Das Logbuch aus den Wolken

Mein aller erstes Logbuch im Dezember 1995 war ein blankes Blatt A4, auf welchem ich einigermassen strukturiert meine ersten grossen Erlebnisse meines Amateurfunkabenteuers eingetragen hatte. Das erste QSO war auf 2m SSB. Nein, ich wollte partout nicht ein QSO auf FM über einen Repeater fahren. Das erste QSO überhaupt in meinem Logbuch musste eine Direktverbindung in SSB sein. HB9RDE, Rolf, war meine erste Gegenstation. Er rief auf 144.300 längere Zeit "CQ Norddeutschland". Für einen Moment vergas Rolf den Zusatz "Norddeutschland" im CQ anzufügen und ich gab ihm Antwort. Ich merkte schon, dass er als DXer jetzt nicht Glücklich über das Lokal-QSO war. Aber als ich ihm sagte, dass er mein aller erstes QSO überhaupt auf Amateurfunk war, beglückwünschte er mich zu meinem ersten QSO und sandte mir auch postwendend eine QSL-Karte zu. Über 20 Jahre später bin ich Rolf, HB9RDE zum ersten mal persönlich begegnet und ich erzählte ihm von dieser Verbindung. Er meinte augenzwinkernd, dass ich damals Glück hatte. Denn normalerweise wäre er sehr ungehalten gewesen, wenn eine lokale Station auf seine "CQ Norddeutschland"-Rufe reagiert hat.  

So, das war sie nun meine Kurzstory über meine aller erste Amateurfunk-Verbindung. Da hängen bei mir auch heute noch Emotionen drin. Leider habe ich das Papierlog mit diesem QSO nicht mehr. Aber elektronisch ist es erfasst. Und es hat schon einige Migrationen in unterschiedliche Logs überlebt.

 

In meinen Anfangszeiten als Funkamateur Mitte der 90er Jahre gab es ein Stations-Automationsprogramm, welches auf den Satellitenbereich perfekt zugeschnitten war. Nebst der Visualisierung der Satellitenbahnen wurden TRX und Rotor gesteuert. Sämtliche Daten wurden anschliessend im Logbuch automatisch übernommen. So hatte man den Satellitennamen, Mode, Up- und Downlink-QRG sowie Azimut und Elevation automatisch im Log. Nach der Jahrtausendwende wurde das Logbuch nicht mehr weiterentwickelt. Lange Zeit musste ich auf den Komfort verzichten.

 

Dieses Logbuch nannte sich damals "Winham" und stammte von Kurt Moraw, DJ0ABR. Es war eine Stations-Software, welche nebst Logbuch auch ein Satelliten-Tracking, Packet-Terminal und viele weitere Module beinhaltet hatte. Leider hat Kurt die Weiterentwicklung eingestellt. 

Auf der Suche nach einem neuen Logbuch bin ich am Schweizer "Sackmesser" hängen geblieben: Swisslog. Die Migration von Winham auf Swisslog war abenteuerlich. ADIF als Standard-Schnittstelle, kannte man damals kaum. Und meine IT-Kenntnisse waren noch marginal.

 

Lange war Swisslog mein Zuhause. Mir fehlte damals aber noch die Transceiver-Steuerung. Vor allem für den Satellitenbetrieb. Dazu musste ich parallel eine weitere Applikation laufen lassen, welche jedoch keine Schnittstelle zum Logbuch hatten. Irgendwann bin ich bei Hamradio Deluxe hängen geblieben. Damals noch die freie Version, welche von Simon Brown entwickelt wurde. Später habe ich mir sogar die kommerzielle Lizenz gekauft. Leider hat das HRD-Logbuch heute einen dilettantischen Fehler mit der Frequenz oberhalb 1000 MHz. Die QRG wird falsch mitgeschrieben. HRD sieht keine Prio, dieses Problem zu ändern. Zudem wies das SAT-Modul von HRD ebenfalls Unzulänglichkeiten in der Transceiversteuerung auf, welche nach meinem Wissen bis heute nicht behoben wurden. Also, machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative. Mit Log4OM bin ich bei einem weiteren sehr innovativen Programm gelandet. Obwohl die QSO's für Satellit darin korrekt erfasst werden können, fehlte mir darin nach wie vor die automatische Übernahme der Satellitendaten.

 

Irgendwann bin ich über einen Tweet von Peter 2M0SQL gestolpert. Er sprach von Cloudlog und von der Anbindung von SatPC-32. Cloudlog ist ein Opensource-Projekt von Peter, das au Github verfügbar ist. Kurz zuvor hatte ich meinen ersten Raspberrypi in Betrieb genommen. Als blutiger Anfänger in Linux war ich motiviert, Cloudlog auf dem Raspi aufzusetzen. Dazu musste ich zuerst einen LAMP-Server installieren bevor ich Cloudlog als Webservice darauf installieren konnte. Trotz meinen minimalsten Linux-Kenntnissen gelang es mir dank den Tutorials Cloudlog zum laufen zu bringen.

Nach ein paar Tagen spielen war ich von Cloudlog begeistert. Es ist gut durchdacht. Bei der Bedienung merkt man, dass Peter sehr viel Praxiserfahrung einfliessen liess. Was mir natürlich sofort gefiel, war das Erfassen von QSO's über Satellit. Ob Live, mit Daten die direkt von SatPC-32 gezogen werden, oder QSOs, die in den Vergangenheit liegen: Die Erfassung gelingt rasch, da intelligente Funktionen den Operator beim Eintragen der Daten unterstützt. Dabei achtet Peter darauf, dass nicht zu viel automatisiert wird, aber eben auch nicht zu wenig. 

Mein Entschluss war klar: Meine Satelliten-QSO's werden zukünftig nur noch über Cloudlog geführt. Somit wurde zum ersten Mal das QSO mit HB9RDE nicht direkt in ein neues Logbuch migriert. Ich beliess es vorerst auf Log4OM. Doch mit der Zeit überzeugte mich Cloudlog so sehr, dass ich nun alle QSOs darin geführt werden. 

 

Bei meiner kürzlichen Aktivitäten auf Gozo/Malta als 9H/HB9WDF habe ich nun auch zum ersten Mal Cloudlog genutzt. Wie mir 2M0SQL verriet, arbeitet er für solche Fälle derzeit auch an einer Offline-Lösung für Cloudlog. Denn schlechte Internetverbindungen sind derzeit ein Hindernis für den Einsatz von Cloudlog weit weg von zu Hause.

 

 

 

Bericht im AMSAT-DL Journal und HB-Radio

Diesen Blogbeitrag habe ich vor über einem Jahr angefangen zu schreiben. Es ist einer der Beiträge, der so umfangreich wurde, dass daraus ein Beitrag für das AMSAT-DL Journal und HB-Radio wurde. In diesen Beiträgen gehe ich auch noch mehr auf den Funktionsumfang von Cloudlog ein.

Die beiden Beiträge sind identisch. Da die Mitglieder der AMSAT-DL und USKA den Bericht bereits lesen konnten, veröffentliche ich nun diesen in meinem Blog. Der Bericht über Cloudlog kann hier als PDF runter geladen werden.

 

Bericht Cloudlog HB Radio 05/2021

 

Fazit:

Für mich ist Cloudlog die richtige Lösung für den Satelliten affinen Funkamateur. SatPC32 verfügt derzeit den aktuellsten Funktionsumfang aller Bahnverfolgungsprogrammen. Das Interface "SatPC32 to Cloudlog" ermöglicht mir nun den Komfort, den ich zu Zeiten von Winham hatte. Aber ich empfehle Cloudlog auch allen anderen Funkamateuren, die nicht über Satellit QRV sind. Denn es ist für jegliche Anwendung (Contest, IOTA, SOTA, etc) einsetzbar.

 

Peter hat noch viele Ideen, wie er Cloudlog weiter  entwickeln möchte. Demnächst soll die Version 2.0 veröffentlicht werden. 

 

Quellen:

Cloudlog  -  http://www.cloudlog.co.uk/

SatPC32 to Cloudlog Interface  -  https://github.com/magicbug/SatPC32-To-Cloudlog

Forum Cloudlog  -  http://forum.cloudlog.co.uk/

Swisslog  -  https://www.swisslogforwindows.com/

Log4OM  -  https://www.log4om.com/

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