristen sind mindestens vier Schweizer anzutreffen. Und ebenfalls auffällig: Wir treffen normalerweise kaum auf französische Touristen. Hier in Australien sind wir regelmässig auf Franzosen gestossen.

 Wie auch immer: Wir sind nicht dem Rudelinstinkt gefolgt und haben uns daher bei den Schweizern nicht zu erkennen geben. Wir sind Richtung Wasserfall los marschiert. Der Weg ist gut ausgebaut und 1,7km lang. Man darf ihn aber nicht unterschätzen, denn er ist recht hügelig und teilweise felsig. 

Am Ende wird man mit einem traumhaft schönem uns relativ hohem Wasserfall belohnt. Dazu ein Badepool. Unser Campground bot keine Duschen an. Daher war es für uns genau das richtige um uns im Pool unter dem Wasserfall zu erfrischen. Das Bad im Pool war super herrlich. Die Sicht kristallklar. Daniela hatte die Schnorchelausrüstung dabei. Sie meinte, dass der Pool sehr tief sein muss, sie konnte den Grund trotz kristallklarer Sicht nicht sehen. Die Felsformationen sind Unterwasser atemberaubend und es hat auch viele Fische darin zu sehen.

Und wieder vermissten wir die Tauchausrüstung. Doch wer möchte schon Flasche, Blei und sonstiges Gerödel knapp 2km durch einen tropischen und nicht ganz einfachen Trampelpfad schleppen, nur um in diesem Pool zu tauchen – hmmmm, wenn ich‘s mir genau überlege, ich glaube, ich hätte mir das angetan.

Eine Zeit lang hatten wir den Pool für uns alleine. Es war, bis auf das Rauschen des Wasserfalls, still und ruhig. Bis eine grössere Familie einfiel und die Idylle wieder einmal in ein Spassbad verwandelte. Alle Bade-Regeln, die Eingangs des Parks aufgeführt wurden, wurden selbstverständlich auch konsequent ignoriert.

Die Zeit für uns lief sowieso ab und so überliessen wir den Pool der Familie „Grenzenlos“. Wir wanderten zurück und fuhren weiter Richtung Norden. Die Strasse wurde nun breiter und kann auch von Zweirad angetriebenen Fahrzeugen befahren werden. Der Verkehr nahm wieder zu. Nach einiger Zeit sind wir dann auf die Litchfield Park Road gestossen, die wieder asphaltiert war.

 Wir fuhren Richtung Westen. Das ist die alternative Route Richtung Darwin. Beim Bamboo Creek, wo es auch Zinn-Miene geben soll, legten wir unsere kurze Mittagspause ein. Es war zu wenig Zeit, um nun den Bamboo Creek und die Zinn Mine zu besichtigen. Wir legten nun fest, wo wir unsere letzte Nacht im Camper verbringen wollten.

Da wir unser Fahrzeug nachmittags um 14:00 Uhr in Darwin abgeben müssen, wollten wir nicht in Darwin selbst übernachten. Denn Check-Out bei den Campgrounds ist meisten um 10:00 Uhr und wir müssten die Zeit bis Abgabetermin irgendwie sinnvoll überbrücken. Wir entschieden uns daher, ca. 100km vorher unsere letzte Zwischen-Etappe einzuplanen. Nochmals, und zum letzten Mal befragten wir daher uns Wiki-Camp App nach einer Übernachtungsmöglichkeit und fuhren los.

Die Alternativroute war grösstenteils nochmals eine Gravel-Road. Vom Stil her erinnerte sie an die Gibb River Road. Es war quasi ein Abschiednehmen von den Rüttelstrassen, die uns in den letzten Wochen täglich begleiteten. 

 Unser Campground lag in der Nähe von Darwin River. Unser Navi lotste uns wieder einmal ins Nirvana. Respektive wir hatten keine bessere Angabe über die Adresse erhalten. Wir suchten noch eine Zeit lang die Gegend ab, fanden den Campground aber nicht. Wir erinnerten uns jedoch auf dem Highway einen Hinweis auf das Tumbling Water Resort gesehen zu haben. Wir machten kehrt und fuhren einige Kilometer zurück. Das Resort war leicht aufzufinden und wir bekamen auch noch Platz für unser Fahrzeug. Es war zum Zeitpunkt unseres Eintreffen schon recht ausgebucht.

Ein schönes Resort mit Bar/Restaurant und sehr vielen Palmen. Die Camping-Slots werden mit Palmen abgegrenzt. So sind die Grenzen zum Nachbarn klar und eindeutig und das viele Grün macht die Einrichtung sehr sympathisch.

Kaum waren wir angekommen, taten wir umgehend das, vor was es uns schon seit Beginn der Ferien am meisten grauste:  Wir luden den Camper aus und verpackten schon mal alles so weit wie möglich in die Koffer ein. Als Belohnung nach dieser schmerzvollen Arbeit gingen wir in die Bar, genehmigten uns einen Cocktail und konnten das WiFi dort gratis benutzen. 

Es war inzwischen Abend geworden. Ein letztes Mal bereiteten wir unser Nachtessen in der Outdoor-Küche zu. Es gab feine Hamburger und dazu wie immer Natchos.

Mal schauen, wie die letzte Nacht im Camper sein wird. Irgendwie tut es weh, auch von der harten Unterlage Abschied zu nehmen, aber auf der anderen Seite freuen wir uns auch auf ein frisch gemachtes und duftendes Hotelbett in Darwin.

Die Reise ist also noch nicht zu Ende. Unsere Reise endet erst, wenn wir in ein paar Tagen wieder zu Hause angekommen sind.

 

 

Tumbling Waters nach Darwin

„Oh Jesus!“ jammerte jemand auf der Toilette. Auch schon gestern Abend litt scheinbar jemand an schwerem Stuhlgang und brüllte den Hilferuf gegen den Himmel. Dass er dabei alle anwesenden in der sanitären Anlage damit Unterhält, scheint ihm wohl egal zu sein. Ihm den Rat zu gegeben, einmal nach Hämorriden zu googeln, scheint in seinem Alter wohl auch schon zu spät zu sein.

Nun – wir hatten einige kuriose Erlebnisse auf dieser Reise, die wir teilweise hier wiedergaben und teilweise… – nunja, es ist schon unwürdig darüber zu schreiben und überlassen die Fantasien darüber der lesenden Besucher unserer Reiseberichte. Kopfkino an…

Nein, wir wurden heute nicht mit „Oh Jesus“ geweckt. Es war schon viel romantischer: Zum letzten Mal wurden durch Vogelgezwitscher in der Wildnis geweckt. Zum letzten Mal schlugen wir den Kopf an der Dachhalterung an und standen auf. Und zum letzten Mal schoben wir das Bett zusammen und schlossen zum letzten Mal das Gas unserer Outdoor-Küche an. Heute gab es nochmals unser Standard-Frühstück – allerdings mussten zusätzlich alle Vorräte so weit wie möglich aufgebraucht werden. Entsprechend üppig viel unser Frühstück aus.

Lange hatten wir nicht Zeit dieses Frühstück zu geniessen. Es war Housekeeping angesagt. Die Vorgabe der Fahrzeug-Vermietung ist, dass wir den Trailfinder besenrein zurück bringen müssen. Dazu mussten wir noch da und dort etwas mehr investieren als gedacht. Der Staub der Gibb-River-Road und anderen Gravel-Roads ist puderfein und geht in alle Ecken und Ritzen rein. Und dort wo es klebrig ist, entstehen nicht gerade einfach zu säubernde Flächen.

Nach einer Stunde war unser Camper gereinigt und bereits beladen, wir konnten los. An der Bar holten wir uns aber vor der Abfahrt zwei frisch gebraute Kafi und loggten uns nochmals im Netz ein. Zum ersten Mal nach langer Zeit, gaben wir unserem Navi wieder einmal eine herausfordernde Aufgabe, die unter europäischem Blickwinkel nicht anderes Bedeutet: Fahr lange gerade aus und bieg dann mal ab, wenn es nicht mehr geradeaus geht.

Wir starteten den Motor. Auch heute grummelte unser V8 Diesel wie fast am ersten Tag. Aber wir merkten auch, dass auch unser Trailfinder nun bald einmal eine Pflegeeinheit nötig hat.

Die Fahrt nach Darwin war interessant. Gestartet sind wir quasi am äussersten Rand der Gross-Agglomeration von Darwin. Wobei schon noch einiges an Wildnis dazwischen liegt. Aber mit jedem Kilometer, mit welchem man näher an Darwin gelangt, wurden die Strassen breiter und umso mehr Verkehr war auf den Strassen unterwegs. Der Zuwachs der Verkehrsteilnehmer ist aber nicht schlagartig, sondern wächst langsam und stetig an.

Darwin und seine Agglomeration muss in den letzten Jahren stark gewachsen sein. Neben dem Highway werden gerade parallel sehr breite neue Fahrspuren gebaut. Auch wird Hektik auf dem Asphalt immer mehr. Nicht zu vergleichen mit der Hektik zu Hause, aber wir sind es uns schon gar nicht mehr gewohnt.

Ansonsten gibt es über die Fahrt nichts Aufregendes zu erzählen. Das Travellodge-Hotel fanden wir dank Navi auf Anhieb und wir parkten unmittelbar davor. Wir wurden an der Reception herzlich empfangen. Wir waren zu früh da und konnten daher unsere Zimmer noch nicht beziehen. Aber unser Gepäck konnten wir bis dahin schon mal verstauen lassen.

Wir fuhren wieder aus der City raus Richtung Flughafen. Es war nun die Zeit gekommen den Camper beim Vermieter wieder abzugeben. Vorher hielten wir noch kurz bei einer Tankstelle, denn den Haupttank musste gefüllt zurückgegeben werden.

Wir wurden bereits bei Apollo erwartet. Schon am Vortag wurden wir per eMail kontaktiert und angefragt, wann wir kommen werden. Anscheinend wird das Fahrzeug sehnsüchtig erwartet. Wir parkten vor der Vermietung. Der Zählerstand ist bei 7660,6 Kilometer stehen geblieben. Über 7000 spannende und faszinierende Kilometer. Mal zwar ärgerliche, und ab und zu auch zugegebene Weise langweilige – aber wir haben sehr viel über Westaustralien und das Northern Territory lernen können.

 Die Dame im Office nahm sich unser an und führte rasch und effizient die Rückgabe durch. Die Schäden wurden notiert und festgehalten. Danach ging alles ganz rasch. Wir waren überrascht, als sie uns dann gefragt hat, ob sie uns noch ein Taxi organisieren soll. Eine effiziente und freundliche Abwicklung. So haben wir uns das auch vorgestellt. Wir haben das aber auch erwartet, da wir quasi ein Sorglos-Packet gebucht hatten. Es ist zwar sehr teuer, dafür hat man am Schluss keine Diskussionen und einen super Service.

Rasch ging es mit dem Taxi wieder zurück ins Hotel. Wir sind immer noch zu früh und unsere Zimmer ist erst in 45 Minuten bereit. Kein Problem, denn wir hatten Hunger. An der Pool-Bar gab es feine BBQ-Wings. Ein Genuss. Dann waren auch unsere Zimmer bereit und wir konnten dieses beziehen. (Immer noch 1 Stunde früher als vereinbart). Wir sortierten mal grob unser Gepäck für den nächsten Tag, zogen es aber vor, dann noch in die Mall-Street zu gehen.

Ein bisschen Souvenir-Shopping musste sein und bei Rock-Stone (dasselbe wie Cold-Stone in den USA) gönnten wir uns einer der seltenen Sünden auf unserer Reise: Leckeres Eis.

Trotz ein paar wenigen Wolken war das Wetter herrlich. Am späteren Nachmittag mussten wir dann aber doch zurück ins Hotel um unser Gepäck für Morgen richtig zu packen. Der Rückflug in die Schweiz wird viel länger dauern als der Hinflug. Wir werden bei einem Gabelflug der Silkair zusteigen, der über Cairns führen wird. Und in Singapore werden wir über 8 Stunden einen Zwischenstopp einlegen müssen. Das bedeutet eine grössere logistische Fragestellung als üblich: Was brauchen wir zwingend im Handgepäck, was konnte ins normale Reisegepäck. Daher schenkten wir der Packerei auch entsprechend Zeit. Fast ein wenig meditativ packten wir ein. Unterwasserkamera und Funkausrüstung verschwanden im Gepäck und damit packten wir auch unsere Erinnerungen an diese wunderschöne Reise ein.

Nun haben wir uns ein leckeres Nachtessen verdient und gingen ins Restaurant. Daniela genoss einen Baramundi, während ich ein feines Steak mit Chimichurri-Sauce verspeisen durfte. Als wir schon fertig waren, nahm am Nebentisch ein Schweizer Paar Platz. Sie waren am selben Tag in Perth gestartet wie wir und wir hatten sie ein paar mal unterwegs gesehen. Wir hatten uns aber nie wirklich richtig getroffen. Nun war es endlich an der Zeit, „Hallo“ zu sagen. 

Sie hatten praktisch dieselbe Strecke wie wir zurückgelegt. Das Pech ereilte sie aber dann kurz gegen Ende der Reise, als einer der Beiden wegen einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus musste. Sie waren zu diesem Zeitpunkt im Kakadu-Nationalpark. Die Operation verlief aber problemlos und sie fliegen einen Tag nach uns wieder nach Hause.

Das war nun die letzte Reise-Etappe mit unserem Camper. Wow, wie schnell die Tage und Wochen ins Land zogen. Jetzt freuen wir uns aber erst einmal auf den Heimflug. Morgen wird der Wecker uns schon um 05:30 Uhr aus den Federn holen.