E.T.'s Bakensender auf 982,002 MHz

Das Parkes Observatory in Australien. Hier soll das Signal entdeckt worden sein. Credits: Von CSIRO, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35441
Das Parkes Observatory in Australien. Hier soll das Signal entdeckt worden sein. Credits: Von CSIRO, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35441

Onlinenewsportale und Youtube werden derzeit überflutet mit dieser News. Das Parkes Observatory in Australien soll ein ausserirdisches Signal entdeckt haben. Nach dem WOW-Signal ist es das zweite Signal, dass für Aufsehen sorgt. Ich habe mir das Thema aus der Sicht eines Funkamateurs angeschaut.

 

Es wäre wohl einer der wichtigsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte: Der Nachweis einer technologisch entwickelter Zivilisation im Weltall. Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass es nicht die Frage ist, ob man sie findet, sondern wann. So faszinierend eine Entdeckung auch sein mag: Bei der wissenschaftlicher Beweisführung muss man sehr genau vorgehen.

 

 

Das Signal wurde am Parkes Observatory etwa nicht zufällig entdeckt. Ganz im Gegenteil: Man hat zu diesem Zeitpunkt genau nach einem ausserirdischen Signal gesucht, dass nicht natürlichem Ursprungs ist. Im Rahmen des "Breakthrough Listen"-Projekts der SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) hat man 26 Stunden lang das System Proxima "Centauri" belauscht. Dieses millionenschwere Projekt wurde 2015 unter anderem mit Unterstützung von Prof. Stephen Hawking ins Leben gerufen mit dem Ziel, Beweise für eine technologische Zivilisation im All zu erbringen. Dieses Projekt ist sehr ernst zu nehmen, da die Untersuchung mit sehr strengen wissenschaftlichen Methoden begleitet wird. So versucht man alle natürlichen und unnatürlichen Signalquellen auf und um unseren Planeten als Ursache auszuschliessen.

 

Wie wird gesucht?

"Nodding" auf Deutsch "Nicken" wird bei der Suche eingesetzt und gilt schon einmal als einer der Hauptindizien in der Beweisführung. Sobald man ein vermeintliches Signal beobachtet, dreht man die Antenne von der Quelle so weit weg, dass das Empfangssystem es theoretisch nicht mehr empfangen dürfte. Gewählt wird einen Bereich der Hemisphäre, dass sehr wenige Signale aufweist. Wenn das Signal für eine bestimmte Zeit dort nicht auftaucht, dreht man die Antenne zur Quelle wieder zurück. Dieser Vorgang wiederholt man immer wieder um sicher zu gehen, dass das Signal immer von der selben Position stammt. 

Das ist ein Prozess, der über Stunden dauert. In dieser Zeit, dreht sich die Erde weiter und mit ihr die Position der Signalquelle. Ein weiteres Indiz, dass das Signal vom selben Sternensystem stammt.

Ganz gezielt sucht man auch nach einem Dopplereffekt. Nur schon, durch die Rotation der Erde, entsteht gegenüber den interstellaren Objekten ein Dopplereffekt. Dazu weiter unten mehr.

Das Parkes Observatory liegt in einer ländlichen Gegend von Südost-Australien. Viele künstliche Radioquellen gibt es in dieser Gegend nicht. Die meisten vermeintlichen Signale, die man von dort entdeckt hat, haben sich als irdisch heraus gestellt. 1998 war man einem Signal auf der Spur, dem man sogar einen Namen gab: "Perytons". Unrühmlicher weise stellte es sich heraus, dass das Signal aus dem eigenen Gebäude stammt: Es war die Mikrowelle in der Küche, die falsch betrieben wurde (im laufenden Betrieb wurde die Türe der Mikrowelle geöffnet. Dabei entwichen kurze Mikrowellen-Burst aus dem Gerät.

 

Was hat man entdeckt?

Wenn wir auf der Erde ein Satellitensignal beobachten, sehen wir einen Doppler-Effekt. Der auf der Frequenzskala immer von oben nach unten verläuft. Auf Grund der Frequenz und Grösse des Dopplereffekts, kann man die Distanz zum Objekt ermitteln. Im "Breakthrough Listen" Projekt kann man auf diese Weise schon mal die irdischen Quellen sehr genau ausschliessen.

Entdeckt hat man nun ein Signal exakt auf 982.002 MHz. Als Funkamateur fragt man sich natürlich sofort, welche Art/Modulation dieses Signal hatte. Und jetzt kommts: Es war ein unmodulierter Träger. Wir sagen dem auch CW. Nur das ein Dauerstrich gesendet wurde.

Bisher kennt die Wissenschaft keinen natürlichen physischen oder chemischen Prozess, der ein Signal auf dieser Frequenz erzeugen kann.

Auf Grund der Doppler-Verschiebung fand man heraus, dass es sich um einen der Planeten um Proxima Centauri handeln muss: Die Berechnungen ergaben: Es war der Planet "Proxima Centauri b".

 

Und wo liegt "Proxima Centauri b"?

Er ist unser Nachbar! Proxima Centauri gehört zum Dreifachsternsystem Alpha Centauri. Das System ist ca. 4,2 Lichtjahre von uns entfernt.
Der Planet Proxima Centauri b umkreist seinen Heimatstern in der sogenannten habitablen Zone. Das heisst, dass nach heutigem Wissensstand und Definition dort theoretisch Leben möglich ist.

Die Cassini-Sonde hat mal ein schönes Bild von unserem Nachbar geschossen. Und zwar aus dem Orbit des Saturns:

 

Alpha Centauri AB over limb of Saturn PIA10406.jpg
Von NASA/JPL/Space Science Institute - <a rel="nofollow" class="external free" href="http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA10406">http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA10406</a>, Gemeinfrei, Link

 

Proxima Centauri b ist also unser Nachbar im Weltall. Er ist gerade mal 4,2 Lichtjahre von uns entfernt. Nun, dass sind ca. 39.73 Billionen Kilometer. Um auf diese Weise einen Spike im Spektrum zu erzeugen braucht es Leistung – richtig viel Leistung. Schon die Freiraumdämpfung liegt ca. bei 230 dB. Mehrere Megawatt Leistung müsste der Sender haben, um nur ein kleinen Spike bei Parkes erzeugen zu können.

 

Sind es ausserirdische Funkamateure? (Eine solche Frage darf man ja als Funkamateur stellen :-)

Bei solchen Themen kann man wunderbar spekulieren. Und wenn schon die ganzen Youtube-Kanäle  mit dieser News ins Kraut schiessen, so erlaube ich mir als Funkamateur ein paar nicht ernst zu nehmenden Spekulationen anzustellen:

E.T. scheint hier auf 982,002 MHz gerade einen Dauerträger zu setzen. Vielleicht ist er beim CW tasten eingeschlafen oder seine Remote-Station ist ausser Kontrolle geraten. Vielleicht ist es auch die Idee eine Interplanetaren Bake? Das zuständige Bundesamt auf Proxima Centauri b scheint auf jeden Fall sehr grosszügig bei der Leistungsgrenze zu sein. Wie auch immer. Eines ist für mich klar:  Ein unmoduliertes Signal (CW) scheint immer noch die einfachste Methode zu sein, um im Äther auf sich aufmerksam zu machen. 

 

Was sagen die Wissenschaftler?

Im Scientific American Magazin, in welcher diese Entdeckung offiziell publiziert wurde, drücken sich die Wissenschafter sehr vorsichtig aus. Sie können bisher das Signal keiner irdischen Quelle zuordnen. Es scheint ein nicht natürliches Signal zu sein. Und nach bisherigen Erkenntnissen stammt die Quelle vom Planeten "Proxima Centauri b". Bisher schliessen sie es aber zu 99,9% aus, dass das Signal von E.T. stammen könnte. Ihre Erfahrung sprechen einfach dagegen.

Nun muss das Ausschlussverfahren weiter durchgeführt werden. Dies auch von weiteren unabhängigen wissenschaftlichen Teams. Und parallel dazu muss ein weiteres unabhängiges Team das Signal mit einer eigenen Messeinrichtung bestätigen. Da können wir ja nur hoffen, dass E.T. seine interstellare Bake nicht ausschaltet.

 

Die Suche ist quasi Open Source

Die Break Through Initiative stellt ihre Daten zur weiteren Erforschung zur Verfügung. Die Informationen darüber findet man auf deren Webseite: https://breakthroughinitiatives.org/opendatasearch

Die notwendige Applikation kann man sich via Github beschaffen: https://github.com/UCBerkeleySETI/breakthrough

 

 

Ich werde die weitere Entwicklung um dieses Thema gespannt verfolgen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Tobias Claren (Montag, 28 Dezember 2020 05:23)

    Egal wie hoch die Chance ist, dass es von diesem System und Planeten stammt und künstlich ist, es wäre kein Fehler das Signal, falls man es weiter empfängt Live ins Intertnet zu streamen, bzw. das schon aufgezeichnete Signal zum Download bereit zu stellen.

    Ist eigentlich bekannt wie groß die Antenne dafür sein müsste?
    Wäre es ausgeschlossen dass Amateure (scheinbar nur in der südlichen Hemisphäre) es schaffen es zu empfangen?
    Falls der Durchmesser zu groß ist, mit einem Array aus DIY-Antennen.
    Die Frequenz selbst wäre z.B. noch im Bereich den diese USB-Sticks mit z.B. rtl2832u-Chip für ein paar Euro empfangen können.

  • #2

    Michael, HB9WDF (Montag, 28 Dezember 2020 14:18)

    Hallo Tobias
    Danke für Deinen Kommentar.
    Das Alpha Centauri System ist bis zum 27sten Breitengrad auf der Nordhalbkugel sichtbar. Daher knapp unterhalb der kanarischen Inseln.
    Für private Wellenjäger wird es wohl sehr schwierig sein, dieses Signal zu empfangen. Ausser, man würde mehrere Empfangsstationen miteinander synchronisieren.
    Das Breaktrough Projekt ist aber jetzt schon Open Source und Du kannst Dich daran beteiligen: https://breakthroughinitiatives.org/opendatasearch

    Da die Entdeckung seriös publiziert wurde, gehe ich davon aus, dass nun von anderen Gruppen gezielt danach gesucht wird. Wenn das Signal bestätigt wird, werden sicher auch private Gruppen sich darauf konzentrieren.