Ab nach Hause: Darwin nach St. Erhard

Die erste Nacht in einem richtigen Bett haben wir nur bedingt geniessen können – oder anders ausgedrückt – wir waren mit der Grösse des Betts schon so überfordert.:Jeder hatte ein King-Size Bett für sich. Da mussten wir doch alle möglichen Schlafpositionen ausprobieren, um das Bett auch richtig nutzen zu können ;-)

 

 


Das Einschlafen war jedoch nicht ganz einfach. In den vergangenen Tagen gab es in Darwin eine Motorsportveranstaltung und zum Grande Finale wurden Reifen mit einem halbstündigen Burnout in den Motorsporthimmel geschickt. Das war sehr laut. Ja, wir hörten, wie zum Schluss die Felgen auf dem Asphalt kratzten unter dem johlendem Beifall des begeisterten Publikums. Es muss wohl Feuer und rauch gegeben – und fürchterlich gestunken haben. Erstaunlicherweise kehrte dann anschiessend aber rasch Ruhe ein und wir konnten einschlafen.

Der Wecker setzte dieser kurzen Nacht ein jähes Ende. Es war kurz nach 05:00 Uhr in der Früh. Wir gingen rasch unter die Dusche. Wir hatten uns die Kleider für die Reise zurecht gelegt. Je ein Set für jeden Tag unserer Rückreise. Ein Set haben wir gleich angezogen, der Rest legten wir ins Handgepäck. Pünktlich haben wir im Hotel ausgecheckt und das Taxi stand auch schon bereit. Es herrschte stock finstere Nacht und von Morgendämmerung war noch keine Spur. Der Taxifahrer war nicht gesprächig. So wurde die Fahrt recht mystisch in der dunklen Nacht. Er suchte sich in der Dunkelheit Alternativrouten zum Flughafen aus, da diese scheinbar schneller zum Ziel führen. Ich denke eher, dass er den Nachttarif noch ein wenig ausdehnen wollte. Knapp 30 AUS hat uns die 20 minütige Fahrt gekostet. Irgendwie waren wir froh, als er uns wohlbehalten am Flughafen absetzte.

Der Flughafen von Darwin ist übersichtlich. Verlaufen kann man sich dort nicht. Unser Check-In Schalter war offen und wir mussten nicht anstehen. Wir gaben unser Gepäck ab, welches wir dann erst wieder in Zürich zu Gesicht bekommen werden. Hätte es in unserem Gepäck noch Platz gehabt, wir hätten noch ein paar Souvenirs dazu packen können. Die Gewichtsgrenze wurde auf der Rückreise bei Weitem  nicht ausgereizt. Gleich neben den Check-In Schalter befand sich bereits die Sicherheitskontrolle. Nachdem Durchleuchten meines Gepäcks wurde ich zu Seite gebeten: Sprengstoffkontrolle. Vermutlich hat mein verschlafenes Gesicht in den frühen Morgenstunden das Misstrauen des Sicherheitspersonals geweckt. Oder war es der rote Staub aus dem Outback, der überall an meinen Sachen haftete, welches das Sicherheitspersonal skeptisch werden liess? Wie auch immer: Die Prozedur ging rasch und die Sicherheitsbeamtin war guter Laune. So konnte ich auch über die Situation ein paar Witze machen: "I like my coffee dark and strong" meinte ich zu ihr, als sie den Abstrich von meinen Kleidern in das Testgerät einfügte, welches wie eine Kaffeemaschine aussah. Sie lachte und fragte: "Cream and sugar Sir?"

Nach der Sicherheitskontrolle führte unser Weg direkt ins Restaurant zum Frühstücken. Es gab Breakfast-Rolls, gefüllt mit Eiern, Speck, Spinat und Käse. Der Kafi war einer von der wuchtigen Sorte und wir genossen unser letztes Frühstück auf australischem Boden. 

Die letzten Souvenirs besorgten wir gleich nebenan und wollten dann zum Gate gehen. Da trafen wir auf eine erstaunliche Situation: Die internationalen Gates befinden sich in einem separatem Bereich des Terminals, welche nur mit einer zusätzlichen Sicherheitskontrolle erreicht werden können. Diese Sicherheits-Prozedur war dann auch nochmals eine Stufe schärfer als die Vorherige und Witze traute ich mich irgendwie keine mehr zu reissen. Dieses Mal hat es Daniela erwischt: Sie wurde herausgepickt und musste einen Ganzkörperscann über sich ergehen lassen . Sie fand das aber spannend und durfte anschliessend das Resultat auf einem Monitor besichtigen. Während Daniela noch am bestaunen ihres Ganzköperportraits war, wollte ich die Passkontrolle passieren. Doch Pustekuchen: Nun hatte ich eine Ehrenrunde mit den Beamten. Irgendetwas scheint an meinem Reisepass nicht zu stimmen. Ich wurde freundlich gebeten, doch auf dem Stuhl da drüben Platz zu nehmen. Der Pass wird separat geprüft. Nach 5 Minuten kam die Beamtin zurück, drückte mir den Pass in die Hände und wünschte uns einen guten Flug. Kein Kommentar aber, wieso, weshalb und warum. Nun - auf diese Fragestellungen werden wir wohl keine Antwort mehr erhalten. Uns blieb nur noch das reine Staunen, wie wir "unbescholtenen Bürger" heute in Darwin auf Herz und Niere geprüft wurden.

Als wir in nun in der Abflughalle ankamen, erstaunte es uns nochmals, aber anders: Internationale Flüge finden hier in Darwin selten statt. Ganze vier Flüge fanden heute im internationalem Terminal statt. So mussten wir zum Schluss unserer Reise  einmal mehr feststellen: Die Dimensionen in Down Under sind einfach anders. Ein grosser Kontinent, der dünn besiedelt ist. Wir waren zum Zeitpunkt unseres Eintreffens im Internationalen Terminal einer der ganz wenigen Passagiere.

Unser Flug MI822 war ein Gabelflug. Dieser startet in Singapore, fliegt dann via Darwin nach Cairns und anschliessend wieder zurück nach Singapore. Wir waren nicht glücklich darüber. Erstens wurde der Reisetag dadurch massiv in die Länge gezogen und zweitens ist Silkair, eine Tochtergesellschaft der Singapore, nicht unser Favorit unter den Airlines.

Unsere Maschine aus Singapore landete etwas verspätet in Darwin. Alle Passagiere dieses Flugs mussten den Flieger verlassen. Die Transitpassagiere, welche nach Cairns flogen, mussten durch die Passkontrolle und durften den Flieger anschliessend als erstes wieder betreten. Danach durften die übrigen Passagiere aus Darwin, wir waren nur knapp 10 Reisende, den Flieger betreten.

Wir dockten vom Gate ab. Ein wehmütiger Moment. Unsere Boeing 737 rollte zur Startbahn. Unsere Aufmerksam wurde von einem lauten Donnern geweckt. Vor uns grollten die Triebwerke von vier F/A-18 Hornet Kampfjets. Der Flugplatz wird sowohl zivil wie auch militärisch genutzt. Die Piloten der Airforce zündeten den Nachbrenner und donnerten mit ihren Jets in den Morgenhimmel von Darwin. Danach durften wir auf die Piste. Hinter uns warteten bereits vier weitere Hornets auf den Start. Etwas weniger laut und ehrfürchtig als die FA-18 Jets, beschleunigte unser Flieger und wir hoben ab Richtung Cairns. 

Zwei Stunden dauerte der Flug dort hin. Es gab kleine Sandwiches und etwas zu trinken. Ein Bordunterhaltungssystem existiert nicht. Jedoch gibt ein WiFi-Netzwerk, über welches man Zugriff auf das bordeigene Unterhaltungsystem mit seinem eigenen Notebook, Tablet oder Smartphone herstellen konnte. Das Problem lag nur daran, dass man keinen Stromanschluss bei seinem Sitz hatte und der Akku relativ rasch in die Knie gezwungen wurde.

Bei der Zwischenlandung in Cairns sah man dann auch alle Transitpassagiere im Terminal auf der Suche nach einer Steckdose herum irren, um noch ein paar Minuten mehr Akkulaufzeit für den Weiterflug zu tanken. Der anschliessende Flug von Cairns nach Singapore dauerte über sechs Stunden. In den ersten paar Stunden hatten die meisten Passagiere noch genug Energie in ihren Geräten um das Unterhaltung System nutzen zu können. In der zweite Hälfte des Flugs waren bei den Meisten der Akku vollständig aufgebraucht. Lange Weile machte sich im Flieger breit. Hatte man nichts zu lesen dabei, so konnte man entweder versuchen zu schlafen oder aus dem Fenster hinaus schauen. War man zu wenig Müde und hatte keinen Fensterplatz – ja dann wurde der Flug für diejenigen zur Qual. Schade auch, dass die Silkair-Crew nicht so zuvorkommend ist wie die ihrer Mutter-Airline. Irgendwie fühlte ich mich zurückversetzt an die Zeit, als wir unsere ersten Flugreisen unternahmen, und Bordunterhaltungssysteme ein Fremdwort war.

Irgendwann waren auch bei uns die Akkus aufgebraucht. Sowohl Notebook, wie auch Tablet und Smartphones haben alles gegeben. Die Smartphones haben wir sicherheitshalber noch mit genügend Restakku ausgeschaltet. Man weiss ja nie.

Nachdem ich das Skyshopping-Magazin auswendig gelernt hatte und die Sicherheitsanweisungen einem nachhaltigen Qualitätsreview unterzogen hatte, nahm ich mir das Bordmagazin zur Brust. Und wenn man mal so richtig Zeit hat, auch jeden Artikel genau zu lesen, stösst man plötzlich auf Überraschungen: Im Bordmagazin der Silkair wurde in einem Beitrag ganz nebenbei erwähnt, dass Passagiere der Singapore-Airlines und Silkair Anrecht auf einen Voucher haben, wenn sie Transitpassagiere im Changi-Airport sind. Dieser Voucher könne man dann in den zahlreichen Läden oder in der Ambassador-Lounge einsetzten. Doch wo wir diesen Voucher erhalten können, wurde nicht erwähnt. Da wir genügend Zeit hatten, planten wir, uns dieser Herausforderung zu stellen: Die Suche nach den Voucher.

Wir landeten pünktlich in Singapore und dockten am Terminal 2 an. Wir verliessen den Flieger. Mit dem Airtrain wechselten wir dann gleich in das Terminal 3 und gingen zum Information-Schalter. Wir erkundigten uns darüber, wie wir diese Vouchers erhalten. Die nette Dame verwies uns auf den „iShop“ und erklärte uns den Weg dort hin. Der „iShop“ war etwas versteckt aber wir haben ihn gefunden. Wir mussten nur unsere Pässe und Flugtickets vorweisen, dann bekamen wir die ersehnten Voucher. Wir wussten auch gleich, was wir damit anstellen würden.Mit den Voucher liefen wir schnurstracks  zur Ambassador-Lounge. Für 50 AUS konnte man dort die Lounge inkl. Dusche für einige Stunden benutzen. Hatte man Hunger, standen köstliche Mahlzeiten zur Verfügung. Zusätzlich buchten wir gleich eine Massage und liessen uns die vom letzten Flug verkrampften Gewebe wieder weich klopfen. Herrlich. Die Lounge war gut besucht. Aber wir fanden Platz, wo wir es uns für die nächsten Stunden gut gehen liessen. Über das Gratis WiFi Internet konnten wir uns bei Freunden und Bekannten bemerkbar machen .Achja: Steckdosen gab es auch um unsere Gerätschaften wieder vollzutanken.

 Es war um Mitternacht, als wir die Lounge verliessen. Vorher duschten wir nochmals und zogen die granitur frische Kleider an, welche wir im Handgepäck bereit hatten. Die Dusche zwar zwar sehr erfrischend, wir waren aber von dem sehr langen Tag trotzdem sehr müde. Seit 20 Stunden sind wir nun schon auf den Beinen, und an Schlafen ist im Moment noch nicht zu denken. Und die Anzeigetafel zeigte uns an, dass es wohl noch ein wenig länger gehen könnte: Unser Flug nach Zürich hatte Verspätung. So durften wir noch ein wenig die Zeit tot schlagen. Wir schlenderten daher noch ein wenig durch die Gänge und berücksichtigten den einen oder anderen Shop. Nach einer Stunde hatten wir genug und gingen Richtung Gate. Ein letztes Mal liessen wir die Security-Prozeduren über uns ergehen und stiegen anschliessend in unseren A-380 Richtung Zürich ein. 

Der Flieger war fast vollständig ausgebucht. Es waren kaum freie Plätze auszumachen. Wir schnallten uns an, dann summten auch schon leise die Triebwerke. Im Vergleich zur 737, mit welcher wir nach Singapore geflogen sind, ist es im A-380 nun richtig leise. Der Pilot lenkte den Riesen Vogel über die Rollwege zur Startbahn. Sanft beschleunigte er die Maschine und wir hoben ab Richtung Heimat. Mein Bordunterhaltungssystem ist gleich nach dem Start des Flugzeugs abgestürzt und ich musste es vom Bord-Personal neu initialisieren lassen, was über 10 Minuten dauert – das Initialisieren selbst. Da gerade der Abendservice lief, wurde der Reset erst danach ausgeführt.

An Bord warteten alle Passagiere auf das Nachtessen. Obwohl es bereits spät in der Nacht war, hatten die Passagiere Hunger und wollten anschliessend schlafen. Es dauerte auch nicht lange, bis wir  das Nachtessen auf unserem Tisch hatten. Es war sehr köstlich und wir genossen es trotz grosser Müdigkeit. Die Noise-Cancelling Kopfhörer hatten wir bereits angezogen und darauf gewartet, bis das Tablett bei unseren Plätzen abgeräumt wurden. Dann zogen wir die Augenbinden an, gruben uns tief in die Decken ein und schliefen sehr schnell ein. Es wurde in der Kabine sehr still.

Ein paar Stunden haben wir tatsächlich schlafen können. Das ist nicht selbstverständlich. Die Stunden vergingen und wir schauten uns noch ein paar Filme oder Serienfolgen an. Mein Bordunterhaltungssystem stürzte allerdings nochmals zwei Mal ab. Es ist übrigens immer noch das selbe System wie vor ein paar Jahren, als wir zum ersten Mal mit dem A-380 der Singapore flogen. Schon damals  hatten wir Probleme mit der Performance des Bordunterhaltungsystem. Ich finde, dass die Airline dieses inzwischen veralteten und überforderten System ersetzen sollte.

Wir hatten das schwarze Meer bereits verlassen, als das Frühstück serviert wurde. Noch 2 Stunden bis zur Landung. Die Zeit verging schnell. Der Captain meldete sich kurz vor der Landung und stimmte uns auf eine Warteschleife über der Nordostschweiz ein. Da wir etwas Verspätung hatte, war unser Slot zur Landung zu und wir mussten warten, bis wir ein neues Zeitfenster für den Anflug und Landung vom Zürich-Tower erhielten. Über der Nord-Ost-Schweiz flog unser Flugzeug eine grosse Warteschleife bevor wir dann später in Zürich zur Landung ansetzten. Lange schwebte der Riesen-Vogel über der Landebahn, bevor er hart aufsetzten und abbremste. Es verging nur kurze Zeit, bis unser A-380 am Gate andockte. 

Wir stiegen aus und fuhren mit dem Airtrain zum Hauptterminal, gingen anschliessend durch die Passkontrolle und dann zur Gepäcksausgabe. Eindrücklich, wieviele Gepäckstücke so ein A-380 mittransportiert. Das Gepäcksband war voll mit zahlreichen Koffer, Taschen und Kartons und viele Passagiere hielten Ausblick nach ihrem Eigentum. Wir mussten auch eine Weile warten, bis wir unsere beiden, knallroten Reisetaschen nach zwei Tagen Reisezeit wieder in Empfang nehmen konnten. Der Zustand der angebrachten Kleber und Etiketten an unseren Taschen liess darauf schliessen, dass diese in den vergangenen 30 Stunden viel erlebt haben mussten. Das Band mit dem Strichcode und Flugangaben war richtig gehend zerknüllt und verschrammt. Wir passierten den Zoll und verliessen den Terminalbereich des Flughafens Zürich.Wir hatten bis zur Weiterreise noch ein wenig Zeit: Im Flughafengebäude gab es erst einmal ein richtiges schweizer Kafi. Heimat kann in vielen Formen vorkommen - und wenn es schlicht eine braune Brühe ist :-)

Aufgehört hat anschliessend unsere Reise wie sie angefangen hat: Zuerst mit dem Zug via Olten nach Sursee, dann mit dem Postauto nach Hause. Home sweet home, wir sind gesund und müde wieder zu Hause angekommen. Ohne viel Zeit zu verlieren, haben wir unsere Reisetaschen ausgepackt und verstaut. Es gab keine Verluste oder Beschädigungen. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Reise, die uns für ein Wochenende nach London bringen wird.

 

Fazit:

Unsere Reise nach Australien war anders, als wir es erwartet hatten. Aber trotzdem war diese Reise sehr, sehr schön. Zu Beginn konnten wir uns, bedingt durch die kühlen Temperaturen und etwas „langweiliger“ Gegend, mit dem Land nicht recht anfreunden. Nach den Tauchgängen im wunderschönen Ningaloo Reef kehrte unsere Sichtweise über den riesen Kontinent aber dramatisch und wir lernten Australien von einer sehr spannenden und vielseitiger Seite kennen. Frustrierend auf dieser Reise waren die nicht erfüllten Bedürfnisse, welche vor der Reise vom Veranstalter in unseren Köpfen geweckt wurden. Da waren teilweise auch die Gebiete mit Fliegenplagen, auf welche wir zu wenig vorbereitet waren und sehr nervten. Ein ganz anderer Punkt war aber auch, dass die geplanten Funkverbindungen nicht zustande kamen. - Aber halt! Das ist alles sekundär wenn wir auf den unendlich schönen Sternenhimmel in den Nächten zurückblicken, an die Einsamkeit und Stille des Outbacks zurück denken, oder die schönen Zufallsbegegnungen mit Mensch und Umwelt erinnern. Ob wir wohl wieder einmal nach Australien fliegen? Vielleicht… - doch im Moment beschäftigt uns schon wieder unsere Standardfrage: Where do we go next?