Arduino hat die Rotorsteuerung übernommen

LVB Tracker (Leihgabe HB9TRT) oben und AMSAT IF-100 Interface unten. Beim IF-100 gibt es ein bekanntes Problem: Nach vielen Jahren laufen verflüssigen sich die Füsse und laufen aus...
LVB Tracker (Leihgabe HB9TRT) oben und AMSAT IF-100 Interface unten. Beim IF-100 gibt es ein bekanntes Problem: Nach vielen Jahren laufen verflüssigen sich die Füsse und laufen aus...

Zu Beginn meines Satellitenzeitalters nutzte ich ein IF-100 Interface der AMSAT. Über 15 Jahre war dieses stylisch schwarze Kästlein in meinem Shack beheimatet. Das Geklapper der Relais habe ich heute noch in den Ohren. Bei einem Wechsel meines Stations-Rechners, hatte ich keine Parallel-Schnittstelle mehr zur Verfügung. Seither hatte ich den LVB-Tracker über viele Jahre bei mir im Einsatz, welchen ich von HB9TRT leihweise erhalten hatte. 

Er möchte das Interface erst wieder zurück, wenn er dann endlich im neuen QTH seine Antennen aufstellen kann. Im neuen QTH ist er bestimmt schon seit über 5 Jahre. V/UHF Yagis habe ich noch keine auf dem Dach gesichtet. Naja, vielleicht hat er etwas mehr Druck, wenn ich ihm sein Interface nächstens wieder zurück bringe.

 

Mit meinem ersten Arduino-Projekt hatte ich Lunte gerochen und mich in der Welt der Einplatinen-Rechner etwas schlauer gemacht. Seither bin ich also eine Wissensstufe höher: Von "ich habe davon absolut keine Ahnung" zu "Wow, bin ich ein blutiger Anfänger". Mal schauen wohin die Reise mich führen wird.

 

Bei meinen Recherchen über mögliche Anwendungen für meine Amateurfunkzwecke bin ich über "Simplesat Rotor Controller" von W9KE gestossen. Die Einfachheit hat mich begeistert. Die meisten Bauteile dazu lagen bereits in meiner Bastelkiste bereit. Den Rest wurde schnell über den Onlinehandel beschafft.

 

Hätte ich zu Beginn die Transistoren nicht verkehrt herum reingelötet, wäre der Aufbau schon innerhalb einer Stunde abgeschlossen gewesen. So habe ich eine lehrreiche Zusatzrunde mit Fehlersuche und anschliessend mit meinem Lötkolben verbringen dürfen.

Die Protoplatine steckte ich dann auf den Arduino und schloss es an das G-5600 Steuergerät und den Stationsrechner an. Die Elevationssteuerung hat auf Anhieb funktioniert. Doch das Azimuth (laut Wikipedia auch "der Aszimuth") legte ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Eigentlich wollte er praktisch jede Zielposition mit einer Rechtsdrehung anfahren. Nur ganz Wenige suchten ihren Weg zum Ziel über eine Linksdrehung.

Langes Kopfkratzen stellte sich ein. Wie konnte das sein? "Hoffentlich nicht der Quellcode", schoss es mir durch den Kopf. Es wäre doch viel einfacher, wenn ich doch nur etwas verkehrt herum angeschlossen hätte. Doch die Logik liess keinen anderen Schluss zu, als im Quellcode nach einem entsprechenden Parameter zu suchen. So durfte ich in meinem Portabel-Projekt einmal mehr Neuland betreten, das ich noch nicht kannte.

 

Den Quellcode von Simplesat schaute ich mir in der Folge also genauer an. Tom hatte diesen, wie es sich gehört, mit Informationseinträgen ergänzt und erwähnt, dass er den Code für einen Azimuthrotor von 450° geschrieben hat. Aber wenn man in SatPC-32 das Azimuth auf 360° einstellen würde, dann würde der Rotor dann schon in die richtige Richtung drehen.

Das war vermutlich von Tom eine falsche Annahme, da der Arduino auf Grund der Parameter selber entscheidet, ob er nach rechts oder links die Position anfahren wird. 

Vergeblich habe ich versucht, die Parameter im Quellcode auszutricksen. Wenn ich mehr KnowHow in diesem Bereich hätte, hätte ich vielleicht einen Weg gefunden. Doch musste ich mir eingestehen, dass meine Kenntnisse in der Welt der Einplatinencomputer bei Weitem nicht ausreichte.

 

Von einfach, hin zu komplex:

 

Der Arduino hat nun die Kontrolle über den G-5600 übernommen
Der Arduino hat nun die Kontrolle über den G-5600 übernommen

Mit Simplesat bin ich also irgendwie nicht vom Fleck gekommen. Irgendwann stolperte ich über die Lösung von K3NG. Anthony hat mir weiteren Applikationsautoren ein recht komplexes Steuerungssystem hinbekommen, das sogar Remotefähig ist.

Das hat mich beeindruckt aber auch ein wenig abgeschreckt. Denn wenn ich schon Simplesat nicht im Griff habe, wie denn auch so ein Monsterwerk? Ganz nach dem Motto, "Den mutigen gehört die Welt", habe ich mich ins Abenteuer gestürzt.

Der physikalische Aufbau der Protoplatine ist mehr oder weniger identisch wie bei Simplesat. Nur wenige Änderungen musste ich vornehmen. Ein paar weniger Parameter stellte ich im Sketch, also dem Quellcode, auf meine Gegebenheit um. Dann war auch schon alles auf dem Arduino installiert.

Nachdem ich SatPC-32 gestartet hatte, fing auch schon mein Steuergerät an zu klappern. Gespannt schaute ich auf die Anzeige: Elevation und Azimuth drehten schon mal in die richtige Richtung - und stoppten auch genau bei den richtigen Zielparametern. So einfach kann es gehen.

 

Nun habe ich also ein Interface, das meinen Satellitenrotor korrekt steuert. Und das Ding hat noch gewaltiges Ausbaupotential: Display mit Touchescreensteuerung, Netzwerksteuerung, Offlinesteuerung der Satelliten ohne Applikation - auf mich warten noch lange Nächte, wenn ich all dies umsetzen möchte. Und weiteres Potential gibt es oben drauf: Die Autoren haben die Software so geschrieben, dass sie für unterschiedliche Rotorsysteme, inkl. Eigenbau, eingesetzt werden kann.

 

Einen weiteren Ausbauschritt kommt derzeit nicht in Frage. Priorität hat weiterhin mein Portabel-Setup für Satellit, über welches ich hier schon bald wieder berichten werde. Und ab Herbst wird mein Shack rundumerneuert und wartungsfreundlich aufgebaut. Die Ideen gehen mir zu Glück nicht aus.

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