Schweizer Satelliten mit Amateurfunknutzlast

SwissCube, der erste schweizer Satellit - Bild Credits EPFL
SwissCube, der erste schweizer Satellit - Bild Credits EPFL

Am 23.09.2009 wurde SwissCube (Foto) mit einer indischen Trägerrakete in den Orbit gebracht. Er ist der erste vollständig in der Schweiz entwickelte und gebaute Satellit , der sogar eine Amateurfunknutzlast mitführt.

Was vielen nicht bekannt ist: Es war nicht der einzige seiner Art.

 

Man mag es kaum glauben, aber die Primärmission des Satelliten war die Etablierung der in der Schweiz hergestellten Kommunikationssysteme. Da der Satellit im 2m und 70cm Amateurfunkband sendet und empfängt, mag sich mancher Funkamateur ob der Ziele der Primärmission die Augen reiben. Aber wenn etwas wissenschaftlich erarbeitet werden muss, hat auch diese Primärmission seine Berechtigung.

 

Die sekundäre Nutzlast von SwissCube ist dafür etwas greifbarer: Die Untersuchung des "Airglow"-Effekts. Airglow, oder "Nachthimmellicht" wie es auf Deutsch genannt wird, entsteht, wenn die solare Ultraviolettstrahlung auf die Sauerstoff und Stickstoff Moleküle in der Ionosphäre trifft. Dies vor allem in einer Höhe von 90-100km.

 

Diese Effekte wurde mit einer Kamera beobachtet, welche in SwissCube verbaut war. Der richtige Moment für den "Schnappschuss" ist bei einem Cubesat ohne aktive Lagestabilisierung in der Tat schwierig. Aber das Team der EPFL hat einige schöne Bilder geschossen und auch veröffentlicht:

Figure 7

Bezüglich der Sekundärnutzlast verwende ich die Vergangenheitsform. Diese wissenschaftliche Mission von SwissCube ist abgeschlossen, resp. die Nutzlast hat zwischenzeitlich ihren Dienst versagt.

Einer, der das sehr gut weiss, ist Armin Rösch, HB9MFL. Er ist quasi die letzte Kommandostation von SwissCube und hält den schweizer Würfel im Orbit am Leben. Der Satellit ist nur noch sehr schwierig zu steuern. Er ist in der Eingabe taub. Jedoch arbeitet die CW-Bake immer noch. JA0CAW beobachtet die Bake regelmässig und bestätigt den Empfang hin und wieder via Twitter:

Empfang Tipps zu SwissCube:

Der Satellit hat einen sonnensynchronen Polarorbit mit 98 Grad Inklination zum Äquator. Seine Flughöhe beträgt knapp über 710km und benötigt für einen Orbit 98 Minuten. Er ist somit in den Morgen und Abendstunden hörbar.

Seine Bake liegt auf 437.505 MHz und wird in CW gesendet.

DK3WN hat nebst dem CW-Decoder auch einen entsprechenden Telemetriedecoder dazu geschrieben.

Der Reigen der schweizer Satelliten mit Amateurfunknutzlast wurde von der EPFL in Lausanne gestartet. Die Romands haben somit das Rennen gemacht. Doch interessanterweise ist nicht eine Uni oder Hochschule der Deutschschweiz  als Verfolger aufgetaucht, sondern aus dem Tessin. TIsat-1 wurde an der Hochschule SUPSI entwickelt und gebaut. Ebenfalls mit einer indischen Trägerrakete fand der Satellit am 12. Juli 2010, also vor gerade mal 10 Jahren, den Weg in den Orbit.

 

Als Besonderheit kann erwähnt werden, dass der Satellit 2 Transceiver an Bord hatte. Einen von der SUPSI entwickelt wurde und ein Kommerzieller. Der kommerzielle Transceiver war tatsächlich ein altbekannter quasi ab der Stange gekauft: Ein Alinco DJC-6. Hier wurde selbstverständlich nur die Platine im Satellit verbaut und nicht das ganze Handfunkgerät.

 

Das ergibt natürlich verschiedene Experimentiermöglichkeiten. Zum Beispiel sendete der Satellit am 01.08.2011 die Schweizer Nationalhymne, welche von DK3WN aufgezeichnet wurde.

 

Wenn man als Funkamateur die Konfiguration zweier vollständiger Transceiver anschaut, dann kommt man natürlich schnell auf die Idee, dass dieser Satellit auch ein Transponder besitzt. Das ist in der Tat so. Laut Planung der SUPSI sollte dieser auch nach der wissenschaftlichen Mission auch aktiviert werden.

 

Aktueller Status: 

TIsat-1 lebt und wird regelmässig beobachtet wie ein Blick in die Satnogs Datenbank zeigt.

Meine Nachfrage bei einem OM, der im Projekt involviert war, hat ergeben, dass die SUPSI ihre Labore an eine neue Adresse umziehen muss. Die Groundstation müsste erst wieder neu aufgebaut werden. Daher ist es im Moment leider unklar, wie es mit TISat-1 weiter gehen wird.

 

Empfangstipps TIsat-1

Die Tessiner wählten fast den gleichen Orbit wie die Romands bei SwissCube. Allerdings liegt die Bahn etwas  60km tiefer, so das sich die Umlaufzeit auf 96Minuten verkürzt.

Die Frequenz der CW-Bake liegt auf 437,305 MHz.

Nach wie vor ist der offizielle JAVA Standalone CW-Deoder der SUPSI online erhältlich.

Astrocast.01 und Astrocast.02 sind zwei Satelliten, an welcher die HSLU beteiligt ist. Diese hat auch die Satelliten mit einer Amateurfunknutzlast ausgerüstet. Leider ist darüber nur wenig dokumentiert.

Bekannt ist, dass sich mittels der Telemetriebake Ranging-Experimente zur Positionsbestimmung durchführen lassen. Dieses Experiment basiert auf einer Idee von Stefan Eckart, DL2MDL,  aus Zeiten von OSCAR-10 und OSCAR-13. HB9ARK hat diese Idee neu aufgegriffen und gemeinsam mit der HSLU in einer modernisierter Form umgesetzt.

Diese beiden Satelliten sind Technologiedemonstratoren für eine Flotte von Satelliten, welche Internet der Dinge (IoT) in Zukunft unterstützen soll. Der Nutzen für den Amateurfunk ist bisher leider nur sehr gering.

 

Es sind also bisher vier Satelliten im Orbit angekommen, welche eine schweizer Amateurfunknutzlast mitführten. Zwischendurch gab es immer wieder Projektankündigungen von weiteren Hochschulen und Universitäten. Aber diese Projekte haben das Zeichenbrett nie verlassen.

 

Schön wäre doch mal so eine richtiger Amateurfunk Lineartransponder auf einem schweizer Satelliten. Bisher ist das im HB9-Land Wunschdenken.

 

Nun, zur Zeit kocht es in der Gerüchteküche bezüglich eines neues schweizer Projekts. Eventuell werden wir schon bald mehr darüber hören. Eine Vorhersage möchte jedoch ich nicht wagen. Schon in meinem letzten Blog habe ich zu viel Erwartungshaltung über einen bevorstehenden Start eines Kurzwellen-Satelliten geschürt. Der Start wurde auf Mitte 2021 verschoben.

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